sbr: Brumm in zus. NF-Stufe

ID: 398334
? sbr: Brumm in zus. NF-Stufe 
03.May.16 20:53
267

Steffen Thies (A)
Redakteur
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Meine Ondolina ist von ihrem Vorbesitzer offensichtlich deutlich über das Verfallsdatum am Laufen gehalten worden, und er hat auch einiges umgebaut. Neben einem magischen Auge hat er eine EF 11 als NF-Vorstufe spendiert, und als die EBL 3 aufgab, kam noch eine EL 84 auf den Trafo. Die Gleichrichtung mußten weiterhin die Dioden der EBL machen, so daß immerhin 3 zusätzliche Röhren zu speisen waren. Trotzdem ist nichts abgebrannt.

Mir war seinerzeit nicht bekannt, daß es eine Endstufe mit Dioden gab, und das vorhandene Exemplar war schwarz gegrillt, da nur das Gitter abgeklemmt war. Also riet ich "EL 3" und rätselte lange an der vermeintlich unvollständigen Schaltung herum. Schließlich entschloß ich mich, die EL 84 drinzulassen und spendierte statt der EF eine EBF 11. Nach umfänglicher Restaurierung spielt das Radio nun vorzüglich, aber... siehe oben!

Auch bei zugedrehter Lautstärke stehen etwa 3 Vss mit 100 Hz am Übertrager. Außerdem zischt es merklich - an Verstärkung mangelt es nicht. Am Gitter der Endröhre sind es noch 150 mV, auf der Anodenleitung 20 mV. Letzteres erscheint mir ok, was denken Sie? Schließt man das Gitter der EBF kurz, so verschwindet das Brummen. Testet man mit offener Meßleitung, so reagiert nur dieses G mit starkem Brummen, sonst nichts an dieser Röhre. Die Leitung zum Poti vor dem Trenn-C ist unempfindlich, solange es zugedreht ist. Eine andere EBF half nichts. Dann habe ich noch die Anoden- und Heizspannungsleitungen in der Nähe ihres Gitters bewegt, aber ohne hörbare Änderung.

Was könnte ich nun tun, um das Brummen auf erträglicheres Maß zu reduzieren?

Schaltbild der Vorstufe anbei. Das Ganze entspricht etwa den Betriebswerten der EF 11 im Telefunken 076 WK, kann also so falsch nicht sein. Allerdings ist dort die Kathode auf Masse und das Gitter erhält Regelspannung - das wäre vielleicht einen Versuch wert.

Grüße,

Steffen Thies



 

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Nächster Schritt 
06.May.16 22:02
267 from 2646

Steffen Thies (A)
Redakteur
Beiträge: 278
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Ich habe nun getestet, ob die Verbindung mit der Regelspannung etwas bringt. Leider ist's in Sachen Brumm noch nicht der Volltreffer, eine gewisse Verbesserung ist allerdings da. Es brummt ohne Sender genauso wie zuvor, sobald jedoch Empfang da ist, wird es leiser (und auch das Rauschen). Die Lautstärke ist moderater, bzw. man muß weiter aufdrehen. Das ist jedoch harmonischer als vorher, da war humane Lautstärke auf einem Drittel des Reglers zusammengedrängt. Ich glaube, diese Option bleibt drin.

Bitte um weitere Vorschläge!

Steffen Thies
 

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Masseverbindung - Brummschleife 
08.May.16 14:03
421 from 2646

Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel

Hallo Herr Thies,

möglicherweise sind bei den Umbaumassnahmen und Restaurierung die originalen Masseverbindungen z.B. vom Lautstärke-Poti und der Minus-Pole der Siebelkos verändert worden. Durch die 100 Hz Ströme aus der Stromversorgung können die Brummstörungen über Masseverbindungen zum NF-Verstärker gelangen, wenige mV Brumm zwischen G1 und Kathode werden - nun zweistufig - gut verstärkt werden.

Falls in diesen Bereichen etwas verändert wurde: Als erstes die ursprüngliche Verdrahtung der Lade- und Siebelkos wieder herstellen. Ebenso die Umgebung des Lautstärke-Reglers prüfen: Laut Schema beim techn. ident. Modell Ondolinette 340A soll der Fusspunkt des Potis an einem Anzapf (Punkt 15) des Kathodenwiderstands der EBL1, einer Reihenschaltung 150Ω und 400Ω, liegen.

Vielleicht wurde hier beim Einsatz der EL84 etwas verändert da anderer Arbeitspunkt ... Die auf den ersten Blick ungewöhnliche Schaltung im Kathodenzweig der EBL1 ist ein Teil der Brummkompensation, die Endstufe erhält ihre Anodenspannung mit entsprechend 100Hz "Ripple" direkt vom Ladeelko.

In Ihrem Schemaausschnitt aus Post #1 zeigen Sie jedoch den Poti-Fusspunkt direkt an Masse liegend!

Meine Empfehlung wäre der Rückbau in den Originalzustand mit der EBL1, eine Röhre die zum Glück nicht selten und damit einfach beschaffbar ist. Wenn Ihnen kein Exemplar zur Verfügung steht kann ich Ihnen gern eine EBL1 zukommen lassen.

Bei der Ondolinette 340A stehen zum Glück einige Bilder der Verdrahtung zur Verfügung.

Grüsse und viel Erfolg,
Bernhard Nagel

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Wird geprüft 
10.May.16 21:09
632 from 2646

Steffen Thies (A)
Redakteur
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Vielen Dank, Herr Nagel!

Ich sehe mir das an. Die Masseverbindung des Potis und der EBL 1 (richtig, nicht 3) sehen zwar original aus, aber die Lötstellen sind generell stark vergammelt. Das mag alte Umbauten angeglichen haben. Die Verdrahtung des Elkos ist es mit Sicherheit nicht, der fehlte.

Bitte um etwas Geduld. Bei Schönwetter ruft der Garten!

Grüße,

 

Steffen Thies
 

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Teilerfolg 
12.May.16 21:59
742 from 2646

Steffen Thies (A)
Redakteur
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Hallo Herr Nagel,

der Hinweis auf die Verdrahtung und die Bilder beim 340A war hilfreich.

Ich habe zwar nicht vor, auf die EBL 1 zurückzubauen, weil der alte Umbau nun mal Teil der Vorgeschichte ist und außerdem das Loch, in dem jetzt die EBF 11 sitzt, ein Problem wäre. Wäre ja auch unsportlich... Die Fassung ist übrigens dort, wo der Elko mal saß, ich habe die Kabeldurchführung darüber für diese Stelle gehalten - paßt perfekt und ließ sich auf kürzestem Weg an die Verteilung anschließen.

Es war jedoch eine Brummschleife dadurch entstanden, daß die Kathode und der Gitterableitwiderstand auf entgegengesetzten Seiten der Vorstufe an das Chassis gelötet waren. Letzterer landete dadurch dicht beim Trafo. Bei Verbindung mit dem Kathodendraht ging die Brummspannung auf die Hälfte zurück. Das blieb auch nach der Entfernung der RC-Kombination und Anschluß an die Regelleitung so. Funktion damit sehr schön, keine Verzerrungen oder Pfeifneigung.

Weiter habe ich versucht, den Brumm aus der Anodenleitung über Trenn-C und ein Poti in das Gitter einzuspeisen. Die Phasenlage stimmt, man erhält ein deutliches Minimum, das den Brumm nochmal halbiert, wenn der Regler knapp vor Masse steht. Das kostet aber viel Signal. Ich werde nun versuchen, diese Spannung am Fußpunkt des Lautstärkereglers einzuspeisen. Dann wird's beim Aufdrehen hochohmig und sollte ohne Klangverlust bleiben.

Grüße,

 

Steffen Thies
 

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Hauptgewinn 
16.May.16 21:53
887 from 2646

Steffen Thies (A)
Redakteur
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Beim nächsten Versuch erwies es sich als hilfreich, daß die EL 84 schon einen geteilten Kathodenwiderstand hatte, und zwar hatte ich zu der vorhandenen Kombination von 150 Ohm und 100 µF noch 50 Ohm in Reihe geschaltet, um den Anodenstrom passend für den Übertrager zu machen und die Verstärkung etwas zurückzunehmen. Also einfach das Poti mit C aus dem letzten Versuch dort angeklemmt. Resultat mäßig, es ließ sich nur jede zweite Welle ein wenig dämpfen. Ich wurde dann mutiger und ließ den Kondensator weg:

Und jaaa, Tor, Tor, Tor!

Als der Schleifer am kathodenseitigen Anschluß stand, schrumpfte das Brummen auf nur noch 15 mVss am Gitter der Endstufe, nur noch 1/10 des Anfangswerts. An der Kurvenform war zu sehen, daß kaum noch mehr rauszuholen sein würde (es bleiben höhere Frequenzanteile, man hört jetzt ein leises Summen). Das Poti war somit überflüssig, es brauchte nur der Lautstärkeregler mit diesem Punkt verbunden werden. Einwandfrei! Und das, obwohl die Vorstufe nicht auf demselben Potential liegt. Erwartet hatte ich das auch deswegen nicht, weil hier eine Stufe mehr als original in der Schleife liegt. Eigentlich müßte da die Phase falsch herum sein.

Selbstverständlich gab es auch eine Verlängerung. Beim Empfangstest mit richtiger Antenne nervte zunächst eine satte Restlautstärke. Das sah so nach Teufel mit Beelzebub ausgetrieben aus, aber nach längerem Probieren zeigte ein schnell gezeichneter Schaltplan den Fehler: Ich hatte die Regelspannung vor dem Beruhigungs-widerstand abgegriffen. Als der Ableitwiderstand direkt mit dem Kondensator verbunden war, schwieg das Radio, wenn es das sollte. Und noch ein Nachschlag: Beim finalen Test war plötzlich der Empfang so eigenartig schwach. Da war ich ein bißchen sauer... Erst am nächsten Tag merkte ich, daß mir wohl die Antennenzuleitung im Weg gewesen war, und so hatte ich sie an der Außenantenne abgestöpselt. Nicht nur die Wurst hat zwei Enden!

Schaltplan der finalen Version folgt.

Steffen Thies


 

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Glückwunsch! 
16.May.16 22:10
894 from 2646

Bernhard Nagel (D)
Ratsmitglied
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Bernhard Nagel

Hallo Herr Thies,

freut mich doch sehr, dass Ihr Empfänger trotz Umbau auf 2 NF-Stufen nun nahezu "brummfrei" funktioniert! So bleibt die Änderungshistorie im Prinzip erhalten, nur das damals fehlende Verständnis des Umbauers wurde nun gut durchdacht nachgeholt.

Allerdings wundert mich dass die Kompensation auch mit der gedrehten Phasenlage durch die Zusatzstufe noch so gut funktioniert. Dürfte eigentlich nicht ...

Auf den finalen Plan darf man daher gespannt sein!

Grüsse,
Bernhard Nagel

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Schaltplan 
19.May.16 20:53
984 from 2646

Steffen Thies (A)
Redakteur
Beiträge: 278
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Hier isser. Die Versorgung der Endstufe aus dem Siebelko ist offensichtlich ein Umbau. Das Kabel würde genau zur richtigen Lötöse am Trafo reichen.

Vielen Dank, Herr Nagel!

 

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Noch ein Beitrag 
23.May.16 21:59
1089 from 2646

Steffen Thies (A)
Redakteur
Beiträge: 278
Anzahl Danke: 6

 

Dieser Beitrag erreichte mich als Mail und wurde als eigener Thread gepostet. Auch wenn die Lösung letzlich woanders lag, hat es mich gefreut, daß noch jemand helfen wollte. Mit seiner Zustimmung ist er nun hierher verschoben.

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Im Radiomuseum ist beim Modell kein Schaltplan gepostet. Eine Schaltung
eines vergleichbaren Geräts SBR340A  ist z.B. von der Nederlandse Vereniging voor de Historie van de Radio veröffentlicht. Die Schaltung zeigt ein Netzteil mit Doppelweggleichrichtung und einem Lade- und Siebkondensator von 2 x 30 µF. Ein ständiges Brummen mit  einfacher oder doppelter Netzfrequenz kann an einem Defekt des Lade- oder Siebkondensators liegen. Sie schreiben ja, dass das Brummen auch bei zugedrehtem Lautstärkeregler vorhanden ist. Die einfachste Lösung ohne Ausbau wäre, den Lade- und Siebkondensator mit einem intakten Elko gleicher Größenordnung
überbrücken und testen, ob dabei das Brummen abgemildert wird. Wen Sie ein
ESR-Messgerät für Elkos zur Verfügung haben, können Sie beide Kondensatoren
im eingebauten Zustand messen (Der Ausbau des Alu-Bechers, in dem sich beide
Kondensatoren befinden, ist in der Regel ein etwas größerer Aufwand).
Ergeben sich Hinweise den beschriebenen Fehler, sollte der Becher
ausgetauscht oder zumindest in der Funktion ersetzt werden.
Weiter kommen als Störfaktor alle Kondensatoren in Frage, die zur Glättung
der Anoden- und Gitterspannungen eingesetzt werden. Hier müssten Sie den
Schaltplan zu Rate ziehen, da ich nicht weiß, welche Einbauveränderungen im
Detail an dem Gerät vorgenommen wurden. Ich würde auch den 30 µF Elko an der
Kathode der Endröhre prüfen.
Durch den Einbau zusätzlicher Röhren könnte auch eine Brummeinstrahlung
durch den Netztrafo auf eine dieser Röhren erfolgen. Hierzu könnte man mit
Abschirmblechen testen, ob eine Abschwächung des Brummens erreichbar ist.

Ich hoffe, dass ich etwas beitragen konnte.
Mit besten Grüßen

Hans Rodt
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Meine Antwort 6.05.: 
 

... Das Radio ist ja restauriert, und das heißt bei mir, daß die betreffenden Elkos geprüft sind. Den Anodenelko von 2 x 16 µF habe ich auch schon mal probeweise gegen 2 x 50 µF ausgetauscht, aber ohne jegliche Wirkung. Zur Schonung des Gleichrichters ist deshalb der 16er drin geblieben. Die Tatsache, daß es still wird, wenn man das Gitter erdet, beweist meiner Meinung nach, daß die Anodenspannung ok ist, auch wenn ich mir nicht 100% sicher bin. ...

 

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