Niedervoltröhren in Autosupern

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Niedervoltröhren in Autosupern 
11.Jul.07 12:48
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Franz Born † (D)
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Franz Born †


Niedervoltröhrentechnik
 

Damit die alte Technik nicht mit den jeweiligen Zeitzeugen verloren geht, ist es gut bei Zeiten diese rechtzeitig zu dokumentieren und sie durch „aufwärmen“ auch nachhaltig zu machen.

Diese Notwendigkeit wurde mir erst bei der letzten monatlichen Technikbesprechung unseres Radiovereins erneut bewusst! Meine Ausführungen über Niedervoltröhren führte zu ungläubigem Stirnrunzeln, bis hin zu vielen Fragen, nachdem die „Behauptungen“ durch Unterlagen belegt waren.
Ich selber war zu keiner Zeit dieser Situation verunsichert, handelte es sich doch 1960 beim ersten Autoradio in meinem ersten Auto, genau um ein solches seltene Exemplar mit diesen Röhren. Weil ich dieses Gerät (Philips ND581) auch noch selbst ins Fahrzeug eingebaut hatte, sind mir nicht nur die technischen Besonderheiten, sondern auch die weiteren Vorteile, wie kleinere Gehäusemaße, geringeres Gewicht und kein Zerhackergeräusch, nachhaltig in Erinnerung.

Warum die Niedervoltröhrentechnik so wenig gekannt ist, hängt mit dem Zeitpunkt ihrer Verfügbarkeit zusammen, als bereits Transistoren im „Anmarsch“ waren.
Nachdem in den frühen fünfziger Jahren Autoradios mit UKW und guten Empfangsleistungen zum Standart gehörten, konnte auch in den Städten mit Straßenbahnlinien störungsfrei Radio gehört werden. Doch mit welchem Aufwand war dies möglich?
Die Geräte bestanden in der Regel aus zwei Teilen.

1. Dem Bedienteil, in dem sich wegen den vorgegebenen Maßen des Ausschnittes im Armaturenbrett und der nicht allzu großen Freiheit dahinter, nicht allzu viel unterbringen ließ.

2. Dem Teil für die Stromversorgung und Verstärker, bis hin zum NF-Ausgang.

Dieser Teil war wesentlich größer und schwerer als das Bedienteil und darüber hinaus mit einem Daumendicken Verbindungskabel mit diesem verbunden. Die Unterbringung dieses Zerhackerteils war in vielen Fahrzeugen ein Problem. Beim VW-Käfer wurde es im „Kofferraum“ im Hohlraum des Reserverades untergebracht, und wurde dort nicht selten, besonders bei gründlicher Autowäsche, gleich mit gewaschen. 

Verständlich war daher die Entwicklung hin zu Autosupern, bei denen ein Großteil dieser Raum- und Gewichtsvorgaben und zudem auch noch der Stromverbrauch auf einen Schlag wesentlich kleiner realisierbar waren! Schließlich brauchte man weder Zerhacker und den dazugehörigen Zerhackertrafo, noch Hochvoltelkos und die Röhrenendstufe. Mit diesem Gewicht und den Maßen war es nun in vielen Fahrzeugen möglich den Einbau zusammen mit angewinkeltem Verstärkerteil im Armaturenbereich unterzubringen.

Der Einsatz von Transistoren war zu diesem Zeitpunkt noch auf den NF-Bereich begrenzt. Er wurde auch im ND581 für diesen Bereich mit drei Transistoren angewendet. Die übrige Bestückung bestand aus sieben Niedervoltröhren (ECC86,ECH83,2xEF97,3xEF98). 

Diese Röhren sind alle mit ihrem speziellen Aufbau für Schirmgitter- und Anodenspannungen von 12 Volt konstruiert worden, eine Bordspannung die sich zu diesem Zeitpunkt in den PKW´s durchsetzte.
Da zu diesem Zeitpunkt der nachträgliche Einbau von Autosuper noch weit verbreitet war, waren diese Röhren auch für die noch weit verbreiteten Bordnetze von 6 Volt mit geringen Einbußen brauchbar! 

Durch die rasante Weiterentwicklung der Transistoren auch für die ZF- und HF-Anwendung wurde die Röhrentechnik schnell überflüssig, da sich durch den Einsatz von Transistoren die Maße und der Stromverbrauch der Autosuper noch weiter reduzieren ließ.

Ich persönlich kann mich jedoch erinnern, dem ND581 noch einige Zeit nachgetrauert zu haben. Denn auch ich hatte, dem damaligen Trend folgend, schon bald eines der Volltransistor-Autosuper in meinen Wagen eingebaut. Doch es bedurfte noch mehrerer neuer Modelle, bis einige Empfangseigenschaften mit denen der Röhrentechnik vergleichbar waren. 

Franz Born
 

Weitere Informationen zu den Niedervoltröhren existieren bereits im RM-org. 

-           Jakob Roschy hat in seinem Beitrag „40 Jahre Valvo-Röhren“ ein Kapitel dem Thema 6/12 V-Röhren für Autoempfänger gewidmet. 

-           Auch Datenblätter z.B. der ECH 83 sind vorhanden 

Die Schaltung des o.g. Gerätes und Bilder wurden unter dem Modell ND581, von anderen Kollegen des RM-org ebenfalls hochgeladen.

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.