KW-Lupe und MW-Empfang im CONRAD/ELO-Kurzwellenradio-Radio

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ID: 208418
KW-Lupe und MW-Empfang im CONRAD/ELO-Kurzwellenradio-Radio 
22.Dec.09 23:53
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Hans-Jürgen Neuhaus (D)
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Hans-Jürgen Neuhaus

 

Allgemeines
Seit November 2009 bietet die Fa. CONRAD einen Radiobausatz mit der Bezeichnung „Retro-Radio zum Selberbauen Edition 2010“ an. Es handelt sich um einen „Retro Kurzwellen-Radio Bausatz“. Das Radio ist aus meiner Sicht eine gelungene Lösung eines Transistor-Audions für Kurzwelle (KW) mit Lautsprecherbetrieb und sehr weich einsetzender einstellbarer Rückkopplung – aus der Feder von Burkhard Kainka im Online-Magazin ELO (www.elo-web.de). So ist dieser Bausatz natürlich auch bei ELO erhältlich.
 
Dieses Radio bietet eine ausgezeichnete Basis für die Realisierung einiger Ergänzungen, die das Radio mit zusätzlichen Leistungsmerkmalen ausstatten:
  1. Elektronische Kurzwellen-Lupe
  2. Kapazitive Kurzwellenlupe
  3. Erweiterung um den Mittelwellenbereich (MW)
  4. Abstimmbares 2-Festfrequenzen-Radio
 
 
Der Stromlauf des original KW-Radios:
 
 
Kurzwellen-Lupe
Konzept
Das CONRAD/ELO-Kurzwellenradio weist den Nachteil auf, dass es wegen des breiten Empfangsfrequenzbereichs oft schwer ist, einen gewünschten Sender sicher abzustimmen.
Fast jeder, der versucht hat, die Deutsche Welle (6075kHz) neben dem digitalen DRM-Rausch-Verschmutzer Bayern 5 (6085 kHz) rauszufischen, kennt die Abstimmproblematik bei analogen KW-Empfängern. Abhilfe bringt hier eine KW-Feinabstimmung die sogenannte Kurzwellen-Lupe. Diese kann mit wenig Aufwand im CONRAD/ELO-KW-Radio ergänzt werden.
 
Elektronische Kurzwellen-Lupe
Hierbei sind folgende Bauelemente nachzurüsten:
  • Kapazitäts-Diode (Beispielweise BB104, BA102, ...)
  • Potentiometer 10K .... 500k linear, passender Knopf
  • Keramikkondensator 10nF
  • Keramikkondensator 47pF
  • Ableitwiderstand 1M
 
Die Schaltung:
 

 

 

Für das Poti P3 muss ein weiteres Loch gebohrt werden. Ein passender Knopf wird sich auch finden lassen. Die Bauelemente können „fliegend“ nachgerüstet werden.
 
Die Beschaltung der Kapazitätsdiode (Varaktor) mit dem Serienkondensator von 47pF ermöglicht das Experimentieren mit verschiedenen Kapazitätsdioden sowie den Betrieb der KW-Lupe auch bei 5V Betriebsspannung. Denn je geringer die Steuerspannung, desto größer ist die Kapazität des Varaktors und somit die Verstimmung des KW-Abstimmkreises. Durch den Serienkondensator 47pF - hier kann auch mit kleineren Werten experimentiert werden - ist die Gesamtkapazität aus Varaktor - und 47pF immer kleiner als 47pF, und somit hält sich die Verstimmung in Grenzen. Die Verstimmung kann in Grenzen durch Herausdrehen (ggf. vorher erwärmen) des Spulenkerns kompensiert werden.
 
Die Verstimmung der Abstimmung ist in der Praxis aber höher, da man den KW-Lupen-Knopf vor der ersten, groben Sendersuche in Mittelstellung bringen sollte, um dann bei der Feinabstimmung den Frequenzbereich in beide Richtungen (höhere und niedrigere Frequenz) optimieren zu können. Durch Veränderung des 47pF-Kondensators kann jeder einen Kompromiss zwischen Verstimmung des KW-Schwingkreises und der Breite des Abstimmungsbereich der KW-Lupe nach persönlichem Geschmack optimieren.
Der 1M-Widerstand verhindert eine Aufladung des 47pF-Kondensator durch den Sperrstrom des Varaktors.
 
Achtung: Eine zu große Verstimmung der KW-Abstimmung durch die KW-Lupe kann dazu führen, dass die Rückkopplung im unteren Abstimmbereich (3000kHz ... 4000kHz) nicht mehr den Schwingeinsatz des Audions erreicht. Daher sollte der Wert des 47pF-Kondensators eher reduziert als erhöht werden. Weitere Maßnahmen zur Verbesserung des Schwingeinsatzes finden sich bei www.elo-web.de von Burkhard Kainka.
 
Bei der Wahl der Größe des Potis P3 sollte mitbedacht werden, dass hier ein dauernder Querstrom in Abhängigkeit vom Gesamtwiderstand des Potis fließt (0,9mA bei 10k-Poti und 9V).
 
 
Kapazitive Kurzwellen-Lupe
 
Alternativ zur elektronischen KW-Lupe bietet sich die Realisierung einer KW-Lupe mittels eines weiteren gesonderten Drehkondensators (Drehko) an.
 

 

 

Alle Drehkos Cx mit einer Kapazität von 50pF ... 500pF sind prinzipiell geeignet. Bei großer Kapazität (500pF) leidet allerdings der Komfort (Linearität) der Abstimmung. Für den Serien-Kondensator 22pF gelten die gleichen Überlegungen wie im obigen Kapitel über die elektronische KW-Lupe.
Falls man den in einem früheren Artikel (siehe  CONRAD_Signalverfolger) beschriebenen Umbau eines CONRAD/ELO-KW-Radios in einen Signalverfolger realisiert hat, kann man den nun überzähligen Drehkondensator als Cx verwenden – und zwar eines der beiden 265pF-Pakete.
 


Erweiterung um den Mittelwellen-Empfangsbereich
 
Mit der Erweiterung auf den MW-Bereich wird unser Radio – zumindest in Lagen, wo noch brauchbare Mittelwellen-Sender verfügbar sind – zu einem richtigen Gebrauchsgerät. Denn der Mittelwellenempfang wir durch die Verwendung einer Ferrit-Antenne unabhängig von externer Antenne und Erde. Das Radio wird also mobil. Weiterhin sind Ortssender auf Mittelwelle nicht so empfindlich gegen die tagesabhängigen Schwankungen der Empfangsbedingungen.
Das CONRAD/ELO-Kurzwellen-Radio lässt sich mit wenigen Bauelementen um das MW-Band erweitern:

 

Zu einen wird ein einfacher Umschalter in das Gehäuse eingebaut, der elektrisch zwischen dem vorhandenen KW-Schwingkreis und einem MW-Schwingkreis umschaltet. Weiterhin wird eine Ferritantenne benötigt. Als MW-Drehko wird das 2. Paket des vorhandenen Drehkos – auch 265pF - genutzt.
 
Bei der Ferritantenne wird beispielsweise ein Ferritstab von 140mm Länge mit einem Durchmesser von ca. 8mm mit 70 Windungen (isoliertem) Klingeldraht Windung an Windung bewickelt. Klingeldraht ist zwar wirklich nicht der von der Hochfrequenz bevorzugte Leiter, reicht bei MW aber noch aus. Der so entstandene Schwingkreis trifft das Mittelwellen-Band (530kHz ...1620kHz) begrenzt, aber brauchbar. Man kann auch Versuche mit fertig bewickelten Ferritantennen z.B. aus Ersatzteil-Träger-Geräten oder aus dem CONRAD/ELO-Retro-Mittelwellen-Radio machen. Diese Antennen haben den Vorteil, dass die Spule in der Regel auf dem Ferritstab verschiebbar ist, und so die Induktivität (in Grenzen) durch Verschieben einfach angepasst werden kann. So kann der Abstimmbereich angepasst werden.
In jedem Falle sollte der vorhandene Trimmkondensator C2 (ca. 8pF ... 20pF) auf dem Drehkopaket angeschlossen werden und für einem Feinabgleich einbezogen werden.
 
Durch die Ferritantenne wird das Radio auf MW von einer externen Antenne und/oder Erde völlig unabhängig.
 
 
2-Festfrequenzen-Radio mit KW-Lupe
 
Eine weitere Verbesserung der Gebrauchsfähigkeit des CONRAD/ELO-KW-Radios stellt eine Variante dar, jeweils auf MW und auf KW unabhängig voneinander zwei Sender einzustellen, zwischen denen einfach per Umschalter hin- und hergeschaltet werden kann. Die Rückkopplung muss allerdings nachreguliert werden. Zur besseren Bedienung der KW kann bei Bedarf ein 3.Drehko auch als zusätzliche KW-Lupe eingesetzt werden, sodass ein komfortables Surfen auf der KW nicht eingeschränkt wird.

 

Diese Variation bietet sich besonders an, wenn man den in einem früheren Artikel (RMorg, ELO) beschriebenen Umbau des CONRAD/ELO-KW-Radios in einen Signalverfolger realisiert hat – und so einen kompletten überzähligen Drehko zur Verfügung hat. Hier kann man das 1. Drehkopaket (265pF) des überzähligen Drehkos als MW-Drehko und das 2. Drehkopaket (auch 265pF) als KW-Lupe verwenden.
Selbstverständlich kann als KW-Lupe auch die oben beschriebene elektronische Lösung gewählt werden.
 
Maximalausbau
 
Auf Basis des oben Ausgeführten kann man eine Version des Radios mit allen aufgeführten Zusatz-Leistungsmerkmalen aufbauen. Die ist in besonders einfacher Weise bei der Verwendung von zwei CONRAD/ELO-KW-Radio-Bausätzen aber auch mit Teilen aus der Bastelkiste möglich.
Die überbleibenden Teile des 2. Bausatzes lassen sich weiterhin gut als Basis für einen Signalverfolger (siehe  CONRAD_Signalverfolger) verwenden.
 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Modell angelegt 
08.Jan.10 12:11
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Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel

Das Modell Conrad Retro Kurzwellen-Radio Bausatz wurde inzwischen angelegt. Bitte den Thread in das Board Basteln, Selbstbau, Radiotechnik (Forum: Technik, Reparatur, Restauration, Selbstbau) verschieben, danke.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.