Radiosammeln in Korea

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ID: 204817
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Radiosammeln in Korea 
11.Nov.09 11:50
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Thorsten Brandenburg (D)
Beiträge: 227
Anzahl Danke: 26

Das Sammeln alter Technik scheint in Korea nicht sehr ausgeprägt, trotzdem hat mir Radio Korea den Link zu einer recht informativen Seite gemailt, den ich hier gleich weitergeben möchte:  

www.gumho.net

Man sieht, auch einige deutsche Geräte haben sich in Südkorea erhalten!

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? Südkorea 60 Hz und 100 V Stromnetz? 
11.Nov.09 13:10

Wolfgang Scheida (A)
Redakteur
Beiträge: 616
Anzahl Danke: 23

Vielen Dank für diesen interessanten Link.

Stellt sich die Frage ob wir zentral eine Erlaubnis zum Verwenden der schönen Bilder einholen möchten?!

Zur Technik: Demgemäß hätte Südkorea ein 60 Hz Stromnetz und Anfangs eine 100 V Netzspannung wie Japan gehabt oder galt das nur für Exportgeräte?

Auffällig ebenso die VHF-only TV Geräte.

 

W. Scheida

 

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Informationen von Radio Korea 
11.Nov.09 13:26
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Thorsten Brandenburg (D)
Beiträge: 227
Anzahl Danke: 22

Von RKI erhielt ich auf eine Anfrage noch folgende Antwort :

In Korea setzte das Goldene Zeitalter des Radios aufgrund der japanischen Kolonialherrschaft und des Koreakriegs relativ spät ein. Zunächst ein kurzer radiogeschichtlicher Rückblick: Das Radio wurde in Korea im November 1924 geboren, als das Kommunikationsministerium in Seoul ein erstes Radiolabor zu Testzwecken einrichtete. Nach ersten Versuchen wurde das Labor, das sich im Ministerium befand und eine Leistung von 200 Watt hatte, dann 1925 auf der Frequenz 750kHz in regelrechten Testbetrieb genommen. Zu hören waren hauptsächlich Nachrichten und einige dramatische Hörspiele, die letzteren allerdings in Japanisch, denn alle öffentlichen Einrichtungen Koreas standen zu dieser Zeit unter japanischer Kontrolle.
Am 22. Februar 1927 wurde dann die erste koreanische Rundfunkstation gegründet, die Kyungsung Broadcasting Station. Die Japaner hatten Seoul 1910 in Kyeongsung umbenannt. Das Zeichen der Station war JODK und die Leistung betrug 1 KW. Das Programmangebot wurde von den Japanern überwacht und zensiert und bestand nur aus Wirtschaftsnachrichten, Marktinformationen, Wetterberichten und öffentlichen Bekanntmachungen. Alles, was mit koreanischer Kultur zusammenhing, war verboten, und das Programmangebot für koreanischsprachige Hörer eingeschränkt.
1927 waren 1.165 der insgesamt landesweit 1.440 Radiogeräte in den Händen der japanischen Besatzer, was auch mit dem Preis der Geräte und den sehr hohen Rundfunkgebühren zu tun hatte. Bis 1933 wurde in Japanisch und Koreanisch gesendet, wobei der japanische Sendeanteil zwei Drittel des Gesamtprogramms betrug.

In den 1930er Jahren nahm die Zahl der Radioempfänger in Korea um mehr als das Siebenfache zu und stieg auf landesweit über 10.000 Geräte. Da er japanischsprachige Sendeanteil des Programms jedoch über die Hälfte betrug, ging, nachdem der erste Neuheitseffekt vorbei war, die Beliebtheit des neuen Mediums bei der koreanischen Bevölkerung zurück und damit auch die Rundfunkgebühren, ohne die die Station nicht betrieben werden konnte. Die finanziellen Probleme führten dazu, dass am 26. April 1933 die japanischsprachigen und die koreanischsprachigen Sendungen getrennt wurden. Das koreanische Programm wurde mit einer Leistung von 10 KW auf der Frequenz 610 kHz ausgestrahlt. Die Japaner übten jedoch eine strikte Kontrolle über die Sendungen aus und jammten sogar die Ausstrahlungen.

Die Rundfunk-Überwachung und Zensur durch die Japaner verstärkte sich mit dem Ausbruch des Chinesisch-Japanischen Kriegs im Jahre 1939, sehr zur Unzufriedenheit der koreanischen Bevölkerung. Mit Ausbruch des Pazifikkrieges 1941 wurde diese Zensur auf alle koreanische Kommunikationseinrichtungen ausgeweitet, sprich auf Post, Telefon- und Telegrammdienste. In den Kriegsjahren bestand das Programm nur noch aus Frontberichterstattung, Regierungsproklamationen und Propaganda in japanischer Sprache.

Mit der Kapitulation Japans 1945 wurde die koreanische Rundfunkstation der Abteilung für Öffentliche Information der US-Militärregierung unterstellt. Zensur und Japanzentriertheit hatten damit ein Ende. Die Entwicklung des koreanischen Rundfunks unterlag fortan aber - auch in Bezug auf die Art der Programmzusammensetzung und -gestaltung - dem Einfluss des amerikanischen Rundfunks.
Vor Ausbruch des Koreakrieges im Jahre 1950 war das damals noch staatliche KBS die einzige Rundfunkanstalt, die landesweit sieben Lokalstationen unterhielt. 1948 waren in Korea offiziell rund 35.000 Radiogeräte registriert, 1961 waren es dann schon 643.000.

Nach dem Koreakrieg, der 1953 zu Ende ging, wurden dann die ersten privaten Rundfunkstationen zugelassen. So wurde am 15. Dezember 1954 CBS (Christian Boradcasting System) gegründet, eine Christliche Station und Repräsentant der protestantischen Kirchen in Korea. 1959 kam Busan MBC hinzu, die erste kommerzielle Radiostation in Korea. Das Nebeneinander von öffentlichen und privaten Stationen öffnete den Weg für FM-Ausstrahlungen, die 1965 aufgenommen wurden.

Die Jahre von 1965 bis 1970, als immer mehr private, hauptsächlich durch Werbung finanzierte FM-Stationen gegründet und damit das staatliche Rundfunk-Monopol gebrochen wurde, können als das Goldene Zeitalter des koreanischen Rundfunks bezeichnet werden. Das lässt sich auch an der Zahl der Radioempfänger ablesen: 1963 waren 706.491 Radiogeräte registriert, 1970 waren es bereits über drei Millionen (3.053.259). Auch die Zahl der Stationen nahm zu: 1970 gab es 46 Stationen, 17 davon in staatlicher Hand.

1973 wurde dann das Rundfunkgesetz novelliert, das vorsah, dass 20% der Sendezeit von Rundfunk und Fernsehen Kultur- und Erziehungsprogrammen zu widmen sei und die Werbezeit nicht 10% des Hauptprogramms überschreiten dürfe. Das brachte einige der kommerziellen Stationen in Schwierigkeiten und führte auch dazu, dass sowohl öffentliche als auch private Stationen sich in den Programminhalten mehr und mehr ähnelten, d.h. die Diversität litt. Hinzu kam die starke Konkurrenz durch das neue Medium Fernsehen. Gab es 1970 in Korea nur knapp 380.000 Fernsehgeräte (379.564), so war die Zahl 1980 bereits auf 6,3 Mio. gestiegen. Um trotzdem Hörer zu halten, stiegen die Radiostationen inhaltsmäßig auf Musik und Hörspiele um, die rund 40% des Gesamtprogramms ausmachten, während Nachrichten nur 15% stellten. Aber auch das konnte den Niedergang des Radios erst einmal kaum aufhalten, denn in den frühen 1980er Jahren hielt in Korea das Farbfernsehen Einzug. Das bedeutete, dass noch mehr Werbung vom Radio aufs Fernsehen abgezogen wurde.

Bergauf ging es mit dem Radio erst wieder seit August 1990, als ein neues Rundfunkgesetz verabschiedet wurde, das die Ära der Spezialisierung für den koreanischen Rundfunk einläutete. So entstanden z.B. der buddhistische Sender BBS, der auf Verkehrsnachrichten spezialisierte Sender TBS und der Bildungssender EBS.
Heute gibt es in Korea 209 Radiostationen und 47,5 Mio Radiogeräte, was fast ein Gerät pro Kopf der Bevölkerung macht. Im Schnitt hören Koreaner laut Statistik 1 Stunde Radio pro Tag, die tägliche TV-Zeit beträgt allerdings fast das Dreifache.

Die Radiosammelleidenschaft der Koreaner scheint nicht ganz so ausgeprägt zu sein wie etwa die der Deutschen, was vielleicht auch mit der spezifischen Entwicklung des Rundfunks in Korea zusammenhängt. Viele alte Geräte dürften einfach auf dem Müll gelandet sein, als immer nur Neues gefragt wurde. Da in Korea das Sperrmüllkonzept und auch die Flohmärkte noch nicht einmal eine 20-jährige Geschichte haben, ist sicherlich viel verloren gegangen. Koreanische Radiosammler-Verbände oder Vereine habe ich nicht ausmachen können. Aber im Internet findet sich das Geumho Radiomuseum, das privat betrieben wird. Dort gibt es allerdings nicht nur alte Radios, sondern auch alte Fernsehgeräte, Tonbandgeräte, Telefone, Kassettenrekorder, Schreibmaschinen, Grammophone, Wecker usw.

Ich möchte übrigens auch noch auf das schöne und immer interessante deutsche Programm der Station hinweisen, das jeden Abend um 2100 Uhr MEZ auf 3955 KHZ über einen Relayseder inSkelton/England gesendet wird und sehr gut zu empfangen ist!  

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