telefunken: 2B54GWK; Zwitter aus Stahlröhren und Loktalfassungen -Umbau?

ID: 347188
? telefunken: 2B54GWK; Zwitter aus Stahlröhren und Loktalfassungen -Umbau? 
27.Apr.14 10:26
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Tim Küpper (D)
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Liebes Forum,

ich besitze einen 2B54GWK, bei dem die UBF11 und die UCL11 durch eine UCH21 und UBL21 ersetzt wurde (siehe Bild ID= 1646983 und ID= 1646984, aktuell bei den Bildern ganz unten, da zuletzt hinzugekommen). Die Bestückung ist also UCH11 (Stahlröhrenfassung), UCH21 (Loktal geschraubt), UBL21 (Loktal geschraubt), UY11 (Stahlröhrenfassung). Die Loktalfassungen passen nicht ganz auf das Chassis, so dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Umbau handelt. Allerdings zeigt die Rückwand eines 2B54GWK (ID = 1047647) eine Notiz, die auf einen Ersatz der UCL11 duch eine „Kombiröhre“ in einer Fassung aus einer UCH21 und einer UBL21 hindeutet – bei den UCL11 ergab sich wohl ein Engpaß. Die Bestückung dieser Geräte wäre dann UCH11, UBF11, (UCH21+UBL21), UY11. So besteht eine gewisse Restwahrscheinlichkeit, dass Telefunken aufgrund des Lieferengpasses der UCL11 und um die UBF11 einzusparen, mein „Zwittergerät“ aus Loktal- und Stahlröhren gebaut hat.
Wäre das Gerät  ein Umbau, so wäre er sehr aufwendig gewesen (Nieten alter Stahlröhrenfassungen von UBF11 und UCL11 rausbohren, Loktal-Fassungen einschrauben, alles von unten neu verdrahten). Außerdem wäre der Umbau wohl innerhalb des ersten Jahrzehnts nach der Fertigung erfolgt, da Teerkondensatoren aus dieser Zeit verbaut wurden. Auch sind alle Widerstände gleicher Bauart (siehe Bilder Chassisunterseite). Warum sollte sich jemand die Mühe machen, ein so junges Gerät so aufwendig umzubauen ?
Der große Elko im Bild wurde in Dänemark hergestellt. Unter Umständen wurde das Gerät dort gefertigt.

Das Gerät funktioniert übrigens. Die Seriennummer ist H57005.


Ein kleine Restwahrscheinlichkeit bleibt also, dass das Gerät original von Telefunken so gebaut wurde.

Nun die Frage:
Hat jemand vielleicht ein Gerät, das genauso wie mein Gerät bestückt wurde (also UCH11 (Stahlröhrenfassung), UCH21 (Loktal geschraubt), UBL21 (Loktal geschraubt), UY11 (Stahlröhrenfassung)). Das gilt auch für das baugleiche Schwestergerät Siemens 11GW. Sollte es mehrere dieser Gerät geben, so spräche vieles für eine Serienfertigung.
Vielleicht weiß auch ein Telefunkenexperte von diesem Gerät ?

Vielen Dank im voraus !


Beste Grüße

Tim Küpper

 

Nachtrag: um Interessierten einen schnellen Überblick zu verschaffen, habe ich die Bilder hier nochmal angehängt

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02.Jun.14 15:51
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Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

Hallo Herr Küpper,

man kann mit Sicherheit ausschließen, dass Telefunken dieses Gerät so gebaut oder umgebaut hat, mit Röhren vom Rivalen und dazu in völlig anderer Funktion und Technik.

Es war wohl die UCL11 defekt, aber nur UBL21 und UCH21 vorhanden. Die UCL11 durch die UBL21 zu ersetzen reicht alleine nicht, da man dann 2 Dioden zu viel und eine Triode zu wenig hat, also musste auch statt der UBF11 eine UCH21 eingesetzt werden.

Neue Widerstände und Kondensatoren brauchte man hierzu keine. Der Umbau dürfte in max. 2 Stunden zu schaffen sein, einschl. Neuabgleich.

M. f. G.  J. R.
 

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Danke ! 
04.Jun.14 19:12
1026 from 4871

Tim Küpper (D)
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Hallo Herr Roschy,

vielen Dank für Ihre Beschäftigung mit dieser Fragestellung. Schade, dann habe ich wohl einen Umbau restauriert. Eigentlich lege ich viel Wert auf die Originalbeschaltung. 2 Stunden ist ja wirklich schnell. Eine Stunde brauche ich fast schon nur für den Abgleich...

 

Schöne Grüße und noch eine schöne Woche

 

Tim Küpper

 

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 4
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05.Jun.14 15:00
1116 from 4871

Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

Hallo Herr Küpper,

die Arbeit der Umrüstung bestand darin, die beiden Y8A- Stahl-Fassungen der UBF11 und der UCL11 auszubauen, die B8G- Loktal der UCH21 und der UBL21 einzubauen und neu zu verdrahten.

Die Dioden der UBL21 ersetzten die der UBF11,
die Endpentode der UBL21 ersetzte die der UCL11,
die Heptode der UCH21 ersetzte die Pentode der UBF11,
die Triode der UCH21 ersetzte die Triode der UCL11,

also schaltungstechnisch im Wesentlichen nur eine Umverdrahtung. Danach noch einen kleinen Neuabgleich der ZF-Filter auf Maximum wegen der geänderten Schaltkapazitäten - fertig.

Für einen routinierten Radiotechniker der damaligen Zeit sollte das in 2 Stunden zu schaffen gewesen sein.
Es sollte auch kein unüberwindliches Problem darstellen, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen.


M. f. G.  J. R.

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Auf geht's ! 
06.Jun.14 19:15
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Tim Küpper (D)
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Hallo Herr Roschy,

danke für die ermutigenden Worte. Aus Gründen der Schaltungsoriginalität habe ich mich für den Rückbau entschieden - auch wenn das Gerät so prima läuft. Mitnichten ist es weniger kompliziert, als ich dachte. Nur die ZF neu abzugleichen sollte auch nicht so lange dauern. Ich werde mir eine UCL11 und UBF11 besorgen und zwei Y8A-Fassungen. Mal sehen, was die Bastelkiste so hergibt. Schaltplan ist ja vorhanden. Bis ich alles beisammen habe, kann etwas dauern (ich habe so gut wie keine Ruinen und kein großes Teilelager). Auch werde ich erst einmal die zwischenzeitlich angefangenen Projekte fertigstellen. Ich werde dann berichten, ob es klappte bzw. bei Problemen mich noch einmal melden.

Vielen Dank und ein schönes Pfingstwochenende

Tim Küpper

 

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 6
Original... 
16.Jun.14 21:58
1435 from 4871

Steffen Thies (A)
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Hallo Herr Küpper,

original ist relativ. Wirklich original wird Ihr Gerät auch durch einen Rückbau nicht mehr, es sieht nur so aus. Dagegen ist der offensichtlich alte Umbau ein Stück Zeitgeschichte, in dem vielleicht mehr zu lesen ist als in einem unveränderten Gerät.

Auch ich habe schon beim Anblick einer EL 84 in einem Außenkontakt-Radio erstmal geschluckt, und beinahe wäre sie rausgeflogen. Aber weitere Umbauten wie eine ergänzte Stahlröhre und ein liebevoll montiertes magisches Auge erzählten davon, wie ein begeisterter Vorbesitzer das Radio mit den erreichbaren Teilen am Laufen hielt, und so durfte die neumodische EL neben dem zur Unkenntlichkeit gegrillten alten Exemplar bleiben. Mittlerweile bin ich froh darüber.

Denken Sie mal darüber nach. Wirklich häßliche Verbastelungen entferne auch ich, aber in Ihrem Fall würde ich das nicht so klassifizieren. Natürlich ist das Geschmackssache. 

Herzliche Grüße,

Steffen Thies

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Originalität... 
20.Jun.14 19:54
1589 from 4871

Tim Küpper (D)
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Hallo Herr Thies,

ja, der Begriff „Originalität“ ist wahrhaftig relativ. Ich habe mir schon sehr oft Gedanken darüber gemacht, wie weit ich bei einer Restauration gehen soll. Da gibt es ja eine breite Palette von Ansichten zu: vom „decapping“ bis „alles so lassen wie es ist“. Alle Meinungen sind dabei ja wie sie schon sagen subjektiv. Ich habe für mich schon alles ausprobiert, um meinen Weg zu finden.

Über die Zeit habe ich mich zu folgender Meinung entschlossen:
Wenn es wirklich original sein soll, dürfte man kein einziges Bauteil wechseln. Man dürfte, um pedantisch zu sein, nicht mal den Lötkolben ansetzen. Denn letztendlich sind frische Löstellen ja auch von den älteren zu unterscheiden bzw. die Zinnzusammensetzung ist eine andere. Auch der Einbau neuer Kondensatoren in alte Gehäuse verletzt grundsätzlich die Originalität. Das Bauteil an sich ist nicht mehr original, auch wenn es optisch so wirkt. Dann kann man auch darüber unterschiedlicher Meinung sein, warum ein Bauteil, was sich an der Chassisunterseite befindet und außer bei Ausbau des Chassis nicht sichtbar ist, optisch original wirken soll oder ob man das Bauteil komplett unkaschiert ersetzen soll (damit die ersetzten Bauteile sofort sichtbar sind) und das defekte Bauteil in einem Tütchen beim Gerät aufbewahrt.
Das Aufheben von alten Bauteilen im Tütchen beim Gerät finde ich sehr wichtig, damit man sieht, was gemacht wurde und welche Bauteile verbaut waren. Das Argument, das Gerät kann dadurch jederzeit zurück gebaut werden, ist für häufige Geräte (ab späte 30er) für mich eher weniger ausschlaggebend. Ich glaube, niemand wird jemals das Interesse verspüren, z. B. eine Philips Philetta BD263U wieder mit den alten Kondensatoren zu bestücken. Und auch im Falle des Rückbaus ist das Gerät ja nicht mehr Original (Lötstellen...).


Desweiteren sind viele Geräte, die man vielleicht auf den ersten Blick für im Originalzustand befindlich hält, nicht mehr original. Und zwar ist die Wahrscheinlichkeit um so höher, je älter das Gerät ist. Während in den 50ern der Konsum zunahm und ein vielleicht noch intaktes Gerät auf dem Dachboden für ein neueres verschwand, so wurden Geräte aus den 30ern und 40ern eher noch einmal repariert. Ein Gerät von z. B. 1938 wird im Jahre 1948 schon 10 Jahre alt gewesen sein und damit möglicherweise einen Defekt aufgewiesen haben. Gerade in den Kriegsjahren und in den Jahren danach wird ein solchen Gerät in Zeiten des Mangels eher repariert denn durch ein neues ersetzt worden sein.

Tastsache ist, dass ein absolut originales Gerät heute wohl nicht mehr dauerhaft spielbereit sein wird bzw. wenn dann nur kurz (bis z. B. der defekte Koppelkondensator der Endröhre eben diese ins Jenseits befördert hat).
Wenn ein solches Gerät spielbereit gemacht werden soll, so sind zumindest einige Bauteile zwangsläufig zu ersetzen (besagter Koppelkondensator, Kondensator an der Anode der Endröhre, Entstörkondensatoren im Netzteil, Lade- und Siebelko, etc.). Das Gerät hat mit diesem Ersatz seine Originalität verloren.
Ein solches Gerät wird aber wohl dennoch nicht seinen vom Hersteller vorgesehene Leistungsfähigkeit/Empfindlichkeit/Klang haben. Man hat also ein Gerät vorliegen, das nicht mehr original ist, aber vermutlich auch noch nicht nach den Herstellerspezifikationen funktioniert. Soll man also hier aufhören mit der Restauration, weder Fisch noch Fleisch ? Ich finde nein, daher gehöre ich wohl auch zu den Anhängern des „Decapping“. Praktisch alle Kondensatoren besitzen bei älteren Geräte bei weitem nicht mehr Ihre Originalwerte und viele Widerstände sind 30-40% aus der Toleranz gelaufen. Wenn ich also 5 Bauteile ersetzt habe, machen dann 10 einen Unterschied, wenn das Gerät danach wieder wie vom Hersteller vorgesehen funktioniert ? Ich finde nicht – entweder original oder nicht, dazwischen ist nichts halbes und nichts ganzes.
Für mich, und das mag jeder anders sehen, definiert sich bei einem Radio Originalität über das, was ich sehen und hören kann. D. h., von außen ist mir die Originalität sehr wichtig und vom Klang her auch. Das ist sozusagen ein essentieller Teil der Seele eines Radios. Manch einer sagt, es reicht ein Radio spielbereit zu machen zu Anschauungszwecken und den Rest läßt man unangetastet. Aber jedes Radio spielt anders. Übertrager, Lautsprecher, Gehäuse, Röhren und Verschaltung der Bauteile bestimmen Klang und Empfindlichkeit. Hohl und blechern bei kleinen Japanern oder satt und sonor – die Unterschiede sind groß.
Auch wenn ich natürlich auf gar keinen Fall Menschen und Maschinen gleichsetzen will, so sei folgender Vergleich gestattet: Nehmen wir an, jemand hat einen Freund/eine Freundin. Dieser Freund/Freundin ruft Emotionen wie Freude bei seinem gegenüber hervor durch seine äußere Erscheinung und seinen Charakter, der sich unter anderem in seinen Worten äußert, hervor. Wenn dieser Freund nun ein künstliches Hüftgelenk oder z. B. eine künstliche Leber (wenn so etwas medizinisch möglich wäre) bekäme, so würde man ihm von außen nichts ansehen und anhören. Sein Charakter bleibt unverändert. Er würde dieselbe Emotion der Freude bei seinem Gegenüber auslösen. Wenn dieser Freund aber nun aus Gründen der Originalität keine künstliche Leber bekäme und tot wäre, so wäre er zwar innen und außen original, aber er würde bestimmt keine Emotion der Freude bei seinem Gegenüber mehr auslösen, sondern das Gegenteil.
Analog sehe ich das mit den Radios für mich. Ich möchte hören, wie das Radio klingt, wie es vom Hersteller vorgesehen war. Deshalb ist für mich die Originalität von Kondensatoren und Widerständen unwichtig. Hingegen sind der originale Lautsprecher und Übertrager sehr wichtig, da sie den Klang entscheidend beeinflussen. Nun könnte man natürlich sagen, ein Folienkondensator hat ein anderes elektrisches Verhalten als der ehemalige Papierkondensator und beeinflußt daher auch den Klang. Ich denke aber, dieser Aspekt ist bei den meisten Geräten gegenüber der Beeinflussung durch Übertrager, Lautsprecher, Gehäuse und Art der Verschaltung der Bauteile vernachlässigbar.

Ich finde, das „Decapping“ (für mich heißt das, Ersatz aller Kondensatoren und Widerstände, deren Werte aus der vom Hersteller angegebenen Toleranz gelaufen sind – nicht das Wechseln von intakten Bauteilen wie Keramikkondensatoren) ist auch eine Art von Bewahren und Erhalten: Die Nachwelt kann hören, wie sich genau dieses Modell damals angehört hat.

Letztendlich sind meiner Meinung nach bei neueren Geräten alle Meinungen richtig. Auch wenn einige Sammler, wie bei Menschen mit unterschiedlichen Meinungen üblich, ihre Ansicht für die einzig wahre halten oder die anderen Meinungen zwar tolerieren, aber für „falsch“ halten.

Da die neueren Geräte relativ häufig sind (auch hier mag mancher Sammler zur Überschätzung der Seltenheit seines Exemplares neigen) und es immer Sammler gibt, die es so oder so handhaben, wird es auch immer Geräte geben, die im absoluten Originalzustand oder „decapped“ sind. Somit ist dem Bewahrungsgrundsatz genüge getan. Die einen bewahren die optische Originalität auch der Chassisunterseite, die anderen die funktionelle Originalität.

Aber cave: Bei wirklich seltenen Geräten aus den 20ern oder den Anfängen der Radiozeit hat die absolute Originalität bzw. hochprofessionelle Restauration natürlich den Vorrang. So ein Gerät würde ich mit meinen Fertigkeiten niemals anrühren.


Aber zurück zum Telefunken: Wenn ich also hören möchte, wie sich der 2B54GWK im Originalzustand mit der UCL11 anhört, müßte ich ihn zurückbauen, um die Originalschaltung zu erreichen. Andererseits spricht auch nichts dagegen, einen solchen Umbau in seiner Klangqualität zu bewahren, zumal er wohl seltener ist. Da man nicht weiß, wann oder wer aus was für Motiven den Umbau durchgeführt hat, tue ich mich schwer, ihm eine größere historische Bedeutung beizumessen. So wie Sie, Herr Thies, es schreiben, hört es sich sehr schön und erhaltenswert an. Es könnte aber auch ganz banal ein Bastelfreak in den 70ern gewesen sein, der keine UCL11 mehr hatte und das Gerät nach einem Flohmarktkauf umgebaut hat. Das ist dann weniger bezaubernd. Könnte das bei Ihrem Gerät mit der EL84 nicht auch so gewesen sein ?
Ich bin gegenüber Basteleien, die die Verschaltung betreffen, eher unaufgeschlossen. Irgendwo habe ich mal von dem sogenannten „Phantom“ gelesen. Ein sehr passender Begriff für den Zeitgenossen, den man nicht kennt, der aber die Schaltung umverdrahtet hat (z. B. Fehlverdrahtung bei versuchter Restauration) oder nicht den Spezifikationen entsprechende Bauteile eingesetzt hat (z. B. 250 V= als Anodenkondensator für die Endröhre in einem 220 V-Gerät oder 50uf statt 20uf Ladeelko). Gerade bei falscher Verdrahtung dauert die Fehlersuche ja meist länger...
Höchste Priorität hat der Umbau des 2B54GWK nicht - letztendlich werde ich es hier ganz ketzerisch davon abhängig machen ob mich das Umbaufieber packt, wenn ich sonst kein Radio zur Restauration mehr zur Hand haben sollte...

Herzliche Grüße,

Tim Küpper







 

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Epilog zum Umbau und weniger ist dann doch mehr... 
12.Dec.15 20:39
2275 from 4871

Tim Küpper (D)
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So, nachdem ich nun endlich eine günstige Ruine mit Original-Chassis gefunden habe, habe ich das Umbau-Chassis ins Lager verfrachtet und stattdessen das restaurierte Original-Chassis aus der Ruine verbaut.

In der Zwischenzeit muss ich sagen, dass ich vom vollständigen Ersetzen aller aus der Toleranz gelaufenen Bauteile weiten Abstand genommen habe. Nachdem meine Sammlung nun weit über 100 Radios zählt (ich muss mal wieder Bilder hochladen), habe ich mich gefragt, ob ich wirklich wissen muss, wie sich jedes Modell anhört, wenn es 100% Leistung hat bzw. ob man es bei Kleinradios (meinem Sammelgebiet) überhaupt hört. Oftmals sind die Schaltungen von Kleinradios relativ einfach und besitzen z. B. keine komplexen Klangregelnetzwerke. Bzw. wenn ich noch weiter sammle und irgendwann 200, 300 oder gar mehr Stücke haben sollte - wie oft und wie lange werde ich dann jedes Radio zum Hören in Betrieb nehmen ? Und zum anderen: Je weniger Bauteile getauscht werden, umso weniger neue Fehler können auch entstehen. Je näher man mit den Fingern dem HF-Teil ist, umso leichter kommt man irgendwo dran und verbiegt Bauteile und verschlechtert damit mitnichten die Empfindlichkeit. Oder als Bild aus meinem Beitrag vor einem Jahr: Warum eine Lebertransplantation vornehmen, wenn die alte noch einigermaßen funktioniert?

 

Ich empfehle hierzu wärmstens den Kondensatorguide „Replacing Old Capacitors“ von Emilio Ciardiello hier im Forum.

Ich war am Anfang sehr skeptisch und habe mich - obwohl der Artikel mir bekannt war - zunächst nicht darauf eingelassen. Bis ich es einfach mal ausprobiert habe: Ich kann den Erfolg der Ausführungen von Emilio Ciardiello nach mehr als 10 auf diese Weise restaurierten Kleinradios vornehmlich aus den 40ern/50ern nur bestätigen und nur jedem empfehlen, sich darauf einzulassen. Insbesondere, wenn man das Gerät nicht täglich 8 Stunden im Dauerbetrieb einsetzen möchte.

Die  von mir nach seinem Leitfaden restaurierten Geräten liefen problemlos 4 Stunden im Dauerbetrieb bei sehr gutem und lautstarkem Empfang und hoher Senderstabilität. Auch übel aussehende Papier/Teerkondensatoren erwärmten sich nach dieser Zeit  nicht. Solange keine bauteilschädlichen Spannungen auftreten und das Radio auch nach 4 Stunden noch so gut wie nach der 1. Minute läuft, lasse ich alles wie es ist – auch unabhängig von Spannungen laut Schaltplan.

Dasselbe gilt auch für die meisten Widerstände. Gerade in ausländischen Radios aus den 50ern (z. B. Frankreich) sind Kohleschichtwiderstände oftmals um 20-30% aus der Toleranz gelaufen. Oft kein Problem!

Aus Sicherheitsgründen werden die derart restaurierten Radios von mir mit einem leicht ablösbaren Aufkleber auf der Rückwand versehen, das Radio nur isoliert ohne Verbindungen zur Außenwelt (Plattenspieler etc.) zu betreiben.

So kann sich die Sichtweise ändern. An alle Toleranz-Pedanten und Decapper - wenn ich das schaffe, schafft ihr das auch und die Nachwelt freut sich über noch etwas originaler erhaltene Geräte:-)

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