mende: Mal wieder ein Radio in Not

ID: 133986
mende: Mal wieder ein Radio in Not 
17.Feb.07 02:31
2095

Andreas Peukert (D)
Redakteur
Beiträge: 316
Anzahl Danke: 4
Andreas Peukert

Es ist doch sicherlich bei vielen Radiokollegen dasselbe Spiel. Zu später Stunde erst mal bei ebay nachsehen, was der Radiomarkt bietet. Mir fiel vor einiger Zeit ein Mende Europaklasse auf. Ein von der Optik doch sehr volkstümlich anmutendes Gerät. Also bieten und - Glück gehabt ersteigert. Was mich an diesem Gerät gereizt hat war zweierlei. Zum Einen machte mir das Innenleben einen noch unverbastelten Eindruck - von dem was zu sehen war. Bis auf den fehlenden Lautsprecher. Mehr noch reizte mich das Gehäuse. Es war unterhalb an allen drei Seiten vom Holzwurm zerfressen. Seitlich ca. 6 cm und vorne bis zum Ausschnittbeginn für die Skalenblende. Man brauchte bloß an die zerfressenen Stellen klopfen und schon zerbröckelte das Holz. Ein trostloser Fall? Dies muß relativiert werden. Ich habe mich seit Jahren darauf spezialisiert solch derart zerstörten Gehäuse zu retten. Sicherlich kann man dies nur tun, wenn man die Ahnung und die Erfahrung hat. Hier in diesem Falle blieb nichts anderes übrig als mit dem Tischlerwinkel die befallenen Stellen mit Bleistift anzuzeichnen und dann mit einem geraden Schnitt von dem gesunden Holz zu trennen. Für solche Reparaturen hebe ich mir immer die Holzradiogehäuse von Schrottgeräten auf. Nachdem ich die befallenen Stellen entfernt habe, incl. der seitlichen Holzleisten, die ich mir vom Tischler nachfertigen lasse, wurde neues Holz von den besagten Radiogehäusen mit entsprechenden Maßen angefertigt. Das Holz muß etwas dünner sein als das originale. Es wird zunächst auf Stoß mit dem Restgehäuse verleimt. Sehr wichtig: Das Holz muß im Außenbereich bündig sein. Im Inneren des Gehäuses wird mit Furnier ausgeglichen. So daß auch hier eine Bündigkeit entsteht. Anschließend habe ich die Seitenteile unterhalb von innen mit jeweils einem Holzstreifen von 4 mm Dicke gegengeleimt. Nach dem Anfertigen und Einkleben der Bodenplatte bekam das Gehäuse eine gute Stabilität. Nun mußte das alte Furnier herunter. Ich habe früher das alte Furnier mit Holzleim stabilisiert und trotzdem hat es manchmal nicht mehr gut gehaftet und mein neues Furnier schlug Blasen. Das alte Furnier wird mittels feuchtem Lappen und einem alten Bügeleisen gelöst. Durch den Wasserdampf löst sich der Knochenleim. Anschließend müssen Fehlstellen gespachtelt werden und es muß geschliffen werden. Ich habe heute die Vorderfront furniert. Hier kam es sehr auf das Pressen an. Das Gehäuse wird zunächst satt mit Holzleim bestrichen, anschließend wird mit einem Zahnspachtel nachverteilt. Es ist leider so: nimmt man zuviel Holzleim, gibt es Leimdurchschlag, der beim Lackieren als Schleier sichtbar ist. Nimmt man zuwenig Leim, gibt es evtl. Furnierblasen. Beides ist nicht so schön. Ich lasse den Holzleim immer etwas anziehen, damit er nicht so flüssig ist und durch die Poren des Furniers kommt. Nun habe ich das Gehäuse auf die Front gelegt und alles an Preßwerkzeugen verwendet was ich hatte. Nach einer Stunde war das Furnier festgeklebt, aber der Leim noch locker. Ich habe nach Entfernen der Schraubzwingen und der Holzplatten die Aussparungen der Front grob ausgeschnitten und die teilweise noch etwas welligen Flächen einzeln nachgepreßt. Dies ist bei recht dünnem Holz, wie es bei diesem Gehäuse der Fall ist, wichtig, weil das Holz einfach nicht plan aufliegt und sich das Furnier wellen kann. Man kann einzelne Wellen zwar mit einem Bügeleisen andrücken, ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, daß das Furnier manchmal rissig wird. Ich habe die Front schön gleichmäßig hinbekommen und werde nun nach Leimtrocknung die Aussparungen nachschneiden und nachschleifen. In der Anlage habe ich mal einige Bilder von dem Zustand und den Arbeitsgängen hinterlegt. Wenn in den nächsten Tagen die Furnierarbeiten vorangehen, werde ich meinen Bericht fortsetzen. Anlagen:

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.