nora: W3; Bericht Instandsetzung

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ID: 315459
Dieser Artikel betrifft das Modell: W3 (Nora; Berlin)

nora: W3; Bericht Instandsetzung 
20.Mar.13 18:43
2006
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Reiner Scholz (D)
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Reiner Scholz

Reparatur Nora W3

I Vorarbeiten

II Reparatur Wellenschalter

III kein Empfang

IV Anmerkungen zum Sammelblock

V fehlerhaftes Schaltbild

 

I Vorarbeiten

Netztransformator und Sammelblock zeigten keine Auffälligkeiten.

Sicherung original und heil. Netzschnur original, ohne Beschädigungen, weich und flexibel.

Zur Begutachtung der inneren Adern opfere ich dennoch stets ein paar Zentimeter Kabel, was sich hier mal wieder als richtig erwies. Die Isolierung der Adern zerbröselte bei Berührung zwischen den Fingern.

Röhren geprüft und ergänzt. 2 Koppelkondensatoren ausgetauscht. 2µF Becher neu bestückt.

An den gesteckten Widerständen gab es Kontaktprobleme. Die Kappen von Oxyd- und Schmutzschicht gereinigt. Die Halteklammern sind weich und sollten nachgebogen werden, sodaß die Widerstände unter Druck hineingleiten.

Am Sammelblock bin ich zunächst auf Ungereimtheiten beim Vergleichen mit dem Schaltbild gestoßen. Dazu später mehr.

II Reparatur Wellenschalter

Ein erstes vorsichtiges Einschalten bringt keinen Empfang. Antennensignal wird am Wellenschalter nicht durchgereicht. Der WS besteht aus einer Platine mit 6 Bolzen die teilweise beschaltet sind und zugleich mit dem Kugelschnäpper des Schleifers die Rasterung des Schalters bilden.

Schaltebene 2 wird durch eine Reihe Rundkontakte gebildet, die von einer Schleiffeder bestrichen werden. (Der Styroflex C links im Bild wurde nat. später noch getarnt)

Die Feder gab schlechten Kontakt bzw. hatte teilw. keine Berührung. Ein axiales Nachrücken des Schleifers auf der Achse war wegen der positionsgenauen Fixierung durch eine durchgehende Stiftschraube (Bild) nicht möglich. Wegen der komplizierten Vernietung habe ich von einer totalen Zerlegung des Schleifers abgesehen und die Feder lediglich nachgebogen. Da es hierzu an Biegehubweg zur Erlangung der erf. Überstreckung mangelte, habe ich die im Bild gezeigte Notlösung angewendet.

 

Es gibt eine ältere Schalterausführung bei der nicht die Kugel je 2 Bolzen überbrückt, sondern eine 3. Schleiffeder. (BILD) Wer sowas vorfindet muß auch hier die Kontaktgabe sorgfältig prüfen. (Milliohmmeter)

III Kein Empfang

Erneutes Einschalten ergibt zunächst das bek. Rauschen aber dann sogleich ein lautes Blubbern in schneller Abfolge. Vergleichbar mit dem Geräusch, das ein Einzylindermotorrad mit erhöhtem Standgas abgeben würde. In der Fachliteratur wird denn dies auch als Motorboating bezeichnet.

Eine mögliche Ursache wäre das schnelle Laden und Entladen eines Kondensators gewesen.

Wirklich herausgefunden habe ich es nicht. Im Zuge der Überprüfung der Anodenspannung war das Geräusch beim Messen an der ersten REN 904 letztendlich im niedrigsten Meßbereich des Voltmeters ankommend, plötzlich verschwunden. Durch diese Eingrenzung konnte dann ein versteckter Wackelkontakt an der Widerstandsplatte (20kOhm hinter der Anode) festgestellt werden. (Foto) Dort war in der Herstellung die Vernietung einer Haltefeder unterhalb der Platte fehlgeschlagen.

Zum „Verstehen“ der Schaltung zwecks Fehlersuche kam ich schließlich nicht umhin, mal die Widerstandsplatte zu lösen und von unten zu betrachten. Die zutage getretenen Leiterbahnen vom Blechschmied gefertigt brachten letzte Klarheit. (Die Bilder sind fototechnisch so gespiegelt, das Deckungsgleichheit herrscht)

IV der Sammelblock

Es war ohnehin meine Absicht, den Sammelblock neu zu bestücken. Die Diskrepanzen zum Schaltbild verfestigten dies nochmals. Der Ausbau war nicht ganz unproblematisch. Der Block steht aufrecht und mit der Abschlussplatte sehr eng zu einem angeschweißten Abschirmblech. Aus diesem Grund gab es dort auch keine Lötösen. 9 Stück Kabel, gebündelt zu je 5 und 4 Stück sind durch 2 enge Bohrungen im Chassi gezwängt (im Laufe der Jahre fest miteinander verklebt) und führen direkt in den Block hinein.

Für die Markierung der Kabel mussten Verklebungen gelöst und nacheinander durch Zupfen und Ziehen mühsam die Zuordnung herausgefunden werden. Ein inneres Schaltbild lag zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht vor und ein Vergleich mit dem Schaltbild eher verwirrend.

Die Wickel waren äußerlich intakt. Alle Werte bis auf den 2µF waren noch in Ordnung, derselbige leicht erhöht.

Der 0,1 µF/1000 Volt C parallel zur Anodenwicklung war durch ein an Masse angeschl. Trennblech von den übrigen Wickeln getrennt. Aus praktischen Gründen, und weil die Bemessung der Drähte ohnehin ziemlich knapp war, habe ich, vom Originalzustand abweichend, Lötosen eingenietet.

 

V Schaltbild!

Das in Umlauf befindliche Schaltbild, ich hab nur dieses Eine gefunden, ist in vielen Punkten eklatant falsch. Zum Vergleich standen mir 2 original erhaltene und untereinander übereinstimmende Chassis zur Verfügung. Einige dort verbaute Teile fehlen z.T. im SB oder umgekehrt enthält das SB Teile, die in natura nicht vorhanden sind. Viele Werte stimmen mit den Schaltbildwerten nicht überein. Der dickste Fehler offenbarte sich im Netzteil. Dort fehlt die gesamte Siebkette bestehend aus Drossel, Lade – und Siebkondensator.

Die Bilder zeigen das Korrekturschaltbild und ein völlig neu gezeichnetes.

Ende W3

Anmerkung zum W3L (Sonnenblume)

Die Namensgebung verführt zu der Annahme, im W3L sei das Chassis des W3 1:1 verbaut. Tatsache ist, auf dem Chassis des L sind nicht nur die Bauteile wegen der geänderten Bedienpositionen und der großen LS-Membran anders angeordnet, es ist auch höher und eine schaltungstechnische Übereinstimmung mit dem W3 ist nicht bestätigt. (Ich besitze kein W3L)

Reiner Scholz

 

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