Chassisoptik - wie weit gehen beim restaurieren?
Chassisoptik - wie weit gehen beim restaurieren?

Hallo Allerseits,
ich sah gerade ein "schickes" Chassis >Imperator L70T< unter den neuesten Bildern.
Chassis sieht neulackiert aus. Soll man soweit gehen, dass man das Chassis abmontiert b.z.w. abdeckt oder auch zerlegt und neulackiert? Ich persönlich denke immer, wenn das Chassis total verrostet ist, dann vielleicht. Aber wo zieht man die Grenzen? Ist sowas bei vielen Sammlern gewünscht?
Gruss
D.Boeder
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Überrestauration die 2.
Find ich eine ganz schlimme Sünde! War neulich zufällig bei einem Treffen historischer Motorräder in Köln. Da waren soo tolle Maschinen dabei. Allerdings auch welche, die total neu lackiert, crome-glänzend und ohne einen Schmutzpartikel umherstanden. Wie frisch aus der Fabrik. Interessanterweise fanden diese Kräder bei den Besuchern das geringste Interesse. Ganau so ist es mit einem historischen Radio sicher auch. Neulich fand ich im Netz die Anleitung zur Restauration eines VE's. War total zerlegt, das Chassis gesandstrahlt (!!) und neu lackiert. Man verblendete sich fast die Augen.... schlimm. Das Alter muss ich einem Gerät ansehen können, nicht aber die Lagerspuren aus dem Keller oder Dachboden.
Klaus.
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Überrestauration die 3.
bei weitem nicht so "gut" aus.
Der Vergleich mit den Motorrädern ist durchaus zutreffend.
Es gibt da eine Szene (auch Autos) die alles verchromt,
was sich nicht wehren kann.
In Amerika heißt das dann "Show Car", meines Wissens.
Die Bezeichnung sagt alles, mit Restauration hat das nichts zu tun.
Restauration sollte eigentlich nicht mehr als eine gründliche Reparatur sein,
dazu sollte man, soweit möglich, die zeittypischen Methoden und
Materialien anwenden.
Gruß,
Georg Schön
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Vorheriger Zustand
Wir wissen ja nicht, in welchem Zustand das Gerät vorher war?
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Überrestauration ! ! !
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Na, na ...
... das ist doch nun kein Grund gleich auf die Barrikaden zu gehen. Ich denke, wir wollen hier doch einen freundschaftlichen Tonfall pflegen.
Auch sollten grundsätzliche Meinungen daher vielleicht mit etwas weniger dramatischen Formulierungen verknüpft werden als hier zuvor benutzt. Sicherlich war das nicht so dramatisch gemeint, aber der betroffene Restaurator könnte sich da vielleicht dann doch ein bischen gekränkt fühlen und uns schlimmstenfalls weitere Projekte von ihm vorenthalten - und das wäre doch sehr schade.
Mit freundlichen Grüßen
Reinhard
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Ich schließe mich mal Herrn Rosenplanter an in der Klarstellung daß diese excellente Arbeit nicht denunziert wird sondern einfach nur einen grundsätzlichen Diskussionspunkt ausgelöst hat. Hier trennen sich aber auch schon wieder unsere Ansichten. Ich persönlich hab auch schon Chassis lackiert oder verzinnt oder sonstwie behandelt um eine optimale Werterhaltung zu erreichen. Selbst wenn ich ein Chassis vergolden oder verchromen lasse ist das meine eigene Entscheidung und es kann mir niemand absprechen. Zeittypische Methoden okay, aber was ist mit den Bauteilen? Die dickbackigen Kondensatorblöcke? Sollten die auch wieder mit Original Papier und Folie und Wachs oder was immer aufbereitet werden? Oder füllen obige Herren nicht den alten Korpus mit modernem Innenleben?
Jener Imperator ist ein herrliches Schmuckstück geworden, eine Augenweide von innen und aussen. Es wurde mit viel Liebe, Aufwand und Fachwissen gearbeitet. Museumstauglich und geeignet der Nachwelt alte Technik zu demonstrieren. Sogar der Schaltplan wurde von Hand rausgezeichnet und uns ebenfalls zur Verfügung gestellt.
Ich kann nur sagen: Hut ab!! Eine wertvolle Bereicherung für radiomuseum.org
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Restaurationsfreiheit
nachdem ich in diesem Thread auch recht frisch meine Meinung kundgetan
habe, bin ich trotzdem etwas erschrocken, welche Schärfe die Diskussion
angenommen hat.
Inzwischen erinnert es fast an einen Religionskrieg, als ob es beim Restaurieren
absolute Wahrheiten gäbe.
Ich denke, in sämtlichen Ländern, über die sich RMorg erstreckt, herrscht
Restaurationsfreiheit und Meinungsfreiheit.
(zumindest noch solange unsere Radios noch nicht unter Denkmalschutz stehen)
In einem Forum wie diesem werden notwendigerweise die unterschiedlichsten
Standpunkte zu diesem Thema auftauchen. Radiosammler sind Individualisten!
(Selbstverständlich ist meine Meinung dazu die einzig Wahre :=) )
Es sollte aber uns allen bewußt sein, daß der einzig sichere Nutzen einer solchen
Diskussion zunächst für uns alle darin liegt, einen Eindruck davon zu
bekommen, was die häufigsten Ansichten dazu sind.
Ich denke, niemand hofft ernsthaft, jemanden im Bereich seiner Liebhaberei
"überzeugen" zu können.
Insofern ist es natürlich nicht "political correct" die Meinung über die
Arbeit Anderer mit den Begriffen "richtig", "falsch", "Sünde" usw. zu äußern.
Aber man sollte sich auch bewußt sein, daß bei soch einem Hobby immer ein
wenig Herzblut dabei ist. :=(
Also, wenn ich jemand mit meinem Beitrag verletzt haben sollte,
bitte ich hiermit um Entschuldigung.
Viele Grüße,
Georg Schön
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Restaurationsfreiheit für Alle !

Grundsätzlich muss es jedem selbst überlassen sein, wie man seine Geräte restauriert, bzw, was man überhaupt damit macht. Ich selbst bin in dieser Hinsicht sehr flexibel. Von "Überrestauriert", wie hier mokiert wird bis hin zu völlig unoriginal-verfremdet findet man bei mir alles.
So war z. B. mein einziger VE, ein 301Wn, in ziemlich verrostetem Zustand. Keine Frage, auch hier wurden fast alle Teile vom Chassis demontiert, danach wurde dieses gründlich drahtgebürstet und danach silber gesprayt. Ebenso erging es dem Lautsprecher. Hier war es vorteilhaft, dass sich der Leim der Membran völlig vom Korb gelöst hatte, wodurch sich der LS bequem in alle Teile zerlegen ließ. Nach entsprechender Reinigung und Entrostung wurde der LS- Korb silber und der Magnet blau gesprayt. Bei einem Blick auf das Geräteinnenleben erscheint dieses nun fast wie fabrikneu.
Wie üblich, funktionierte auch der Skalen-Friktionsantrieb nicht mehr. Daher wurde durch den Einbau einer schmalen Seilscheibe hinter der Skala auf Seilantrieb umgestellt. Nun dreht sich die Skala auch so, wie man den Knopf dreht.
Radios mit unbeleuchteten Skalen wirken auf mich wie tot, daher fand zwischen Skala und Seilscheibe noch ein Birnchen 4V 0,1A platz.
Zusammen mit den VE erhielt ich damals auch einen Lorenz Einkreiser 49. Nach der üblichen Kondensatorbereinigung spielte das Gerätchen eben so, wie es mit der einzigen Röhre UEL71 möglich war. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass man hier mehr daraus machen könnte. Mich störte auch etwas, dass auf dem Chassis nun ein Blechböckchen leer war, wo zuvor der Schraubelko saß. Dieser wurde natürlich durch bedrahtete Typen ersetzt. Alte Kondensatoren auszuhöhlen und darin neu einzusetzen überlasse ich anderen, für so etwas ist mir meine Zeit zu schade, - (mit der einen Ausnahme der Kasten-(mehrfach-)kondensatoren, da diese eine ideale Unterbringsmöglichkeit darstellen).
Ich erkannte, dass auf das Böckchen statt eines Elkos auch ganz gut eine Rimlockfassung passt. Die Idee zum HF-Vorstufen Einkreiser war geboren ! Nun wurde hier eine UAF42 platziert, welche als echter HF-Vorverstärker arbeitet. Als Anoden-Arbeitswiderstand wurde eine HF-Drossel eingesetzt. Das Signal wird anschließend von der UAF- Diode gleichgerichtet, die nachfolgende UEL71 arbeitet nun als NF-Vor- und Endstufe. Die Empfangsleistung ist nun hervorragend, im Prinzip ist dies nun ein Zweikreiser ohne zweiten Kreis.
Ein besonderes Ziel von mir ist, so viele Röhrentypen wie möglich betreiben zu können. Daher musste natürlich der vorhandene Selengleichrichter entfernt und durch eine UY2 ersetzt werden, die für diesen Zweck maßgeschneidert ist.
Die Beschäftigung mit alten Radios sehe ich als eine kreative Tätigkeit. Diese Geräte nur immer wieder in den Originalzustand zu versetzen, würde ich als langweilig empfinden. Viel befriedigender finde ich, möglichst viele Schaltungsvarianten zu erproben und zu konstruieren. Ein Grundsatz gilt dabei, dass diese Schaltungen authentisch sein müssen, so wie hier im Beispiel auch jemand mit entsprechenden Kenntnissen den Lorenz Einkreiser mit der UAF42 und der UY2 versehen haben könnte, als das Gerät noch modern war.
Dazu habe ich eine Reihe von Geräten auf andere, z.T. sehr seltene Röhrensätze umgerüstet, nur um diese Röhren betreiben zu können.
Wie ich mit meinen Geräten umgehe und was ich damit mache, ist meine Sache und geht niemanden etwas an. Wem dies nicht gefällt, dem seien die entsprechenden Kopf- und Bauchschmerzen gegönnt, mich stört es jedenfalls nicht.
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Meinungsvielfalt.....
Ups.... da haben sich aber nun einige Herren in ihrer Sammler- und Bastlerehre gekränkt gefühlt, oder? Der Ton in den Texten lässt das zumindest vermuten. Liebe Freunde, hier gehts doch nur um die Meinungen möglichst vieler zu dem Thema. Nicht aber um die Suche nach "der einzig wahren These"!! Na klar kann jeder mit seinen Objekten der Begierde machen was er will! Hat denn jemand was anderes behauptet? Also lieber Rundfunkfreund, nicht denken hier "zicken" einige, nein ... nur jeder hat zum Glück seine eigenen Vorstellungen, sonst wär das ja auch soooo lanweilig! Sorry, an alle die sich durch meine (!!) Meinung "auf den Schlips getreten" fühlen. Aber so ist das nun mal ..... Meinungsvielfalt halt.
Klaus.
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hallo liebe radiofreunde, hier robert weiner.....
es freut mich daß mein L70T solche heftigen diskusionen erzeugt, jedenfalls bin ich grundsätzlich auch der meinung daß man einem guterhaltenen stück nicht den charm nehmen sollte, indem man es komplett neu überarbeitet, das währe schade. Nun im falle meines L70T war da keine möglichkeit zu entscheiden den es war vorher nur ein föllig verrosteter und ausgeschlachteter blechhaufen und da glaub ich das wir alle dann lieber neu aufbauen um das rauschen des empfängers nach 70jahren wieder zu hören als das rostding entgültig in den mülleimer zu werfen.
Es währe schade drum gewesen weil es, wie es jetzt scheint, eines der wenigen, wenn nicht sogar das einzige exemplar ist das diese turbulenten 70jahre überstanden hat.
ich habe daran eine ganze zeit gearbeitet, aber eines nachts um 3Uhr hat er nach bestimmt mindestens 50jahren stille wieder gerauscht.....und 30minuten später hat er auch wieder die pausenzeichen des reichsenders frankfurth erklingen lassen...dieses erlebnis stand für mich vor dem aufbau in absoluter orginalität.
man muss sich halt oft nach dem vorliegenden zustand einer kiste richten und entscheiden was notwendig ist zu tun, wenn er wieder spielen soll. Mit einem massenmodell hätte ich diesen aufwand sicher nicht getrieben......
ciao de robert weiner
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Welche Teile darf man denn ?

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...also bei den kondensatoren nehme ich die alten und puhle den alten dreck heraus
sodass nur noch das gehäuse übrig bleibt, danach baue ich einen neuen der da reinpasst hinein.
die enden werden wieder mit teer oder mit teerwachs (schusterbedarf) oder schwarz gefärbtes hartwachs zugegossen.
Die blockkondensatoren werden dann halt wieder zugemacht.
ich habe mir auch schon kondensatoren selbst gebaut:
zutaten: * ein entsprechends passendes papperöhrchen, schwarz oder braun einfärben farbe oder beize
*die entsprechende neue innerrei hineinbasteln, anschlußdrähte anlöten und herausstehen lassen.
* mit knetmasse links und rechts ausfüllen, sodass noch ein bischen platz bleibt für das vergiessen mit teerwachs oder so...
* dann hab ich mir eine schöne banderole zum herumwickeln mit dem PC entworfen (natürlich nach einer orginal vorlage aus der zeit)
* die bandarohle herumkleben und dann mit schellack (den braunen, den gibts in manchen Bau und bastelmärkten, als schelackpolitur mit bimsmehl vermischt)
alles überpinseln, das sieht fast aus wie orginal.
wenn du ihn nach ca einer halben stunde trockenzeit durch eine kiste mit staub ziehst,
sieht er nach grober reinigung aus als ob er schon 50Jahre im chassis war.....und er riecht nach schellack und teer!
probiers doch mal, nach einiger übung werden sie immer besser!
ciao de rob
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Das Schocker - Chassis

Bei diesem (funktionsfähigen) Sachsenwerk, bei dem nicht nur das Gehäuse, sondern auch gleich das ganze Chassis durch Acryl ersetzt wurde, kann man wohl kaum von einer Restauration reden. Für mich ist er trotzdem ein schönes Anschauungsobjekt, auch wenn er mangels Schirmung etwas brummt und pfeift.
Gruß
Franz-Josef
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Da werden die Originalitäts-Fundamentalisten ihre Freude haben... ;-}}
Als Anschauungsobjekt für's staunende Publikum könnte man ein einzelnes Gerät dieser Art durchaus in der Sammlung haben.
Die Schallöffnungen für den Lautsprecher finde ich jedoch etwas knapp bemessen und das Magische Auge scheint aus der Kategorie "Preiswert - nur € 1,-" zu stammen.
Wenn man's richtig macht, sollten Brummen und Pfeifen kein Problem sein, die Joba- Radios mit Pappchassis - vornehm "Isolierstoffchassis" genannt - spielen ja auch einwandfrei.
Passend zum Thema ist noch ein nettes Beispiel auf
http://forum.retro-phonia.com/read.php?f=6&i=11471&t=11471
zu finden. Empfindsame Naturen sollten sich vorher eine Sonnenbrille aufsetzen.
MfG JR
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