polyhymat: Polyhymat80- Einige neue Informationen eines Ex-Funkwerkers

ID: 439810
polyhymat: Polyhymat80- Einige neue Informationen eines Ex-Funkwerkers 
06.Jan.18 11:12
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Gunther Schneegass (D)
Anzahl Danke: 3

Leider gibt es erst wenige Forumsbeiträge zu diesem Modell, sodass ich mich als "Neuer" berufen fühle, einige Infos weiterzugeben.

Ich hatte zum erstenmal mit einer Musik-(Juke) Box aus DDR Produktion Kontakt, als unsere Familie mit dem Trabbi unsere erste Probefahrt zum Hermsdorfer Kreuz und in die Raststätte dort machten (1962). Hier waren in meiner Erinnerung gleich zwei dieser Geräte aufgestellt (funktionierten).

Zum zweiten Mal habe ich mehrere Polyhymat 80 in der damaligen Produktionsabteilung des Funkwerks Erfurt in der Wendenstrasse gesehen, wo auch ein Teil der Betriebsberufsschule untergebracht war. Hier war offensichtlich doch eine Kleinserienproduktion etabliert worden, nachdem wahrscheinlich eine Übernahme der Konstruktion vom eigentlichen Entwickler und eine Weiterentwicklung erfolgt war. Dass es grössere technische Probleme gab kann man auch an der Vielzahl von Varianten ersehen, die innerhalb weniger Jahre herauskamen.

Ich muss dazu sagen, dass Funkwerk Erfurt ein Nachfolgebetrieb (ab ca. 1945) des ehemaligen Telefunken Röhrenwerkes an gleicher Stelle war, es wurde durch die Einheimischen auch noch lange Zeit so genannt! Hier wurden die sog. Empfängerröhren produziert (z.B. Noval E- und P-80er Serie), aber in einem anderen Betriebsteil auch Messgeräte, z.B. hochgenaue Digitalmesstechnik in Halbleitertechnik (diskret und TTL, Glimm-Anzeigeröhren) sowie (analoge) Eichgeneratoren in Röhrentechnik und aufwendigem mechanischen Aufbau.

Aber zurück zu Polyhymat: Ich habe selbige Musikbox später auch in einer Eisbar am Uni-Standort Ilmenau um 1970 "wiedergetroffen" uns sie war an vielen Stellen in den damaligen Tanz-Bars/ Restaurants verfügbar, falls man nicht die "Originale" aus USA stehen hatte.

Die Technik war natürlich (nach den über RM verfügbaren Unterlagen) recht einfach gestrickt, es soll aber mit dem Laufwerk grosse Probleme wegen eines ungenügenden Rumpel-Geräuschspannungs-Abstandes gegeben haben, sodass die Produktion wohl Ende der 1960er Jahre eingestellt wurde.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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polyhymat: Polyhymat80- Einige neue Informationen eines Ex-Funkwerkers 
06.Jan.18 18:47
75 from 1025

Mario Spitzer (D)
Redakteur
Beiträge: 190
Anzahl Danke: 4

Hallo Gunther, 

vielen Dank für deinen Beitrag. Probleme mit dem "Rumpeln" hatte besonders die 80C, weshalb sie kein Gütezeichen bekam. 

Heute habe ich für einen lieben Bekannten eine 80D repariert (Reparaturbericht folgt) und empfand das Rumpelgeräusch nicht erwähnenswert (Bässe voll aufgedreht). Weit weniger als meine damalige Rock Ola Max 477 mit neuem Reibrad. Das Rumpelgeräusch entsteht hier meist durch das Reibrad und verharzte Lager. Ich muss gestehen, die sytematische Fehlersuche hat mir richtig Spaß gemacht. Diese 80D war werksmäßig schon auf KS22SD umgebaut.

Video vom Probleauf

Die 80 E wurde in dem Punkt noch weiter verbessert, der neue Abspielmotor läuft senkrecht und die Schwungmasse ist größer (Gleichlauf).

Einfach gestickt würde ich jedoch nicht sagen, eher inteligent durchkonstruiert und auf Zuverlässigkeit getrimmt, mit den eher bescheidenen Möglichkeiten die man damals hatte, zumal Julius Görner zu dem Zeitpunkt über 70 war, Respekt!

Die Produktion wurde für die Halbleiterproduktion geopfert, ähnlich wie bei RAFENA für die Großrechenerfertigung.

Ich habe meinen ersten Polyhymat im Kinderferienlager gesehen und mein ganzes Taschengeld dafür verbraucht. Mit etwas Glück steht Ende Januar eine 80D in meinem Wohnzimmer.

Ich freue mich aber das es noch Menschen gibt die sich für den Polyhymat interessieren, weitere Infos und Schaltpläne folgen und wer Unterlagen hat, ich digitalisiere sie gern für RM.org.

Freundliche Grüße

Mario Spitzer

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.