philips: Reparaturbericht Fernseher 21TX113A-02 Teil 1 von 2

ID: 533858
philips: Reparaturbericht Fernseher 21TX113A-02 Teil 1 von 2 
18.Jan.20 12:14
1014

Beat Sager (CH)
Beiträge: 35
Anzahl Danke: 6
Beat Sager

 

Die Service Anleitung welche ich für die Reparatur verwendet habe findet man hier. Diese entspricht genau meinem Modell, ausser der Bildröhre die bei mir eine MW53-20 ist, und andere Gitteranschlüsse aufweist.

Den Fernseher habe ich als 16 Jährigen Junge von einem Restaurant ergattern können, wo das Gerät während etwa 10 Jahren die Gäste unterhalten hatte. Vor allem für Sportveranstaltungen und wichtige Nachrichten war das damals so üblich, weil ja die wenigsten eine eigene Glotze besassen. Ich habe dann das Gerät in unserer Garage aufgestellt und an einer selbst gebastelten Dipolantenne angeschlossen. Es war das erste Fernsehgerät in unserem Quartier. Schon bald sassen mein 2 Jahre jüngerer Bruder mit seinen Kollegen an den Schulfreien Nachmittagen vor der Glotze, während deren Mütter dauernd wegen den vernachlässigten Schulaufgaben schimpften. Ich selber musste ja Arbeiten da ich eine Lehre als Elektriker absolvierte. Sowieso interessierte ich mich damals mehr für das Innenleben des Gerätes als für das was da vorne in den Raum flimmerte. Weil der Schulstoff den ich als Elektriker bekam nur die Starkstromtechnik betraf studierte ich Bücher über die Fernsehtechnik und war bald im Stande das Gerät selber zu reparieren. Spasseshalber, und weil ich halt alles ausprobieren wollte, habe ich dann auf der Rückseite des Gerätes einen Umschalter eingebaut mit dem man des Videosignal Invertieren konnte. Das war eigentlich ganz einfach weil das Gerät ein Mehrnormen Empfänger ist und damit schon alles für die Umschaltung vorhanden war. Das Bild sah dann wie ein SW Photo Negativ aus. Tatsächlich haben sich daraufhin mein Bruder und seine Kollegen wieder vermehrt den Schulaufgaben gewidmet bis die den Umschalter entdeckt hatten. Dieser Umschalter sollte sich später noch als sehr nützlich erweisen und das kam so:

Die Sommerolympiade 1968 stand vor der Tür und einer unserer Nachbarn hat mich angefragt ob er für diese Zeit das Gerät bei mir ausleihen dürfte. Als gutmütiger Mensch, und weil mich die Olympiade sowieso nicht interessierte, habe ich dann den Fernseher in nachbars Garage aufgestellt und eingerichtet. Nachdem die Olympiade zu Ende war, und wieder die Normalität einkehrte, wollte ich das Gerät natürlich zurück haben. Da meinte der Nachbar, der eigentlich dafür bekannt war etwas ausgeliehenes nicht mehr zurückzugeben, er brauche das Gerät noch. So schlich ich mich dann durch den Keller in die Garage dieses Nachbarn, als der mit seiner Familie gerade mit dem Nachtessen beschäftigt war. Dort angelangt habe ich dann den Negativ - Bild Umschalter am Fernseher unbemerkt betätigt. Kurze Zeit später kam mein Bruder mit der Botschaft das mit meinem Fernseher beim Nachbarn etwas nicht stimme. Zwecks Reparatur haben dann mein Bruder und ich das Gerät mit unserem Veloanhänger wieder Abgeholt. Der Schaden war danach schnell behoben!

Nun nachdem das heute 65 Jährige Gerät auf verschiedenen Dielen den Platz verschwendet hat habe ich mir vorgenommen das gute Stück wider zum laufen zu bringen. Eigentlich eine sinn und zwecklose Übung, denn in der heutigen Zeit gibt es ja keine vernünftige Verwendung mehr für einen solch riesigen und unförmigen SW Flimmerkasten. Weswegen ich mir vorgenommen habe für die Reparatur nichts zu investieren und nur Teile zu verwenden die bei mir ohnehin vorhanden sind.

Erste Gehversuche:

Eine erste Inspektion zeigte das der Selengleichrichter X5, X6 (von mir?) Entfernt, und durch eine Si. Diode Ersetzt wurde. Somit ist die Spannungsverdoppler Schaltung für den 110V Betrieb ausser Funktion, aber wer braucht das heutzutage in Europa noch? Ansonsten sah alles ganz ordentlich aus und die Kontakte an den Schaltern machten einen guten Eindruck. Und nun, Kabel in die Steckdose und los! Nein so nicht, das könnte Grössere Schäden verursachen. Also habe ich die Erste Röhre, die B19, im Heizkreis entfernt Sowie auch eine der beiden Röhren im Tuner, die ja aus einem eigenen Transformator geheizt werden. Und nun konnte das Gerät über einen Regeltransformator mit einem Nachgeschalteten Trenntransformator angeschlossen und die Spannung hochgefahren werden.

Und jetzt passierte es, nämlich gar nichts, keine Anodenspannung! Ein Nachmessen zeigte das die Feinsicherungshalter komplett oxydiert waren und keinen stromfluss mehr erlaubten. Die drei alten Sicherungshalter durch neue ersetzten war problemlos möglich und schnell getan. Den Regeltrafo wieder hochfahren war jetzt angesagt und ja die Anodenspannung stieg auf 310V als ich bei 230V Netzspannung angelangt war, was ja völlig normal ist. Aber nicht für die grossen Elektrolytkondensatoren die sind nämlich mit 250/280V angeschrieben. So habe ich die Spanung reduziert und die Anodenspannung für etwa eine halbe Stunde auf 250V stehen lassen. Erstaunlicherweise blieb alles ruhig, und die Elkos haben sich nicht mal erwärmt. Eine Messung an der Gitterspannung der Endröhre B7 ergab eine Spannug von über +50V, was für die Röhre im Normalbetrieb tödlich enden kann, und mein Augenmerk auf diese schwarzen Teerknollen mit zwei Drähten, die eigentlich Kondensatoren und nicht Widerstände sein sollten, lenkte. Zum Ausmessen der parasitären Widerstände dieser Kondensatoren musste ich nicht einmal mein Isolationsmessgerät, welches mit Spannunge bis 1000V misst, anwenden. Ein gewöhnliches Universalmessgerät genügte um Festzustellen, das keiner dieser Kondensatoren einen Widerstand von mehr als 5MΩ aufwiest. So sah ich mich gezwungen alle diese Knollen zu ersetzten oft auch durch Parallel oder Serieschalten von vorhandenen Kondensatoren natürlich immer unter der Berücksichtigung der maximal vorkommenden Spanung in der betreffenden Schaltung.

Bild1 Leichen

Zufälligerweise ist beim Auslöten von C163 am Bildablenktransformater eine Lötfahne abgebrochen. Durch eine dadurch veranlasste Messung hat sich gezeigt das die Primärwicklung einen Unterbruch aufweist. Das musste in der Folge irgendwie Repariert werden. Beim Ausmessen der grossen Elektrolytkondensatoren Zeigte sich das die zwar die Spannung noch aushielten, jedoch war die Kapazität auf unter 30% abgefallen. Somit habe ich sämtliche Becherelkos mit neuen 50uF 350V Radial Kondensatoren überbrückt, die enzige Investition bis jetzt, Stückpreis CHF 0.85. Mit Ausnahme von C172, den habe ich kurzerhand mit einem 470uF Typen aus meiner Sammlung ersetzt. Übrigens sämtliche bedrahteten Elkos waren total hinüber und mussten ebenfalls ersetzt werden.

Bildablenkung:

Zunächst musste der defekte Bild Transformator ausgebaut und analysiert werden. Mit dem Heissluftföhn habe ich die ausgebaute Konservendose welche den Transformator enthält solange aufgewärmt bis ein stinkender Terklotz aus der Dose plumpste. Weiter aufgewärmt und mit einem alten Schraubenzieher bearbeitet liessen sich nach einiger Zeit die Konturen eines Transformators erkennen. Zum Glück war schönes Wetter, sodass diese Arbeit im Freien erledigt werden konnte sonst hätte ich diesen Gestank nicht überlebt. Endlich konnte ich den Wickelkörper freilegen und die Wicklungen analysieren. Prmär: 10360Wdg in 56 Lagen Jede Lage isoliert Sekundär: 270Wdg in 6 Lagen auch jede Lage Isoliert.

Bild2 Bildablenk - Transformator

Natürlich hätte ich den Wickelkörper, in einer Wicklerei neu Wickeln lassen, und danach wieder zusammenstellen können. Da ich jedoch nichts investieren wollte, und mir diese Herausforderung spass machte, habe ich mich entschlossen eine Ersatzschaltung mit vorhandenen Teilen zu konstruieren. Die Trafo Teile habe ich Sorgfältig gelagert sodass immer noch die Möglichkeit besteht den Transformator zu reparieren. Aus dem Oszillogramm auf dem FS Schema ist ersichtlich dass die Sägezahnspannung an der Bildablenkspule der Bildröhre abzüglich der Rücklaufspannung etwa 10V beträgt. Der Gemessene Widerstand der Ablenkspule beträgt 10Ohm. Damit lässt sich Arbeiten.

Mittels einem 24V Netzteil und einem Signalgenerator habe ich die Schaltung direkt am Fernseher ohne jedoch diesen einzuschalten getestet und optimiert. Die bezeichneten Bauteile entsprechen den Bauteilen auf dem FS Schema. Die Signalaufbereitung vor der Endstufe erzeugt eine lineare Anstiegsrampe, so dass sich eine Einstellung der Geometrie erübrigt. Da die Funktion der Schaltung leicht ersichtlich ist möchte ich hier nicht weiter darauf eingehen. Zunächst habe ich geplant die 24V Speisung mit ein paar Windungen auf dem Zeilentransformator zu relisieren da ja durch den Wegfall der Bildablenkröhre B22 die Belastung durch die Bildablenkung wegfällt. Um keinen Schaden zu riskieren habe ich jedoch davon abgesehen und ein separates Netzteil eingebaut siehe Kapitel Einschaltverzögerung. Nun musste noch die Heizung der entfernten Röhre B22 durch einen widerstand ersetzt werden. der Wert beträgt 50Ohm und 5.5W was sich leicht ausdem Datenblatt der PL82 entnehmen lässt. Verwendet habe ich zwei 100Ohm 3W Widerstände in prallelschaltung. Der Katodenwiderstand von B22 habe ich durch eine 12V Zenerdiode in serie mit einem Widerstand von 100KOhm, welcher auf das Schirmgitter B22 führt (+3), ersetzt, so dass die Schirmgitterspannung von B16p wieder auf 11V (12) festgelegt wird. Mit dem Trimmpotentiometer R177 (FS Schema) welches seitlich vom Gerät durch ein Loch zugänglich ist lässt sich die Bildhöhe einstellen. Die Horizontale und vertikale Position des Bildes ist mittels einer Stellschraube, an dem zwei Magnete hängen, am Bildröhrenhals einzustellen.

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.