conrad: Retro D-Zug (Folge1): Konzept + Audion

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conrad: Retro D-Zug (Folge1): Konzept + Audion 
31.Jul.10 00:05
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Hans-Jürgen Neuhaus (D)
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Hans-Jürgen Neuhaus

 

Retro D-Zug (Folge1): Konzept + Audion        
 
Die beeindruckende Leistung des rückgekoppelten Einkreiser-Audions, aufgebaut mit dem Retro KW-Radio Bausatz der Fa. CONRAD bzw. ELO, hat mich dazu bewogen, über erweiterte Leistungsmerkmale nachzudenken. So entstand die Idee, auf Basis mehrerer Bausätze (max. 4 Bausätze) einen flexiblen sogenannten Retro-D-Zug nach historischem Vorbild zu entwickeln.
 
Zur Erhaltung der Übersichtlichkeit wird die Darstellung in 3 Folgen geteilt:

1. Folge: Konzept und Audion (Grundgerät)
2. Folge: HF-Erweiterung und Loop-Antenne
3. Folge: Mess-Einheit, externer Lautsprecher und Vorschläge zur UKW-Erweiterung
 
Historie
 
Schon in den 20er Jahren, also zu Beginn der Rundfunkzeit, waren Empfangsgeräte sehr beliebt, die man aus einzelnen Komponenten entsprechend den technischen Ansprüchen oder aber auch in Abhängigkeit vom Geldbeutel zusammenstellen konnte.
Viele Gerätehersteller boten diese Komponenten an. Die Geräte passten vom Design her als auch technisch zusammen. Die Komponenten wurden elektrisch meist äußerlich sichtbar durch Draht-Brücken verbunden.
Da diese so verbundenen Komponenten einem Miniatur-Eisenbahn-Zug ähnelten, erhielten Sie den Namen: D-Zug.
Ein kompletter „Luxus“-D-Zug bestand im Vollausbau aus folgenden Komponenten:
 
  • Sperrkreis (Filter gegen starke Ortssender)
  • HF-Vorverstärker
  • Audion (zu Beginn noch ohne einstellbare Rückkopplung)
  • NF-Vorverstärker
  • NF-Endstufe
  • (Trichter-) Lautsprecher
  • Messeinheit (zur Messung der Heiz- und Anodenspannungen)
  • Stromversorgung (Heiz-Akku, Anodenbatterie oder Netzteil, die sogenannte Netzanode)
 
Die bekanntesten D-Züge wurden von Siemens, Telefunken, Sachsenwerk und weiteren namhaften Firmen hergestellt.
 
Der Retro KW-Radio Bausatz der Fa. CONRAD bietet nun eine gute preisgünstige Möglichkeit, durch Verwendung mehrerer Bausätze und einigen zusätzlichen Bauelementen einen modernen D-Zug im Retro-Design aufzubauen.
Der Vorteil des D-Zug-Konzeptes ist heute wie damals, dass man die gewünschten Komponenten nach Bedarf, Geschmack und Geldbeutel zusammenstellen kann.
Der Vollausbau benötigt, wie im Blockschaltbild unten gezeigt, vor allem - wegen der erforderlichen 4 Gehäuse - 4 Bausätze. Es wird versucht so viele Teile wie möglich aus den 4 Bausätzen für die Erweiterungen zu nutzen.
 
Das Konzept
 
Die Basis des D-Zuges ist der CONRAD/ELO Retro KW-Radio Bausatz – ein KW-Audion mit Lautsprecher-Verstärker. Dieses Gerät ist auch ohne Erweiterungen schon ein exzellenter KW-Einkreiser, also auch als Einzelgerät eine Empfehlung für das Sammeln von Erfahrungen mit einem rückgekoppelten Audion – interessant auch wegen der sehr weich einsetzenden Rückkkopplung.

Dieses Basis-Gerät wird nun erweitert, soll aber als tragbares, mobiles Radio - beispielsweise für Empfangsversuche an Urlaubsorten – mit voller Funktion erhalten bleiben. Die Erweiterungs-Boxen können dann sowohl frei ergänzt werden als auch – wie beim D-Zug – nach Bedarf an- und abgekoppelt werden.

 
 
Das Audion (Grundgerät)
 
Das originale Retro-KW-Radio - „Audion (Grungerät)“ - wird wie folgt erweitert:
 
  • 2-polige Schnittstelle (1) oben links zur HF-Erweiterungs Box
  • 2-polige Schnittstelle (2) für direkte Erweiterungen (ohne Erweiterungs-Box)
  • 2 x 1-polige Schnittstelle (LS) für externen Lautsprecher
  • 1-polige Schnittstelle (9V) für mit Ein/Aus-Schalter gesteuerte Batterie-Spannung für die Box: Mess-Einheit
  • 1-polige Schnittstelle (Freq) für Frequenz-Messgerät in Box: Mess-Einheit
  • 1-poliger Umschalter (HF-Spule) zwischen dem internen Empfangskreis des original Radios und den Schnittstellen 1 und 2
  • Interner 1-poliger Umschalter für 2. Lautsprecher (in Serienschaltung)
  • Option: KW-Lupe unter Verwendung des UKW-Teils eines weiteren Bausatz-Drehkos
Mechanisch müssen 5 weitere einfache Einbau-Buchsen für 4mm-Stecker sowie 2 Schalter nachgerüstet werden. Da das Gehäuse aus beschichteter Pappe besteht, sind die mechanischen Arbeiten relativ einfach durchzuführen, aber schön sind die bei Bohrarbeiten ausfransenden Löcher leider nicht.


Der Stromlauf des Original Radios:

Der Stromlauf des Audion-Grundgerätes:

 


Der Umschalter S1 eröffnet in Stellung HF den Zugang zu den Schnittstellen 1 und 2 und somit eine Reihe von Möglichkeiten, die Funktionalität unseres Retro-Radios flexibel zu erweitern. Die Anordnung der Zusatz-Buchsen ist im Blockschaltbild (oben) zu erkennen. Als Schalter kann im Prinzip jeder Miniatur-Umschalter, der mechanisch passt, verwendet werden. Die Wurzel des Schalters S1 kann in der Regel, wenn der Transistor T1 nicht zu kurzbeinig eingebaut ist, durch einfaches Auftrennen des Basis-Anschluss-Drahtes  mittels Saitenschneider, „fliegend“ verdrahtet werden. Dies kann auch im fertig aufgebauten Gerät durchgeführt werden.

 

Die Schnittstelle 1 ist für die Ankopplung zur noch zu besprechenden Box: „HF-Erweiterung“ vorgesehen, Die Buchsen sollten daher im Raster (Abstand) von E und A1 eingebaut werden, damit die spätere elektrische Verbindung mit einfachen Brücken hergestellt werden kann.

 

Die zur Erde E ergänzende „heisse“ Buchse der Schnittstelle 2 sollte - wie im Blockschaltbild sichtbar - montiert werden. Hierbei ist es empfehlenswert, diese Buchse im Abstand von 19mm zur Erd-Buchse zu montieren, da dadurch eine Reihe von fertigen Spulen – z.B. auch alte übliche Honigwaben-Spulen – einfach gesteckt werden können.

 

Diese Schnittstelle hat den Sinn, einfache Erweiterungen auch am Grundgerät vornehmen zu können. Dadurch wird unser Radio zu einem leistungsfähigen, mobilen Gerät für Reise, Balkon usw. Beispielsweise kann hier auch die Spule einer Ferrit-Antenne gesteckt werden wodurch der Empfangsbereich entsprechend auf MW oder LW erweitert wird. Aber auch die noch zu besprechende Loop-Antenne kann hier angeschlossen werden.

 

Als Drehko wird für die Schnittstellen 1 und 2 das 2. Drehkopaket enschließlich Abgleich-Trimmer (a und c) des schon vorhandenen Drehkos verwendet. Dieses freie Paket ist schon - bei einem Aufbau des originalen Radios gemäß der Anleitung – an der Leiterplatte angelötet. Es muss also nur noch „fliegend“ verdrahtet werden.

Der physische Drehko

Weiterhin ist es empfehlenswert eine Lupe einzubauen. Bei Verwendung von 3 oder 4 Bausätzen für den Retro-D-Zug ist mindestens 1 Drehko überzählig. So kann der UKW-Teil dieses zusätzlichen Drehkos einfach mit oder ohne Parallelschalten der beiden Pakete (e und f) als Lupe verwendet werden. Da dieser zusätzliche „Lupen-Drehko“ an der Basis des Audion-Transistors T1 angeschlossen ist wirkt er auf die interne KW-Spule als auch bei Benutzung der externen HF-Schnittstellen 1 und 2.

Empfehlenswert ist auch der Einbau einer schaltbaren Kopfhörer-Buchse, da das Audion Grundgerät auch als autarkes mobiles Radio verwendbar sein soll.
 
Zur Erweiterung des Einsatzpunktes der Rückkopplung über den gesamten Frequenzbereich kann zur Leuchtdiode eine Standard-Silizium-Diode (1N4148) in Reihe geschaltet werden. Dadurch erhöht sich die mögliche – abhängig von der Stellung des Rückkopplungs-Potis - Betriebsspannung des Audions um ca. 0,6V.
 
Ein weiteres Leistungsmerkmal ist die Anschlussmöglichkeit eines weiteren Lautsprechers an den Anschluss-Buchsen LS. Es ist jeweils eine Buchse LS unten links für einen potentiellen Lautsprecher in der HF-Erweiterungs-Box vorgesehen, sowie eine Buchse unten rechts für den potentiellen Betrieb eines Zusatzlautsprechers in der noch zu besprechenden Extrabox: Externer Lautsprecher. Die Lautsprecher (intern + extern) sollten in Reihe geschaltet werden, damit lautstärkeabhängige Spannungseinbrüche der Betriebsspannung gering bleiben. Soll nur der interne Lautsprecher betrieben werden, muss dieser – am besten innerhalb des Gehäuses montierte (geklebte) Schalter S2 – nach Masse geschaltet werden.

Audion (Grundeinheit)

Fortsetzung folgt in Kürze.

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.