stern-sonn: ST3930; Stereo Tuner: Achse des Kondensators sitzt fest

ID: 356667
stern-sonn: ST3930; Stereo Tuner: Achse des Kondensators sitzt fest 
03.Sep.14 11:09
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Manche Radios in der Sammlung werden mitunter jahrelang nicht eingeschaltet. Hier wurde die Abstimmung nicht bewegt. Das Ergebnis ist eine fest sitzende Achse des AM Doppeldrehkos.

Die Seilführung geht von vorne dann schräg über das Gerät hinweg zu einer hinteren Umlenkrolle und von da über die Antriebsräder zunächst des UKW Tuners (weiß) und dann des AM Drehkos (schwarz) zum Abstimmknopf.

Der AM Drehko hat ein Lagerschild aus PVC, das mit 2 Schrauben an der Wanne des Drehkos befestigt ist. In diesem Lagerschild sitzt die Antriebsachse des Drehkos so fest, daß sie sich nicht drehen läßt - auch nicht mit Gewalt. (In diesem Fall bewegt sich der ganze Drehko in seiner nicht allzu stabilen Befestigung.) Auch mehrfaches Benetzen mit Karamba oder Oszillin FX hilft nicht.

Wie also weiter?  In diesem Fall hilft tatsächlich zunächst nur "dosierte Gewalt": Mit Unterstützung durch Drehen am Abstimmknopf wird das (schwarze) Antriebsrad des AM Drehkos leicht vor- und rückwärts bewegt. Und siehe da, das Antriebsrad läßt sich nach einer Weile sogar drehen, ja aber ohne daß sich der Rotor des AM Drehkos bewegt. (Auf der Achse ist danach allerdings eine Riefe.) Wenn man das Antriebsrad so weit bewegt hat, daß seine Befestigungsschraube erreichbar ist, läßt es sich lösen. Dann läuft zunächst der Skalenantrieb wieder, aber bei feststehendem AM Drehko.

Nun kann man das Antriebsrad so weit drehen, daß man durch seine Löcher die Befestigungsschrauben des Lagerschildes lösen kann. Das geht dann zusammen mit seiner Antriebsachse und dem aufgeschrumpften Zahnrad (Ritzel) bequem ab. Das (schwarze) Antriebsrad läßt sich mit Hilfe des Schaftes eines Schraubendrehers so in Position halten, daß das Seil nicht herunterspringt.

Nun gilt es, das Lagerschild mehrfach mit Kriechöl "einzuweichen". Dann kann man mit Hilfe von 2 Zangen (ganz vorsichtig) die Achse im Lagerschild (hin un her) drehen. Relativ schnell wird dann die Achse wieder leicht beweglich.

Beim Zusammenbau des AM Drehkos muß das verspannte Zahnrad auf seiner Achse dabei etwas "angespannt" werden, ehe das Ritzel der Antriebsachse eingesetzt wird. Die Befestigungsschrauben lassen sich wieder durch die Löcher im Antriebsrad erreichen und einschrauben.

Nun bewegt sich der Skalenzeiger wieder ganz leichtgängig.

MfG DR


Per Telefon wurde ich davon unterrichtet, daß

  1. die festsitzende Achse auch typisch speziell für Batteriegeräte ist und
  2. daß durch sorgfältiges Erwärmen z.B. des Ritzels mit einem Lötkolben die Achse (vorübegehend) wieder beweglich wird. (Damit wird der Ausbau viel einfacher.)

Vielen Dank für diese Informationen.

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Festsitzende Drehkondensatoren 
03.Sep.14 18:00
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Michael Seiffert (D)
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Michael Seiffert

Hallo Herr Rudolph,
habe mit Interesse Ihren Beitrag zu den festsitzenden Drehkondensatoren aus DDR-Fertigung gelesen und möchte aus meiner mehr als 30-jährigen Erfahrung bei der Reparatur solcher Geräte folgendes ergänzen.
Das Problem tritt bei nahezu allen Geräten ab den frühen 70iger Jahren bis zur Wende auf, bei denen derartige Drehkondensatoren verbaut sind. Es wurde ein ungeeignete Öl/ Fett seitens der Hersteller verwendet.
Dauerhafte Abhilfe wird nur geschaffen, wenn nach den von Ihnen beschriebenen Schritten der Lockerung des Achsstumpfes nicht auf halbem Wege stehen geblieben wird. Ist die Achse wieder beweglich, wird die Sicherungsscheibe entfernt, und die Achse nach hinten aus der Lagerbuchse gedrückt. Nun wir die Achse und die Buchse gründlichst gereinigt und mit einem Tropfen harzfreiem Öl versorgt. Ist das nicht greifbar, kann man das ganze auch gut ohne Gleitmittel wieder zusammenbauen. Macht man das nicht, geht die Achse nach einem Jahr auf Garantie wieder fest und der Ärger beginnt von vorn. Von einer Erwärmung mittels Lötkolben kann ich nur abraten, wird die Buchse im Lagerschild zu warm, löst sie sich und ein irreparabler Schaden ist eingetreten. Gleiches passiert bei allzu großer Kraftanwendung beim Beweglichmachen der Achse, dann reißt das Lagerschild und platzt im schlechtesten Fall auseinander.
 
M.Seiffert

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