Flackern der Abstimmanzeige im NF-Rhytmus

ID: 126385
Flackern der Abstimmanzeige im NF-Rhytmus 
23.Nov.06 06:31
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Peter Jablonskyj (D)
Beiträge: 46
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Da bei verschiedenen Geräten das gleiche Fehlerbild auftritt - hier nicht bei Gerät- sondern allgemein gepostet:

Folgende Erscheinung tritt auf:

Die Abstimmanzeige (EM84) funktioniert bei FM tadellos.
Auch bei AM zeigt sie stärkere Sender sauber an.
Zusätzlich aber flackert sie bei AM im Rhytmus des NF-Signales.
(Die EBF89 davor sowie die umliegenden passiven Bauteile sind meines Erachtens in Ordnung).

Wer kann mir welchen Tipp zur Eingrenzung der Fehlerursache geben?

Ich würde mich freuen, wenn einer von Ihnen mir bei der Beseitigung dieser Störung helfen kann.

Mit freundlichen Grüßen

Peter

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ganz normal  
23.Nov.06 06:52

Karl-Heinz Bradtmöller (D)
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Hallo,

die Abstimmanzeigenspannung ist die "integrierte" NF-Spannung, die von der ZF-Diode kommt, bildet die Hüllkurve. (Auch wird diese Spannung zur Regelung verwendet.)

Zappelt die Anzeige zu stark, den Integrationskondensator vor dem Gitter der EM einmal überprüfen. 

Bei FM ist nach Begrenzungseinsatz die Regelspannung konstant und weitestgehend modulationsunabhängig.

Herzlichst, Ihr K.-H. B.

eine typische Beschaltung der EM84 ist:

Pin 1 .....5 Megohm Poti Schleifer; ein Ende an Masse , anderes Ende 0,1 Mikrofarad an UDiode

Pin 3 Katode direkt an Masse

4/5 Heizung

6 ... 100 Kiloohm an Anodenspannung

7/9 ....470 Kiloohm an Anodenspannung

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23.Nov.06 08:24

Peter Jablonskyj (D)
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Danke Hr. Bradtmöller,

Hier im konkreten Fall geht´s um die Anzeige beim SABA Freiburg Automatic 9. Dort ist der C am G der EM mit 10 nF vorgesehen. Der Reihenwiderstand zur Demodulationsdiode hat 2.7 M.
Ich werde den C austauschen, erst mal wieder gegen 10 nF, wenn´s nicht hilft - etwas größer. Ich melde mich wieder.

Gruß
Peter

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Dynamische Amplitudenmodulation (DAM) 
23.Nov.06 08:53

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
Beiträge: 2492
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Praktisch alle neueren amplitudenmodulierten Sender verwenden zum Zwecke der Leistungsersparnis eine zusätzliche Trägersteuerung, die bewirkt, daß in Sprechpausen die Amplitude des Trägers auf ca. 66% heruntergefahren wird. Dies bewirkt eine Erhöhung des effektiven Wirkungsgrades des Senders und spart Stromkosten.

Bei voller Aussteuerung des Senders mit dem NF Signal ergäbe das eine Übermodulation. Daher wird die Trägeramplitude sehr schnell entsprechend hochgesteuert, damit dies nicht passiert. Die Zeitkonstante  für die Reduzierung des Trägers ist dagegen länger. Dadurch wird ein "Pumpen" vermieden.

Da diese Steuervorgänge langsam sind, haben sie Grenzfrequenzen, die unterhalb der tiefsten hörbaren Frequenzen liegen. In der NF Wiedergabe kommen sie also nicht zum Tragen, dafür bei der Regelspannung, die proportional zur Amplitude des Trägers ist. Und wenn diese schwankt, flackert das Magische Auge. Abhilfe schafft hier eine Vergrößerung der betreffenden Zeitkonstanten, wie Herr Bradtmöller das schon vorgeschlagen hat.

Andererseits lassen sich genau durch "flackernde" Magische Augen die Sender ermitteln, die DAM verwenden. Alte Röhrensender mit Gegentakt-B Modulationsverstärkern können dagegen kein DAM. Man kann also damit die zu den historischen Radios passenden historischen AM Sender finden.....

MfG DR

 

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kein Gerätefehler - DAM die Ursache 
23.Nov.06 08:54

Eilert Menke (D)
Redakteur
Beiträge: 1039
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Das Flackern kann auch aufgrund der heute üblichen dynamischen Amplitudenmodulation herforgerufen werden. Zwischen voller NF-Aussteuerung wird der Träger zurückgenommen, um Energie zu sparen.

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DAM 
23.Nov.06 09:31

Peter Jablonskyj (D)
Beiträge: 46
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Danke Hr. Rudolph und Hr. Menke!

Mit Ihren beiden Beiträgen hab ich was dazu gelernt, weil - dies war mir bis dto. nicht bekannt!

Werde ich also vor Eingriff in die Schaltung erst mal suchen, ob dieses Flackern bei allen Sendern auftritt oder nur bei Bestimmten (DAM).

Unabhängig davon - die Erklärung ist mir logisch nachvollziehbar - kann man das durch DAM verursachte Flackern einschränken (oder gar ganz weg bekommen)?
Das Gerät soll wieder richtig als Radio zum Einsatz kommen und da "stört" das ständige Schwanken. (Eventuell optional durch zuschaltbaren weiteren Kondensator?)

Gruß
Peter

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Erfahrungsbericht mit DAM 
23.Nov.06 11:57

Wolfgang Holtmann (NL)
Redakteur
Beiträge: 960
Anzahl Danke: 53
Wolfgang Holtmann

Hallo zusammen.

 

Ich habe mich vor einiger Zeit (Frühjahr 2006) mit diesem Phänomen etwas beschäftigt, im Zusammenhang mit Verzerrungserscheinungen bei diversen Demodulationsschaltungen. Ein Oszilloskop an der letzten ZF-Stufe eines Superhets war dabei eine wertvolle Hilfe.

 

Dabei vielen mir zwei Extreme auf:

 

1. Sender EUROPE 1 auf 183 kHz

Dieser moduliert bis zu 95% durch, wobei der mittlere Modulationsgrad künstlich angehoben wird (OPTIMOD?). Dazu kommt die schon angesprochene DAM, die in den kleinsten Sprachpausen den     Träger reduziert. Auch für’s Ohr ist das kein Schmaus. Man sagte sich wohl: Ist ja ein reiner Informationssender.

 

Das können nicht alle Empfänger ‚ab’. Auch die modernen nicht! Beispiel:

Das Autoradio in meinem neuen Renault „Scénic“. Der Sender wird manchmal nicht vom autom. Suchlauf gefunden, immer wenn zufällig Sprachpausen einen zu schwachen Sender vortäuschen. Mit manualer Frequenzwahl selektiert, ist die Modulation ein Graus!! Diese überschlägt sich bis zur totalen Unverständlichkeit! Ich wohne in der Nähe von Maastricht.

 

Da ich viel in Europa unterwegs bin, habe ich gerade diese Station immer wieder abgehört und komme zu der folgenden Annahme (!).

In Frankreich (Zielgebiet), West-England und in Kroatien sind die beschriebenen Erscheinungen nicht –bzw. nicht störend- in Erscheinung getreten.

Könnte das mit der Richtwirkung der Sendeantenne (Standort Saarlouis) zusammenhängen? Ich habe gelesen, dass die Strahlrichtung NO wegen des nur 6 kHz tiefer gelegenen Senders „Deutschlandradio“ auf 177 kHz abgeschwächt wird? Normalerweise wird die bereits modulierte Sendewelle an die Sendeantenne(n) geführt. Die Modulation derselben sollte demnach für alle Richtungen gleich sein. 

 

Nachtrag:

Auf Grund der besonderen Richtwirkung der Sendeantennen von EUROPE 1, entstehen die von mir beobachteten Abnormalitäten. Siehe Post 11 von Herrn Roschy.

Eine richtige Bewertung der Modulation des Senders außerhalb der Hauptstrahlrichtung SW, ist daher unmöglich. Somit sind meine Bemerkungen über DAM und Audioprocessing für diese Station nicht als bewiesen anzusehen.

.

.

2. Sender DROITWICH auf 198 kHz

Dieser moduliert nur zu ca. 50% und fährt den Träger in den Sprachpausen hoch! Also genau das Gegenteil.     

Ich denke, die BBC will seine Zuhörer verwöhnen und nicht auf Kosten der Qualität die Sendereichweite vergrößern.

 

Wolfgang Holtmann

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Erfahrungsbericht 
23.Nov.06 14:20

Peter Jablonskyj (D)
Beiträge: 46
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So.
Als erstes möchte ich mich bei Hrn. Holtmann entschuldigen weil ich nicht auf seinen Beitrag eingehen kann. Da fehlt bei mir ganz einfach das Fachwissen.

Jetzt kurz zu meiner "Diskoleuchte" EM84.
Es ist tatsächlich so, daß dieser Effekt nicht bei allen Sendern auftritt. Also ist die DAM die Ursache. (Was mich dabei noch irritiert, ist, warum ist diese Erscheinung nicht bei allen Geräten gleich stark ausgeprägt).

Eine Erhöhung des Längswiderstandes war konstruktiv bedingt nicht möglich. (Die RC-Kombination sitzt so unmöglich versteckt, daß es eines größeren Aktes bedurft hätte, da etwas zu manipulieren).
Also kam nur die Möglichkeit in Betracht, ganz einfach einen C zw. Katode und Gitter direkt am Sockel der EM unter zu bringen.
Der Erfolg ist mäßig.
Habe noch mal 10 nF reingesetzt.
Jetzt ist die Bewegungsgeschwindigkeit der Leuchtbalken deutlich langsamer. Aber der Hub bleibt gleich.
Ich werde es so lassen. Etwas anderes würde einen gößeren schaltungstechnischen Eingriff erforderlich machen und das ist nicht wünschenswert, weil das Gerät, so wie die Hersteller es gebaut hatten, laufen soll.

Was mir aber auch aufgefallen ist: der Hub beim Flackern ist nicht von der Feldstärke abhängig.
Auch schwach einfallende Sender entwickeln den gleichen Hub, wohingegen stärker enfallende DAM-Sender durch statisches Schließen der Balken und Öffnen bei Sprechpausen erkennbar sind.

Ich nehme an, daß die ganze DAM-Geschichte auch Schuld daran ist, daß die Automatik bei Sendepausen (ist mir aufgefallen vor dem Zeitzeichen zur vollen Stunde) verrückt spielt.

Noch mal Danke an alle! Hab den Freiburg Automatik als "fertig repariert" deklariert und wieder zugeschraubt.


Mit freundlichen Grüßen
Peter

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Oszillatorfrequenz wird "mitgeregelt" 
24.Nov.06 07:05

Karl-Heinz Bradtmöller (D)
Beiträge: 507
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Hallo,

auch beim Transistorgerät schwankt die Intensität der Leuchtdiode im Rhythmus/Metrum/Takt der Modulation. Weitaus auffälliger aber ist: Die Pfeifstellen-Pfeiftöne verändern sich, sprich, die Oszillatorfrequenz des Superhets wird durch die schwankende Regelspannung "verrissen".

Auch ändert sich die Intensität der Spiegelfrequenzinterferenzen damit pegelabhängig.

Herzlichst, Ihr K.-H. B.

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24.Nov.06 16:38

Jacob Roschy (D)
Redakteur
Beiträge: 1766
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Jacob Roschy

Hallo Wolfgang,

es ist wirklich so, die Verzerrungen bei Europe 1 haben mit der Richtwirkung der Sendeantenne zu tun !

Die Antennenanlage von Europe 1 besteht aus 4 Masten. Diese sind in südwestlicher Richtung in Lambda/4- Abständen hintereinander angeordnet, was bei einer Wellenlänge von rund 1640 m dem Abstand von 410 m entspricht. ( Frequenz = 183 kHz )

Diese Masten werden phasenverschoben so eingespeist, dass sich zur Senderichtung SW die Energie addiert und zur entgegengesetzten Richtung NW subtrahiert, sich also gegenseitig zu Null hin aufhebt.

Diese Auslöschung auf praktisch Null bezieht sich allerdings nur exakt auf die Trägerwellenlänge. Da die Seitenbänder der Modulation eine andere Wellenlänge haben, werden diese nicht völlig ausgelöscht.

Wird z. B. der 183 kHz- Träger mit 4 kHz moduliert, entstehen die Seitenfrequenzen 187 und 179 kHz, welche Wellenlängen von 1604 und 1676 m entsprechen.

Beim Empfang entspricht dies einem AM- Signal mit mehr oder weniger stark unterdrückten Träger, was sich entsprechend verzerrt anhört, ähnlich dem Empfang eines SSB- Signals im normalen AM- Empfänger.

Um die gewünschte Zielfläche zu versorgen, wird die Sendeenergie jedoch nicht auf alle 4 Masten gleichmäßig verteilt, was dann wahrscheinlich zu den Verzerrungen auch weit außerhalb der Rückwärtsrichtung führt.

Ich wohne hier ca. 32 km fast genau östlich von diesem Sender, also schon deutlich in der Gegenrichtung.

Abgesehen davon, dass ich dieses Programm ohnehin nicht höre, sind hier die Verzerrungen das geringere Problem. Viel schlimmer ist die gigantische Signalstärke, welche auch viele der sonst so signalfesten Röhrenempfänger an der Langdrahtantenne zum Übersteuern bringt. Als Abhilfe musste ich in die Antennenleitung einen Sperrkreis einschleifen.

Das Signal von Europe 1 kommt hier auch ganz enorm viel stärker an, als das vom nur halb so weit entfernten 600 kW- Sender Heusweiler 1422 kHz = 211 m. Die geringere Dämpfung der Langwelle ist also sehr deutlich zu bemerken.

Sh. auch : 7

MfG JR

 

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EUROPE 1 
24.Nov.06 18:25

Wolfgang Holtmann (NL)
Redakteur
Beiträge: 960
Anzahl Danke: 53
Wolfgang Holtmann

Hallo Jacob.

Vielen, vielen Dank für die ausgezeichnete Erläuterung der Sendeanlage von EUROPE 1.

Nun ist für mich -und sicherlich auch für andere Radiohörer- ein Rätsel gelöst!

Mit Hobbygrüßen, Wolfgang

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Europawelle Saar  
24.Nov.06 20:22

Karl-Heinz Bradtmöller (D)
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Hallo,

ist zwar etwas off topic,

könnte aber noch mit einem kurzen Audiobeitrag der Frequenz 1422 kHz dienen.

In Köln kam Europawelle Saar nachts mit extemem Seitenbandfading an. Das hörte sich tatsächlich an wie DSB. Trotz großer Sendeleistung ist ein einwandfreier Empfang im Kölner Raum abends kaum  möglich gewesen. Die Periodendauer dieser verzerrten Empfangsqualität lag bei ca. 30 Sekunden bis mehrere Minuten. Europawelle Saar ist für mich ein klassisches Beispiel für selektives Seitenbandfading im Mittelwellenbereich.

Herzlichst, Ihr K.-H. B.

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1422 KHz ist Deutschlandfunk 
26.Nov.06 16:05

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Der Sender Heusweiler MW 1422 strahlt seit mehreren Jahren das Programm des DLF ab.

In Berlin kommt dieser Sender mit Einbruch der Dämmerung sehr brauchbar an, da dies reiner Fernempfang ist. (RX: Staßfurt 5W; EAK 97/51) Hier "wackelt" die Feldstärke in Abhängigkeit von der Modulation.  Der Sender  nutzt also DAM. 
Im Sommerurlaub war 1422 KHz nach Einbruch der Dunkelheit auch sehr gut in Süd-Finnland zu empfangen, ähnlich gut wie Neumünster auf 1269 KHz. (RX: Sangean ATS 909)

Die Verzerrungen infolge Trägerunterdrückung durch Richtantennen kann auch beim Empfang des DLF auf 153 KHz (Donebach) in der Heilbronner Gegend beobachtet werden. Donebach muß in Richtung SO ausblenden um Brasow nicht zu stören, das auf der gleichen Frequenz arbeitet.

MfG DR

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Audiobeispiel 
27.Nov.06 14:31

Karl-Heinz Bradtmöller (D)
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Hallo,

hier noch ganz nebenbei ein akustischer Eindruck von Seitenbandfading der "Europawelle Saar" auf 1422 kHz.

Aufgenommen vor einiger Zeit in Köln. Hier ist schon der Einfluß der Raumwelle stark zu spüren.

Man findet das Audiobeispiel auf der Seite: "Audio hören" - Saarländischer Rundfunk - Clip No. 2142.

Oder man klickt unten stehenden Link an.

http://www.radiomuseum.org/dsp_audio_station.cfm?station_id=642

 

Herzlichst,

Ihr K.-H. B.

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"DLF" oder "Europawelle Saar" ? 
28.Nov.06 10:54

Jens Dehne (D)
Redakteur
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Hallo Herr Bradtmöller,

 

auch auf der Seite vom „Deutschlandfunk“ wird eine MW-Frequenz 1422 kHz (Heusweiler 600kW) angegeben.

 

Sie schreiben aber „Europawelle Saar“ auf 1422 kHz!

 

Können Sie mir / uns den Zusammenhang erklären?

 

Danke und Grüße!

Jens Dehne

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Audiobeispiel ff 
28.Nov.06 12:33

Karl-Heinz Bradtmöller (D)
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Hallo Herr Dehne,

diese Aufnahme machte ich bereits im Jahre 1989 mit einem Gerät, das in der damaligen Sowjetunion sehr populär war wegen der Verwendung dreier abgestimmter Kreise im Vorstufenteil und auswechselbaren Spulensätzen im Trommel-Revolver-Tuner.  Als Mischer finden 4 Dioden als quasi Ringmodulator Anwendung, dafür besitzt es eine ZF-Stufe weniger als sonst üblich. Dieses Gerät, das ich auch in Köln für nur 100,00 DM beim Trödler kaufen konnte, hatte einen besonders kräftigen und trennscharfen Mittelwellenempfang.

Damals sendete auf 1422 kHz  dort Europawelle Saar.

Der Hintergrund: Ein Kollege klopfte immer auf dem Radio herum, wenn es zu verzerren begann, und meinte, sein und mein Radio wären doch irgendwie nicht von bester Qualität. Und der russische Empfänger wäre doch nur "Schrott".

Lange Zeit war es auch für mich unverständlich, wieso in periodisch auftretenden Intervallen die Empfangsqualität so miserabel wurde. Von Kurzwelle kannte ich diese Effekte ja schon. Für Mittelwelle war es für mich irgendwie neu, zumal, da Radio Luxemburg immer wesentlich besser rüberkam im Mittelwellenbereich als EW Saar. Die Programme von Europawelle Saar waren nämlich sehr beliebt, umso ärgerlicher die Verzerrungen, die gerade im Kölner Bereich so gravierend in Erscheinung traten.

Nun, heute weiß ich, daß diese Effekte nicht am Radiogerät liegen, sondern sogenannte "propagation disturbance" - also Ausbreitungsbedingungseffekte darstellen. Ja, sogar Langwelle nicht nur eine Bodenwelle aufweist, und es vor allem in den Wintermonaten gelegentlich auch da zu "vertical incidence scywave interference", wie es im DRM-Handbuch heißt, kommen kann. DRM wird damit nämlich auch nicht fertig. Der Empfang reißt abrupt ab. Es sei denn, es wird senderseitig auf den robusteren - sprich tonqualitätsmäßig schlechteren - Modus durch Verwendung eines anderen Guard-Intervalles umgeschaltet. Aber auch dann kann es nicht garantiert werden, daß es nicht gelegentlich zu Aussetzern kommt. Dann nehme ich lieber die Verzerrungen in Kauf, denn nichts Schlimmeres, als ein stotternder Empfang.

Letztens noch beim Fernsehen mit DVB-T bei der Off-Sprecher-Durchsage der Telefonnummer bei einem Ratespiel. Es fehlte plötzlich die letzte Ziffer. Das ist sehr ärgerlich, auch wenn die Unterbrechung im Ton nur ca. 500 Millisekunden dauerte. Das nur nebenbei.

Eine zappelnde Magische-Auge-Anzeige ist da wohl noch das geringste Übel, um nun wieder auf den Ausgangsthread zurückzukommen. Das Verreißen der Empfänger-Oszillatorfrequenz finde ich bei der sonst begrüßenswerten dynamischen Trägerleistungskorrektur dabei als viel unangenehmer. Es geht aber nicht soweit, wie das berühmt berüchtige "Ausblasen" eines SSB-Senders beim Empfang mit einem normalen Empfänger mit Bastel-BFO-Zusatz ohne ZF-Handregelung, wofür ich natürlich auch ein Audiobeispiel hätte.

Hallo Herr Rudolph,

letztens hatte der Deutschlandfunk auf 153 KHz ja mehrere Ausfälle, bedingt durch dringend notwendig gewordene Wartungsarbeiten. Nach Wiederinbetriebnahme höre ich jetzt verstärkt einen Sender mit "orientalischer" Musik durchschlagen und das im Frankfurter Raum, wo DLF ja mit bombastischem Pegel ankommt. Ich entnehme Ihren Ausführungen, daß es sich um die Station Brasow handelt. Komisch, wieso macht man in umgekehrter Richtung nicht auch Antenneneinzüge bei diesem Sender, um unseren LW-Empfang nach Möglichkeit nicht zu beeinträchtigen ? Oder ist die geografische Lage beider Sender dergestalt, daß ein Umschalten auf andere Antennensysteme bei "Brasow"  keine wesentliche Verbesserung in dieser Hinsicht brächte ? Der Antennenumschalter-Unterbrecher beim DLF kommt immer, man kann danach die Uhr stellen, kurz vor 20:00 Uhr MEZ. Während diser kurzen Pause hörte ich früher immer einen französischen Sender, jetzt "Brasow" und das ziemlich laut. Letztes Jahr um diese Jahreszeit konnte ich diesen Effekt nicht beobachten, also muß sich bei "Brasow" wohl etwas geändert haben, nehme ich mal an.

Herzlichst, Ihr K.-H. B.

 

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Langwellenfrequenzen 
25.Feb.07 19:35

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
Beiträge: 2492
Anzahl Danke: 50
Dietmar Rudolph † 6.1.22

Herr Bradtmöller frägt: warum muß der DFL in Richtung Brasow ausblenden und Brasow seinerseits blendet in Richtung DLF nicht aus?

Die Situation im LW Bereich ist die Folge des verlorenen WW2. Deutschland wurde damals keine einzige LW Frequenz zugebilligt.

Zunächst aber verwendeten die Sowjets die Frequenz 191 KHz vom Deutschlandsender 3 in Herzberg nun für einen Sender in Königs Wusterhausen weiter - entgegen der Absprache, und nutzten ihn zu Propagandazwecken.

Das führte dazu, daß schließlich in Absprache mit den Westalliierten der DLF (Versuchssendungen ab 1953) auf 151 KHz eine Frequenz belegen durfte, aber die bestehenden Sender Tromsö in Norwegen und Brasow in Rumänien auf 155 KHz durften dadurch nicht gestört werden, denn die hatten Priorität laut Kopenhagener Wellenplan.

An dieser Situation hat sich im Prinzip bis heute nicht viel geändert.

Literaturempfehlung: Breitkopf, K.(Hrsg): Rundfunk - Faszination Hörfunk, Hüthig 2007

MfG DR

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