Holweck-Sende-Röhre

ID: 198800
Holweck-Sende-Röhre 
01.Sep.09 13:50
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

In der Zeitschrift "RADIO-UMSCHAU" fand ich im Heft 48 vom 29. Nov. 1925 einen Artikel mit Bildern zu einer Röhre, die mir bisher unbekannt war:   Holweck-Röhre.

Es handelt sich um eine spezielle wassergekühlte Senderöhre, die zusammen mit einer Molekular-Vakuumpumpe arbeitet. Außer einem Verweis in französischer Sprache habe ich sonst nichts im RM gefunden.

"Le français Holweck et l’anglais Fleming travaillent sur l’effet Edison (l’émission d’électrons d’un fil (très) chaud dans le vide) et découvrent la diode.Après avoir travaillé sur des audions de De Forest, le général Férié met au point, avec l'aide de la fabrique de lampes ''métal'' son premier tube en 1915."

Ich möchte diesen Artikel hier vorstellen, da er vielleicht manchen interessieren wird.


 

Die Holweck-Röhre
 
Kürzlich berichteten wir (R.-U. Heft 47), daß auf der Sendestation des Eiffelturms als Schwingungserzeuger eine wassergekühlte Röhre des Ingenieurs Holweck verwendet werde. Heute wollen wir uns mit dieser etwas  näher befassen.
Sie wurde im Pasteur-Institut in Paris entwickelt und nach ihrer technischen Durchbildung und Eignung für die Station im Eiffelturm vorgesehen. Auf den Bildern rechts ist diese Röhre mit untergebauter Molekularpumpe zu sehen. Ursprünglich bestand die Senderöhre aus einer Anzahl von Einzelteilen, die durch Gummidichtungen so zusammengehalten waren, daß nach Ansetzen der Luftpumpe in verhältnismäßig kurzer Zeit eine hohe Evakuierung erfolgte. Während des Betriebes ließ aber diese Dichtung rasch nach, und es war schwer, ohne Ueberanstrengung der angesetzten Pumpe ein dauerndes Hochvakuum zu erhalten. Man ging daher von der Ausführung mit Gummidichtung ab und paßte bei dem neuen Modell, das auch jetzt noch in Gebrauch ist, die Einzelteile durch kreisförmige, prismatisch geschliffene Verschlußstücke zusammen, die sorgfältig poliert waren und durch eine Oeldichtung absolut luftdicht verbanden.
Wesentlich bei dieser Röhre ist die Durchbildung der wassergekühlten Kupferanode und die eigenartige Konstruktion des Gitters mit der darin liegenden Glühkathode, die auf einen Speckstein-Zylinder gewickelt ist. Einzelheiten dieser Röhre zeigt vornehmlich das obere Bild, wo deutlich die Gitter-Anordnung und die darin befindliche Kathodenanordnung in Fadenform zu erkennen ist. Weiter wird der abgehobene Wassermantel, der zugleich als Anode benutzt wird, sichtbar, und weiter sieht man die eben geschliffene Fläche, die mit kreisförmigen, prismatischen Eindrehungen versehen ist, um den wassergekühlten Anodenzylinder, den auf dem Bild der Experimentator in der Hand hat, luftdicht aufzusetzen. Das kleinere Bild in der Ecke zeigt anschaulich die zusammengesetzte Pumpe mit aufgesetzter Senderöhre, wie sie gerade fertig für das Auspumpen vorjustiert wird. Man ist in der Lage, bei Benutzung dieser Röhre als Venti1röhre - als Zwei-Elektrodenröhre - einen Gleichstrom von 60 - 70 kW Leistung bei 8000 Volt Anodenspannung zu erhalten. Der sich hier ergebende Wirkungsgrad wurde auf etwa 90 % festgestellt. Als Eingitterröhre findet eine Röhre für etwa 32 kW Leistung Verwendung. Ein besonderer Bestandteil dieser Röhre ist die Molekularpumpe, die gestattet, in verhältnismäßig kurzer Zeit (etwa 10 Minuten) die letzten schädlichen Luftreste aus der Röhre zu entfernen. Die Pumpe läuft durchschnittlich mit etwa 6000 Umdrehungen in der Minute und hat als Lagerung keine Metallagerung, sondern Marmorlager.
In der Sendeanlage befinden sich zwei derartige Röhren, von denen eine als Reserveröhre jederzeit bereit ist, den Betrieb zu übernehmen, falls die andere Röhre ausfallen sollte.
                                                                                        Chré.-Rdg

 

Zwei Bilder  füge ich als Anhang dazu.
Die Literaturangabe am Anfang des Artikels bezieht sich auf einen zweiseitigen Artikel im Heft 47 der "RADIO-UMSCHAU" mit dem Titel "Die drahtlosen Telegraphie- und Telephonie-Anlagen des Eiffelturms - 1. Die Rundfunksender". Autor ist Ing. Lucien Chrétien, Paris. Das zweite Bild der Anlagen ist aus diesem Artikel.

Wolfgang Eckardt

Edit: Tippfehler korrigiert

 

Anlagen:

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