EZ10 (EZ10)

ID: 211107
Dieser Artikel betrifft das Bauteil: Zur Röhre/Halbleiter

EZ10 (EZ10) 
21.Jan.10 12:04
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Pius Steiner (CH)
Redakteur
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Die dekadische Zählröhre EZ 10

Es haben sich bis heute verschiedene Systeme zum direkten elektronischen Zählen im dekadischen System eingeführt. Wir erwähnen die Philips-Zählröhre EZ1T, verschiedene Trochotrons, d.h. Elektronenstrahlröhren mit Ablenkung des Strahles durch ein Magnetfeld. Ringe aus 10 einzelnen Kaltkathodenröhren, Kleinthyratrons oder Transistoren und die weit verbreiteten so genannten Dekatrons, d.h. Kaltkathodenröhren mit 3 Gruppen zu je 10 symmetrischen Kathoden, bei denen die Entladung durch suksessives Anlegen der Impulsspannung an einzelnen dieser Gruppen in der gewünschten Richtung fortschalten wird.

Demgegenüber werden Kaltkathodenzählröhren mit asymmetrischen Kathoden nur relativ wenig verwendet. Das ist an sich erstaunlich, da hier die Fortschaltung der Entladung durch einfaches Anlegen und Wegnehmen der Impulsspannung an eine einzige Gruppe von Hilfskathoden erfolgt. Dadurch ergeben sich Schaltungen von unübertroffener Einfachheit, die ausserordentlich geringe Ansprüche an die Form und Dauer der Impulse und an die Konstanz der Betriebsspannung stellen.

Der Grund für die relativ geringe Verbreitung der Röhren mit unsymmetrischen Kathoden mag einerseits darin liegen, dass diese Röhrentype später bekannt geworden ist als die übrigen oben erwähnten Systeme und andererseits darin, dass eine kleine, bequem zu montierende und preislich günstige Ausführung auf dem Markt nicht erhältlich war. Die neue EZ10 soll diese Lücke schliessen.

Die Abmessungen der neuen Röhre entsprechen mit 21mm Durchmesser und 48mm Höhe der Noval-ausführung und genügen noch gut zur Ablesung von Auge. Der Fuss weist 13 Anschlussstifte auf, womit noch zwei Durchführungen als Reserve für den weiteren Ausbau der Röhre (z.B. Sonde oder zweite Anode für Vor- und Rückwärtszählen) zur Verfügung stehen. Zusammen mit dem Fuss wurde ein passender Sockel konstruiert. Die Gasfüllung wurde so gewählt, dass eine Zählfrequenz von 50 kHz leicht erreicht  werden kann. Bei Sorgfältiger Anpassung aller Betriebsdaten ist eine Zählgeschwindigkeit von über 100'000 Impulsen pro Sekunde möglich.

Die Röhre EZ10 ist für Zähl- und Steuerschaltungen verschiedenster Art vorgesehen. Sie mag auch oft als Bauelement für präzise elektronische Timer dienen, indem sie eine vorwählbare Zahl von Halbwellen der Netzwechselspannung oder der Wechselspannung eines Generators mit Schwingquarz  abzählt.

 


Schema eines Dekadenzählers



Funktion:
Jeder Eingangsimpuls VE bringt die Entladung zur nächsten der Hauptkathoden von Zählröhre I. Wenn die Entladung der Kathode 0 kommt, bewirkt der Spannungsabfall am Kathodenwiderstand einen positiven Impuls am Gitter der Zwischenverstärkerröhre. Diese wird leitend und wegen des Spannungs-abfalles an ihrem Anodenwiderstand erhalten die Hilfskathoden der nächsten Zählröhre II einen negativen Impuls, der dort Fortschaltung der Entladung um einen Schritt bewirkt. Der Ausgangsimpuls VA der zweiten Röhre kann wieder über einen gleichartigen Verstärker eine weitere Zählröhre, ein elektromechanisches Relais oder Zählwerk oder sonst einen Verbraucher betätigen.

Ein Netzwerk bestehend aus einem Spannungteiler, einem Blockkondensator und dem Gleichrichter GL (Sperrspannung 200V) sorgt für die richtige Vorspannung der Hilfskathoden sowie für genügend rasche Ableitung positiver Impulsspitzen. Zur Rückstellung auf eine vorgewählte Zahl dient die Taste R. Bei ihrer Betätigung wird der bisher mit +560V verbundene Pol des Kondensators von 0,25uF plötzlich an den negativen Pol gelegt und der Kondensator entlädt sich über die Vorwiderstände, Stufenschalter S1 und S2 und Kathodenwiderstände der an den Stufenschaltern eingestellten Kathoden. Dabei erhalten die betreffenden Kathoden einen negativen Impuls und die Entladung springt auf sie über. Die vor zu wählende Zahl kann am Stufenschalter jeder Röhre nach Wunsch eingestellt werden.

Eine bestimmte Impulszahl kann am einfachsten abgezählt werden, wenn man sie von der Endzahl des Zählers subtrahiert und die sich ergebende Komplementärzahl vorwählt. Die gewünschte Impulszahl ist dann abgezählt, wenn die Entladung der letzten Dekade auf 0 überspringt. Das Endsignal kann verstärkt werden, ein Relais betätigen oder der neuen Vorwahl dienen. So kann man mit einer Dekade alle Zahlen von 1-9, mit zwei Dekaden alle Zahlen von 1-90 und mit drei Dekaden alle  Zahlen von 1- 900 etc. abzählen.

Mit nur wenig grösserem Schaltungsaufwand sind auch Koinzidenzschaltungen möglich, die beim Erreichen beliebiger voreingestellter Zahlen Ausgangsimpulse geben. Es soll darauf nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten in einer späteren Nummer eingegangen werden.

Quelle: ELESTA technische mitteilungen 8. März 1958
"Neuentwicklungen im Röhrenbau"

 

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