philips: 2514 Restauration nach Falltest - Überraschende Hilfe

ID: 286824
philips: 2514 Restauration nach Falltest - Überraschende Hilfe 
05.May.12 20:34
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Friedrich Weber † 12.09.2014 (D)
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Friedrich Weber † 12.09.2014

Nachdem die Restauration mit Erfolg abgeschlossen war, habe ich das Radio Freunden gezeigt. Beim Abtransport in einer Klappkiste war ich einen kurzen Augenblick unaufmerksam und abgelenkt. Die Kiste wurde unstabil und das Radio kippte und fiel mit dem Seitenteil auf den Boden. Der Augenblick war Höchststrafe für mich, ich war sprachlos und konnte mich nur darauf konzentrieren möglichste alle Bruchstücke zu retten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Radio als Schrott abgeschrieben. Bakelit ist empfindlich und diese Radios haben eine lange Geschichte hinter sich und so manchen Stoss aushalten müssen. So sah diese Radioseite danach aus:

 

grossflächiger Bruch auf der Lautsprecherseite

Der Schlag auf die Seite hat das Chassis verschoben und einige Tragebolzen im Bakelit gelöst.

 

Auf der schmalen langen Blechplatte ist das Radio aufgebaut. Das Blech ist im U-profil gebogen und wird an die runden Messingbolzen mit Distanzringen angeschraubt. An eine komplette Demontage der Chassisplatte zum Richten und wieder Aufsetzen war nicht zu denken. So war die Frage, wie geht man da dran? In der Verzweifelung hat mich Tage später ein Sportkamerad angesprochen. Er hat von dem Unglück gehört und er bot mir an die Wiederherstellung gemeinsam anzugehen. Er restauriert und baut historische Modelleisenbahnen und besitzt eine Werkstatt, die alle Möglichkeiten bietet. Für diese Arbeit war eine Taktik zu finden, vor allem Geduld und Erfahrung notwendig. Wir sortierten die Bruchstücke, ich baute die Übertragerbox aus, die Plastikteile überdeckte eine Verbindungsschraube zum Chassis. Diese Plastikteil wurde ausgefräst, damit diese Schraube herausdrehen konnte. So konnten alle Verbindungen zum Seitenteil abgeschraubt werden und das Seitenteil konnte herausgenommen werden.
Das Puzzlespiel kann beginnen. Zum Glück im Unglück waren die oberen Teile in 2 grosse Teilstücke gebrochen. Für die Ecke gab es noch 10 Einzelstücke. Schwierogkeiten machte hier die Aufmodulierung, weil einige besonders kleine Stücke fehlten. Beim Zusammensetzen muss darauf geachtet werden, dass diese Teile völlig spannungsfrei aneinandergereiht werden. Die Bruchflächen müssen grundlich gereinigt werden.  Lose Teilchen würden verhindern, dass die Fugen sich nicht ebengleich anfügen, man sieht einen Spalt oder die Teile kippen. Bruchflächen mit Nitroverdünnung reinigen und eine Probezusammensetzung ohne Kleber, Gummiband und Klemmzangen besorgen, Werkzeuge wie sie bei der Möbelrestauration üblich sind. Ein grosses rundes Teil blieb übrig, das haben wir der Klappkiste zugeordnet und entsorgt. Langaushärtenden Epoydharzkleber anrühren und das Puzzelspiel kann von vorne beginnen. Die ausgerissenen Messingbolzen wurden mit Epoxydharz neu eingesetzt und rundherum mit dem Harz angefüllt.

 

Ein Tag Ruhepause, dann die Ecke zusammensetzen, wieder ein Tag Ruhepause.

Hier Aufnahmen nach dem Aushärten und polieren. Poliert wurde mit 800er Schleifpapier und  Schleifpaste. Die Unterseite mit der modulierten Ecke sieht so aus: 

 

 Auf den ersten Blick fallen die Bruchlinien nicht auf. Jetzt wird das Seiten aufgesetzt und überprüft, ob völlig spannungsfrei das Teil ans Chassis angeschraubt werden kann. Durch die Verwindung des Metallchassis war eine Korrektur notwendig. Das Metallchassis wird mit serienmässig mit einem Distanzring an den Messingpfosten angeschraubt. Damit die Schieflage ausgeglichen werden konnte, mußte man für jede Befestigungsstelle eine spezielle passende Distanzscheibe anfertigen.

Auf der rechten Seite blieben noch 2 Fehlstellen. Die obere wurde angeklebt und die untere wurde so belassen.

 

Jetzt war dieser Teil erledigt. Nun ging es an den Zusammenbau und an die Funktionsprüfung. Hier kamm noch eine Überraschung. Der Drehko war blockiert. Was war da passiert. Schauen wir zuerst auf den Antriebsmechanismus, eine Reibradkupplung läuft in einer Nut und treibt so das Rad für den Drehko an.

 

Auf dem Reibrad war ein rundes Teil ausgebrochen, die Kupplung schnappt so zusammen und blockiert die weitere Drehung. Das war das "unbekannte" runde Teil, welches wir entsorgt hatten. Das fehlende Segmentstück wurde mit Tesafilm ausgekleidet und mit Epoydharz aufgefüllt. Nach dem Aushärten wurde eine neue Keilnut ausgefeilt.

 

Damit war auch die letzte Lücke geschlossen und das Radio konnte spielbereit sich wieder sehen lassen. Trotz des ersten Schrecken, war diese Lebenserfahrung die bisher beste - ein Freund hilft aus der Patsche und es hat uns beiden 2 Tage richtig Spass gemacht diesen Schaden zu restaurieren. So blieb ein gutes Gefühl übrig, man denkt nicht mehr an den Schaden, sondern an den Erfolg. Die Sache war nicht so hoffnungslos, wie zunächst kurz nach dem Schaden ausgesehen hatte.

 

 
 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.