philips: Restaurierung Philips 680A

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Dieser Artikel betrifft das Modell: 680A (Philips Belgium (Belgien))

philips: Restaurierung Philips 680A 
01.Oct.20 14:59
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Rüdiger Walz (D)
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Rüdiger Walz

Es muß nicht immer ein Spitzensuper sein

Restaurierung des Philips 680 A

von Rüdiger Walz

Auf der GFGF Mitgliederversammlung 2014 in Chemnitz wurden einige Geräte aus einem Nachlass zugunsten der GFGF versteigert. Dabei war ein Philips 680A, an sich ein einfaches Gerät mit 4 Röhren (incl. Gleichrichter), aber programmierbaren Sendertasten. Zudem ist das Design mit Bakelitfront und Holzkorpus nicht alltäglich, sodass ich mich trotz des erbärmlichen Zustandes zu einem Gebot von 30 € zugunsten der GFGF hinreißen ließ und den Zuschlag bekam.

Philipsgeräte bergen für den Sammler immer wieder Überraschungen, sei es aus konstruktiver Sicht oder sei es aus Restaurierungssicht. Sie enthalten oft Schaltungs- und Konstruktionsdetails, die über die Kreativität der Philipsentwickler staunen lassen [1]. Sie können unberührt auch noch nach 80 Jahren einwandfrei funktionieren oder aber zu einem Restaurierungsalbtraum werden. Vor allem die Kondensatoren ohne Gehäuse direkt mit Teermasse umpresst geben keine Gelegenheit Ersatztypen zu „verstecken“. Berühmt ist auch die notwendige Drei-Hand-Technik für das Aufziehen eines Skalenseils bei manchen Philettas [2] oder der 100 %ige  Ausfall aller Widerstände bei der Philips Capella 700A.

Hier haben wir es mit einer ausgefeilten Konstruktion eines Billiggerätes des Jahres 1939 zu tun. Die Konstrukteure hatten offensichtlich den Auftrag: „Mach ein preiswertes Massengerät mit guter Leistung  und teurer Optik“. Die Front ist aus einem Bakelitpressteil hergestellt und trägt Skala und Lautsprecher. Für ein Magisches Auge ist ein Durchbruch vorgesehen, aber hier nicht durchgebrochen, die Front war also auch für weitere Typen verwendbar. Damit amortisiert sich die teure Pressform für das Bakelitteil durch die höhere Stückzahl besser. (Das Gerät gab es in mehreren Ländern mit ähnlicher Typenbezeichnung, dieses wurde belegt durch das „E“ vor der Gerätenummer in Eindhoven gefertigt) Das Chassis besteht aus einem dünnen Blechrahmen mit einer Pertinaxplatte, die die Bauteile trägt. Es ist mit dieser Fontplatte verschraubt, das Netzteil ist separat neben dem Chassis ebenfalls mit der Frontplatte und zusätzlich mit dem Gehäuseboden und verschraubt. Das Gerät zeichnet sich durch minimalem Einsatz von Metall aus.

Das Netzteil ließ sich gut ausbauen, abgesehen von den zerbröselnden Verbindungsleitungen, aber dazu unten mehr. Beim Chassis ließen sich die Schrauben lösen, aber es ließ sich nicht von der Vorderfront trennen. Die Tasten des Abstimmaggregats steckten fest und blockierten den Ausbau.

Hier ist zu empfehlen als erstes die Skala auszubauen um Verletzungen derselben bei weiteren Manipulationen zu vermeiden. Das geht zum Glück recht einfach bei eingebautem Chassis durch Lösen der oberen Halteschrauben der Skalenhalterung und Herausziehen der Skala nach oben.

Ich war offensichtlich nicht der Einzige, der Probleme beim Trennen von Chassis und Vorderwand dieser Geräteserie hatte, die gleiche Frage wurde im www radiomuseum.org vor einigen Jahren bei einem ähnlichen Gerät schon einmal gestellt, aber leider nie beantwortet.

Es hat dann eine Weile gedauert, bis ich es selbst heraus hatte. Als erstes müssen die Federn gelöst werden (rote Pfeile), die die Drucktasten nach oben ziehendann müssen die Einstellschrauben für die Sendertasten weit herausgedreht werden. Sie sind unterhalb des Tastensatzes mit einem Schraubendreher erreichbar. Nun kann man alle Tasten gleichzeitig tief hereindrücken und das Chassis mit leichten Verkantungen und Verrenkungen nach hinten herausziehen.

Die Halteschrauben des Chassis sind zwar als Hinweis für den Ausbau rot markiert (Pfeile), aber beim Rest hat Philips bei seinen Servicetechnikern wohl ein Intelligenzniveau höher als das meine vorausgesetzt. Womöglich gibt es auch einen Hinweis in den Servicedokumenten, die ich aber leider nicht komplett habe.

Wie man auf dem Bild sieht, ist das Chassis und auch das Gehäuse mit einer fettigen Schmutzschicht überzogen, so dass ich mich zu einer Radikalkur entschloss.

Aus der Bakelitfront wurden Lautsprecher und Schallwand mit Stoff ausgebaut und die Schallwand komplett in warme Waschlauge eingelegt. Der Stoff wurde vorher zusätzlich mit Fleckenentferner behandelt. Trotz der Schmutzbrühe, die herauskam wurde der Stoff nicht gänzlich so wie er einmal war, aber schon signifikant verbessert. Er hat eine Struktur mit vielen „Knötchen“ in den Fäden, die ich nicht mit einer (wenn auch noch so weichen) Bürste zerstörten wollte.

Die Schallwand ist mit einer Messingleiste umrahmt, die im Laufe der Jahrzehnte leider korrodiert war. Hier half bei der aufgetretenen Lochkorrosion nur Stahlwolle  Feinheit „000“ und anschließendes Polieren mit Zahnarztpolitur Typ Universal Polish von vivadent ivoclar.

Der Rahmen wurde zuletzt mit gelb gefärbtem Zaponlack versiegelt um ungleichmäßiges Anlaufen zu vermeiden und dem Rahmen die ursprüngliche schöne goldgelbe Farbe zu geben. Nach dem Polieren sah die verwendete billige kupferarme Messinglegierung eher silbern aus. Das aufhübschen von billigen Messinglegierungen mit gelbem Zaponlack war in der Radioindustrie üblich und weit verbreitet. Siehe Bild links.

Ein Problem ist die Abdeckung der Senderschildchen. Unter einem Messingrahmen liegt ein Celluloidstreifen und darunter auf Papier gedruckte Namensschildchen. Der Messingrahmen war stark korrodiert und das Celluloid verdreckt. (Bild: Philips-680A Tastenbeschriftung.jpg). Nach meiner Meinung könnte die Messingabdeckung ursprünglich braun brüniert gewesen sein. Die dicke Korrosionsschicht war nur mit Stahlwolle zu entfernen.

Ich habe den Rahmen aber nicht blank poliert, sondern antik fleckig gelassen. Das Gerät ist schließlich 75 Jahre alt, da soll es sowieso nicht „neu“ aussehen. Der Rahmen kann später noch restauriert werden, wenn originales Aussehen und Technik an einem gut erhaltenen Gerät begutachtet werden kann. Das Zelluloid wurde ebenfalls mit dem Zahnarztpolisch behandelt und nach Scannen die Schildchen wieder eingebaut.

Das Chassis wurde von allen Seiten mit Sprühreiniger eingesprüht. Ich verwende für hartnäckige Fälle den Haushaltsreiniger „Bref Fett und Schmutzlöser“. Löcher in den Abschirmbechern der Zf-Kreise müssen abgeklebt werden und der Übertrager mit einer Plastikfolie geschützt werden. Nach kurzer Zeit lief eine braune Brühe ab und das Chassis wurde mit Wasser und zum Schluss mit destilliertem Wasser abgesprüht. Anschließend stellte ich es für einige Tage auf einen Heizkörper. Die Bilder zeigen das Chassis vor und nach der Reinigung.

Die Bakelitfront und das Gehäuse wurden ebenso behandelt. Den Grad der Verschmutzung und die Effektivität des Reinigers kann man schön n den Aluminiumabschirmbechern erkennen. Beim ersten Einsprühen war ich sehr vorsichtig, wodurch die Becher im ersten Durchgang nicht gleichmäßig vom Reiniger bedeckt waren. Vorsicht, dieser Reiniger zerstört Abziehbilder-Marken sofort.

Der Holzkorpus wurde ebenfalls intensiv gereinigt, Kratzer im brauen Anstrich mit CLOU Möbel-Lasur-Lack retuschiert und anschließend mit Schellackpolitur aufgefrischt.

Nun konnte die elektrische Restaurierung beginnen.

Die Schaltung

Das Gerät hat nur drei Verstärkerröhren: ECH 3, EF 9, EBL 1 und die Gleichrichterröhre AZ 1. Damit hat Philips immerhin einen Superhet gebaut mit Bandfiltereingang, zwei Zf-Bandfiltern, Regelspannungserzeugung für die ECH 3 und EF 9. Die EBL 1 ist eine kräftige Endröhre mit immerhin 36 mA Anodenstrom und 4,5 Watt maximaler Sprechleistung. Das Gerät ist mit einem entsprechend großen Lautsprecher versehen. Die Siebkette im Netzteil ist mit 50 + 15 µF für jene Zeit reichlich dimensioniert. Damit sind die vom Verbraucher zuerst zu beurteilenden Kriterien gut abgedeckt: Lautsprecher mit „Wumm“ und ohne „Brumm“.

Die Vorkreise und die Oszillatorkreise sind Philips-typisch nicht abstimmbar. Sie wurden in der Fabrik durch Eindrücken von Sicken in die Aluminiumbecher auf halbautomatischen Maschinen abgestimmt. Lediglich im Mittelwellenbereich sind bei den Vorkreisen und Oszillatorkreisen abstimmbare Parallelkapazitäten vorgesehen. Die Zf-Frequenz-Eingangssperre ist abgleichbar und ebenso die Zf-Kreise. Sie liegt bei niedrigen 128 kHz.

Interessant an diesem Gerät ist natürlich die Blitztastenautomatik. Hier können 7 Sender und die drei Wellenbereiche KW, MW und LW gewählt werden. Dazu sind die rechten drei Tasten mit den Wellenbereichen (708-2000m, 175-585m, 13,8-51m) beschriftet, die anderen tragen Namen von großen Stationen in Benelux jener Zeit (Luxemb., Droitw., Hilvers. I, Brussel II, Jaarsveld, Keulen) . Die Widerholgenauigkeit der Mechanik soll bei 500 Hz liegen.

Bild aus [3]. Wichtiger Bestandteil dieser Mechanik sind die Tauchkondensatoren. Die drei notwendigen Kondensatoren für Vorkreise und Oszillatorkreis sind auf einer Schubstange angeordnet.

Tauchkondensatorenbild aus [3] und siehe auch Bild von der Chassisunterseite. Dadurch muss die Tastenbewegung nicht in eine Drehbewegung umgewandelt werden, sondern kann direkt auf eine Schubstange übertragen werden. Der Wellenschalter wird ebenfalls durch die Tastenmechanik bewegt. Um auf Handbetrieb umzuschalten muss man den Abstimmknopf eindrücken. Dann lässt sich das Gerät wie jedes andere Radio abstimmen. Die Sendertasten lassen sich durch Schrauben, die unterhalb der Tastenbeschriftung durch Öffnungen in der Bakelitfront erreichbar sind einstellen. Das nächste Bild zeigt die reale Mechnik dieses Gerätes.

Die Mechanik war ebenfalls stark verschmutzt und mit einer Fettschicht überzogen. Nach Behandlung mit Reiniger,  Petroleum und 1000 Wattestäbchen wurden die beweglichen Teile sparsam geölt.

 Netzteil

 Das Netzteil war in früherer Zeit schon einmal repariert worden. Es hat einen speziellen doppelstöckigen Kondensator 50 + 15 µF, der dadurch einen Anschluss oben und unten hat. Siehe Bild.

 Dieser Kondensator war defekt und wurde offensichtlich nach 11.58 durch einen separaten Becherkondensator und einen Rollkondensator ersetzt worden. Angenehmerweise hat der Reparateur den alten Kondensator im Gerät belassen. Der Entstörkondensator C44 von 5000 pF war offensichtlich früher schon defekt gewesen und hatte durch Überhitzung das Netzteil mit einer Wachsschicht überzogen (siehe Bild) und war ersatzlos ausgebaut worden. Um Platz für einen 15 µF Ersatz-Rollkondensator zu schaffen hatte der Reparateur den Siebwiderstand auf einen angeschraubten Pertinax-Lochstreifen neben das Netzteil montiert.

Der beiden neuen Siebkondensatoren wurden entfernt und der Siebwiderstand nach Philipsunterlagen wieder unter die Gleichrichterröhrenfassung montiert. Es blieb im Chassis leider ein unschönes Loch zurück, in dem der neue Becherkondensator montiert gewesen war. Das Chassis und die Röhrenfassung mussten mit Petroleum und Waschbenzin vom Wachsüberzug befreit werden.

F. Profit hatte in seinem Artikel über den Monoknopf[4] auf die Notwendigkeit der Philips Entstörkondensatoren hingewiesen. Sie sind im Gegensatz zu anderen Radiofirmen nur über eine Anodenwicklung des Transformators geschaltet und haben Einfluss auf die Symmetrie der Ausgangsspannung. In der Bauteilliste des 680 A fehlt ausgerechnet die Angabe zum Entstörkondensator, ein Vergleich mit ähnlichen Geräten zeigte aber einen Wert von 4700 pF. Ein moderner spannungsfester Kondensator wurde in ein zeitgemäßes Gehäuse eingebaut und auf dem Chassis an der ursprünglichen Stelle platziert.

Das Netzteil ist mit dem Hauptchassis über einen Kabelbaum mit den üblichen Philips Gummi-isolierten Kabeln verbunden. Die waren, wie leider häufig anzutreffen, zum großen Teil zerbröselt (Bild). Hier kann man klar eine Abhängigkeit von den verwendeten Pigmenten erkennen. Bestimmte gelbe Kabel waren alle spröde und nicht mehr brauchbar. Eine spröde Isolierung kann man bei einer Chassis- Verdrahtung womöglich noch akzeptieren, für einen Kabelbaum, der auch noch offen von hinten zugänglich ist, ist sie nicht tragbar. Siehe Bild oben. Um die gleiche Optik zu erzielen kann man in Abweichung vom Original moderne PVC-isolierte Litzenkabel verwenden. Es gibt sie in verschiedenen Farben und sie haben äußerlich die gleiche Stärke und Aussehen wie die Originalkabel. Die Farben sind natürlich frischer. Siehe Bild unten nach der Restaurierung.

Hauptchassis

- Vorprüfung

Da die Kondensatoren im Hauptchassis optisch gut aussahen, wurden erst einmal nur der Gitterkoppelkondensator und der Kondensator C 33 an der Anode der EBL 1 geprüft. Der Gitterkondensator zeigt 10 µA bei 350 V, daher trennte ich ein Ende ab und versteckte einen modernen Kondensator dahinter.

C 33 zeigte ebenfalls nur einen geringen Leckstrom von 10 – 20 µA, aber da im Falle eines Versagens der Ausgangsübertrager zerstört werden würde, habe ich ihn nach der gleichen Methode ersetzt. Ebenso wurde der meist ausgetrocknete Kathodenkondensator der EBL 1 parallel mit einem neuen 25 µF Kondensator ergänzt. Die Basswidergabe leidet sonst erheblich.

Bild: Philips 680A Chassis unten nach restaurierung..

Mit einem externen Netzteil testete ich die Stromaufnahme des Chassis ohne Röhren bzw. ungeheizten Röhren. Diese Prüfmethode vermittelt erst einmal einen Eindruck vom generellen elektrischen Zustand des Chassis und verhütet mögliche Folgeschäden, wenn man ein Gerät ohne weitere Kontrolle unter Strom setzt. Die gemessenen 10 mA lagen nach meiner Erfahrung im grünen Bereich, so dass ich erst einmal keine weiteren Kondensatoren austauschte. Auch der früher schon ausgetauschte Kondensator (Papierbanderole, Bildmitte) wurde an seinem Platz belassen. Das Chssis von oben nach der Restaurierung zeigt folgendes Bild.

- Inbetriebnahme

Das Gerät konnte nun mit Röhren und Originalnetzteil in Betrieb genommen werden. Über einen Regel-Trenntrafo wurde die Netzspannung langsam hochgeregelt. Zu hören war – nichts.

Da es noch nicht einmal im Lautsprecher brummte oder knisterte, richtete sich mein Verdacht auf die Endröhre. Eine schnelle Spannungsmessung zeigte, dass die Anodenspannung anlag, der Ausgangsübertrager war also Gott-sei-Dank in Ordnung. Da die Röhre aber auch nach mehreren Minuten Betrieb kalt blieb, schaute ich mir die Fassung genauer an. Topffassungen und Sockel neigen zu Kontaktschwierigkeiten. Entweder sind die Kontakte am Röhrensockel korrodiert oder die Metallzungen der Fassung. Die Kraft beim Auf- oder Einstecken der Röhre reicht oft nicht aus um die Oxidschicht zu entfernen. An der Röhre kann man die Kontakte relativ einfach mit einem Glasfaserpinsel oder Schmirgelleinen reinigen, in der Fassung sind die Kontaktfedern aber in Nuten eingelassen und lassen sich schlecht reinigen. Hier war die Oxidschickt so fest, dass die Federn zur Reinigung ausgebaut werden mussten. Die Fassungen sind hier eingenietet, so dass man nicht ohne weiteres eine Neue einbauen kann. Nach Umbiegen eines Teils der Federn kann man sie nach oben herausschieben. Betroffen waren nur die beiden Kontaktfedern der Heizung, vermutlich waren sie durch zu große Übergangswiderstände heiß geworden.

Danach war im Lautsprecher ein leichter Brumm und Rauschen zu hören, sonst aber leider nichts, was ein Radio normalerweise aus dem Aether fischt.

Die Röhren hatten gefehlt und waren aus meinem Fundus und geprüft. Bei der Kontrolle der anderen Fassungen auf Korrosion stellte ich fest, dass an der Fassung der ECH 3 einige Anschlüsse umgelötet worden waren. Es stellte sich heraus, dass das Gerät offensichtlich auf ECH 4 umgebaut worden war, der später leichter erhältlichen Nachfolgerin der ECH 3. Die ECH 4 hat aus Gründen, die uns wahrscheinlich nur ihr Entwickler erläutern kann eine andere Sockelschaltung, funktioniert in ECH 3 Schaltungen nach Änderung der Sockelbeschaltung aber offensichtlich problemlos. Natürlich kam nur ein Rückbau auf die Originalbestückung in Frage, und mit der ursprünglichen Schaltung spielte das Gerät auf Anhieb. So kenne ich Philips! (zumindest meistens)

Nach Jacob Roschy in seinem sehr lesenswerten Artikel im www Radiomuseum.org ist die ECH 3 Sommer 1939 eingeführt worden, wurde aber bald durch die ECH 4 ersetzt, die statt einer Hexode nun eine Heptode als Mischsystem hatte. Zudem war das Triodengitter getrennt vom Gitter 3 des Mischsystems herausgeführt. Dadurch war die Röhre universeller einsetzbar, besser regelbar und wies geringeres Rauschen auf.[5]  Das erklärt natürlich auch die unterschiedliche Sockelschaltung.

Die stilechte rote EF 9 auf den Bildern ist leider mit „Telefunken“ bestempelt, eine originalgetreuere auf dem Funke 4/3 „gut“ getestete EF 9 von Valvo aus meinem Vorrat neigte leider zu wilden Schwingungen. Die EF 9 reagiert nach meiner Erfahrung sehr empfindlich auf fehlende Abschirmung. Eine erworbene EF 9 von Philips funktionierte erst einwandfrei nachdem die Abschirmung durch einen dünnen Ring Leitsilberlack am Drahtanschluß am Sockel wieder Kontakt hatte.

- Abgleich

Das Gerät brauchte nur leicht nachgestimmt zu werden. Der Wellenschalter bedurfte einer Reinigung mit Kontaktspray getränkten Wattestäbchen. (Nachspülen mit Tunerspray, sonst droht langfristig Korrosion!). Die Skalen-Links-Rechts-Nullstellung kann an einer Stellschraube am Gestänge des Skalenzeigers vorgenommen werden.

Das Gerät hat eine erstaunliche Empfangsleistung und Trennschärfe für ein Drei-Röhren-Gerät. Die Mechanik wiederholt tatsächlich präzise die Sendereinstellungen. Es muss tatsächlich nicht immer ein Großsuper sein (Frei nach Simmel).

 

[1] Profit, Friedrich P.; Philips Aachen Super D 63; Funkgeschichte Nr. 87 (1992) S. 300-305

[2] Witschek, Gerhard, Philips-Philetta; Funkgeschichte Nr. 91 (1993) S. 198; Koch, Walter; Philips-Philetta - und es geht doch !; Funkgeschichte Nr. 93 (1993) S. 308

[3] W. Diefenbach, Fortschritte der Funktechnik Band 5,  S 50

[4] Friedrich P. Profit, Funkgeschichte No. 97 (1994) S. 183-185

[5] Jacob Roschy, Die Philips Rote-Röhren-Serie, Teil I-III

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