Kaufentscheidung 1952: Loewe-Opta, Grundig oder Lorenz
Kaufentscheidung 1952: Loewe-Opta, Grundig oder Lorenz
Guten Tag zusammen,
in meinem Bestand finden sich mittlerweile 3 Geräte aus dem Baujahr 1952, die damals alle so um die 500 Mark gekostet haben: ein Loewe-Opta Spezial Rheingold 3852, ein Grundig 4010 und ein Lorenz Nymphenburg, der ja recht selten ist. Alle diese Geräte gehörte also eindeutig zur Oberklasse.
Ich habe da gestern mal kritisch gefragt, welcher von den dreien mir denn am besten gefällt. Viel interessanter aber die Frage: welchen hätte wohl meine Oma bevorzugt, wenn sie die 500 Mark anno 1952 übrig gehabt hätte ? Im gleichen Moment fiel mir auf, daß meine Oma 1952 genauso alt war, wie ich jetzt ! Eine spannende Frage, oder ?
Zunächst der Loewe-Opta. Sein heute rustikal wirkendes, "knobeliges" Styling erinnert mich noch sehr an die Vorkriegszeit: Lautsprecher links und Skala rechts, außerdem der Wellenschalter auf der rechten Gehäuseseite. Was uns heute an dem Gerät gefällt, mag damals altmodisch gewirkt haben. Die Sensitivität auf der damals brandneuen Ultrakurzwelle geht so, erst mit einem ordentlichen Außendipol kommen die Sender gut herein. Die Selektivität ist mäßig. Die AM-Bänder gehen gut. Die zwei Kurzwellenbereich lassen an einer ordentlichen Langdrahtantenne vernünftige Fernempfänge erwarten. Leider ist der Klang des Geräts etwas nasal, das liegt daran, daß nur ein Lautsprecher verbaut ist. Der Loewe spart gegenüber dem Budget von 500 Mark etwa 70 Mark ein, davon hätte meine Oma noch eine Klappkamera 6x9 für meinen Vater kaufen können, oder so....
http://www.radiomuseum.org/dsp_modell.cfm?model_id=2760
Dann der Grundig. Der Name "Klaviertastensuper" ist berechtigt. Die soliden Tasten lassen sich mit viel Gefühl sanft eindrücken. Die Haptik ist beeindruckend. Dito der Klang. Der fette Konzertlautsprecher und sein kleinerer Kollege sorgen, von einer EL12 versorgt, für ein ebensolches Klangbild: weich und rund. Die Empfangsleistung auf UKW ist um Klassen besser als beim Loewe-Opta, die Selektivität ist hoch und auch schwache und entfernte Sender kommen mit dem Gehäusedipol ordentlich herein. Die Teilung der Mittelwelle auf zwei Bänder ist bei der langen Skala ein ungewöhnlicher Anblick. Leider fehlt dem Gerät die Peilantenne, um dies auch optimal ausnutzen zu können. Auch KW und LW sind gut. Der Grundig schont das Budget noch um ungefähr 25 Mark.
http://www.radiomuseum.org/dsp_modell.cfm?model_id=1961
Schließlich der Lorenz: Hier ist die Haptik nicht so toll: die Tasten klacken vernehmlich. Auch hier ist eine EL12 im Einsatz und befeuert einen mittelgroßen Lautsprecher und einen Hochtöner. Der Klang liegt damit qualitativ zwischen seinen beiden Konkurrenten. Bei UKW erreicht der Lorenz den Grundig weder in puncto Selektivität noch Sensitivität. Aber auf Kurzwelle: mit seinen drei Bändern, die bei 1600 KHz losgehen, also alle Tropenbänder überstreichen, eignet er sich für den echten Wellenjäger, er hat auch noch eine Kurzwellenlupe und eine Bandbreitenregelung. Damit ist er top, auch die anderen AM-Bänder machen richtig Freude. Das Gerät verträgt auch eine richtige Langdrahtantenne (40 Meter) ohne Klagen. Leider hat auch der Lorenz keine drehbare Ferritantenne, obwohl er das Budget noch um 20 Mark übersteigt. Die gab es erst im Modell Nymphenburg A, welches nochmal 20 Mark teurer ist, ein wahrer Superempfänger !
http://www.radiomuseum.org/dsp_modell.cfm?model_id=3194
Die Kaufentscheidung meiner Oma wäre wohl zugunsten des Grundig ausgefallen. Leider hatte die alte Dame nie soviel Geld über, sodaß so ein Gerät direkt auf mich hätte kommen können. Schade. Trotzdem ist der Lorenz mein aktuelles Lieblingsgerät, da ich gerne auf der Kurzwelle höre.
Hat jemand schon einmal ähnliche Vergleiche angestellt ? Ich stelle mir da immer vor, mal durch ein Rundfunkgeschäft der 50er Jahre zu gehen, und mir von dem Verkäufer die Vorzüge der einzelnen Radios erklären zu lassen. Wow !
Gruß
Holger Pflug
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Wie wär's mit Links setzen.
So ein Vergleich fällt wohl immer etwas persönlich aus. Die Frage ist grundsätzlich interessant, doch für die meisten Leser wohl nicht so interessant, dass sie nun einzeln die Modelle suchen und vergleichen gehen.
Bitte setzen Sie zu jedem Modell den Link, dann kann man sich das eher verinnerlichen:
Sie rufen das Modell auf - sollte allerdings zumindest ein Frontbild haben - sonst können Sie ja eines laden ...
Sie kopieren die URL (die Adresszeile) und gehen dann mit Ihrem Cursor an die Stelle, wo Sie den Link haben möchten. Darauf klicken Sie auf das Piktogramm ganz rechts und "pasten" die kopierte URL dort hinein. Fenster schliessen, der Link steht klickbar in Ihrem Text. Wenn Sie das für alle Ihre drei besprochene Modelle tun, dann wertet das Ihren Beitrag stark auf.
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Links
Hallo Herr Erb,
auf die Idee hätte ich auch selber kommen können. Das ist alles Übungssache. Danke & Gruß !
H. Pflug
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