Kabelwerk Schlettau

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Kabelwerk Schlettau 
14.Apr.25 15:18
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Historische Ansicht vom ehem. Kabelwerk

1967

Gründung des Kombinates VEB Kabelwerk Oberspree 

Die Herstellung von verschiedenen Kabeln und Litzen wurde in Schlettau unter dem Geschäftsführer Max Kircheis bis 1967 fortgeführt. Dieser arbeitet auch danach noch in der Leitung des VEB Kabelwerk Schlettau. Das Kabelwerk Schlettau übernahm Teile der in der Nähe befindlichen ehemaligen Lithografischen Kunstanstalt Gebrüder Pilz. Dort gab es weitere Nutzer, wie die Konsum-Kreisverwaltung Annaberg und eine Außenstelle des Wehrkreiskommandos Annaberg. Der ‚Scheddbau‘ wurde um ein weiteres Grundstück erweitert, auf dem eine Lagerhalle errichtet wurde.

 

1970/1972

Zum VEB KWO kamen noch das Kabelwerk Lausitz, Schnellflechter Berlin und das Kabelwerk Schlettau als Kombinatsbetriebe hinzu. Nach dem Beitritt des Kabelwerkes Beelitz war faktisch die gesamte Kabelproduktion in der DDR monopolisiert.

Ein Teil der Produktion in Schlettau wurde in Heimarbeit realisiert. Wöchentlich fuhr ein Barkas mit Pritsche (das sogenannte Drähtel-Auto) Material in die Orte der Umgebung und lieferte den Heimarbeitern Material an, instruierte sie bei Änderungen und holte die fertigen Produkte ab. So wurden zum Beispiel Kabel auf Länge geschnitten, Kabelenden abisoliert und verzinnt, Kabelschuhe mit Handgeräten angedrückt oder verschiedene Kabelbäume auf Extra-Vorlagebrettern hergestellt.

Die POS Schlettau lag in unmittelbare Nähe. Eine Brigade des Kabelwerkes war unsere Patenbrigade. In den Schulferien habe ich selbst dort gearbeitet und ua. Kopfhörerkabel mit Klinkenstecker hergestellt. Die sind mir Jahre später bei der NVA im Gefechtsstand eines FLA-Raketenregimentes wieder begegnet. Mein Vater hat bis 1990 ca. 20 Jahre im Kabelwerk als Betriebshandwerker und Werkzeugmacher gearbeitet. Meine Schwester hat mehrere Jahre eine der beiden Mietwohnungen im Dachgeschoß bewohnt.

Während der Energiekrise kam es im Rahmen der Energieträgerumstellung zum Neubau eines kleinen Heizhauses, in dem Siebbraunkohle, im Volksmund: Blümelerde genannt, verfeuert wurde. Dazu wurde gegenüber ein kleines Kohlenlager errichtet. Für den erheblich gestiegenen Kohlebedarf wurde ein weiteres Freigelände als Lager an der Kleinen Sehma notwendig.

1989

Die Werkleitungen des VEB Kabelwerk Schlettau und des VEB Gerätewerk Wiesa forderten Werktätige auf, die ihren Arbeitsplatz verließen, um Einkaufen zu gehen, diese Zeit nachzuarbeiten.

Dem Kombinat Kabelwerk Oberspree gehören 13 Betriebe mit ca. 16.000 Beschäftigten an. Das Kombinat deckte bis auf wenige Ausnahmen das gesamte Kabelsortiment ab und hatte 1989 eine Warenproduktion von circa 3 Milliarden Mark.

1990

Das Kombinat Kabelwerk Oberspree zerfiel durch Ausscheiden der Werke Schwerin, Vacha, Meißen, Schlettau, Beelitz und Schnellflechter Berlin. Die verbliebenen sieben Werke schlossen sich zu einer Holding KWO Kabel AG zusammen. Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland im Oktober 1990 übernahm die Treuhandanstalt das Werk. Die Kabelproduktion am Standort Oberschöneweide wurde schrittweise verringert. Gleichzeitig wurden aber zwei neue Produktionsanlagen für Spezialkabel in Betrieb genommen, da die Fertigung dieser Erzeugnisse in den ausgegliederten Werken Meißen und Schwerin verblieben war.

In Schlettau bestanden noch alle VEB-Betriebe aus DDR-Zeiten: OPEW, Kabelwerk, Plasticart, TGA, LPG, Präge- u. Stanzerzeugnisse, Täschnerwaren, Wedru und Damenmoden Geyer. Schrittweise wurden alle Betriebe von ihren Stammbetrieben geschlossen. Die LPG wurde per Gesetz aufgelöst.

1992

Die ehemalige Fa. Kabelwerk Schlettau verlagert ihren Standort nach Crottendorf und wird dort durch den Geschäftsführer Dietmar Häusler als Erzgebirgische Kabelwerke weitergeführt.

Die AIV Kabelwerk GmbH wurde 1992 in Crottendorf gegründet. Sie begann im Mai 1992 mit der Konfektionierung von Telefonanschlussleitungen und Autoadapter und beschäftigte zu dieser Zeit 32 Mitarbeiter.

2000

Kabelwerk Schlettau vor dem Abbruch, 2 Bilder Deutsche Photothek Ivo Petrik

Die komplett leerstehenden Gebäude des ehem. Kabelwerkes wurden abgebrochen. Die genutzten Förderprogramme zur Beseitigung ‚städtebaulicher Mißstände‘ führen zu freien Flächen im Stadtgebiet, die fortan als PKW-Stellpätze genutzt werden. Lediglich das Heizhaus wurde verkauft und überlebte als umfunktionierte Garage. Die Lagerhalle im Beutengraben 2 bleibt ebenfalls stehen und wurde mit dem umgebenden Grundstück zu einer KfZ-Werkstatt umgenutzt

Danke an den Ortschronisten Herrn Graupner aus Schlettau

 

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