PYE P123BQ - Wo wackelt der Wackler?
PYE P123BQ - Wo wackelt der Wackler?
Wo wackelt der Wackler, so könnte es hier heissen. Das Radio erhält nach Jahren wieder einmal Strom. Der Verbrauch ist sehr niedrig. Erst tut sich nichts, dann setzt schwach Empfang ein. Leider ist er nicht stabil, er kommt, er geht. Man verdächtigt den Wellenschalter, der zwei Positionen hat: Mittelwelle und eine Langwellen-Frequenz, 200KHz. Ein Bad in der Chemie folgt, aber die Erscheinung wird nicht besser. Schlechte Lötungen? – Einige sehen nicht vertrauenerweckend aus – aber sie sind es doch nicht.
Der Ausbau ist leicht: nur vier Schrauben lösen, neben den beiden Batteriehaltern. Dann kann das ganze Chassis nach vorne herausgehoben werden. – Natürlich ist das die Theorie. Die Fronplatte steckt nämlich oben in einer Rille, und genau dort hat sich auch der Kunststoffüberzug gelöst, sodass jeder und alles jedem und allem im Wege ist. Schliesslich gelingt es doch. Beim Zusammenbau am Schluss übrigens am selben Ort die gleichen Schwierigkeiten.
Nach langer Sucherei finde ich ein Bein an Transistor eins, das gebrochen ist. Der Draht ist von erstaunlicher Konsistenz, und bröckelt auch nach Ausbau unter meinen Händen immer weiter. Ich ersetze ihn durch einen AF125. Das ist offensichtlich nicht wirklich ein guter Ersatz, aber er ist nur einmal vorrätig. Der Oszillator verpfeift mir den höheren Teil des Mittelwellenbereichs – und auch unten ist erst sauber, nachdem ich zwischen Basis und Collector einen Kondensator von 56pF gelegt habe.
Jetzt, wo der Fehler gefunden ist, läuft die Sache sauber und stabil? – Nichts davon. – Es gibt noch zwei von den PYE-Transistoren, die mit den bröckelnden Anschlüssen. Sind sie es? – Zufall bringt an den Tag, dass – versteckt und dem weissen Kunststoffmantel! – der Draht zur Auskoppelungsspule gebrochen ist. Ein wenig Druck, der Empfang ist da, ein wenig Zug, das Radio ist wie tot. Der Schaden ist entstanden, weil die Aufhängung der Antenne beschädigt ist: Ösen sind durchgerostet, Riemchen gerissen.
Mutig schneide ich den Draht durch, entisoliere eine winzige Stelle, verlöte die beiden Drähte: der Empfang ist laut, deutlich und stabil.
Wo wackelt der Wackler? – Er wackelt nur noch im Radiohimmel, hier wackelt nichts mehr. Alles macht sauber Kontakt – ausser die Batterien im Batteriefach. Mit Zahnarztbesteck, mit feinem Messerchen wird die Oxydation entfernt. Danach wird heftig geputzt, bis die Kontakte leuchten. Der lose Kunststoffüberzug wird verleimt, das Gehäuse wird gepützelt, damit am Schluss auch das Auge sich freut. Es wird eine neue Schraube für den Rückdeckel verfertigt, damit alles wieder mit zwei Schrauben sauber zusammenhält und nichts die Antenne noch beschädigen kann.
Der Meister setzt sich hin und geniesst: einen guten Mittenwellenbereich, so lange man sich nicht zu weit nach oben verirrt. Dazu eine einzige, feine Langwellen-Frequenz: früher BBC-Light auf 200 Khz, heute BBC-Four auf 198 KHz. – Das ist, ganz zufälligerweise, seit einigen Jahren meine Lieblingsprogramm…
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