saba: Fehlerhafte negative Gittervorspannung der Endröhren

ID: 533918
Dieser Artikel betrifft das Modell: Telewatt VS110NH (SABA; Villingen)

saba: Fehlerhafte negative Gittervorspannung der Endröhren 
19.Jan.20 12:15
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Robert Kürster (D)
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Robert Kürster

Ein kritischer Punkt bei diesem Verstärker sind die Enstufenröhren. Diese wurden zur Endzeit der Röhrentechnik entwickelt und daher nur kurze Zeit produziert. Die Röhren wurden als Nachfolger der immer noch gut verfügbaren EL34 weiterentwickelt. Da die Neuentwiclkung sehr schnell von der Transistortechnik abgelöst wurde, waren die produzierten Stückzahlen nur gering. Ein Ersatz dieser Röhren ist heute nur sehr selten, oder nur noch zu astronomischen Preisen möglich. Daher ist es wichtig, auch bei noch funktioniernden Geräten darauf aufzupassen, dass diese Röhren nicht überlastet werden. Die Ursache solcher Überlastungen ist das Fehlen der negativen Gittervorspannung der Endröhren. Das lässt sich äußerlich am Glühen des Anodenblechs, Leistungsrückgang und Verzerrungen des Ausgangssignals erkennen. Dabei sind die wertvollen Röhren in höchster Gefahr. Sie glühen regelrecht aus und verlieren dabei stark an Emission und werden unbrachbar. Das erkennt man am Leistungsverlust und Verzerrungen trotz Durchführung einer unten beschriebenen Reparatur. Das Ausglühen kann man auch am Rückgang des Getterspiegel an der Oberseite des Glaskolben erkennen. Das Gettermaterial wird durchsichtig.

Abhilfe lässt sich dann nur noch durch den Ersatz der Röhren und Überprüfung der negativen Gittervorspannung der Endröhren schaffen.

Ursache ist dabei meistens die Potentiometer der Gittervorspannungserzeugung. Diese befinden sich auf der Unterseite des Geräts neben dem Netztrafo. Sie werden im Schaltbild mit P10A und P10B mit einem Wert von je 50 KOhm bezeichnet. Meistens ist das kleine Blech des Schleifers im Poti versprödet und der Kohlestift bekommt dadurch keinen richtigen Andruck zur Schleifbahn. Es kommt dazu zur Unterbrechung und Ausfall der negativen Gittervorspannung. Dadurch zieht die Röhre einen sehr hohen Anodestrom, der sich im Glühen des Anodenblechs bemerkbar macht. Fataler Weise sind beide Endstufenröhren eines Kanals davon betroffen und in größter Gefahr, wenn der Fehler weiter besteht. Abhilfe erfolgt durch Wechsel beider Potentiometer für beide Endstufen. Der Wechsel beider Potis ist die Lebensversicherung für den meist noch intakten anderen Stereokanal. Die Potentiometer sind nach dem Wechsel so einzustellen, dass an den Gittern der Endröhren mit einem Röhrenvoltmeter oder anderem hochohmigen Voltmeter RI>20MOhm -16V Gleichspannung anliegen. Bitte keine niederohmigen Multimeterverwenden sonst bricht die negative Vorspannung etwas zusammen und es kommt zu einer zu hohen negativen Spanung am Gitter, was zwar ungefährlich ist, aber wiederum zu Verzerrungen führt.

Gleichzeitig sollten die Elektrolytkondensatoren C36A und C36B auf Kapazitätsverlust und Schluß überprüft werden. Diese liegen auf der gleichen Lötleiste wie die beiden Potis.

Eine weitere Möglichkeit zum Ausfall ist der Schluß des C51 im Netzteil. Dann sind alle 4 Endröhren vom Fehler betroffen. Bei einem Kapazitätsverlust dieses Kondensators kommt es zu  Brummstörungen.

Es empfieht sich alle bisher beschriebenen Bauteile zu tauschen um eine Langzeit Stabilität zu erreichen und damit die teuren Endstufenröhren zu schonen.

Die Symmetrierpotentiometer P9A und P9B habe ich nicht als Fehlerquelle ausmachen können obwohl sie auch in der Gitterspannungserzeugung liegen. Sie sind stabiler gebaut und von oben bedienbar, mit einem Bedienknopf hinter den Endstufenröhren angeordnet. Sie befinden sich meist in Mittelstelung. Beim Agleich werden sie auf ein Minimum des Brummens des jeweiligen Endstufenkanals abgeglichen.

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