Schellackplattenspieler, welche Stahlnadeln?

ID: 387141
? Schellackplattenspieler, welche Stahlnadeln? 
31.Oct.15 15:23
60

Frank Ebinger (D)
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Frank Ebinger

Hallo liebe Sammlerkollegen! Ich habe ein kleines Problem mit den Stahlnadeln eines Plattenspielers; vielleicht kann mir jemand in der Sache weiterhelfen.

Für meinen Schellackplattenspieler benötige ich neue Stahlnadeln. Da ich zum ersten Mal solche Nadeln besorge bin ich mit den verschiedenen Sorten ratlos welche ich nehme soll. Die Angaben "Leise", "Mittellaut", "Laut" und"Laut/Pick-up" beziehen sich auf die alten mechanischen Grammophone mit Schalldose wo man die Lautstärke nur über die verschiedenen Nadeln "regeln" konnte. In meinem Falle handelt sich es aber schon um ein moderneres elektrisches Gerät wo der Ton über eine Röhrenendstufe verstärkt wird und man dort die Lautstärke regeln kann. Rein nach Gefühl würde ich sagen die Mittellauten Nadeln; oder sind das evtl. die "Lauten" mit der Zusatzbezeichnung "Pick-up"?  (Das Fabrikat des Plattenspielers ist mir leider nicht bekannt, ist ein Einbauchassis)

Viele Grüße

Frank Ebinger

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Stahlnadeln 
31.Oct.15 18:25
60 from 5729

Andreas Peukert (D)
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Andreas Peukert

Hallo Herr Ebinger,

mit dieser Problematik war ich vor Jahren auch befaßt. Mir wurde seinerzeit von einem Fachmann geraten nur die leisen Tonnadeln für ein elektrisches Tonabnehmersystem  zu verwenden. Die Verstärkung übernimmt ja hinterher das Radiogerät oder dgl. Die mittleren bzw. lauten Tonnadeln beschädigen auf Dauer das Tonabnehmersystem Ihres Plattenspielers.

Viele Grüße

Andreas Peukert

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Stahlnadeln 
31.Oct.15 19:03
75 from 5729

Frank Ebinger (D)
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Frank Ebinger

Hallo Herr Peukert, vielen Dank für die Informationen. Von den Lauten Nadeln hat man mir schon generell abgeraten. Die elektrischen Tonabnehmer haben auch eine geringere Auflagekraft als die "schwereren" Schalldosen. Inzwischen ist mir eine Idee gekommen: Ein Händler hat die Maße der Stahlnadeln angegeben. Dabei ist mir aufgefallen: je "lauter" die Nadel, desto dicker der Schaft. Die leiseren Nadeln haben immer so um die 0,9mm, die mittleren 1,5 und die lauten 1,7mm. Nun habe ich die Nadeln des Plattenspielers vermessen: 1,5mm dick und 16mm lang. Das müßten mittlere Nadeln sein. Ich probiere nun ein Päckchen mit den leisen Nadeln; wenn die Lautstärke ausreichend ist werde ich diese verwenden.

Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen den Nadeln für Schalldosen und Nadeln für elektrischen Tonabnehmern? Mir ist aufgefallen das die typischen Grammophonnadeln wie die Spitze eines Nagels aussehen, während noch eine andere Type angeboten wird die an den unteren Ende 4-5mm ganz dünn sind. Die Nadeln die an dem Gerät noch vorhanden sind sehen genauso aus.

Anbei ein Bild

Viele Grüße

Frank Ebinger

Anlagen:

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Stahlnadeln 
31.Oct.15 20:52
104 from 5729

Hans-Georg Schirmer (D)
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Hans-Georg Schirmer

Hallo Herr Ebinger,

auf eine fruehere, eher allgemein gehaltene Frage von mir erhielt ich von Herrn Prof. Rudolph und von Herrn Latzel im Forum hilfreiche Antworten zu den Themen Nadelwahl, Klang, Austauschhaeufigkeit und Verschleiss. Vielleicht interessiert Sie das auch (leicht unter Search nach Eingabe von "Grammophon", "Lautstaerke" zu finden).

Gruss, Hans-Georg Schirmer

 

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Stahlnadeln 
01.Nov.15 09:39
160 from 5729

Frank Ebinger (D)
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Frank Ebinger

Hallo Herr Schirmer, vielen Dank für diesen Tip! Die Informationen dort sind sehr aufschlußreich! Ich habe die Seite gespeichert damit ich sie wieder finde. Da lag meine Vermutung im Zusammenhang von Lautstärke und Größe/Dicke der Nadel gar nicht mal so falsch. Nun probiere ich die bestellten Nadeln aus und werde dann sehen welche für einen elektrischen Schellackplattenspielen ausreichende Pegel liefern.

Viele Grüße

Frank Ebinger

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Stahlhnadeln - aber welche 
02.Nov.15 11:24
271 from 5729

Robert Latzel (D)
Redakteur
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Robert Latzel

Hallo,

die von Herrn Ebinger gezeigte "DESO"-Nadel ist sehr, sehr wahrscheinlich eine der sog. "Dauernadeln".

DIe gezeigte Form - zylindrischer Schaft, dann stark verjüngte, aber ebenfalls zunächst zylindrische Weiterführung mit Endung als Spitze - das ist dei klassiche Form der sog. "Dauernadeln".
Mit so einer "Dauernadel" konnte man lt. Hersteller bis zu 25 Plattenseiten abspielen.

So weit die Angabe. Die Praxis dazu sieht erfahrungsgemäß so aus:
Das Nadelmaterial ist vergleichsweise (zu den eigentlich in Deutschland üblichen, einmalig zu verwendenden Nadeln) hart, d.h. die Nadel nutzt sich also vergleichsweise nicht ganz so schnell ab - dafür werden die Platten stärker abgenutzt.
Je länger, d.h., je mehr Platten (je 25 cm Platte etwa 170 Rillenmeter) die Nadel durchfahren hat, umso stärker verändert sich die einst kegelförmige Spitze der Nadel in Richtung meißelförmige Spitze. Soll heißen, die Nadel fräst mit den nun scharfkantigen Rändern der Spitze an der Oberfläche Rillen entlang. Und hobelt so alle "Unebenheiten" also alle Ecken und Kurven innerhalb der Rillenlaufbahn ab - die aber eigentlich dazu eingpresst wurden, um den jeweiligen Ton zu erzeugen!
Die sog. Schellack-Platten bestehen ja nicht nur aus Schellack, sondern aus vielen Beimengungen (u.a. Gesteinsmehl, Fasern, etc ), die dann mit Schellack zusammengehalten werden. Letztendlich ensteht die glatte Oberfläche bei der Herstellung u.a. durch den hohen Pressdruck, im Laufe der Zeit, durch die mechanische Abnutzung eben, wird diese einst recht glatte (und damit recht rauscharme) Oberfläche aber aufgerauht und damit rauschen die Platten dann immer mehr, der Ton verliert sich immer mehr im Rauschen.
Je öfter solche Schellack-Platten mit Dauernadeln, mit schweren Tonabnehmern, oder gar mit alten, also entgegen aller Konzeption mehrfach verwendeten "Einmalnadeln" abgespielt werden, umso rauher wird die Obefläche der Rillen und damit das Rauschen.

Wer also seine Platten schonen will (und dies sollte man tun, denn solche Platten werden ja nicht mehr hergestellt, d.h., es werden immer weniger), sollte mit leisen, bzw. sehr leisen Nadeln arbeiten.

1,5mm starke Nadeln wurden früher als "laute" Nadeln verkauft, es gab dann noch "sehr laute" Nadeln, die hatten etwa 1,7-1,8 mm Schaftdurchmesser.

Sehr leise Nadeln hatten etwa 0,8 mm und waren etwa 16 mm lang, "leise" Nadeln hatten etwas stärkere Schäfte und waren meist etwas länger als "sehr leise" Nadeln.
Wobei neben dem Schaftdurchmesser und der Länge auch immer noch das jeweils verwendete Nadelmetall für die jeweilige Lautstärke mitentscheidend ist.

Viel Freude mit dem Apparat und den Schellackplatten wünscht

R. Latzel


 

 

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 7
Stahlnadel 
02.Nov.15 16:37
312 from 5729

Frank Ebinger (D)
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Frank Ebinger

Hallo Herr Latzel, in der Tat sehen die Nadeln genauso aus wie z.B. die 5-fach Nadeln von Laubscher. Welche genau es sind kann man leider nicht mehr nachvollziehen, da die Ersatznadeln in den Spender des Plattenspielers umgefüllt wurden und die Dose nicht mehr vorhanden ist. Da die Auflagekraft dieser modernen Schellackplattenspieler erheblich geringer ist als die der alten mechanischen Schalldosen, denke ich kann man ein zweimaliges abspielen mit einer solchen Nadel durchaus riskieren. Ich habe noch irgendwo ein Heftchen herumliegen mit 10 Stück solcher Nadeln die man 25 x verwenden kann. Aber selbst da würde ich nicht die vollen 25 Abspielvorgänge machen; sicher ist sicher! Ich habe mir nun einfache Nadeln in mittel und leise bestellt und tausche die nach jedem abspielen aus.

Ich möchte mich für die aufschlußreichen Informationen bedanken! Wenn man zum ersten Mal mit dieser Wiedergabetechnik zu tun hat, ist jede Information dazu wertvoll! Ich wußte am Anfang nicht, dass man nach jedem abspielen die Nadel wechseln muß und habe mich immer gewundert weil bei den alten Geräten immer gleich eine ganze Dose voll Nadeln dabei war. Nun bin ich gut aufgeklärt worden und kann diese Technik standesgemäß benutzen.

Vielen Dank und viele Grüße

Frank Ebinger

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