mende: 280W; Reparaturbericht

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mende: 280W; Reparaturbericht 
29.Aug.12 10:12
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Volker MARTIN (D)
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Volker MARTIN

Guten Tag, liebe Radiofreunde.

Vor ungefähr 6 Wochen habe ich ein Radio mit der Angabe in meine Sammlung übernommen, dass es sich um einen Mende 280 W handeln könnte. Das konnte man aber nur der Rückwand, die zu dem vorhandenen Holzgehäuse original passte (alle Aussparungen original gestanzt, nicht nachträglich eingefügt!), entnehmen.

               

             

Am Chassis selbst war das Typenschild entfernt – oder es war noch nie eins daran! 

 

Zunächst habe ich versucht, hier im RMS und über die bekannten Suchmaschinen mehr über das Gerät zu erfahren. Es gibt  2 Typen: den 280 mit den RENS – Röhren und den 280 mit der vermeintlichen ECH 4 (der hier nur in Frage kommen kann)! Ein Schema gab es leider nicht, auch eine Mail zum Besitzer des im RMS eingebrachten Mende 280 W – ECH 4 war erfolglos. Zunächst habe ich das Gerät in alle Einzelteile zerlegt. Die Widerstandswerte waren größtenteils erkennbar, die Kondensatoren, alle ohne Werte, konnte ich trotz ihrer „ohmschen Komponente“ im ausgebauten Zustand ausmessen und bestimmen. 

                       

Am schlimmsten war die Demontage und der Wiederzusammenbau des  Skalenantriebs, der zum einen Teil am Chassis, zum anderen Teil am Gehäuse befestigt ist, im Gegensatz zu den unten aufgeführten 2 Chassis ( eine genaue Handskizze ist hier sehr sinnvoll !).

                       

 Danach machte ich mich daran, das Schema von meinem Gerät abzunehmen und zu erstellen, was vor allem beim Wellenschalter nicht so einfach war, wie es am Anfang schien ( Schema ist nun im RMS eingebracht). Bilder wurden zusätzlich eingestellt. Die Röhrenbestückung ist auch eine Andere als die Dargestellte. Richtig ist: ECH 3, ECH 4, EBL 1, EM 1, AZ 1!  Nach dem ich das Schema erstellt hatte, wollte ich das Gerät auf jeden Fall zum  „Laufen“ bringen.  Ich habe alle Wickelkondensatoren und Elko´s gewechselt – eine nicht wegzudiskutierende Schwachstelle, will man das Gerät an einen x-beliebigen Tag zu einer x-beliebigen Stunde jemandem vorführen! Nach ein paar üblichen Startschwierigkeiten bei einem sehr lange nicht betriebenen Radio – Übergangswiderstände an allen mechanischen Kontaktstellen – angefangen beim Netzstecker, dem Netzschalter, den Topfröhrensockeln und zum Schluss beim Wellenschalter, brachte das Gerät am Ende eine erstaunliche Leistung, nicht zuletzt durch den abstimmbaren 2 – Kreis – Eingangsfilter ( bei MW und LW)! Die Spannungen konnten daraufhin abgenommen und in das Schema zu Vollständigkeit eingefügt werden. Die ausgebaute Scala habe ich vorsichtig gereinigt und dann eingescannt.An Stelle der EM 1 war mit Zwischensockel eine 6 E 5  von OSW eingebaut – Leuchtkraft = 0. Ich habe mir dann bei einer renommierten Firma eine „Neue“  EM 1 über das Internet für 91,64 €  besorgt (kann man bei diesem Preis vermuten). Das hat dann eine etwa 70 %ige Verbesserung gebracht. Richtig gefreut habe ich mich über diese Übung nicht, aber immerhin ist die Bestückung jetzt original!

                   

Das Chassis und das ganze Gerät inklusive Holzgehäuse, nun vom Holzwurm (in der Sauna bei 85 Grad - eine Stunde lang und nach 4 Wochen das Ganze noch mal) befreit, gründlich gereinigt und restauriert, lies mir aber keine Ruhe und ich begann, nach Geräten mit gleicher Röhrenbestückungen zu suchen – und wurde fündig! Das gleiche Chassis und das gleiche Schema haben mindestens der Telefunken 175 WK und der Philips 789 A! Jetzt war ich natürlich platt, das tagelange Schemaabnehmen hätte ich mir sparen können - oder auch nicht. Der Vergleich wäre anders wahrscheinlich so schnell nicht möglich gewesen, auch die Funktion des Wellenschalters ist  meines Erachtens transparenter dargestellt. Mendetypisch ist für meine Begriffe das ganze Gerät nicht! Das Chassis ist mit Sicherheit eine Philipsproduktion,  Mende und Telefunken kommen da vermutlich nicht in Frage. Keine der dort verwendeten Bauteile sind für beide Firmen typisch (Kondensatoren, Trimmer, Netztrafo, Widerstände etc), selbst die Rückwandbefestigung und der Netzstecker sind ungewohnt. Den Gerätestecker habe ich nachgebaut (aus 10mm PCV und 5mm Messinghülsen), da das Anschlusskabel komplett fehlte.

                     

Fakt ist, dass das in dem Chassis eingebaute Lautstärkepotentiometer (Original und Ersteinbau!) aus der 37 KW von 1943 stammt!   Weitere Mutmaßungen über den Vertrieb des Chassis bzw. des kompletten Gerätes wären reine  Spekulation und sollten in einer gesonderten Abhandlung abgeklärt werden. Alles in allem ist es dennoch für diese Zeit, gemessen am Schaltungsaufwand, ein respektables Gerät mit eindrucksvollem Klang und guter Leistung! 

Ich hoffe, mit meinem Beitrag zum „Mende 280 W – ECH 4“ etwas mehr Klarheit geschaffen zu haben.

Volker Martin  

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.