telefunken: 898WK; Spitzen-Super, spielt nur auf KW !!??

ID: 27574
telefunken: 898WK; Spitzen-Super, spielt nur auf KW !!?? 
07.Jul.04 19:55
0

Martin Schmidt (D)
Beiträge: 6
Anzahl Danke: 7

Hallo ,

als (relativer) Neuling in der Radioreparatur möchte ich die erfahrenen Sammler um Hinweise und Tips bitten bezüglich Reparatur Telefunken 898 WK (1938):

Nach Tausch aller alten Kondensatoren und Wiederherstellung der Original-Schaltung nach TFK Werksatthandbuch spielte das Gerät auf KW , gut und laut. Phono natürlich dann auch.

Aber auf MW nur ganz schwach SWF contra und DRS1. Also nur am äußersten Rand des Bereichs und da auch nur ganz schwach. Aber keine Verzerrungen oder Pfeifen, o.ä.

Auf LW nichts außer etwas Pfeifen und Rauschen.

Oszillator schwingt auf allen Wellenbereichen, jedenfalls habe ich am Gitter der Mischröhre Drehko-abhängige neg. Spannung (ca. -2 bis -10 V)

Wellenschalter ist ok.

Bitte um Tips und Hilfestellung jeder Art !!

( Eventuell könnte ich das Gerät auch in der Region Nordschwarzwald / Stuttgart / Karlsruhe / Heilbronn / Tübingen auch einem Kollegen mit viel Zeit und Lust mal zur Begutachtung vorbeibringen (??)....)

Martin Schmidt 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 2
 
08.Jul.04 14:19

Martin Steyer (D)
Redakteur
Beiträge: 684
Anzahl Danke: 5
Martin Steyer

Hallo Herr Schmidt,

aus den Modelljahren 1937-1940 habe ich einige Telefunken-Spitzengeräte restauriert, auch den 898WK. Fast bei allen waren die Keramik-Trimmer für Vorkreise und Oszillator wegen Sulfidierung der Silberbeläge ohne Kapazität, damit liegt der Gleichlauf völlig daneben.

Verständlicherweise macht sich das auf MW und LW wegen der höheren Kreisgüten sehr stark bemerkbar, auf KW deutlich weniger, deswegen ist dort meist Empfang.

Der einfachste Weg ist es, zu den vorhandenen einfach obendrauf einen neuen Trimmer zu löten und nach Abgleichanweisung neu abzugleichen. Falls keine Keramiktrimmer vorhanden, empfehle ich Valvo-Folientrimmer (Fa. Reichelt), diese haben sogar den Vorteil, daß man die jeweilige Kapazitätsstellung sehr gut sieht und damit auffällt, ob ein Trimmer auf Anfangs- oder Endkapazität steht.

Einfacher Vorabtest mit Meßsender: Stimmen am kurzwelligen Ende die Frequenzangaben auf der Skala? Wenn oben erwähnter Effekt eingetreten ist, sind die Sender entsprechend verschoben.

Weiterer Fehler beim 898WK: Die mechanische Verstellung der ZF-Bandbreite durch Seilzug ist häufig defekt, so ist keine Bandbreiteneinstellung möglich.

Viel Erfolg beim Restaurieren!

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 3
Danke für die Antwort... 
08.Jul.04 14:59

Martin Schmidt (D)
Beiträge: 6
Anzahl Danke: 4

Hallo Hr. Steyer,

Danke für Ihre Tips !

Mein Problem ist, daß ich für einen korrekten Abgleich weder die Erfahrung noch das Meßequipment besitze, mein Meßsender scheint defekt zu sein, jedenfalls funktioniert die int. Modulation nicht.
Da es sich bei dem TFK 898 wirklich um ein Spitzengerät dieser Zeit handelt, das auch optisch sehr repräsentativ auftritt, wollte ich hier die Chance nutzen und Sie ( und andere Sammler ) fragen, ob Sie (oder jemand anders, bitte melden !!) eventuell gegen Bezahlung dieses Gerät für mich abgleichen würden, ich würde mich sehr freuen !!

Im Südwestdeutschen Raum kann ich das Gerät vorbeibringen, ansonsten würde ich das Chassis auch Deutschlandweit versenden....

Vielen Dank für Antworten !

Martin Schmidt

PS:
Das mit dem Seilzug für die mech. Verstellung der Bandbreite dürfte hier nicht das Problem sein, der 898 WK hat auf der festen Welle montierte asymmetrische Pertinaxscheiben, die direkt die variable Bandbreitenregelung steuern...

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 4
Verkürzungskondensatoren 
12.Jul.04 16:48

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 730
Anzahl Danke: 6

Liebe Kollegen,

der T898WK läuft, ebenso wie der D860WK, auch heute noch erstaunlich oft mit den originalen Keramik-und Glimmer-Kondensatoren ganz passabel. Natürlich hat der Gleichlauf schon bessere Zeiten gesehen, und ein Neuabgleich ist meistens unabdingbar. Aber: ein Austausch nur der Trimmer reicht nicht! Oft wird vergesen, die Oszillator-Verkürzungskondensatoren (nur bei LW und MW vorhanden) zu überprüfen. Diese haben die gleiche Bauform wie die meisten ZF-Kapazitäten dieser Jahrgänge, also den runden, flachen, "gefüllten" keramischen Topf, haben aber im Gegensatz zu letzteren fast immer deutlich an Kapazität eingebüßt. Dabei sollten gerade diese Verkürzungskondensatoren peinlich genaue Werte haben, sonst kann man trotz vorschriftsmäßigen Abgleiches in Bereichsmitte nur schlechte Empfindlichkeit feststellen. Das liegt daran, daß der Oszillator dann zwar an den Bereichsenden stimmt, aber in der Mitte stark "durchhängt". Zur Erhaltung der Optik lasse ich diese Kondensatoren am Originalplatz, löte sie einseitig ab und verstecke die Ersatzkapazität(en) unter der Oszillatorplatine. Meistens muß man mehrere Kondensatoren parallel schalten, um auf den geforderten Wert zu kommen.

Andreas

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.