grundig: TK23 Automatic; Verzerrte Wiedergabe
grundig: TK23 Automatic; Verzerrte Wiedergabe
darf ich mal wieder um Rat fragen? Ich habe nämlich ein Problem und stehe inzwischen ziemlich im Wald. Folgendes:
Ich habe 2 Grundig TK 23 Automatik. Das eine spielt einwandfrei, das andere hat folgenden Fehler: Bei der Wiedergabe verzerrt das Gerät etwa ab ca. 60 % Lautstärke oder in der Grundig-Skala formuliert, etwa zwischen 5 - 6. Es gibt die Stufen 0 - 9. Die Verzerrung hört sich an, als ob im Gerät der Arbeitspunkt einer oder mehrerer Röhren verstellt ist.
Ich habe zuerst alle Röhren aus dem defekten Gerät in das funktionstüchtige umgesteckt und umgekehrt. Der Fehler ist nicht gewandert. Das defekte ist immer noch defekt und das funktionierende spielt immer noch einwandfrei. Ich nehme an, dass die Röhren also nicht Schuld am Fehlverhalten des defekten haben.
Ich habe die Platine auf Zinnbrücken untersucht, konnte aber keine erkennen.
Also Stromlauf und Messgerät her (http://www.radiomuseum.org/dsp_modell.cfm?model_id=25959). Ich habe die Spannungen nachgemessen, die im Stromlauf vermerkt sind. Der Lautstärkeregler war stetes in Stellung 0 und das Gerät war betriebswarm (Laufzeit > 5 Minuten):
Mess-Stelle: Soll: Ist:
Versorgung: 262 V 262,2 V bei Lautstärkeregler auf 0; 273,4 V bei Lautstärkeregler auf 9 und volle Verzerrung
EF86 Pin1 61 V 54,0 V
EF86 Pin6 37 V 36,1 V
EF83 Pin1 29 V 28,7 V
EF83 Pin6 57 V 59,3 V
Links von R12 174 V 168,1 V
Rechts von R12 244 V 235,0 V
ECL86 Pin3 222 V 221,5 V
ECL86 Pin6 232 V 230,8 V
ECL86 Pin9 168 V 92,4 V bei Lautstärkeregler auf 0; 141,7 V bei Lautstärkeregler auf 9 und volle Verzerrung
EM84 Pin6 180 V 182,7 V
EM84 Pin9 50 V 46,6 V
R38 unten
(bei ECL86 Pin3) 257 V 247,6 V
Aus der Tabelle erkennt man, dass alle Werte annähernd in Ordnung sein müssten, mit der Ausnahme der ECL86 Pin9. Dort gibt es eine erhebliche Abweichung. Es liegt die Vermutung nahe, dass der R16 mit 100 kOhm defekt ist. Ich habe ihn einseitig ausgelötet und nachgemessen. Er hat 99,8 kOhm. Vorsorglich habe ich ihn trotzdem gegen einen anderen getauscht, der 99,7 kOhm hat. Ergebnis: Die Spannung bleibt bei dem bekannten Wert und die Verzerrung hat sich auch nicht verändert.
Ich habe den Kondensator C9 ausgelötet. Gemessen hat er einen Wert von 33 nF. Das scheint aber keine wesentliche Rolle zu spielen, weil die Spannung an der ECL86 Pin9 nach wie vor bei 92,4 V liegt, trotzdem der C9 ausgelötet ist. Da lt. Stromlauf kein weiterer Stromweg vorhanden ist, bleibt nur mehr die Röhre als Stromabfluß übrig, weshalb die Spannung am Pin 9 so stark zusammenbricht. Ein neuerlicher Austausch der Röhren brachte keine Veränderung.
Wer kann mir jetzt weiterhelfen? Warum bricht die Spannung am Pin 9 so stark zusammen? Was genau passiert da in der Röhre? Für Ihre Hilfestellung und Ratschläge wäre ich sehr dankbar.
Viele Grüße
Klaus Pahr
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Verzerrte Wiedergabe
messen Sie an Punkt 1 und 2 der ECL86 die Spannung.
Wenn Punkt 1 eine positive Spannung hat, steigt durch die positive Gitterspannung der Strom durch die Röhre zu stark und über den Arbeitswiderstand R16 fällt eine immer größer werdende Spannung ab. Daher die zu geringe Spannung an der Anode.
Vermutlich ist C5 / 22nF nicht mehr ganz in Ordnung. Das läßt sich nur messen, indem Sie den Kondensator ablöten und neu messen, ob jetzt die Spannung am Punkt 1 /Gitter Triode der ECL86 ca. 0 Volt beträgt.
Besser läßt sich so ein "leckender" Kondensator mit dem ISOTEST 6 von Herrn Heigl messen.
MfG.Wolfgang Bauer
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Verzerrte Wiedergabe - neue Meßergebnisse
vielen Dank für Ihre Bereitschaft und Mühe, mir helfen zu wollen.
Vorsorglich habe ich gestern meine Frau gebeten, mir aus München neue Kondensatoren, u. a. auch die 22 nF, mitzubringen. So habe ich erst gar nicht viel gemessen, sondern gleich die beiden 22 nF-Typen (C5 + C9) ausgetauscht. Das Ergebnis ist um ein Vielfaches besser geworden. Der verschobene Arbeitspunkt hat sich deswegen aber noch nicht wieder eingerenkt.
Nachdem ich die beiden Ko's ausgewechselt habe, habe ich neue Meßwerte zusammengetragen:
Meß-Stelle: Soll: Ist:
Versorgung: 262 V 262,2 V bei Lautstärkeregler auf 0
EF86 Pin1 61 V 55,2 V
EF86 Pin6 37 V 36,7 V
EF83 Pin1 29 V 30,2 V
EF83 Pin6 57 V 62,4 V
ECL86 Pin1 schwankt zwischen -1,2 ... -7,5 mV (ja, Millivolt!)
ECL86 Pin2 +1,28 V
ECL86 Pin3 222 V 226,1 V
ECL86 Pin6 232 V 234,6 V
ECL86 Pin9 168 V 157,5 V bei Lautstärkeregler auf 0;
An Pin 9 liegt nun auch in etwa die richtige Spannung an.
Wie gesagt, verzerrt das Gerät noch immer. Kann das mit Pin 9 der ECL86 zusammenhängen?
Nochmals Danke für Ihre weiteren Vorschläge.
Viele Grüße
Klaus Pahr
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Verzerrte Wiedergabe
Sg. Herr Pahr,
bitte auch die Spannung am Steuergitter (Punkt 8) und an der Kathode (Punkt 7) der Endpentode ECL86 messen.
Überhaupt immer alle Spannungen messen, auch bei den anderen Röhren. Es läßt sich so viel schneller eine Ferndiagnose stellen.
Sie schreiben, dass Ihr Gerät nach Tausch des Koppelkondensators C5 jetzt etwas besser funktioniert. Dafür spricht auch die jetzt korrekte Anodenspannung.
Da dürfte noch ein zweiter Fehler vorhanden sein. Also bitte alle Spannungen an den Röhren messen.
MfG. Wolfgang Bauer
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Alle Spannungen gemessen
ich habe nun alle Spannungen gemessen. Zuvor möchte ich Sie noch zwei Infos wissen lassen:
Zum einen habe ich vorsorglich die Kondensatoren C2 / C28 / C30 gegen fabrikneue getauscht. Es waren alte, mit Papier umwickelte und wohl mit einer Art Wachs abgedichtete Typen, die mir nicht ganz geheuer aussahen. Jetzt habe ich nur mehr 2 solcher Ko's, C3 und C6. Dafür fehlt mir kurzfristig geeigneter Ersatz. Erachten Sie diese als Übeltäter?
Zum anderen habe ich mit dem Selen-Gleichrichter und dem 3-fach-Sieb-Elko Probleme. Beim unbehandelten Einschalten habe ich einen ordentlichen 50 Hz-Brumm im Lautsprecher. Durch Parallelschalten von drei fabrikneuen Elkos 100 yF / 500 V für die Kos C10 / C32 / C34 bin ich den Brumm wieder los. Würden Sie die Elkos parallel zum alten Elko betreiben oder soll ich den alten Elko elektrisch ausbauen?
Den Selengleichrichter habe ich durch eine Brücke mit 1N4007 und Vorwiderstand 330 Ohm ersetzt. Dadurch habe ich jetzt eine Betriebsspannung bei warmen Gerät von 257 V. Beim Einschalten steigt sie bis auf 315 V und sinkt mit zunehmender Röhrenerwärmung auf 257 V. Ist das ok?
Nun zu den Spannungen, gemessen, nachdem ich die Modifikationen eingebracht habe:
EF86 EF83
Pin 1 54,9 V 26,1 V
Pin 2 0 V 0 V
Pin 3 0 V 1,35 V
Pin 4 Heizung bei allen Röhren
Pin 5 Heizung bei allen Röhren
Pin 6 37,1 V 58,8 V
Pin 7 0 V 0 V
Pin 8 0 V 0 V
Pin 9 -0,65 V 0,2 mV (+ Brumm)
ECL86 ECC81
Pin 1 2,8 mV (schwankt sehr) 250,7 V
Pin 2 1,25 V 23,6 V
Pin 3 223,8 V 51,1 V
Pin 4 Heizung bei allen Röhren
Pin 5 Heizung bei allen Röhren
Pin 6 228,0 V 245,2 V
Pin 7 5,14 V 0,4 mV (schwankt sehr)
Pin 8 9,5 mV 21,2 V
Pin 9 154,7 V Heizung
Wenn die Verzerrung eintritt, steigt die Versorgungsspannung auf 270 V. Regel ich die Lautstärke zurück und komme aus dem Verzerrbereich wieder heraus, sinkt die Spannung auf 257 V zurück.
Was empfehlen Sie mir, sollte ich weiter tun? Bin schon ganz gespannt auf Ihre Anregungen. Danke schon mal dafür!
Viele Grüße
Klaus Pahr
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Verzerrung
Sg. Herr Pahr,
C3 und C6 sieben die Gitter 2 Spannungen, haben aber mit dem Fehler nichts zu tun.
Die Sieb-Elkos C10, C32 haben lt. Plan nur 50µF, nicht 100µF. Prinzipiell sollten defekte Elektrolytkondensatoren elektrisch nicht mehr mit der Schaltung verbunden sein. Wenn Sie wegen der Optik die originalen Elkos im Gerät belassen wollen, dann nur ohne Funktion.
Die Betriebs-Spannung sinkt erst dann auf den normalen Wert, wenn die Röhren Strom ziehen, das ist erst dann der Fall, wenn die Kathode durch den Heizfaden genügend aufgeheizt ist um Elektronen zu emittieren.
Sonst können Sie noch R32/2,2MΩ, den Kathodenelko C20/50µF und den Kathodenwiderstand R35/135Ω kontrollieren.
Der Anstieg der +Spannung auf 270V im Verzerrungsfall läßt darauf schließen, dass der Strom durch die Endröhre abnimmt, wenn die Verzerrungen auftreten, also der Arbeitspunkt nicht stimmt.
MfG. Wolfgang Bauer
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Gerät läuft wieder!!! Vielen Dank für die Hilfe!
das Tonbandgerät läuft wieder. Ich habe die altewn Siebelkos abgeklemmt und durch neue (1x 100 yF + 2x 50 yF) ersetzt. Danach lief das Gerät wieder störungsfrei.
Bei Ihnen möchte ich mich nochmals für Ihre geleistete Hilfestellung ganz herzlich bedanken.
Viele Grüße
Klaus Pahr
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