Pilotprojekt der privaten Rundfunkanbieter in Sachsen

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Pilotprojekt der privaten Rundfunkanbieter in Sachsen 
25.Apr.18 09:05
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Im Bundesland Sachsen wurde Anfang des Jahres 2018 ein Pilotprojekt von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) gestartet. 

Sie fördert in Leipzig und in Freiberg die vom Sendernetzbetreiber DIVICON MEDIA Holding GmbH Leipzig betriebenen lokalen DAB+ Multiplexe

Mein Ziel war, die Anlage in der 43000 Einwohner Stadt Freiberg etwas näher zu betrachten.

Der Multiplex startete in Freiberg am 31.Januar 2018 um 14,00 Uhr mit 12 Programmen privater Anbieter.

Genutzt werden die baulichen Anlagen der Deutschen Funkturm GmbH.

Die Antennenhöhe beträgt 42 m ü.G. , die absolute Antennenhöhe ist 494 m über N.N. 

Folgende Programme werden von hier aus abgestrahlt

  • “ERZGEBIRGE 2” BCS Broadcast Sachsen GmbH & Co. KG, Dresden
  • “detektor.fm Wort” BEBE Medien GmbH, Leipzig
  • “Absolut HOT”       Die Neue Welle Rundfunk-Verwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG, Nürnberg
  • “Radio Erzgebirge – Wir lieben das Erzgebirge! "  Erzgebirge Rundfunkgesellschaft mbH & Co. KG, Annaberg-Buchholz
  • “InPulz Dein Stadtradio für Freiberg” (Robert Liebscher, Freiberg)
  • “MEGA 80’s” (MEGA Radio GmbH, Augsburg)
  • “Energy Sachsen” (Netzwerk Programmanbietergesellschaft mbH Sachsen & Co. Betriebs KG, Leipzig, zusammen mit Radio Elbwelle Dresden GmbH & Co. KG, Dresden)
  • “SecondRadio” (Angelika Pörsch als Inhaberin der Firma SecondRadio, Markkleeberg)
  • “egoFM” (RADIO NEXT GENERATION GmbH & Co. KG, München)
  • “SchlagerPlanet Radio” und “90s90s Radio” (REGIOCAST GmbH & Co. KG, Kiel)
  • “apollo radio)))” (Sächsisches Gemeinschaftsprogramm GmbH & Co. KG, Dresden)
  • Aktuell laufen hier 370 Watt , die Strahlungsleistung wird von DIVICON MEDIA gegenwärtig mit 500 Watt angegeben. Geplant ist jedoch eine Aufstockung auf etwa ERP 1 KW.

Mit diesem "Zwergensender" kann man jetzt das Stadtgebiet von Freiberg etwa zu 95 % versorgen. Einige Fahrten durch das Stadtgebiet zeigten, das ein durchgängiger Empfang der Programme auf dem Kanal 10D nicht gesichert ist. Aber das kann ja mit der Leistungserhöhung noch korrigiert werden. 

Wir müssen immer davon ausgehen, das die Mehrheit der Rundfunkhörer mobil unterwegs ist.

Der Handel hat sich, zumal im Ort noch eine weitere DAB- Sendeanlage auf dem Kanal 9A (Multiplex des MDR) sendet, auf die wachsende Empfängernachfrage eingestellt.

Aber werfen wir doch einen Blick auf diese zweite Anlage in Freiberg Reiche Zeche , neben dem Silberwerkwerk 

Hier ist die ERP höher, der Standort ist als Freiberg Ost in den Unterlagen vermerkt mit ERP 1KW .

Ein dritter Standort ist hinter dem Hauptpostamt. Rein optisch ist doch beides ein Hingucker. 

Auf diesem 45 m hohen Stahlgittermast, der konkret am Platz der Oktoberopfer 1 steht, sind insgesamt 5 UKW- Sender untergebracht.

90,6 MHz  RSA, 93,7 MHz MDR aktuell ,  96,4 Energy Sachsen,  99,1 MHz MDR1 und auf 104,2 MHz Radio Dresden.

Insgesamt konnte ich in der Innenstadt  15 UKW- Sender empfangen , jedoch schon 40 Digitalprogramme ;

das Programmpaket 5c Zentrales Programm mit DLF und auch dem Schwarzwaldradio....                                           14 Sender

das Programmpaket 9A  MDR  und RSA  14 Sender 

und das Programmpaket 10 D Freiberg als "Stadtradio "  12 Sender

Ein Programm ist Inpulz , Dein Stadtradio für Freiberg, das interessierte mich. Es gibt auch seit einigen Jahren das erfolgreiche Freiberg Stadtmagazin Inpulz, also was lag näher noch ein Radioprogramm draufzusetzen.

Der Sender war am 5.September 2016 bereits als WEB- Radio gestartet . Damals war noch eine UKW- Frequenz im Gespräch. Aber in Sachsen werden keine neuen UKW- Frequenzen mehr vergeben. Also versuchte man es und beantragte eine Lizenz für das digitale Übertragungsverfahren. 

Zunächst wurde jedoch in ein Tonstudio investiert. Inzwischen gibt es das 24 Stunden Programm.

Marcel Kuchling, Studioleiter

und die nette junge Frau ist Christin Müller.

Mit der Ausstrahlung des 24 Stunden Stadt- Programmes in DAB+ wird eine neue Hörergruppe erschlossen, letztendlich sind auch die mobilen Autofahrer eine interessante Zielgruppe und so hofft Herr Kuchling auf eine baldige Leistungserhöhung beim Sender.

Ich wollte wissen, wie das Angebot an Empfangsgeräten aussieht. In Freiberg gibt es mehrere große Geschäfte,bei "expert"  wurde ich fündig. 

Hier ist ein reichliches Angebot an UKW - DAB+ Empfängern im Verkauf.

Meine Fragen an Bürger, haben Sie schon ein Digitalradio ? wurden überwiegend negativ beantwortet. Bei jungen Leuten ist das Handy mit UKW- Empfänger in. Ein Handy mit DAB+ ist noch nicht erhältlich. Autofahrer beklagen die häufigen Ausfälle beim DAB+  . Es gibt zwar kein Rauschen mehr, aber das Muting ist auch nicht die Lösung...

Perspektivisch muss also nicht nur die Leistung erhöht werden sondern auch an exponierten Stellen möglicherweise Multiplexe mit geringer Leistung zusätzlich aufgebaut werden um eine sichere Versorgung der mobilen Hörer zu ermöglichen.

Bei aller Euphorie zum Digitalradio... wir haben  hier andere Bedingungen wie beim Fernsehen. 

Ich will das Projekt weiter beobachten und auch welche Maßnahmen zur Sicherung eines stabilen Überallempfanges im Versorgungsgebiet realisiert werden. 

Die Programmvielfalt nimmt zu , aufgrund der Kostenstruktur, derzeit bezahlen die teilnehmenden Programmanbieter pro Monat für die Übertragung 300 EURO, ist das natürlich unschlagbar.

Ich glaube jedoch, das analog UKW weiterhin für eine flächendeckende Versorgung unverzichtbar ist. Zunächst hat man die UKW-Lizenzen in Sachsen bis 2025 verlängert, denn noch hören etwa 90% der Rundfunkhörer UKW.....

 

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12.Sep.18 15:14
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Inzwischen sind die Sendeplätze 13 und 14 des Multiplexes in Freiberg besetzt.

Kultradio FM  aus Bayreuth und B2 Berlin erhielten vom Medienrat die Zulassung zur digital- terristischen Verbreitung ihrer Programme  über den Freiberger Stadtsender.

Somit haben die Freiberger Digitalradiofreunde nun aus dem privaten Bereich 14 Programme sowie weitere 28 Programme der Multiplexe MDR und dem Zentralen Multiplex. 

Hinzu kommen in den höheren Stadtlagen noch die Sender aus Brandenburg.

Trotzdem läuft der Verkauf von Empfängern noch sehr zögerlich. Euphorische Meldungen einiger Medien, das ein Anstrum auf die Autowerkstätten eingesetzt hat, konnte mir keine der angerufenen Werkstätten bestätigen.

Aber bei Verkauf von Mittel- und Oberklasseneuwagen ist ja DAB+ serienmäßig drin, so haben sich die Hörerzahlen in den letzten Monaten etwas erhöht. Leider habe ich keine Zahlen über die Hörer erhalten. Ich gehe jedoch davon aus, das in Freiberg ( in Deutschland sollen es 6 Millionen Haushalte sein ) etwa 6000 Freiberger DAB+ empfangen können.

Wenn ich diese 6000 Hörer in der Stadt durch die 42 Programme teile, dann komme ich auf etwa 143 Hörer pro Programm, bei einen Hörverhalten von etwa 2 Stunden pro Tag kann jeder Sender damit rechnen, das er pro Tag 286 Hörerstunden hat, das widerum durch 24 Stunden dividiert ergibt durchschnittlich 12 Hörer pro Stunde. Also ich würde da keine Werbung schalten !

Ein bescheidener Anfang. Ich bin neugierig, wie die zweijährige Testphase in Freiberg läuft.

Meine Anrufe bei Discountern in Freiberg bestätigen, das man  keine Geräte im Sortiment hat.  Bei Kaufland und ALDI Nord sind schon mal testweise vor längerer Zeit eine Gerätesorte testweise verkauft worden, aber offensichtlich waren die Verkaufszahlen mehr als bescheiden.... deshalb sind diese auch dort aus dem Sortiment raus.

Also Infostand, wo das Digitalradio erklärt und auch gekauft werden kann, Fehlanzeige.... 

In einem Falle wurde ich auf den Fachhandel verwiesen.

Wenn jedoch die Discounter nicht Aktionen zu dieser Sache starten, sehe ich die Entwicklung weiter nur schleichend vorangehen.... Interessant wäre, was die Fachleute, die das Geld für Sender und Übertragungstechnik mit beiden Händen hinausstreuen, zu dieser Situation sagen. 

Leider blieben alle meine Schreiben an die KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfes der Rundfunkanstalten mit Sitz in Mainz)  unbeantwortet. 

Von einem Digitalradioboom in Sachsen, wie es in mehreren Zeitungen zu lesen ist, spüre ich nicht viel.... durch den Datenschutz, der überall ist, wird es nun auch schwieriger, verlässliche Informationen zu erhalten.

 

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14.Dec.18 20:19
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Unser Leser Herr D. Müller hat diese Zeichnung geschickt. So stellt er sich den DAB+ Weitenjäger vor.

Er schreibt dazu; DAB+ ist eine feine Sache. Oben auf dem Berge geht es wunderbar, auf der Ebene ist es auch gut zu empfangen, nur im Tal hapert es. Dann sind plötzlich alle Sender weg,. Es rauscht auch nicht. Zuerst dachte ich, mein Empfänger ist kaputt, also wieder den Berg hoch und plötzlich war alles wieder da...Wie kann dieses Problem gelöst werden ? 

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Pilotprojekt der privaten Rundfunkanbieter in Sachsen 
01.May.20 20:56
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Das Pilotprojekt inform der Versuchssendungen wurde am 30.Januar 2020 beendet.  

Die DAB+ Übertragungskapazitäten wurden vom Medienrat der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) mit Sitz in Leipzig, neu ausgeschrieben.

In Freiberg beteiligten sich 5 Anbieter mit dem Antrag auf insgesamt 6 Frequenzen. Damit war das Problem, Ausschreibung, Entscheidungsfindung vom Tisch. Die Frequenzen für die nächsten 10 Jahre konnten wie beantragt vergeben werden. 

Hier sind die Sender:

  • Herr Robert Liebscher als Inhaber der Firma InPulz für das Programm "InPulz Dein Stadtradio für Freiberg",
  • die radio B2 GmbH für das Programms "radio B2",
  • die Erzgebirge Rundfunkgesellschaft mbH & Co. KG für das Programm "Radio Erzgebirge",
  • Frau Angelika Pörsch als Inhaberin der Firma SecondRadio für die Programme "SecondRadio" und "Radio Ostrock",
  • die RADIO NEXT GENERATION GmbH & Co. KG für das Programm "egoFM".

In Freiberg ist also genügend Sendekapazität noch kaufbar, wer Interesse hat, kann bei der SLM anfragen. 

 

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03.Jun.20 14:53
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Hatte nochmal bei Inpulz- Dein Stadtradio- für Freiberg angefragt, 

FOTO; INPULZ FREIBERG VIELEN DANK

1. die monatlichen Kosten für die DAB+ Ausstrahlung in Freiberg sind ca 500 EURO.

2. Die Sendeleistung wurde zwischenzeitlich nicht erhöht. 

 

Nach wie vor gibt es einige weiße Flecken, wo der DAB+ Sender selbst im Stadtgebiet nicht zu empfangen ist. Das liegt nicht nur an der Sendeleistung sondern an der Geländestruktur. 

Aber was wollen die Betreiber machen ? UKW Frequenzen werden nicht mehr neu vergeben, also bleibt der Internetauftritt und DAB+ . aber so als regionale Ortswelle hat das Stadtradio durchaus seine Fans... und ich kann nur alles Gute wünschen. Ich beobachte weiter....

 

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