philips: Philips A43U FINDLING: Umbau von Spar- auf Netzbetrieb
philips: Philips A43U FINDLING: Umbau von Spar- auf Netzbetrieb
Sehr geehrtes Forum,
in Ergänzung zu dem u.g. vorhergehenden Beitrag von Herrn Rathgeb möchte ich Ihnen gerne meine bebilderte Verwunderung und Erfahrung über meinen Findling „A43U“ mitteilen und bedanke mich schon jetzt für Ihr Interesse.
Mit freundlichen Grüßen Dieter Sternal
Als ich dieser Tag meinen schon älteren Flohmarktfund, einen Philips A43U, anhand des Schaltplans mal näher inspizieren wollte, dachte ich zuerst, wow, diese Version ist hier im Radiomuseum noch gar nicht bekannt, ein Findling sozusagen. Weil das Gerät hatte einen Netztrafo unterm Chassis. Aber all die um den Trafo rundherum beiseite gequetschten Bauteile (man vergleiche hierzu nur das bereits vorhandene Unter-Chassis-Bild und reibt sich echt die Augen, wo da noch Platz sein sollte…) und die teils neuen Kabel offenbarten dann aber das Geheimnis: Da hat ein begnadeter Bastler wohl in den 50-Jahren (weil der eine Elko zeigt das Datum 12.8/50) keine Mühen gescheut, das Gerät von 110V-Sparversion auf 220V Netztrafo umzubasteln…. Der Sockel für die ursprüngliche Gleichrichterröhre CY2 war verwaist, da saß wohl dann eine AZ1 drinnen (der Trafo hat neben der 6.3V Heizwicklung auch eine für die 4 V der AZ1; hab’s probiert, passte und funktionierte) und die Demodulator/Endstufe CBL1 war ersetzt worden durch eine „rote“ pinkompatible EBL1 aus Italien.
Die beiden ursprünglichen 50uF-Siebelkos im voluminösen Pappröhrchen unterm Chassis mussten wohl Platz schaffen für den Trafo und wurden ersetzt durch die zwei Elkos oben auf dem Chassis auf einer robusten und isolierenden Pertinax-Platte, dafür durften dann die drei (blauen) dicken Spannungsteiler-Widerstände entfallen. Das jetzt neue 6.3V Skalen-Glühbirnchen erhielt auch eine neue bzw. selbst gebaute Halterung.
Aber warum nur dieser Aufwand?
Die 110V Spannungsversorgung waren es wohl, die den passionierten Radiohörer und Umbau-Bastler animierten, das Gerät auf den hierzulande damals auch mehr und mehr gebräuchlichen 220V-Netztbetrieb wagemutig „umzubauen“. Das Gerät hatte auf kleinstem Raum schon damals LW, MW und KW (16-51 m) und sieht noch heute in seinem Bakelit-Kleid irgendwie schmuck aus.
Nun diese Geräte wurden, so die Quelle bei Vintageradio NL, um 1942 von Philips France in Suresnes (Stadt unweit von Paris) im Auftrag „Valvo-Radioröhren“ (wohl u.a.) auch für die Deutsche Armee gebaut. Das wundert mich insofern, weil das Gerät für 110V gebaut wurde und in Deutschland 220V bereits üblich gewesen sein dürften, und sicher doch in staatlichen Einrichtungen? Die Frage darüber, wie sich in Deutschland die Netzspannung von Beginn an entwickelte, konnte ich bislang nirgends im Netz finden; teils soll in ländlichen Gegenden noch bis in die 1960-er Jahre die 110V üblich gewesen sein… Die v.g. Quelle sagt auch, dass dieses Gerät auch als Vorläufer der späteren, erfolgreichen Philetta-Serien gelten darf.
Nun meine Erfahrung: Nachdem ich die AZ1 eingesetzt hatte, oszillierte die Lautstärke, sprich, es „knatterte“ lautstark und unabhängig vom Lautstärkeregler im 1-Sekunden-Takt und übersteuerte die ein bis zwei auf KW am Abend empfangbaren Sender. Auffällig war, dass das Pulsen bei zurückgedrehter Lautstärke (Schleifer auf Masse) nicht zu hören war, wenn aber dann aufgedreht, dauerte es paar Sekunden bis wohl die „Regelung“ und damit auch die Spannung am g1 der EBL1 anfing zu oszillieren, Die Fehlersuche gestaltete sich tagelang langwierig, weil, wie sich schnell herausstellte, das manches Rätsel aufwarf, „war die (geänderte) Verdrahtung jetzt Absicht oder ein Fehler, konnte es so überhaupt funktioneiren, hatte es so jemals funktioniert? So lag die Feldspule ohne den 1k Ohm direkt in Serie zur NF-Übertrager-Primärspule.
Bis ich dann entdeckte, dass die Regelspannung (erzeugt über die beiden 25 und 50 Ohm (Werte gem. Plan, aber hier im Originaleinbau dann je 40 Ohm)) in der Gesamt-Strom-Rückführung über Chassis-Masse) im Netzteil für das Pulsen der Lautstärke verantwortlich war. Die Gittervorspannung an der EBL1 betrug nur -0.3V statt den gem Datenblatt angegebenen -6V. Über den beiden Original-Widerständen fielen je nur Null Volt ab. Beim Umbau wurden beide „überbrückt“. Aber dann, dieser Fehler wurde behoben, sie waren schlicht zu klein, das Knattern war nämlich noch immer da (g1 hatte -1.3 V): ich musste noch, experimentell ermittelt, 160 Ohm in Serie schalten und erzielte an g1 der EBL1 so um die – 5 V so dass ich etwas wagemutig denke, dass der Radioumbauer dieses Pulsen wohl auch merkte, und dachte, o.k., dann überbrück‘ ich sie eben, aber damit ging dann erst recht nix mehr… Ich konnte damit den Schwingeinsatz wenigstes etwas in Richtung erst bei größerer Lautstärke verschieben, aber das Knattern ganz wegzubringen war mir nicht möglich. Im Laufe der Fehlersuche hatte ich alle möglichen Sieb- und Koppel-C’s probeweise durch neue ersetzt (sogar die Keramikausführungen, 100pF etc), aber ohne Erfolg… Am Abend dann konnte ich wenigstens einen KW-Sender (italienisch) mit annehmbare Trennschärfe und Lautstärke empfangen (Antenne: 2m Draht im Zimmer).
Es mag mE auch sein, dass wegen des „hineingequetschten“ Netztrafos die dadurch „zusammengedränge“, eh schon wilde Bauteileverdrahtung zu Signalüberkopplungen führte, die evtl mitverantwortlich für das Pulsen sein könnten. Die Röhren selbst waren alle noch gut, insbesondere die EBL1 war noch sehr gut (gem Funke19).
Eine Besonderheit fiel mir auf, die ich so nicht erwartet hätte bzw ich mir nicht so recht erklären kann: Die beiden Parallel-Schwingkreis-Spulen mit’m C der beiden ZF-Bandfilter im Gerät liegen parallel zueinander und weit auseinader im Alu-Becher; angesichts der Tatsache, dass damit der magnetische, koppelnde Fluss im großen über die Alu-Haut führt, die ja abschirmende Wirkung hat (Wirbelstrom-Verluste) ein Kuriosum… - oder nicht? (sh Bilder). Der einzige (?) Vorteil liegt doch nur in der leichteren Zugänglichkeit der Kerne von außen (Vgl hierzu meinen separaten Frage-Post mit Bildern dazu).
Zu dem einen Aufkleber auf dem Boden-/Rückseitenkarton (innen) BFR:
Hierzu findet sich hier auf Radiomuseum org ein eigener Beitrag. Hier nur so viel:
BFR = Consortium des Brevèts Francais Radio, das ist der Zusammenschluss von „Thomson Houston“, „CSF“ und der Tochtergesellschaft von „Philips“, die zusammen seit 1933 die französische Patente rund ums Radio verwaltete.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.