SONDERAUSSTELLUNG FUNKSTILLE IN WILSDRUFF

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Dieser Artikel betrifft das Museum: Zum Museum

SONDERAUSSTELLUNG FUNKSTILLE IN WILSDRUFF 
20.Aug.15 20:20
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Am 05.09.2015 um 14,00 Uhr wird eine Sonderausstellung unter dem  Motto

Funkstille

im Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff eröffnet.

Diese Sonderausstellung wird anlässlich des 60 jährigen Jubiläums des ehemaligen Mittelwellensenders Wilsdruff initiiert.

geöffnet ist das Museum Mo- Do 09 Uhr bis 14,00 Uhr, Freitags von 09 - 15 Uhr
Sonntags und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr

Anmeldung gerne auch telefonisch: 035204 791516      
Anschrift; Gezinge 12,  01723 Wilsdruff

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Sonderausstellung Funkstille in Wilsdruff 
06.Sep.15 12:03
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Wolfgang Lill (D)
Redakteur
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Wolfgang Lill

Am 05.09.2015 14,00 Uhr war es nun soweit. 

In Anwesenheit des Bundestagsabgeordneten Herrn Brähmig (Mitte) und des Bürgermeisters Herrn Rother eröffnete die Museumsleiterin Frau Angelika Marienfeldt die Ausstellung im Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff.

Frau Marienfeld ließ die Geschichte in Ihrer Rede noch einmal richtig lebendig werden, von der 22 Hektar Geländeauswahl auf dem Standort Birkenhöhe  über den Beschluß der DDR- Regierung, die Rundfunkversorgung im Großraum Dresden durch einen leistungsstarken Mittelwellensender entscheidend zu verbessern,

Bis dahin war nur ein 1,5 KW Sender an der Neuländer Straße in Dresden - Nord auf Mittelwelle 1484 KHz ( später dann auf 1016 KHz ) in Betrieb, welcher jedoch mit Sicherheit nur in etwa 15 Km Umkreis zu empfangen war.

Beauftragt wurde der Architekt Kurt Nowotny. Er plante das Funkamt Wilsdruff gemeinsam mit Heinrich Schwabe und Erika Lindner.

 

Aber schauen wir doch mal in die Sonderausstellung hinein:

Neben den Informationen zum Baubeginn über die Fertigstellung der Gesamten Anlage, der Sendebeginn mit dem 250 KW- sender SM4 auf 1043 KHz ( Radio DDR / Sender Dresden) war der 8.Mai 1954, ist in dieser Sonderausstellung auch wieder historische Radiotechnik zu bewundern.

Über den 153 m hohen Rohrmast wurde auch ein zweites Rundfunkprogramm ( Berliner Rundfunk)  auf,  über einen zunächst als Reserve vorhandenen 20 KW Sender, vorerst  1089 Khz, ab 1978 dann auf 1431 KHz abgestrahlt.

In der Ausstellung wird auch nochmal auf die Ereignisse des 21.August 1968 eingegangen. Im Zusammenhang mit der Besetzung der CSSR erfolgte ein Neuauftritt im Äther, es meldete sich  der Sender Vltava ( Moldau). Hier wollte man die Wirksamkeit der Rundfunkpropaganda nutzen und vor allem auch westlichen Rundfunksendern wie Radio Svobodna Evropa entgegenwirken.

Die Texte wurden damals von Sprechern im Funkhaus Nalepastraße in Berlin in tschechischer Sprache  verlesen, ohne das die Kollegen die Sprache kannten, das geht beim Tschechischen nur mit vielen Umlauten. Viele Tschechen amüsierte das sogar und es entstanden auch Flugblätter wie das folgende;

Vielen Dank an die Umweltbilbliothek Großhennersdorf für die Freigabe des Dokumentes

In der Ausstellung wird auch berichtet über die fleissigen Mitarbeiter und deren Initiativen:

Quelle: Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff

Hier z.B: Errichtung eines 52 m hohen Funkmastes durch den Antennentrupp des Funkamtes im Jahre 1972

Mein Interesse fand eine Mappe mit ausländischer Hörerpost. Diese wurde über Jahre akribisch gesammelt und archiviert. Inzwischen befindet sich diese Mappe im Museum. 

So kamen häufig Empfangsberichte aus der Bundesrepublik Deutschland,

aus Finnland, Schweden

und vielen anderen Ländern, sogar aus den USA.

 

In der Ausstellung werden auch technische Gegenstände gezeigt:

Ausgestellt im Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff

Hier zum Beispiel eine wassergekühlte  Sendetriode SRW 357, diese kam zum Einsatz in der 

Hochfrequenz Endstufe   4 Stück                   und Niederfrequenz- Endstufe 2 Stück.

Ausgestellt im Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff.

Oder auch dieser keramische Mäanderwiderstand.

Der Sammler von Rundfunkgeräten wird das eine oder andere interessante Gerät hier in der Ausstellung wiederfinden

Ausgestellt im Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff.

Hier zum Beispiel von ESWE einen Einkreisdetektorempfänger mit Kopfhörerdiode auf dem Jahre ca 1925. ( leider etwas verbastelt ).  

oder den Pollux Po- W von der Koch & Terzel AG in Dresden  will ich hier noch zeigen; 

Ausgestellt im Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff

Zu diesem Gerät konnte ein externer Lautsprecher dazugestellt werden .

Ausgestellt im Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff.

Hier zu sehen ein Brown Trichterlautsprecher.

 

Der Mittelwellensender Wilsdruff  wurde Anfang der 90iger Jahre auf zwei Transistorsender umgestellt. Mit dem Ende der DDR etablierte sich dann wieder der Mitteldeutsche Rundfunk auf 1044 KHz und das Jugendradio DT64 bekam, nachdem die UKW- Frequenzen für diesen Sender liquidiert worden waren, hier seine Frequenz vom 01.07.1992 bis zum 30.06.1993, damals noch mit 250 KW !  Anschließend wurde MDR Info hier abgestrahlt. Solche Sonderdienste wie die Übertragung der Landtagssitzungen bescherten dem technisch veralteten AM- Rundfunk immer noch eine größere Hörerquote. 

Ein Höhepunkt war sicher am 20.09.2000 der Programmstart von MEGA Radio auf 1431 KHz. Im Juni 2001 wurde sogar ein neuer 250 KW- Telefunkentransistorsender installiert ! Wegen Insolvenz musste jedoch MEGA Radio am 04.04.2003 um 13,00 Uhr seine Sendungen einstellen.

Die Frequenz 1431 KHz wurde neu ausgeschrieben und an die Stimme Russlands vergeben. Ab 01.04.2006 sendete dieser Sender in mehreren Sprachen von hier aus. Zum 01.01.2013 wurde jedoch dieser Sendebetrieb eingestellt.

MDR Info folgte am 06.Mai 2013. Um 11:37 wurde der Hebel umgelegt.......Funkstille ........ !

MDR- Info hatte auch Sonderübertragungen über nur diese Frequenz 1044 KHz im Programm, z.B. von den Sitzungen im Sächsischen Landtag.  Der Hinweis, das solche Übertragungen künftig über dab+ zu empfangen sind, dürfte bei den wenigsten auf Interesse stoßen, da es nur wenige Hörer gibt, die sich bislang einen solchen Empfänger zugelegt haben ( Stand 2014 ; 7% der Hörer, davon mobil 1%)

Deshalb hätte ich mir, und sicher viele andere auch, gewünscht, das dieser noch mit 10 KW betriebene Sender weiter betrieben wird, bis das dab+ Netz mehr ausgebaut ist und auch mehr Leute Empfänger haben, ....ABER DER STAATSRUNDFUNK BEKOMMT JA SEINE GEBÜHREN AUCH, WENN FAST NIEMAND ZUHÖRT auf dab+.

Für die Erhaltung des Senders und des baulichen Ensembles was seit 2005 unter Denkmalschutz steht, hat sich der Technikverein Wilsdruff e.V. am 18. Juni 2013 gegründet.

Er möchte das öffentliche Interesse an der Erhaltung des Objektes als technisches und Baudenkmal nationaler Bedeutung ausprägen sowie den Verfall oder Abriss verhindern.

Funkstille

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