Eigenbauradio

ID: 345405
? Eigenbauradio 
07.Apr.14 08:29
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Gerhard Heigl (A)
Redakteur
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Gerhard Heigl

Ich habe ein einfaches Radio gebaut. Verwendet wurden die Röhren PCL86 und PY88, aufgebaut auf einer Printplatte 160 x 60mm.
Als UKW-Teil ein modifizierter Print eines Scanradios, modifiziert insofern, weil zur Abstimmung nicht die Tasten sondern ein Potenziometer verwendet wird. Das Radio wird direkt aus dem Netz betrieben (ohne Netztrafo). Die Heizspannung für die Röhren wird mittels Kondensator erzeugt. Als Netzkabel wurde ein 3poliges mit Schukostecker verwendet. Der Schutzleiter wird als Antenne missbraucht. Ausserdem sind die 4 Glimmlampen von der Netzphase gegen den Schutzleiter geschaltet, wenn sie leuchten liegt der Nullleiter am Chassis, wenn sie nicht leuchten muss der Netzstecker umgepolt werden. Die Glimmlampen dienen auch zur Skalenbeleuchtung, daher 4 Stück.
Nach der Inbetriebnahme hat das Radio ein sonderbares Verhalten an den Tag gelegt. Einige Tage hat es gut funktioniert. Sehr viele Sender waren zu empfangen und die Lautstärke war mehr als ausreichend. Dann plötzlich begann das Radio zu blubbern, die im Plan vermerkten Anodenspannungen stiegen um ca. 30V an. Nach längerem experimentieren mit verschiedenen Widerständen und Kondensatoren konnte ich das Problem mit dem 100pF-Kondensator über den beiden Anoden der PCL86 beheben. Die Schwingung (Blubbern) konnte damit unterdrückt werden, leider ist nun die Lautstärke wesentlich geringer und auch die Tonqualität bei grösserer Lautstärke merklich schlechter. Woran kann das liegen? Ein Tausch der PCL86 brachte keine Änderung.

Anlagen:

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Unerwünschte Rückkopplung? 
07.Apr.14 09:30
34 from 5306

Walter Schmidt (D)
Beiträge: 179
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Hallo Herr Heigl,

haben Sie mal versucht, das Schirmgitter zur Siebung mit einer RC-Kombination zu versehen? Z.B. mit ca. 2,5kOhm und 50µF. Der Anodenwiderstand der Vorstufe könnte dann direkt an das Schirmgitter angeschlossen werden.

Eine Frage für mich bleibt noch: Wie erzeugen Sie die negative Gitterspannung der Vorstufe? Hier müßte doch der Gitterwiderstand mind. 10MOhm betragen oder es fehlt der Kathodenwiderstand. Vielleicht deshalb auch die Verzerrungen bei größerer Lautstärke.

Einen 100pF- Kondensator zur Reduzierung der Schwingneigung halte ich in diesem Fall nicht für sinnvoll, der führt doch primär die hohen Frequenzen zur Anode der Triode zurück. Deshalb auch die starke Lautstärkereduzierung, hier wird zu viel gegengekoppelt. Das Problem liegt aber doch eher im Bereich der ganz tiefen Frequenzen.

Die Verstärkung der PCL86 ist sehr hoch, da sind vielleicht zusätzliche Siebmaßnahmen erforderlich.

Freundl. Gruß, W.S.

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07.Apr.14 17:21
174 from 5306

Heiner Herrmann (D)
Beiträge: 50
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Als allererste Maßnahme würde ich einen Serien-Gitterwiderstand vor dem Steuergitter der Endröhre einfügen, im Bereich einige wenige Kiloohm bis hinauf zu einigen 10 Kiloohm. NF-Endstufen in kommerziell hergestellten Radios mit der (E)CL86 sind sehr oft folgendermaßen zusätzlich "geschirmt": Ein mit Masse verbundener Blechzylinder über der Röhre und eine abgeschirmte Anodenleitung ! der Endpentode. Nur nebenbei: Daß der Heizkreis-Kondensator nur 10 Nanofarad haben soll, wie im Schaltplan angegeben, will ich nicht recht glauben...Spaßeshalber könnte man das Scan-Radio sogar aus dem Spannungsfall am Kathodenwiderstand betreiben, man würde den zusätzlichen Gleichrichter sparen und könnte den Heizfaden dann auch noch einseitig erden.

 

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Heizkreiskondensator 
07.Apr.14 20:51
260 from 5306

Dietrich Grötzer (A)
Redakteur
Beiträge: 459
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Dietrich Grötzer

Korrekt wäre 4,2 µF wie auch aus dem Aufbauplan ersichtlich.

Aber soweit ich Herrn Heigl, als profunden Radiofachmann, kenne handelt es sich hier ganz offensichtlich um einen Schreibfehler.

MfG D. Grötzer

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Fehler im Eigenbauradio 
08.Apr.14 08:26
365 from 5306

Gerhard Heigl (A)
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Beiträge: 933
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Gerhard Heigl

Nun habe ich mich nochmals intensiv mit dem Radio beschäftigt und habe einen gravierenden Layoutfehler auf der Printplatte gefunden: Der Pluspol des zweiten 68µF-Elkos ist mit der Anode der Pentode verbunden (am Bild Aufbau ersichtlich). Wie konnte das Radio jemals funktionieren? Dazu muss ich die Vorgeschichte offenlegen. Ursprünglich wollte ich nur die PCL86 verwenden, als Gleichrichter eine Si-Diode statt der PY88. Das Layout war bereits entworfen als ich mich entschloss statt der Diode die PY88 zu verwenden. Das Layout musste geändert und Bauteile anders angeordnet werden und da ist der Zeichenfehler passiert. Trotz Kontrolle ist mir die Fehlschaltung nicht aufgefallen. Nun habe ich den Print geätzt, gebohrt und bestückt. Nach der Fertigstellung hat das Radio sofort funktioniert. Dann begann ich zu experimentieren. Mich hat interessiert ob eine Diode statt der PY88 das gleiche Ergebnis bringt. Beim Probelauf habe ich die Spannungen an verschiedenen Punkten gemessen. Dabei ist mir aufgefallen, dass am 2. Elko keine Spannung anliegt. Ursache war eine kaum sichtbare Bahnunterbrechung der Masseleitung zum Elko. Dadurch war dieser Elko ausser Betrieb, was auch den leichten Netzbrumm erklärte. Den Netzbrumm habe ich aber nicht auf eine schlechte Siebung zurück geführt – 2 x 68µF müssten doch mehr als ausreichend sein – sondern auf eine ungünstige Leitungsführung am Layout. Nachdem ich die Gleichrichtung wieder auf die Röhre PY88 rückgebaut und auch die Masseunterbrechung beseitigt habe, hat das Radio nicht mehr funktioniert. Erst der 100pF Kondensator zwischen den beiden Anoden brachte etwas Besserung. Nachdem jetzt der Fehler mit dem Elko beseitigt ist, spielt das Radio wieder zu meiner Zufriedenheit und ohne Brumm.
Fazit: Ein Fehler ist meist leicht zu finden, 2 Fehler, noch dazu im Zusammenhang, können schon ordentlich nerven. Mit der Reparatur der Leiterbahnunterbrechung wurde der ursprüngliche Fehler – Elko an der Anode – erst aktiviert.
Bedanken möchte ich mich bei den Herren Schmidt, Herrmann und bei den Kollegen die mir per Mail mit Tipps geholfen haben. Mir ist schon bewusst, dass meine Schaltung bestückt nur mit den nötigsten Bauteilen eher einer Prinzipschaltung gleicht und mit mehr Aufwand an Bauteilen die Qualität des Verstärkers zu verbessern wäre.
Vorschaltkondensator 10nF für die Heizung geht nicht, sollte 4,2µF heissen.

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