seibt: 3a; Varianten festgestellt

ID: 134262
Dieser Artikel betrifft das Modell: 3a (Seibt, Dr. Georg (Nachf.); Berlin, auch München)

seibt: 3a; Varianten festgestellt  
19.Feb.07 10:56
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Seibt 3a mit Varianten (= Entwicklungsstufen?)
 
Beim Restaurieren meines Seibt 3a fiel mir beim Einstellen der Bilder auf die Modellseite auf, dass dort Modellbilder mit anderem Aussehen vorhanden waren. Ich setzte mich mit dem Bildautor, Herrn Haase in Verbindung und wir mussten die verblüffende Entdeckung hinnehmen: es gibt zumindestens 2 Varianten in der Bauausführung des Seibt 3a.
An dieser Stelle deshalb auch Dank an Herrn Haase für die Zusammenarbeit.
 
Zuerst einmal die äußeren Tatsachen.
Links das frühere Modell (3a1),                           rechts das neuere Modell (3a2):
   
Bild 1                                                                        Bild 2
 
Bild 3                                                                        Bild 4
Da fallen folgende Unterschiede in Aussehen und Bedienung auf:
Abstimmknopf linke Seite oben <<        >>  Abstimmknopf Gehäusemitte in der Skalenblende.
Schwenkbare Antennenankopplung und Wellenschalter K/L bleiben gleich.
(Bis in die 30er-Jahre unterschied man nur die Langwelle (L) und die Kurze Welle (K), meinte damit aber den Mittelwellenbereich, daher Wellenbereich K/L statt M/L. Auch am VE301 ist das so zu finden.)

Der Netzschalter befindet sich zuerst in der Skalenblende.
Beim neueren Modell wurde er an der rechten Gehäuseseite untergebracht, wo sich sonst nur die Rückkopplung befindet. (Bild 5)
Zusätzlich gibt es eine Skalenbeleuchtung unter der Klappe mit dem Seibt-Logo. (Bild 6)
Im Bild 4 ist links auch noch ein weiterer Knopf zu finden. Das ist ein zusätzlicher Umschalter  R/Gr., d.h., bei „Grammophonbetrieb“ erfolgt jetzt eine Trennung zur Hf-Vorstufe, während bei „Radiobetrieb“ die Gr.-Buchsen vom Audion getrennt werden.
 
Bild 5                                                                                          Bild 6
Ein aufgeklebter Bedienungshinweis zeigt noch einmal die Lage der einzelnen Bedienungselemente bei der neueren Variante 3a2.
Bild 7
Auf der Rückseite gibt es ebenfalls Unterschiede:
 
Bild 8                                                                  Bild 9
Zuerst fällt links der kleinere ungekapselte Nf-Trafo auf im Gegensatz zu der gekapselten Ausführung im Bild 9.
Betrachtet man die Rückseiten genauer, so sieht man im Modell 3a1 eine Pappabdeckung der Verdrahtung unter dem Chassis sowie die „obligatorische“ Netztrennung beim Entfernen der Rückwand (Bild 8). Beim 3a1 ist diese Rückwand noch aus einem Stück und die Netztrennung erfolgt durch zwei Stifte, die isoliert auf der Rückwand angebracht sind und in die beiden Buchsen eingreifen.
Beim neueren Modell 3a2 ist die Rückwand geteilt (Bild 11), das Unterteil ist fest als Abdeckung und nur der obere Teil lässt sich durch Scharniere herabklappen - mit Netztrennung. Außerdem erkennt man rechts in den Bildern 9 und 10 den zusätzlichen Umschalter R/Gr.
Bild 10: Bildmontage der Netz-Trennkontakte im Seibt 3a (2)

                                   Bild 11: die geteilte, abklappbare Rückwand beim 3a2


Mit Sicherheit wurde der Seibt 3a am Anfang mit der REN804 - so wie der Seibt 3 - bestückt und erst später mit der REN904 versehen. Das kann man an verschiedenen Katalogen ableiten.
Soviel erst einmal zu den konstruktiven Auffälligkeiten.
 
Vergleicht man nun noch mit anderen Seibt-Modellen aus der Zeit 1929 bis 1932, so entdeckt man jeweils bauliche Ähnlichkeiten und kann eine Entwicklungslinie bei diesen kleinen „3er-Modellen“ ableiten.
Die ältere 3a-Version (3a1) besitzt noch viele Konstruktionsdetails des Seibt 3 (Bild 12) wie: Abstimmknopf linke Seite, Antrieb der Skala über gezahntes Ritzel (Bild 13), Lage des Netzschalters, ohne Skalenbeleuchtung und R/Gr.-Umschalter. Dafür hat der Rückkopplungsdrehko noch eine Zahlentrommel wie der Abstimmdrehko (Bild 12 rechts), so dass eine reproduzierbare Einstellung möglich ist.
                    Bild 12: Seibt 3
Bild 13: Doppel-Drehko für Abstimmung und Ritzelantrieb für Skala, links Antennen-Ankopplungsspulen

Auch ist die Rückwand noch ungeteilt und die Netztrennung erfolgt mit 2 Stiften und Buchsen.

Bild 14: Rückwand des Seibt 3 mit den Stiften und Buchsen zur Netztrennung

Beim weiter entwickelten 3a2 erkennt man schon Elemente, die  auch beim Seibt 31 zur Anwendung kamen.
   
Bild 15: Seibt 31 linke Seite                                      Bild 16: Seibt 31 rechte Seite
Hier sieht man, dass dann auch der Wellenschalter von der linken Seite mit in die Skalenblende vorn eingeordnet wurde.
Rückwand und das „Innenleben“ (Netztrennung s. Bild 10) von hinten gesehen sind fast identisch mit dem 3a2, nur wird für das Audion ebenfalls eine RENS1204 verwendet. (Bilder 17, 18)
 
Bild 17                                                             Bild 18
Abschließend noch einen Blick in das Innere der beiden 3a-Varianten:
Bild 19: Seibt 3a, Variante 1  (Foto: Haase)
Der Antrieb des Abstimmkondensators erfolgt wie beim Modell 3 (Bild 13) über einen Ritzeltrieb.

Bild 20: Seibt 3a Variante 2
Hier ist die andere Form des Antriebes des Abstimmkondensators mit Skala mittels Tellerrad und Reib-Klemm-Kupplung zu erkennen. Darüber die Skalenbeleuchtung.

Zusammenfassung:
Es gibt wenigstens zwei verschiedene Ausführungen des Modells Seibt 3a, die als Entwicklungsstufen vom Seibt 3 zum Seibt 31 angesehen werden können.
Aus den Modellen Seibt 3, 3a und 31 (das Modell 41 muss von der Gestaltung her mit dazu gezählt werden) lässt sich eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Konstruktion erkennen.
Während  Röhrenbestückung - bis auf die zweite RENS1204 beim Seibt 31 - und Schaltungskonzeption von 1929 bis Ende 1931 gleich bleiben, auch die Gehäuseform,  werden  nur Details geändert, vor allem die Lage der Bedienungselemente, und kleinere konstruktive Verbesserungen werden wirksam. Immerhin stellte ja Seibt die beiden Modelle 3a und 31 zugleich auf der Leipziger Frühjahresmesse 1931 aus!  Das Modell 3 wurde bereits zur Funkausstellung im August 1930 vorgestellt.
Erst mit der „Roland-Serie“ 1932/33 entsteht ein anderes Erscheinungsbild der Radios, was vor allem durch den eingebauten Lautsprecher äußerlich sichtbar ist.
Sicher ist auch, das die im Lange/Nowisch gedruckten Schaltbilder der Modelle 3 und 3a nicht den Tatsachen entsprechen. Es konnte aber noch nicht ermittelt werden, ob, wann und in welchen Modellen der dort eingezeichnete Spar-Nf-Trafo eingebaut war.
Die Schaltbilder sind nach vorhandenem Gerät jeweils überarbeitet und zusätzlich hochgeladen.
Ich würde mich freuen, wenn noch andere Besitzer dieser kleinen „3er-Modelle“ von Seibt andere oder zusätzliche Feststellungen gemacht haben, um meine ersten Ansichten und Schlussfolgern zu bestätigen oder auch zu korrigieren.
 
Wolfgang Eckardt

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