Der Reflexempfang

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Der Reflexempfang 
26.Mar.13 21:49
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die Zeitschrift "Die Allgemeine Rundfunk-Technik, 2.Jg., H. 1&2, Jan., Feb. 1950" bringt auf den Seiten 22 - 28 den 1. Teil eines Aufsatzes über den Reflexempfang. Hier wird anhand von Beispielen gezeigt, welche verschiedenen Varianten von Reflex-Empfängern es in D gab.

Von Dr. C. Schreck.

1. Allgemeines.

Das Grundsätzliche einer Reflexschaltung ist bekannt: Die in einer Röhre verstärkte Hochfrequenz wird durch ein geeignetes Bauteil gleichgerichtet, und die so entstandene Niederfrequenz nochmals zur Verstärkung auf die gleiche Röhre "reflektiert". Für diese Aufgabe wurden früher Trioden benutzt, die dann durch Doppelgitterröhren - gleichzeitig Gleichrichtung - und Pentoden ersetzt wurden. Die Gleichrichtung erfolgte durch Detektoren, Sirutoren oder durch Dioden. Später ging man dann dazu über, nicht nur die Hf- und Nf-Verstärkung in einer Röhre vorzunehmen, sondern man richtete in derselben Röhre auch noch gleich. Hierzu benutzte man zunächst Hexoden und Oktoden, um es daran im Anschluß auch mit Pentoden zu versuchen.
Dieses Verfahren wandte man nicht nur auf ein- und zweikreisige Geradeausempfänger an, sondern auch bei Überlagerungsempfängern benutzte man die Reflexschaltung. Und zwar reflektiert man, einmal auf eine Hf-Stufe, die in einer späteren Stufenfolge auftretende Niederfrequenz zur nochmaligen Verstärkung oder aber eine Nf-Stufe wird zum anderen mit einem Hf-Signal beaufschlagt, dessen Modulation nach erfolgter Gleichrichtung in derselben Nf-Stufe verstärkt wird. Die Reflexstufe ist dabei vornehmlich eine Pentode. Besonders steile Endpentoden lassen eine hohe Hf-Verstärkung zu. Mitunter dient daher eine Endpentode als aperiodische Vorstufe vor einem Audion. In Überlagerungsempfängern kann die Endstufe zur Zwischenfrequenzverstärkung herangezogen werden. Voraussetzung ist jedoch stets: Die Frequenzen der beiden Signale müssen mindestens einige Größenordnungen verschieden sein. Außerdem müssen sie sorgfältig entkoppelt sein, sonst tritt Rückkopplung ein (Filterketten oder Transformatoren).
Und damit wären wir auch gleich bei den Vor- und Nachteilen dieser grundsätzlichen Schaltungsart.
Die Vortei1e.
Kennt man die Gründe, weshalb man überhaupt die Reflexschaltung anwendet, dann kennt man auch ihre Vorteile. Da die Röhren in Empfängern zu den teuersten Einzelteilen gehören und am ehesten verbraucht werden, hat man mit einer Schaltung, die eine Röhre zwei-, ja sogar dreifach auszunutzen gestattet, die Möglichkeit, eine teilweise Einsparung von Röhren zu erreichen. Man erhält zwar dadurch selten den gleich guten Empfang wie mit einer Schaltung, bei der eine weitere Röhre verwandt wird, aber auf alle Fälle ist der Empfang wesentlich besser als mit Geräten einfacher Schaltung und mit gleicher Röhrenzahl. Deshalb wird die Reflexschaltung auch immer wieder akut in Zeiten, in denen Material- und Rohstoffmangel herrschen. Aber auch in normalen Zeiten wird sie mit Vorliebe angewandt für Batterie- und Kleinstempfänger und für transportable Geräte (Reiseempfänger). In besonderen Fällen soll die Reflexschaltung noch den Vorteil haben, daß durch sie Verzerrungen kompensiert werden und damit eine Verringerung des Klirrfaktors erreicht wird.
Die Nachteile.
Bei sämtlichen Anwendungen der Reflexschaltung müssen jedoch unbedingt eine ganze Reihe von Maßnahmen berücksichtigt werden, um ein einwandfreies Arbeiten des Gerätes sicherzustellen. Und diese Maßnahmen sind es nun, die zum Teil die Nachteile bringen. Wenn eine Röhre zur zweimaligen Verstärkung ausgenutzt werden soll, so muß zunächst bei der zweiten Verstärkung eine andere Frequenz als bei der ersten vorliegen, da andernfalls stets eine Selbsterregung zustande kommen würde. Es müssen daher die für die Hoch- und die Niederfrequenz einzubauenden Sperren entsprechend und ausreichend bemessen sein. Soll die Hochfrequenz gesperrt werden, dann muß das einzubauende Einzelteil für die Hf einen großen Widerstand bilden, während es für die Niederfrequenz praktisch einen Kurzschluß darstellen muß und umgekehrt. Bei der Benutzung von Kondensatoren muß also als Hf-Sperre eine genügend große Kapazität genommen werden, während der Kondensator für die Nf-Sperre klein sein muß. Ähnliche Betrachtungen müssen für die Bemessung von Drosseln und Siebgliedern angestellt werden. Man muß also sogenannte Hoch- bzw. Tiefpaßfilter einschalten, die nur einen bestimmten Frequenzbereich (Hf- oder Nf) durchlassen und den Durchgang anderer Frequenzen sperren. Diese Filter bestehen aus entsprechend bemessenen Spulen und Kondensatoren. Vielfach genügen auch frequenzabhängige Spannungsteiler aus Widerständen und Kondensatoren, deren Zeitkonstante entsprechend zu wählen ist. Zu beachten ist jedoch dabei, daß der doppelte Verstärkungsweg sich vollkommen exakt nur theoretisch durchführen läßt, da in der Praxis doch immer ein erheblicher Teil sowohl der Hochfrequenz wie auch der Niederfrequenz die für ihn eigentlich gesperrten Wege nimmt. Besonders wesentlich für das saubere Arbeiten der Reflexschaltungen ist weiter ein einwandfreier konstruktiver Aufbau. Gitter- und Anodenkreis müssen gut gegeneinander abgeschirmt sein und für den Demodulator sind die Verbindungen so kurz wie möglich zu machen.
Beachtet man das eben Gesagte nicht, dann liegt darin der Grund dafür, daß die Reflexschaltung nicht ganz zuverlässig bzw. nicht sauber genug arbeitet. Deshalb kann man aber nicht sagen, daß die Reflexschaltung schlecht sei. Denn in den wenigsten Fällen werden die Gründe für ein nicht befriedigendes Arbeiten eines Reflexempfängers bei der Schaltung selbst liegen, sondern meist bei dem „Erbauer“ gesucht werden müssen, der nicht mit der nötigen Sorgfalt an die Ausführung gegangen ist.
Daß man eine weitere Röhre durch Anwendung des Reflexprinzips einsparen kann, wird durch die im Gitterkreis vorgenommene Überlagerung der verschiedenen Spannungen erreicht. In der Röhre wird demnach eine resultierende Spannung verstärkt. Im Anodenkreis werden dann die Teilspannungen durch Schwingkreise, Weichen oder Filter wieder voneinander getrennt. Bei diesem Prinzip ergibt sich aber eine Beschränkung des Aussteuerbereichs für die höhere Spannung, da sich die Amplituden geometrisch addieren.

2. Die Anwendung der Reflexschaltung in der Praxis.

Nach Ansicht des Verfassers ist die in letzter Zeit in einer Fachzeitschrift 1) veröffentlichte Meinung, daß infolge der Schwierigkeiten mit leistungsfähigeren Röhren (Mehrgitterröhren) sich die Reflexschaltungen nicht recht haben durchsetzen können, nicht zutreffend. Denn, versucht man einmal festzustellen, in welchem Umfang das Reflexprinzip in der Praxis - worunter wir hier in erster Linie die industrielle Fertigung verstehen wollen - angewandt worden ist, so erkennt man, daß eine ganz beachtliche Zahl von Empfängertypen in Reflexschaltung gebaut worden sind, nämlich annähernd 60. Und dabei erhebt die Zusammenstellung noch nicht einmal Anspruch auf Vollständigkeit.
Da es nun sehr ermüdend sein würde, jede dieser Schaltungen einzeln hier zu beschreiben und dies auch räumlich nicht durchführbar ist, wurden die vorliegenden Schaltpläne in Gruppen eingeteilt. Jeder Gruppe wurde dann eine Schaltung entnommen, deren Reflexwirkungsweise beschrieben wurde. Die übrigen, zu dieser Gruppe gehörenden Geräte, werden anschließend genannt. Das bedeutet jedoch nun nicht, daß das beschriebene Gerät das beste seiner Gruppe sein muß oder daß alle in dieser Gruppe nur genannten Geräte dem beschriebenen in irgend einer Beziehung nachstehen.
Bei der Einteilung der Gruppen wurde nicht nach der Stromversorgung, sondern nach dem Schaltungsprinzip unterschieden und zwar Einkreiser, Zweikreiser und Superhets. Es können also in jeder Gruppe Gleichstrom-, Wechselstrom- und Allstrom-Geräte vorkommen. Batteriegeräte erscheinen nur in der Gruppe der Superhets und da diese Gruppe die umfangreichste ist, wurde hier in bezug auf die Batteriegeräte nochmals eine Unterteilung vorgenommen. Auch die Art der Gleichrichtung, ob mit Diode, mit Trockengleichrichter oder Detektor wurde bei der Einteilung nicht berücksichtigt, sondern nur teilweise erwähnt. Denn daraus ergeben sich keine grundsätzlichen Unterschiede für das Reflexprinzip. Etwas anderes ist es dagegen, wenn die Gleichrichtung noch in der Reflexröhre mit vorgenommen wird; denn das bedeutet eine dreifache Ausnutzung einer Röhre.
Es versteht sich am Rande daß in dieser Arbeit bei der Besprechung der Schaltungen auf Besonderheiten, die nichts mit dem Reflexbetrieb zu tun haben, nur in ganz speziellen Fällen hingewiesen werden kann.

1. Einkreiser.

a) Nf Reflexschaltung.

Die am Eingangskreis stehende Hf wird über 20 pF an das Steuergitter der AF7 angekoppelt, verstärkt (150 kΩ =Außenwiderstand für Hf) und über 10 pF an die Anode der AB2 geführt. Die entstandene Nf muß, gesperrt durch den Kondensator von 10 pF, über einen solchen von 10 000 pF und eine Hf Sperre (Widerstand von 0,3 MΩ) zurück an dasGitter der AF7. Die verstärkte Nf findet ihren Außenwiderstand in der Nf -Drossel + 20 kΩ Widerstand und gelangt über 10 000 pF und die Widerstände 0,3 MΩ und 1 kΩ (Hf-Sperre mit 30 pF) zur weiteren Verstärkung an das Gitter der Endröhre AL4. (Besonderheit bei dieser Schaltung: Katodenrückkopplung von AF7 auf Eingangskreis). Zu dieser Untergruppe gehören: Lorenz Tonmeister­_11W und Tefag Tefadyn_162W.

b) Hf -Reflexschaltung.

Dieses Gerät ist nur bei Kurzwelle in der oben bezeichneten Art geschaltet. Wie wir in Gruppe 3, Superhets, sehen werden, wird diese Methode jedoch auch für Lang- und Mittelwellen angewendet. Die Schaltung wurde deshalb „Hf-Reflexschaltung“ genannt, weil die Hf, von der Antenne kommend, zunächst unabgestimmt dem Gitter der Endröhre (VL4) zugeführt wird. Nach der Verstärkung wird sie über eine Gegeninduktivität, die gleichzeitig den Außenwiderstand darstellt, in den Gitterkreis der Audion Röhre (VF7) eingekoppelt. Die in der VF7 entstehende Nf gelangt über 5 000 pF (Ra =100 kΩ) an das Steuergitter der VL4 zur Verstärkung, um dann an den Lautsprecher weitergegeben zu werden.

c) Hf - + Nf-Reflex-Schaltung, Dreifachausnutzung.

In „Klangverbesserung beim Einkreiser“2) bringt K. Schneider eine Schaltung, die im übrigen in Anlehnung an das Schaltbild des VE301W_Dyn gezeichnet und in der die AF7 dreifach ausgenutzt ist. (Abb. 3)

 

Aus der Schaltung geht hervor, daß die empfangene Hochfrequenz über den 100 pF Kondensator zum Steuergitter der AF7 gelangt. Da diese Röhre durch den Katodenwiderstand negativ vorgespannt ist, arbeitet sie als Hochfrequenzverstärker. Die verstärkte Hf wird an der Anode abgenommen und über den 10 pF Kondensator dem Bremsgitter der Röhre zugeführt. Um ein Abfließen der verstärkten Hf über den Niederfrequenzteil zu verhindern, muß dieser Weg durch eine Hochfrequenzdrossel oder besser durch einen Widerstand (6 kΩ) gesperrt werden. Die Strecke Katode Bremsgitter wirkt nunmehr als Zweipolstrecke und richtet die Hochfrequenz gleich. Die so entstandene Niederfrequenz wird über die beiden 0,1 MΩ-Widerstände und den 4000 pF Kondensator an das Steuergitter der AF7 zurückgeführt. Die Anode und das Schirmgitter erhalten die üblichen Spannungen.
Durch diese Schaltung soll eine gute Klangverbesserung erzielt werden. Eine bestechende Klanggüte erreicht man mit einer RE134 in der Endstufe, die aber eine Änderung der Gittervorspannung erfordert. Allerdings ist dann die Gesamtverstärkung nicht ganz so groß wie mit einer RES164. Die Hf-Verstärkung ist wegen des ohmschen Außenwiderstandes der AF7 nämlich nur ganz gering. Sie wird aber durch eine höhere Verstärkung als beim Audion fast wieder ausgeglichen.

2. Zweikreiser.

a) Nf-Reflexschaltung.

 

Über 70 pF gelangt die von der Antenne über den Eingangskreis. kommende Hf an das Steuergitter der RENS1884. Anodenseitig wird sie über den zweiten Kreis auf die Diode gekoppelt. Die entstehende Nf wird über das Hf-Siebgliedl 100pF-0,8MΩ-70pF auf das Steuergitter der RENS1884 reflektiert. Durch galvanische Kopplung tritt die pulsierende Gleichspannung am Belastungswiderstand der Diode gleichzeitig als Schwundregelspannung für Hf und Nf am Gitter der 1884 auf. Nach nochmaliger Verstärkung (Ra = Nf Drossel) gelangt dann die Nf über 10 000 pF und 0,1 MΩ an das Gitter der Endröhre.
(Besonderheit der Schaltung: Rückkopplung vom Schirmgitter der RENS1884 auf den Eingangskreis.)
Zu dieser Untergruppe gehören: Blaupunkt 2W2, Brandt-Columbus 170_2/2W (Bei Kurzwelle nur ein Kreis, Reflexröhre als Audion) und Lorenz Reflex (ebenfalls bei KW kein Reflexbetrieb).

b) Hf Reflexschaltung.

(Ein Industriegerät in dieser Schaltung ist dem Verfasser nicht zugänglich gewesen)

c) Dreifache Ausnutzung der Reflexröhre.

Der Eingangskreis ist mit dem 1. Gitter der RENS 1234 über 8 pF lose gekoppelt. Das 3. Gitter der Sechspolröhre ist die Anode für Hf-Verstärkung und induktiv an den 2. Abstimmkreis angekoppelt. Die Strecke Katode-Anode wird als Diode benutzt und über 500 pF mit der gleichzurichtenden Hf des 2. Kreises beaufschlagt. Die zwischen Anode und Katode sich ausbildende Nf gelangt - wegen der nun als Sperre wirkenden 500 pF - über die Hf Siebwiderstände 0,3 MΩ, 0,1 MΩ und 0,5 MΩ nochmals an das 1. Gitter der RENS1234. Die verstärkte Nf wird dann am 4. Gitter dieser Röhre, das als Anode für die Nf-Verstärkung benutzt wird (Ra = 40 kΩ), abgenommen und über die Hf-Drossel, 0,1 μF und den Sparübertrager zur weiteren Verstärkung auf das Steuergitter der Endröhre RES964 gegeben. Die anodenseitige Trennung der beiden Kanäle (Hf und Nf) erfolgt also elektronisch bereits in der Reflexröhre.
Zu dieser Untergruppe gehören: Graßmann-Simba W und Graßmann-Simba GW.

d) Doppelte Reflexschaltung. (Nf  und Hf Reflexschaltung).

Körting Novum 38 GB 2207 W. (Abb. 6)

Die von der Antenne über das zweikreisige Bandfilter hereinkommende Hf wird zunächst in der AF3 verstärkt und gelangt dann transformatorisch an die eine Diodenanode. Die entstehende Nf wird über 10 000 pF und 0,2 MΩ an das Steuergitter der AF3 zurückgebracht. Die verstärkte Nf (Ra = Nf-Drossel) durchläuft die Primärseite des Hf-Trafos und kommt über 10 000 pF und den Lautstärkeregler 0,25 MΩ an das Steuergitter der Endröhre AL4. In dieser Röhre wird sie nochmals verstärkt, um dann dem Lautsprecher zugeführt zu werden.

Auf der Sekundärseite des Hf-Transformators im Anodenkreis der AF3 wird jedoch weiterhin ein Teil der Hf ausgekoppelt und über >l5 pF (Langwelle) bzw. 50 pF (Mittelwelle) an das Steuergitter der AL4 gebracht. Hier wird die Hf. nochmals verstärkt und über einen aperiodischen Hf-Übertrager im Anodenkreis an die 2. Anode der Duodiode gelegt. Somit entsteht eine verstärkte Regelspannung für den automatischen Schwundausgleich, die über Siebglieder dem Steuergitter der AF3 als geregelte Gittervorspannung zugeführt wird.
Da dieses Gerät ganz besonders interessant ist, ist es vielleicht ganz zweckmäßig. ein schematisches Schaltbild (Abb. 7) zu zeichnen, aus dem der Verlauf der Ströme und die einzelnen Sperren ersichtlich sind3). Das Besondere dieser Schaltung liegt.darin, daß neben der gewöhnlichen (Nf-) Reflexschaltung eine weitere (Hf-)Reflexschaltung angewandt wird, durch die eine verstärkte Regelspannung entsteht, die eine wirkungsvolle Regelung der AF3 gestattet. Durch Steilheitsänderung erfolgt dabei Veränderung einer Katodenrückkopplung auf das Eingangsbandfilter und somit feldstärkeabhängige Entdämpfung der Kreise bzw. selbständige Bandbreitenregelung. Es ist also gelungen, in einem Zweikreiser mit nur 2 Röhren (+1 Hilfsröhre) mittels der Reflexschaltung einen hochwirksamen Schwundausgleich verbunden mit automatischer Bandbreitenregelung einzubauen, womit der Versuch gemacht wurde, den Geradeausempfänger mit dem Empfangskomfort eines Supers auszustatten, ohne dessen Nachteile mit in Kauf nehmen zu müssen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die hier angewendete Form der automatischen Bandbreitenregelung in ihrer Auswirkung der zusätzlichen Selektion eines weiteren Kreises gleichkommen kann, wodurch sich eine Empfangsleistung und Qualität ergibt, die mit der eines Kleinsupers ohne weiteres konkurrieren kann.
Zu dieser Untergruppe gehören: Körting Novum38_GB2207GW, Körting Novum_RB2206W und GW und Körting Adeling_RB2205W und GW. (Bei Körting Adeling wird die Endröhre nicht zur Hf-Verstärkung ausgenutzt.)

(Forsetzung folgt).

Literatur:

1) Funk Technik, 3, 1948, Nr. 20 S. 504, „Schaltungen aus 25 Rundfunkjahrenl“ (C. M.).

2) Bastelbriefe der Drahtlosen, 3/1942 S. 34, „Klangverbesserung beim Einkreiser“ (X. Schneider).

3) Dralovid-Nachrichten, Nov. 1936, „Veränderliche Trennschärfe-Einstellung“ (Dr. E. Nesper).

MfG DR

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Der Reflexempfang Teil 2 
27.Mar.13 14:19
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Fortsetzung des Berichts aus ART (Allgemeine Rundfunk-Technik) S. 58 - 61

Von Dr. C. Schreck

Fortsetzung aus ART Heft 1/2 Seite 23.

3. Superhets.

a) Nf-Reflexschaltung.

Kapsch Dirigent - GW.G. (Abb.8)

Von der Mischröhre CK1 kommend gelangt die modulierte Zwischenfrequenz über ein Bandfilter an das Steuergitter der CF7. Nach der Verstärkung wird sie über ein weiteres Bandfilter (im Anodenkreis) an die Anode der Duodiode geführt. Die Nf tritt am Diodenbelastungswiderstand auf und durchläuft einen 10 000 pF-Kondensator, den Lautstärkeregler 0,5 MΩ und eine Hf-Siebkette, um an das Steuergitter der CF7 zur Verstärkung in dieser Röhre zu gelangen. Die verstärkte Nf wird dann durch die Primärspule des Bandfilters über 5000 pF (5,0 kΩ = Ra) an das Steuergitter der Endröhre (CL4) zur nochmaligen Verstärkung geführt. An der zweiten Anode der CB2 (Ankopplung über 30 pF) bildet sich die Regelspannung für den automatischen Schwundausgleich.
Zu dieser Untergruppe gehören: Kapsch Herold W, Kapsch Komet W, Kapsch Dirigent W, Kapsch Fidelio W, Kapsch Meteor W und G, Kapsch Star W und G/GW (bei den letzten drei Gerätetypen Gleichrichtung der Zf durch Trockengleichrichter), Körting Cyclo Royal SE4250_WL, Körting Cyclo Selector S4350_WL und GL, Körting Cyclo-Super S2400_WL, Körting Cyclo-Super S2401_WL und GL, Krischker-Boss - 3WA, Krischker Boss - 3W7 und 3G7, Krischker Boss - 3W8 (bei den beiden letzten Gerätetypen Demodulation durch Trockengleichrichter), Ingelen Columbus W und G, Ingelen Mirabell W, Ingelen Royal W, Ingelen US 437 W und G, Hagenuk -Super W, Horny (II/1) Prinz 35W, Horny (IV/l) 35G, Horny (E131) Super Prinz 36W, Horny (E331) Super Prinz 36G, Horny Mascot W, Horny Trix Pentode W, Horny Trix Oktode W, Blaupunkt Super 3W6, Horny (E132) Ultra-Prinz W, Homy (E432) Ultra-Prinz GW (die beiden letzten Geräte haben die Besonderheit, daß als Reflexröhre eine Triode, also eine ausgesprochene NF Röhre eingesetzt ist, so daß die Hf- (Zf)-Verstärkung sehr gering ist) und aus neuester Zeit Opta Kronach 547W.
An dieser Stelle müssen auch die Batteriesuper genannt werden. Sie sind in der Reflexschaltung grundsätzlich genau so aufgebaut wie die anderen Super, so daß wir uns eine Beschreibung ersparen können. Ein typischer Vertreter ist der Horny (V I / 2) Marquis B. (Abb. 9).

Die Zf  Gleichrichtung erfolgt nicht in einer Diode, sondern in einem Trockengleichrichter.
In diese Untergruppe gehören noch: Horny (E632) Prinz 37B, Horny (E633) Prinz38 B, Horny (W134B) Prinz 39 B und Horny (W 135 B) Prinz 40 B. All diese Geräte haben die Besonderheit, daß sie als Reflexröhre eine Triode besitzen.

b) Hf  Reflexschaltung.

In Abb. 10 ist eine Reflexschaltung gezeigt, bei der zur Verringerung des Klirrgrades der mit einer Dreipolröhre ausgestatteten Endstufe in dieser eine aperiodische Vorverstärkung der hochfrequenten Empfangsschwingungen stattfindet.

Bei sehr kleinen Antennen und bei Tagesfernempfang hat die Vorverstärkung auch eine Besserung des Fernempfanges zur Folge, dagegen muß man bei guten Empfangsverhältnissen evtl. den Antennenregler auf kleine Werte einstellen, um die Hochfrequenzverstärkung in der Endröhre auszugleichen. Die Anordnung neigt n i c h t zur hochfrequenten Rückkopplung, wie man des fehlenden Schirmgitters wegen annehmen könnte. Dafür sorgt schon die aperiodische Ausführung des Ein  und Ausgangskreises, ferner auch die Tatsache, daß zwischen der Endröhre und dem Eingang eine Reihe Stufen liegen, die auf die von den Empfangsfrequenzen wesentlich abweichende Zwischenfrequenz abgestimmt sind. Eine Schwingneigung tritt erfahrungsgemäß auch dann noch nicht auf, wenn man statt des aperiodischen Gitterkreises der Endstufe einen abgestimmten Kreis wählt (nach Boucke 4)).
Hierzu muß bemerkt werden, daß unter Umständen eine Kompensation von Verzerrungen und damit eine Verringerung des Klirrgrades bei Reflexbetrieb einer Röhre erreicht werden kann, und zwar müßte dieser Effekt nach Ansicht des Verfassers aus den Eigenschaften einer Gegenkopplung zu erklären sein. Die Erreichung eines solchen Effektes ist jedoch wegen der Vielzahl an phasendrehenden Schaltelementen bestimmt nicht einfach und wird mehr oder weniger vom Zufall abhängen.

c) Dreifache Ausnutzung der Reflexröhre.

Telefunken 332 WLK. (Abb. 11).

Die Zwischenfrequenz gelangt vom Bandfilter BF über den Kondensator C, an das erste Gitter der Röhre und kann an dem als Anode wirkenden vierten Gitter verstärkt abgenommen und dem auf die Zwischenfrequenz abgestimmten Zwischenfrequenz-Kreis ZfK zugeführt werden. Von hier wird sie über die Ankopplungs-Spule L und die Widerstands-Kondensator-Schaltung C3R2, die als Diodenbelastungskomplex wirkt, an die Anode der Röhre gebracht und hier zwischen der als Diode wirkenden Anoden-Katodenstrecke gleichgerichtet. Die dadurch gewonnene Niederfrequenz gelangt über Siebketten und Spannungsteiler, in denen die Zwischenfrequenz ausgefiltert wird, ans erste Gitter der Röhre zurück und wird nun niederfrequent verstärkt, wobei wieder das vierte Gitter als Anode wirksam ist. Da am Außen-Widerstand R8 ein Nf-Spannungsabfall entsteht, kann die Ankopplung der Endstufe über den Kondensator C7 erfolgen.

4. Einige Überlegungen zum „Problem“ Reflexempfänger.

Wenn man sich die leicht negativen Beurteilungen des Reflexempfangs und vor allem die in einer Fachzeitschrift in letzter Zeit veröffentlichte Meinung5) vergegenwärtigt und diese der Beliebtheit eines Gerätes wie des Körting Novum gegenüberstellt, eines Gerätes, das in der Fachliteratur mit Sätzen wie: Dieser Empfängertyp ist eine schaltungstechnische Spitzenleistung6) gepriesen wurde, so besteht hier eine Diskrepanz, für die gewisse Gründe vorhanden sein müssen.
Wir wollen nun einmal versuchen, ob wir in dieser Hinsicht durch einige Überlegungen nicht doch etwas klarer sehen können.
Wenn wir bedenken, daß zu einem Rundfunk-Gerät nicht nur das rein Schaltungstechnische, also all das, was in dieser Arbeit behandelt wurde, gehört, sondern daß auch noch andere Dinge einen Apparat „ausmachen“, so sind wir auf dem besten Wege, dem „Problem“ etwas näher zu kommen.
Es ist also nicht nur die Empfangsleistung zu beurteilen, sondern z. B. auch der Preis eines Gerätes. So ist es nicht möglich, einen billigen Superhet, den sogenannten „Spar  oder Einbereichsuper“ in der gleichen Qualität herauszubringen wie einen Vollsuper. Dieser Sparsuper wird daher immer gewisse Nachteile haben, und es kann erreicht werden, daß ein Gerät in spezieller Geradeausschaltung, wie z. B. der Körting Novum, diesem Sparsuper überlegen ist. Da auf der anderen Seite der normale Apparat in Superschaltung, der dem speziellen Geradeausempfänger in bezug auf den Empfang die Waage halten könnte, preislich aber wegen mindestens einer zusätzlichen Röhre über dem Geradeausempfänger liegt, so scheint eindeutig die Geradeausschaltung und damit bei dem genannten Gerätetyp die Reflexschaltung die beste Schaltung zu sein. Und trotzdem werden in der Praxis nach wie vor auch die Superhets weiter verkauft.
Das kommt daher, weil noch etwas anderes zu beachten ist. Und zwar sind dies die Wellenbereiche. Während nämlich der Körting Novum nur Lang- und Mittelwelle hat, besitzt der Normal-Super Lang-, Mittel- und Kurzwelle. Während nun 1936/37 die Kurzwelle noch nicht so ausgebaut war wie heute und noch verschiedene technische Mängel aufwies, so daß der Empfang nicht immer eine reine Freude war, so ist es heute so, daß auf dieser Welle schon genau so viel gehört wird wie früher auf der Mittelwelle und daß die lange Welle zugunsten der kurzen vernachlässigt wird. Heute muß also schon der einfache Einkreiser mit Kurzwelle ausgestattet sein und ein fehlender Kurzwellenbereich wird als Mangel bei jedem Gerät empfunden. Bei einem Gerät wie dem Körting Novum aber eine Kurzwelle einzubauen, würde es sehr komplizieren, und es ist fraglich, ob dieses Gerät dann noch wirtschaftlich serienmäßig gebaut werden könnte, so daß man also zu dem Schluß kommen kann: Heute hat der Körting Novum bei all seinen Vorteilen gegenüber dem Superhet doch wieder an Feld verloren.
Man sieht also, eine Betrachtung und Beurteilung von dieser Warte aus ist „zeitgebunden“. Man müßte also, um sich ein wirklich klares Bild zu machen, was denn nun eigentlich an der Reflexschaltung dran ist, einen anderen Weg gehen. Und da gibt es einen ganz objektiven, nämlich den der Messung. Es müßten also einmal eingehende korrekte Messungen, Vergleichsmessungen, durchgeführt werden. Man müßte unter Benutzung möglichst gleicher Einzelteile wie Gehäuse, Röhren, Lautsprecher, Chassis usw., also bei gleicher Preisgrundlage, Geräte in Geradeaus , Reflex  und Superhetschaltung (z. B. auch Sparsuper) ausführen. An diesen Geräten müßten dann alle für die Empfangsleistung wichtigen Faktoren wie Trennschärfe, Lautstärke, Empfindlichkeit, Klirrfaktor, Klangqualität usw. genau gemessen und verglichen werden. Eine wichtige Beeinflussung des Urteils, nämlich die durch das „äußere“ Gesicht der Apparate entfiele, da alle Prüflinge ja gleich wären. Bestimmt könnten durch diese Messungen Vorteile festgestellt werden, die sich mit gewisser Berechtigung auf andere Preisklassen übertragen lassen. Wobei natürlich auf der anderen Seite die Kalkulation der Herstellung der Geräte, also der Verkaufspreis, auch noch eine wichtige Rolle spielt. Aber auch hier können interessante Zusammenhänge aufgedeckt werden. Sollte sich nämlich herausstellen, daß für die serienmäßige Erstellung des besten Gerätes einige Einzelteile dabei sind, die den Verkaufspreis ganz undiskutabel in die Höhe treiben und die deshalb für den Serienbau ein Hindernis darstellen, dann können diese Teile durch eine entsprechend angesetzte Entwicklung dahin gebracht werden, daß sie preislich die Fabrikation des bei der Prüfung gefundenen besten Gerätes gestatten.
Doch noch ein weiteres ist zu bedenken. Und dies ist die Mentalität des Rundfunkhörers. Denn schon ein Knopf (Rückkopplung), der bei einem Geradeausempfänger zusätzlich zu betätigen ist, kann den Betreffenden, obwohl ihm das Gerät ausgezeichnet gefällt, von dem Kauf abhalten. Wenn zwei Rückkopplungsempfänger ganz gleicher Qualität sich in den Händen von technisch verschieden begabten Personen befinden, so wird der eine durch richtige Bedienung der Rückkopplung mit dem nötigen Fingerspitzengefühl mit seinem Gerät die fernsten Sender heran holen, während der andere noch nicht einmal den Ortssender richtig wird einstellen können. Gewiß, wir sind in das Extrem verfallen. Aber einmal zeigt es uns, daß ein Körting Novum auch heute noch seine Anhänger finden würde, und zum anderen, daß bei den Messungen, die oben vorgeschlagen wurden, die Fachleute dem Geradeausempfänger wohl die höchste damit erzielbare Leistung entlocken können, aber ob dann in der Praxis auch der Durchschnittsrundfunkhörer diesen, vielleicht als besten Apparat herausgefundenen, dann voll wird ausfahren können? Es sei denn, man geht bei den Geradeausempfängern zu einer Bedienungsvereinfachung über, was man z. B. durch den Einbau einer automatisch mitgehenden Rückkopplung erreichen könnte. Ob dieser Apparat aber dann preislich wieder wird Schritt halten können?
Man sieht, daß schon durch derartige Überlegungen sehr interessante Probleme angeschnitten werden   siehe auch in diesem Zusammerlhang7) und es läßt sich denken, daß durch die Ausführungen der Messungen nochmals ebenso interessante praktische Probleme aufgedeckt werden. Ansätze zu solchen Messungen sind schon vorhanden. So hat Alfred Harnisch bereits 1931 grundlegend über Quantitative Untersuchungen an Rundfunkempfängern berichtet8). Und Otto Limann hat 1948 Vergleichsmessungen zwischen einer neuartigen Zweikreiser Anordnung (Bandfilter Zweikreiser) und einem Einbereichsuper durchgeführt.9) Schon durch ganz wenige Versuche kommt er auf seinem Gebiet zu beachtlichen Feststellungen.
Und da sollten bezüglich des Reflexempfängers derartige Untersuchungen nicht nutzbringend sein? Sie lohnen sich bestimmt.10)

Literatur

4) "Funk" 6/1937 S. 163/167, "Neue Schaltungen für den Einbereich Superhet" von Heinz Bouche.

5) "Funk Technik" 3 (1948) Nr. 20 S. 504, "Schaltungen aus 25 Rundfunkjahren" (C. M.).

6) "Telegraphen-, Fernsprech- und Funk-Technik" 9/1936 S. 251, "Die 13. Große Deutsche Funkausstellung Berlin 1936.

7) "Funk-Technik" 2 (1947 Nr. 3 S. 11/12, "Qualitätsprobleme der deutschen Industrie IV. Die Marktstellung des Kleinsupers" von Otto Kappelmayer.

8) "Hochfrequenztechnik und Elektroakustik" 38 (1931) S. 181/209, "Quantitative Untersuchungen an Rundfunkempfängern" von Alfred Harnisch.

9) "Funk-Technik" 3 (1948) Nr. 4 S. 83/84, "Der Bandfilter-Zweikreiser" von Otto Limann.

10) ART 1949 Nr. 11 S. 330, "Der Reflex-Bandfilter-Zweikreiser" von Otto Limann.

Der Dank für die Bereitstellung der Scans gebührt Eckhard Kull.

MfG DR

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.