Schlechte Kondensatoren

ID: 131086
Schlechte Kondensatoren 
16.Jan.07 15:25
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Felix Schaffhauser (CH)
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Felix Schaffhauser

Beigefügt ein Bild von ausgewechselten Kondensatoren aus einem Lorenz Recordophon T22.
Sämtliche Kondensatoren sind nach 40 und mehr Jahren unbrauchbar, weil entweder keine Kapazität mehr vorhanden ist (Elkos, da ausgetrocknet), ein viel zu niedriger  Isolationswiderstand  vorhanden ist  (Papierkondensatoren) oder ein Unterbruch vorliegt.
Vielleicht hilft dieses Bild dem Einen oder Anderen potentiell schlechte Kondensatoren zu erkennen und auszubauen.
Man sieht dass es Papierkondensatoren sowohl im Pertinax- als auch im Glasröhrchen betrifft. Die Asphalt Vergussmasse ist durchweg brüchig und durchlässig geworden. Die Elkos sind deshalb vertrocknet und unbrauchbar geworden. Ich habe alle diese Kondensatoren nach dem Ausbau mit dem Isotest geprüft und Kapazitätsmessungen durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass keinem mehr zu trauen war. Hier also beim Auswechseln grosszügig sein. Man erspart sich viel Aerger und Folgedefekte. Dem Puristen mag es dienen die leeren Hüllen der Kondensatoren aufzubewahren und darin die neuen (stets viel kleineren und damit passenden) darin zu verstecken. Das Gerät behält so seinen alten "Look".
mfG Anlagen:

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Defekte Kondensatoren 
16.Jan.07 16:33

Heribert Jung (D)
Redakteur
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Herr Schaffhausen hat absolut Recht!   Doch es kommt noch schlimmer:
Fast alle grünen Wima Kondensatoren der 60er Jahre wie auch die schönen blauen (von SABA) sind defekt.  Man sieht es ihnen nicht sofort an, wie bei den gezeigten, aber die Messwerte zeigen es.

Desweiteren sind die Selengleichrichter nicht mehr für Dauerbetrieb geeignet. Selbst die flachen Brückengleichrichter von Siemens werden oft nach einiger Zeit warm. Entweder ist der Spannungsabfall zu hoch oder sie haben einen Leckstromm meist beides.

Neue Kondensatoren in alte Hüllen zu setzen ist Geschmackssache. Es beeinflußt nicht die Funktion. Aber wenn das Gerät vom nächsten Besitzer repariert werden muß, erkennt er nicht sofort das die Kondensatoren bereits erneurt wurden und wechselt sie nochmals.
Ein Extremfall ist mir untergekommen. Es wurden neue Kondensatoren in die alten Galshüllen der Kondensatoren der Frühzeit eingebaut. Doch leider wurde dabei das Glas der meisten Kondensatoren beschädigt. Das ist dann nicht mehr schön.

Meine Erfahrung hat gezeigt, das die meisten Radios mit neuen Kondensatoren und getesteten Röhren wieder einwandfrei arbeiten. Nur selten muß man danach noch Fehler suchen.

Heribert Jung

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Durolit, Eroid 
16.Jan.07 22:56

Burkhard Hasselmeier (D)
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Richtig.
Die 'bösen' Wima heißen Durolit, sind aber eben leider doch nicht durabel... Das sind Papier- Cs in Gießharz. Sehen gut aus, liegen zunächst erstmal bei 200...500 MOhm, gemessen bei 500VDC. Aber nach einigen Betriebstagen sind es dann doch nur noch 100kOhm oder auch plötzliche satte Kurzschlüsse treten auf. Raus damit !
Es gab aber auch gute Wimas, sehen von der Bauweise her fast gleich aus, sind aber gelblich und heißen TFF.
Dasselbe Spiel bei Roederstein :
Raus mit 'Eroid' ('Eroid is' Schiet' ;-) ; verschiedene Rot- Töne.
Bleiben darf aber EroFol (blau)
Alle diese Typen wurden bis Ende der 70er Jahre verwendet.
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Edit hier : Es gibt auch rote EroFol; die sind auch gut ! Zudem noch EroFol und EroFol II. Ist aber von Eroid ganz einfach durch die Aufschrift zu unterscheiden.
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Hier passt meine Durolit-Story hin :
Eine alte Dame (sehr mutig und resolut auch gegenüber ihrem TV-Gerät...) gab mir zu Schulzeiten ihren [zu der Zeit schon für eine ja meist teure Reparatur zu alten] (ca.) 1979er Blaupunkt und berichtete, er habe früher schon mal plötzlich kräftig geknallt und gestunken, dann war die Sicherung durch. Aber die in der Installation, also für die Steckdose ! Das war ein schneller H- Automat 10A; offensichtlich schneller als die trägen 4A-Sich. im Netzeingang; denn nach Wiedereinschalten der Sicherung lief plötzlich auch wieder der TV, womit sie nun natürlich gar nicht gerechnet hatte - sie hatte aber eben auch vergessen, den aus der Steckdose zu ziehen, wie man es normalerweise gemacht hätte. Das habe sich dann nach einigen Monaten wiederholt; das kannte sie ja nun schon- gehört bei diesem Modell  wohl einfach dazu....
Danach sei er wieder lange gelaufen.
Als der TV zu mir kam, fand ich die Story herrlich schräg und nur bedingt glaubwürdig.... fand dann aber die Reste zweier zerfetzter Wima Durolit im Gerät, die sich selbsttätig aus der Platine einpolig herausgesprengt hatten... somit hatte sich der Fehler behoben ! Eine besondere Variante von 'selbstheilend' ;-) Da die Cs im Netzeingang waren, lief das Gerät danach auch weiter.
Defekt war aber nun der Dioden-Split-Trafo, welcher damals rund DM80 kostete; gewechselt, Gerät zurück - und dabei mir den Automaten in der Installation angesehen.
Von dieser Dame (und ihrer Freundin) stammen übrigens auch 3 meiner Radios- perfekter Wohnzimmerzustand; die sind ja nie durch irgendwelche Gerümpelhändler-Hände gegangen oder sonstwie misshandelt worden - außer durch mich....

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17.Jan.07 12:42

Felix Schaffhauser (CH)
Beiträge: 189
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Felix Schaffhauser

Danke für die ergänzenden Hinweise!
Bezüglich der WIMA Kondensatoren galt und gilt bei uns die folgende Ausdeutschung:
WIMA=Wird Man Auswechseln. Betroffen sind aller Regel die braun eingegossenen Typen mit achsialen Drahtanschlüssen, unglücklicherweise oft als Koppelkondensatoren eingesetzt.
Das Gesagte gilt allerdings nicht für die neueren Fabrikationen (so ab 1970) im gepressten Kunstoffgehäuse (mit seitlichen Anschlüssen für Printmontage).
Betreffend Regenerieren soll man sich keinen falschen Illusionen higeben. Bei den von mir erwähnten Typen (Elkos) ist "Hopfen und Malz verloren"). Auch mit Selengleichrichtern habe ich schlechte Erfahrungen gemacht: Entweder sie sind noch gut, oder eben nicht mehr und dann würde ich an einen Ersatz durch Silziumdioden denken (mit den nötigen Seriewiderständen!).

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18.Jan.07 11:38

Gerhard Heigl (A)
Redakteur
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Gerhard Heigl

Kondensatoren die so aussehen wie am Bild gezeigt, zählen jedenfalls zu den Hauptverdächtigen. Sie alle haben Radios zum Schweigen gebracht. Bonbons von WIMA, die bunten von Kondur, die runzeligen von Czeija-Nissl (CN), teer- wachs- oder kunststoffvergossene von ERO, Kapsch, egal welche bekannten Namen - traue keinem über 40 (nicht nF sondern Jahre)!

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