soniclair: Rijck: Inconnu - unknown: NF-Teil

ID: 256084
soniclair: Rijck: Inconnu - unknown: NF-Teil 
07.Jun.11 12:21
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Der (bisher vom Typ her unbekannte) Empfänger mit dem Label Rijck hat einen dreifachen Drehkondensator. Jedoch ist es (entgegen dem ersten Eindruck) kein Vorstufen-Super, sondern er hat einen Bandfilter-Eingang.

Da kein Schaltplan existiert, soll die Schaltung aufgenommen werden. Zunächst hier die Schaltung des NF-Teils (Vorröhre 6D6 und Endröhre 42). 

Hier fällt auf, daß das Schirmgitter der Endröhre über einen nicht abgeblockten 10kΩ Widerstand gespeist wird. Zunächst fragt man sich, ob der Abblockkondensator vielleicht anläßlich einer früheren "Reparatur" entfernt wurde. Allerdings zeigt eine genaue Inspektion der bei diesem Gerät verwendeten (und etwas ungewöhnlichen) Lötungen für die Massepunkte unter dem Chassis, daß ganz offensichtlich original kein Abblock-Kondensator für das Schirmgitter der Endröhre vorhanden war.

Eine Erklärung für diese Schaltung ohne Abblock-Kondensator findet man in Pitsch, H.: Lehrbuch der Rundfunkempfangstechnik, Bd. 2, 4.A., VAG, 1964

Ein im Wechselstromkreis des Schutzgittersbefindlicher Widerstand wirkt bereits ohne die Zuführung einer besonderen Gegenkopplungsspannung gegenkoppelnd, da der Schutzgitterwechselstrom an dem Widerstand ebenso wie der Anodenwechselstrom an einem Anodenwiderstand eine zur Steuergitterspannung gegenphasige Spannung erzeugt [937]. Die Verzerrungsverminderung erfolgt dann aber nicht im gleichen Maße wie die Verstärkungsabnahme, da der Schutzgitterstrom nicht proportional dem Anodenwechselstrom oder der Anodenwechselspannung ist.

Jede Gegenkopplung aufs Schutzgitter bewirkt, daß der Durchgriff der Röhre selbst vergrößert und ihr Innenwiderstand entsprechend verringert wird [937]. Sie nähert sich dadurch dem Verhalten einer Eingitterröhre. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, daß die Wechselspannung des Schutzgitters die gleiche Phase wie die Anodenwechselspannung besitzt und daß die Schutzgitterröhre in dem Grenzfalle der Verbindung des Schutzgitters mit der Anode zu einer Eingitterröhre wird.

Ein wesentlicher Unterschied gegenüber der Gegenkopplung aufs Steuergitter besteht darin, daß durch die Schutzgittergegenkopplung die Wechselspannung am Steuergitter und der Eingangswiderstand nicht herabgesetzt werden, sondern nur die Verstärkung und Ausgangsleistung. Es läßt sich daher nur dann die gleiche Ausgangsleistung erhalten, wenn man die negative Steuergittervorspannung so weit erhöhen kann, daß trotz vergrößerter Gitterwechselspannung kein Gitterstrom fließt und man gleichzeitig zur Erzielung der gleichen Stromaussteuerung und damit Ausgangsleistung die Schutzgitterspannung erhöht. Letzteres wird jedoch wegen der vorgeschriebenen größten Schutzgitterverlustleistung nicht immer möglich sein.

[937] Brück, L.: Gegenkopplungsschaltungen unter besonderer Berücksichtigung der Rundfunkempfänger. Telefunken-Röhre H. 11, (1937), S.244 ff. (Gegenkopplung auf das Schirmgitter: S. 267 - 277)

Um zu sehen, wie sich die Ausgangskennlinien der Endpentode 42 durch die Einfügung eines nicht abgeblockten Schirmgitterwiderstandes (tatsächlich) ändern, wurden diese Kennlinien mit einem Kennlinienschreiber aufgenommen.

Die Daten für die erste Messung sind:

  • Schirmbreite (x-Richtung): 200V
  • Anodenstrom (y-Richtung): 10mA/Kästchen
  • Gitterspannung (Parameter): 0; -2V; -4V; ... 
  • Schirmgitterspannung (fest): 200V
  • linkes Bild: g2 direkt an 200V; rechtes Bild: g2 über 10kΩ an 200V

Die Vergrößerung des Innenwiderstandes erkennt man im Kennlinenfeld an einer größeren Steilheit der Ausgangskennlinien. Dieser Effekt ist hier jedoch kaum erkennbar.

Deutlicher fällt dagegen die Abnahme der Aussteuerung infolge der Gegenkopplung aus.

Um zu prüfen, ob die Ergebnisse der Messung typisch für Pentoden bzw. Strahltetroden sind, wurde auch eine 6V6 gemessen; hier allerdings mit niedrigerer Schirmgitterspannung (ca. 120V) und einem Vertikalmaßstab von 5mA/Kästchen.

Man erkennt hierbei zunächst den leichten "Dip" für niedrige Anodenspannung, wie er für Strahltetroden typisch ist. Mit 10kΩ Schirmgitterwiderstand sind die Ausgangskennlinien hier tatsächlich deutlich steiler, also ist der Innenwiderstand geringer.


Eine (günstigere) Gegenkopplung auf das Schirmgitter erhält man, wenn dieses aus einem Abgriff der Primärspule des Ausgangsübertragers gespeist wird. (Hier dann ohne Vorwiderstand oder höchstens einige 100Ω zur Vermeidung von UHF Schwingungen.) Diese Schaltungsart wird besonders für Gegentaktendstufen angewendet und wird dann mit Ultralinearschaltng bezeichnet.

MfG DR

 

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