tefag: Schallwand-Material Tefadyn200

ID: 65089
tefag: Schallwand-Material Tefadyn200 
06.Sep.05 15:53
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Beim herausnehmen des Lautsprechers eines Tefadyn 200W aus dem Gehäuse war ich über die Art des Materials der Schallwand sehr verwundert:


Die Schallwand besteht nicht aus dem sonst üblichen Massiv- oder Sperrholz sondern scheinbar aus einzelnen miteinander verleimten und verpressten Papierblättern in einer Gesamtstärke von 11 mm - so sieht es jedenfalls aus.
Da der Lautsprecher im Gerät nicht direkt nach vorn strahlt, sondern schräg im Gehäuse sitzt - also auch schräg nach links abstrahlt (!) - wird an der angeschrägten Schnittkante auch die Struktur des Materials deutlich sichtbar. In regelmäßigen Abständen sind rote Papierblätter eingelegt, so dass das ganze ein recht interessantes Bild ergibt.

Gibt es einen Namen für dieses Material und das Herstellungsverfahren?  Kennt jemand andere Hersteller, die so etwas verarbeitet haben?  Übrigens ist es keine einmalige Sache, denn in einem Tefadyn 200GW ist die gleiche Schallwand enthalten, also sicher eine Frage der Zeit, in der so etwas verarbeitet wurde.
Man könnte dieses Material im wahrsten Sinne des Wortes als "Presspappe" bezeichnen.
Wolfgang Eckardt

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Rohstoffe sparen 
08.Sep.05 17:28

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Von RM-Mitglied Eckhard Kull erhielt ich eine Mail mit einer recht plausiblen Erklärung für diesen Materialeinsatz: 

".... der politische Hintergrund ist der Vierjahresplan der
nationalsozialistischen Machthaber vom 09.09.1936. Hier wurde bestimmt, dass für Gegenstände des täglichen Gebrauches vorrangig heimische Werkstoffe zu verwenden sind. Die Rohstoffe, die aus dem Ausland bezogen werden mussten, sollten weitestgehend der Rüstungsindustrie zur Verfügung gestellt werden, um Rüstungsgüter herzustellen. Bei der Produktion deutscher Radiogeräte merkt man dies seit 1937 vermehrt. z.B. die Metallzierstreifen sind werden weniger, als Metall wird zunächst nur noch Aluminium verwendet bis sie schließlich ganz wegfallen.
Hierzu gehöhrt auch das Presspappe-Schallwandmaterial. Auch bei meinem Tefag 200/38GW und bei meinem Lorenz 200w. Offensichtlich wurde auch das Holz in großen Mengen für Rüstungszwecke benötigt. Holzschalungen für den Westwall usw., so daß auch hier Ersatzstoffe verwendet wurden.
In den Radios dieser Zeit finden Sie auch Drahtverbindungen aus Stahldraht, der punktgeschweißt ist, sieht aber aus wie gelötet mit sehr wenig Lötzinn, lässt sich jedoch mit dem Lötkolben natürlich nicht lösen. Man sieht selbst am Lötzinn wurde hier gespart."

W.E.

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