itt-graetz: HMC300 Digitale Frequenzanzeige ohne PLL

ID: 155492
Dieser Artikel betrifft das Modell: HiFi-Music-Center HMC300A (ITT-Graetz)

itt-graetz: HMC300 Digitale Frequenzanzeige ohne PLL 
29.Dec.07 21:27
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Jens Dehne (D)
Redakteur
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Hallo Radio-Technik-Freunde,

 

das HiFi-Music-Center HMC 300 kam unter der Marke Graetz mit der Saison 1979 auf den deutschen Markt. Bis auf die Fernbedienbarkeit durch eine Infrarot-Fernbedienung entspricht diese Anlage technisch der HMC 400.

Die HMC 300 rundet meine Rundfunkgeräte-Sammlung zur „Marke Graetz im Wandel der Zeiten“ am oberen Ende des Zeitstrahles ab. Mit einer markanten technischen Besonderheit des Rundfunk-Empfangsteils möchte ich den interessierten Leser neugierig machen.

Das Gerät ist mit einer Vakuum-Fluoreszenzanzeige (VFD) zur Frequenzanzeige der Rundfunk-Empfangsfrequenz (AM sowie FM) ausgestattet. Außerdem bewegt sich ein Skalenzeiger bei manueller Abstimmung über eine Skala mit LW, MW und FM-Bereich. Für die Einstellung der 11 UKW Festsenderspeicher lässt sich die Empfangsfrequenz bequem auf der türkisgrün leuchtenden Digitron-Anzeige ablesen. Als Besonderheit kommt hinzu, dass sich mit einer Taste die Anzeige im UKW-Bereich von „Frequenz“ auf „Kanal“ umschalten lässt.

 

Wie funktioniert das, wollte ich wissen. Die Abstimmung des UKW-Tuners erfolgt analog über C-Dioden, es gibt keine PLL – das kam unter der Marke Graetz erst später. Technisch wurde diese Frequenzanzeige recht aufwendig realisiert.

Die Oszillatorspule des UKW-Tuners sowie die Oszillatorspule für die AM-Bereiche wurden mit einer Koppelwicklung versehen. Auf diese Weise wird die Oszillatorfrequenz einem Frequenzteiler (SAA 1058) zugeführt. Die zum „besseren Verarbeiten“ heruntergeteilte Oszillatorfrequenz wird nun einem programmierten Frequenzzähler (SAA 1070) zugeführt, welcher auch das Display über Transistortreiber ansteuert. Dieser Zähler ist in sofern programmiert, als das er die jeweilige Zwischenfrequenz von der gezählten Frequenz entsprechend so subtrahiert, dass die resultierende Empfangsfrequenz zur Anzeige kommt.

 

Die analoge Skala wird eigentlich auf diese Weise überflüssig, vielleicht wollte man dem Kunden eine reine „digitale Frequenzanzeige“ noch nicht zumuten und behielt deshalb die „alte“ Skalenscheibe bei, macht außerdem mehr „Masse“.

 

Ich erinnerte mich gleich an meine jugendlichen Bastelzeiten, denn eine UKW-Frequenzanzeige mit 7-Segment-Anzeigen musste ich mir seinerzeit unbedingt bauen. Die Beschaffung eines schnellen ECL-Teilers aus russischer Herstellung war damals für mich nicht einfach. Die folgende Zählerschaltung aus TTL Schaltkreisen des Halbleiterwerkes Frankfurt/Oder war richtig stromfressend und produzierte jede Menge Verlustwärme. Aber es funktionierte! Die Rundfunkindustrie in der DDR realisierte diese Technologie nicht, das wurde „übersprungen“, in der DDR kam nach der analogen Skala gleich PLL-Technik mit LED Ziffern-Anzeigen, nur im Vergleich zur „westlichen Technik“ etwas später.

 

Viel Freude an der Radiotechnik wünscht

Jens Dehne

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