fernseh: Farvigraph

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fernseh: Farvigraph 
02.Nov.07 22:35
1901

Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

Farvigraph -

ein moderner Messsenderoszillograf


Wie bereits im Dezemberheft erwähnt wurde, bürgert sich der mit einem Oszillografen kombinierte Messsender in steigendem Maße in der Funkwerkstatt ein. Während dort die Messtechnik zur Aufnahme von Resonanzkurven, Bandbreite und Selektivität ausführlich besprochen wurde, sollen in den folgenden Zeilen einige neuere Industriegeräte besprochen werden.

Dass sich die Industrie dieses Gerätetypes annimmt, zeigt, dass nach einem derartigen Gerät eifrige Nachfrage besteht. Diese Geräte sind meist für die Werkstatt bestimmt und demgemäß sind sie gebaut. Auch in der Geräteentwicklung und -fertigung werden sie weitgehend benutzt. Vor allem setzt sich in zunehmendem Maße der Gedanke durch, alle Bauteile zu vereinigen, wodurch man ein kompaktes Gerät erhält, das in seiner Anschaffung billig ist und eine einfache Bedienung erlaubt.

Bei den deutschen Geräten beschränkt man sich zudem auf den Wobbler, und benutzt den meist vorhandenen Messender als Zusatzgerät. Dies ist insofern ein Nachteil, als man durch Summen- oder Differenzbildung stets die Frequenz errechnen muss; bequemer ist dagegen die sofortige Ablesung der abgegebenen Frequenz auf einer Skala.


Der Farvigraph der Fernseh-AG. Taufkirchen.
Der Farvigraph ist ein Elektronenstrahloszillograf, der mit Elektronenschalter und Wobbler kombiniert ist (Bild l).


Als Messsender wird das Farvimeter der gleichen Firma verwendet, der zudem noch Schwebungssummer, Röhren-Voltmeter und Universalinstrument sowie Ohmmeter enthält.

Der Farvigraph benutzt eine Katodenstrahlröhre mit 16 cm-Schirm. Für die Auswertung der Schirmbilder wird nicht das übliche Koordinatennetz benutzt, sondern zwei durchsichtige Ableselineale, die sich auf zwei Maßstäben verschieben lassen. Die Zeitablenkung ist zwischen 10 Hz und 200 kHz regelbar. Es lässt sich auch durch einen eingebauten Umschalter ein sinusförmige Ablenkung ermöglichen.

Ein Buchsenpaar gestattet die Zuführung einer fremden Kippspannung bis zu l MHz. Die Synchronisierung erfolgt wie üblich über eine Verstärkerstufe und kann auf Eigen-, Fremd und Netz umgeschaltet werden.

Zwei vertikale Verstärker mit einer Bandbreite von 3 MHz und einer 100fachen Verstärkung werden über einen siebenstufigen geeichten Spannungsteiler beaufschlagt. Die beiden Verstärker werden beim Arbeiten mit dem gleichfalls eingebauten Elektronenschalter benötigt. Die Umschaltung der Vorverstärker erfolgt hierbei mit 25 Hz. Eine Verschiebung der beiden Oszillogramme in der Senkrechten ist möglich.

Der eingebaute Wobbler arbeitet auf 10 MHz und gestattet ein Wobbelhub von 100 kHz einzustellen. Selbstverständlich wird die Wobbelung mit einer Reaktanzröhre vorgenommen. Als nachteilig dürfte anzusehen sein, dass ein Arbeiten in doppelter Spur nicht möglich ist. Dies lässt sich mit geringem Aufwand noch nachträglich beheben.

Besonders für den fabrikatorischen Abgleich ist die Kombination von Wobbler und Elektronenschalter sehr zweckmäßig, da sich die Bandfilter beispielsweise bequem nach einem Normal abgleichen lassen. Aber auch für viele andere Zwecke ist die Kombination Wobbler-Elektronenschalter sehr vorteilhaft, es sei hier nur an Verstärkermessungen erinnert.

Die Unterbringung aller Bedienungsknöpfe auf einer Frontplatte von 265 * 330 mm ist sinnfällig gelöst, zum Teil unter Verwendung raumsparender Stiftknöpfe (für die Bedienung der Katodenstrahlröhre).

Dass die Konstruktion ausgereift und der Aufbau vorbildlich ist, braucht eigentlich bei dem Namen Fernseh nicht erwähnt zu werden. Hierfür spricht allein schon die Tatsache, dass man mit nur 10 Röhren auskommt, darunter allerdings allein 4 ECH 4. Der Preis von 1800 DM bildet allerdings eine gefährliche Hemmung bei der Anschaffung des Gerätes.


Quelle: Rundfunk- und Elektrotechnik; 2. Jahrgang; Folge 2; 
Fachzeitschrift für den Rundfunk- u. Elektrotechniker, Saarbrücken, Februar 1949

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