Schneeklumpen als Störquelle

ID: 227148
Schneeklumpen als Störquelle 
27.Aug.10 11:34
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Was es nicht alles gibt (gab) .....
In der Zeitschrift FUNK fand ich im Heft 35 aus 1924 folgenden Artikel:


Leitungsstörungen durch wandernde Schneeklumpen

Wie wir den technischen Mitteilungen der schweizerischen Telegraphen- und Telephonverwaltung entnehmen, sind in der Schweiz interessante, durch Schneeklumpen verursachte Leitungsstörungen beobachtet worden, deren Auftreten in Deutschland wohl zu den Seltenheiten gehören dürfte.
Außer den bekannten Störungen durch nassen Schnee, bei denen die Drähte auf ihrer ganzen Länge starke Schneeansätze aufweisen, gibt es hauptsächlich in Gebirgsgegenden eine andere Art von Schneestörungen, deren Entstehung hier kurz erläutert sei.
An windgeschützten Stellen, z. B. in Wäldern, setzen sich bei starken Schneefällen auf den oberen Querträgergerüsten (einfachen und Doppelgestängen) oft große Schneemassen an. Bei Sonnenbestrahlung sinken diese Schneemassen dann auf einer Seite in sich zusammen, d. h. der Schnee der Schattenseite saugt durch Kapillarwirkung das Schmelzwasser der sonnenbestrahlten Seite des Schneeklumpens auf. Das spezifische Schneegewicht nimmt infolgedessen auf der Schattenseite zu, so daß der Klumpen aus dem Gleichgewicht gebracht wird und sich langsam auf die Drähte legt (Abb. 1).
 
Infolge der Schwingungen der Drähte und der Erhöhung der Drahttemperatur am Tage bilden sich an den Klumpen nun Gleitrinnen, die rasch vereisen, und eines schönen Tages löst sich die Masse von den Stangen und Isolatoren los und rutscht auf horizontalen Linienstrecken in die Mitte der Spannweite (Abb. 2). Solche Wanderklumpen erreichen oft ein Gewicht von 50-200 kg und verursachen umfangreiche Störungen an den Linien. Je nach der Zahl der Sonnentage dauert der ganze Prozeß 8 bis 14 Tage, während welcher die Schneelast oft durch weitere Schneefälle bedeutend vergrößert wird.
Diese Art von Schneestörungen ist besonders im vergangenen Winter in der Schweiz häufig beobachtet worden. Ganze Arbeitertrupps mußten mit Schaufeln und Latten auf die Strecke geschickt werden, um die Schneemassen von den Querträgern zu entfernen oder um die Schneeklumpen, die sich bereits auf der Wanderung befanden, herunterzuschlagen. Es ist dies die einzige Maßnahme, um die Linienzüge nach großen Schneefällen vor derartigen Störungen zu bewahren. - Sl. -

 (Nicht so ernst zu nehmende Anmerkung: Der nächste Winter kommt gewiss und es ist nur zu hoffen, dass es Freileitungen dieser Art nicht mehr gibt in den Alpen ......)

Wolfgang Eckardt
 

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Auch heute noch Störquelle 
01.Sep.10 09:34
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Als Ergänzung:

Von Herrn Brodka erhielt ich eine Information, dass auch bei heutiger Technik solche Schneeablagerungen als Störungsquelle in Erscheinung treten. Allerdings besteht ein Unterschied darin, dass es 1924 um drahtgebundene Telefonie ging und heute geht es um die "Ausbreitungsbehinderung" von Informationen auf drahtlosem Wege.
Da Herr Brodka keine Schreibrechte hat, hier ein Auszug seiner E-Mail:

"....  dto. auch für alle dick verschneiten, vereisten Handy- und UMTS-Stützsender, derzeit 3G-Band 2,4 GHz auf Gebäuden zur Winterzeit !!!
Weiß davon ein Lied zu singen, gerade in ländlichen Gebieten, Websurfing nur in nächster Nähe 50-100m bei Dachaufbauten möglich oder nicht..., ansonsten abwarten bis abgetaut... (neues LTE-Netz/ 900 Mhz, ab 2011 Einführung, dürfte etwas günstiger sein ?)"

W. E.

 

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