Clarville: die Magie des Magistops

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Dieser Artikel betrifft das Modell: Magistop (Clarville (CSF); Paris, Levallois-Perret)

Clarville: die Magie des Magistops 
18.Mar.25 16:58
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Bruce Cohen (NL)
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Bruce Cohen

Die neueste Errungenschaft von Clarville ist eingetroffen: der Magistop. Es ist ein Gerät mit dem neuen Wunderbauteil: dem Transistor. Wo aber sonst nur die alten Röhrengeräte ein Magisches Auge haben, weist auch der Magistop ein solches auf. Es ist ebenfalls eine Transistorschaltung. Bei korrekter Abstimmung erlischt das Licht; während des Suchvorgangs brennt die Lampe. Eigentlich glimmt sie.

Jetzt, wo der Magistop bei mir durch die Mühle gegangen ist, kann ich ja einmal messen. Der Stromverbrauch ohne Ton ist etwa 20mA, bei Ton wenig darüber. Beim Abstimmen aber, beim Suchen nach einem Sender, verdoppelt sich der Verbrauch. Mehr noch: der Verbrauch ist jetzt 47mA! Wenn dieses ‚Glimmen‘ bei korrekter Abstimmung an wäre, immer an wäre also, wären die Batterien im Nu erschöpft.

Die Batterien: sie sind hier wahrlich sehr in der Mehrzahl. Man kann sowohl 6 D-Zellen einsetzen, oder zwei Flachbatterien, oder sogar eine Flachbatterie und 3 D-Zellen. Äusserst mehrzahlig also, um die 9 Volt zu erzeugen.

Läuft das Radio aus dem Jahre 1963 sofort? – Es versucht es, ja. Aber gelingen? Gelingen tut es nicht. Es seufzt laut an etlichen Stellen auf der Skala, das schon, und der Magier geht davon aus, dass dort Sender sind. Ein Blick ins Gerät zeigt das seltsame Batteriefach, die Abstimmung mit zwei getrennten Spulen für LW und MW, die wunderschönen Elektrolyt- Kondensatoren von SIC-SAFCO. Dazu sehe ich eine Art Motor. – Motor? Was täte ein Motor in einem solchen Radio? – Es ist ein Döschen aus Aluminium, man kann den Deckel abschrauben. Innen befindet sich der Detektor, es befindet sich ein weiterer schmucker Elektrolyt darin.

Man sollte die Elektrolyten allesamt ersetzen – aber sie sind so schön. Hingegen den im Döschen, den sieht doch wirklich nur der Monteur, nicht wahr? Zwick und Zwack, der Draht ist ab. Der neue Kondensator ist unansehnlich – aber der Empfang ist da. Schnell das Döschen zusammengedreht, keiner der es weiss…

Es ist ein Henkel auf einer Seite ausgerissen. Man leimt und formt, man macht ein Loch. Man müsste eine Stelle etwas tiefer schleifen, aber es wird auch so gehen. Natürlich ist diese Stelle nachher etwas zu dick und deshalb schliesst der Deckel nicht ganz sauber – aber es wird keinem gestattet, dem Magistop mit seiner Nase zu nahe zu kommen.

Der Potentiometer macht seltsame Schabgeräusche. Ich bin überzeugt, dass er in Ordnung ist, aber der Elektrolyt dahinter ist es nicht. Meine übliche Verdoppelungstechnik funktioniert hier nicht: Der Elektrolyt wird von oben herab abgeschnitten und ersetzt. Die Schabgeräusche sind im Radiohimmel.

Zwei der 10uF-Elektrolyten sind raus. Es gibt noch einen des gleichen Fabrikates von 2uF und 100uF. Auch die fallen dem Mechaniker zum Opfer. Die schönen liegen alle im Schälchen, wer hätte sie nicht für die Nachkommenschaft erhalten wollen. Doch wichtiger ist mir das Jetzt, die saubere Funktion.

Saubere Funktion: zwei Schönheitsfehler hat das Radio noch: die Abstimmung ist recht schwergängig – kann das in der Jugendzeit des Radios auch so schwer gegangen sein?  - und der Empfang endet schlagartig etwa bei 1350 KHz. Schaffen die Transistoren die höheren Frequenzen nicht mehr? Müsste etwas nachgestimmt werden? Um das Problem zu lösen, bräuchte es bessere Unterlagen – oder mehr Sachverstand.

Wer auf die höheren Frequenzen verzichten kann, der erlebt viel Freude an der Magie des Magistops. Dazu braucht einer kein Magier zu sein. – Der einfach Radiohörer lehnt sich entzückt zurück – und er lauscht hingebungsvoll den Nachrichten aus aller Welt, ins Haus gebracht von BBC4 auf 198KHz und  von BBC5Live auf 693KHz. Über 1350 findet sich ja doch nur noch wenig…

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