Silitstab-Potentiometer 1926

ID: 178843
Silitstab-Potentiometer 1926 
09.Dec.08 12:19
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Als ich dieses Bauteil in die Hände bekam, dachte ich, dass sich hier ein Bastler der 1920er Jahre ein Potentiometer mit einem Silitstab gebaut hat.

Ein Silitstab mit 3x 10 6 Ω (also 3 MΩ, die undeutliche 3 könnte auch als 8 gelesen werden?) - dass könnte ein Bastler als Gitter-Potentiometer gebraucht haben und hat es sich aus damals erhältlichen Einzelteilen sauber zusammengebaut.

Nun fand ich aber im Katalog von Radio-Bauer 1927 ein solches Bauteil:

Jetzt muss ich wohl mein Urteil über selbst gebaute Potentiometer revidieren. Potentiometer dieser Bauart gab es also handelsüblich - der wirkliche Hersteller bleibt aber im Katalog ungenannt (neudeutsch also ein Noname-Produkt). Bis auf den unterschiedlichen Zusammenbau (Knopf oberhalb der Grundplatte) scheint es sich um das gleiche Bauteil zu handeln mit geringfügig anderen Konstruktionsmerkmalen.

Leider lässt sich das Poti nicht mehr verwenden. Der Silitstab ist trotz seiner verkupferten Enden nicht mehr "kontaktfähig", d.h., sein Wert ist über 20 MΩ groß.
Das scheint ein typisches Merkmal vieler Silitstäbe zu sein, dass sie hochohmig werden. Oder gibt es einen Trick zur Behebung dieses Makels?

Wolfgang Eckardt

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09.Dec.08 17:26

Ralf Keil (D)
Beiträge: 562
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Hallo Herr Eckardt,

das Problem liegt am Widerstandsmaterial selbst, ich habe mit glasgekapselten Silitstäben diese Erfahrung gemacht. Auch hier war die Kontaktierung einwandfrei aber das Silit selbst hochohmig geworden. Möglicherweise hilft Erwärmung (Heissluftfön): Ein R z.B. liess sich so von ca 5,5 MegOhm auf ca.2,5MegOhm bringen, der Nennwiderstand war 3MegOhm.Habe eben nochmal gemessen, hat sich seit Wochen nicht verändert.  Meist half nur noch moderne Widerstände einzubringen und diese mehrfach mit Schrumpfschlauch zu überziehen, so siehts ziemlich original aus. Leider keine Option für Potis.

Grüsse!

R.K.

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09.Dec.08 19:46

Jörg Seidel (D)
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Hallo Herr Eckardt,

das Problem mit den Silitstäben hatte ich auch. Ich habe es gelöst indem ich mit Leitlack, den gibts in der Hochspannungstechnik bei Muffen als kleines Fläschchen, ist glaub ich auf Grafitbasis und sieht dunkelgrau aus, da bleibt immer was übrig. Der Lack ist relativ hochohmig, ein Strich auf den Silitstab fällt kaum auf und man ist im Megohmbereich, wenn man mehrmals überstreicht kommt man auch unter 100kohm. Ich weiß aber nicht wie es mit der Kratzfestigkeit an Ihren Potentiometer aussieht, für Festwiderstände ist es gut geeignet. Bei Interesse kann ich Ihnen am Wochenende die genaue Bezeichnung und Hersteller des Lacks nennen, vielleicht habe ich auch noch ein Fläschchen übrig.

Mit freundlichen Grüßen

Jörg Seidel

 

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Silitstäbe sind Spannungsabhängig 
10.Dec.08 00:33

Rüdiger Walz (D)
Ratsmitglied
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Rüdiger Walz

Vorsicht bei der Beurteilung von Widerstandswerten von Silitstäben. Sie können spannungsabhängig sein. Moderne Messgeräte zeigen zu hohe Werte. Wenn man Sollspannung anlegt (z.B. Anodenspannung von 90 V) fünktionieren Sie oft richtig.

Grüsse

Rüdiger Walz

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Digitale Ohmmeter ungeeignet 
13.Dec.08 09:17

Wolfgang Eckardt (D)
Ratsmitglied
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Wolfgang Eckardt

Danke für die gegebenen Hinweise. Nachdem ich versucht habe diese umzusetzen, muss ich vor allem auf den Rat von Herrn Walz hinweisen:
Silitstäbe sind Spannungsabhängig! Wenn man eine Messspannung von 100V benutzt, ein Drehspul-Mikro-Amperemeter einsetzt und sich des guten alten Ohmschen Gesetzes erinnert - da kommt man nach kurzer Berechnung wirklich in den Megaohm-Bereich und mein Silitstab weist plötzlich einen Wert von ca. 4 MΩ auf.

Danke Herr Walz.

Wenn man aber den von mir gezeigten Silitwiderstand als Regelwiderstand einsetzen will, so macht die gleichmäßige Kontaktgabe des beweglichen Metallstreifens auf der Oberfläche des Stabes Probleme.
Übrigens ist die Bezeichnung Potentiometer für das Bauteil falsch, es ist ein einfacher Regelwiderstand, bei dem die Länge des Silitstabes durch den überbrückenden Metallstreifen verändert wird.

Es empfiehlt sich also, bei Silitwiderständen die Messmethode zu beachten, bevor man mit modernen Hilfsmitteln (z.B. Leitlack oder ähnliches)  dem Silitstab versucht "Widerstand einzuhauchen" .

Wolfgang Eckardt

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13.Dec.08 10:25

Jörg Seidel (D)
Beiträge: 106
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Hallo,

mag sein das die Silitstäbe spannungsabhängig sein können und bei hohen Spannungen noch funktionieren. Was macht man aber bei den Gittervorspannungswiderständen die ja bei ca.10V oder weniger arbeiten? Es ist bekannt, das Silitstäbe mit dem Alter immer hochohmiger werden, irgendwann sind sie so hochohmig, dass das Gerät nicht mehr richtig funktioniert. Ein Radio Amato wo 5 dieser Silitstäbe drin sind, spielte jedenfalls nicht. Ich habe dann die Widerstände probehalber durch neue Widerstände ersetzt und das Gerät spielte. Da das aber nicht original aussieht habe ich überlegt wie man die Silitstäbe wieder funktionstüchtig machen kann und bin auf die Idee mit den Leitlack gekommen. Da der Lack die gleiche Farbe wie die Silitstäbe hat, kann ich damit gut leben.

Jörg Seidel

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