telefunken: TFK 054GWK, Reparaturbericht

ID: 153710
telefunken: TFK 054GWK, Reparaturbericht 
28.Nov.07 19:44
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Martin Steyer (D)
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Martin Steyer

Reparaturbericht Telefunken 054GWK

Das Gerät war schon vor einiger Zeit beim bekannten Auktionshaus zu einem recht günstigen Preis erstanden worden. Der Verkäufer kam aus Frankreich, das Gerät selbst ist wohl auch in Frankreich gebaut worden, wie das Schild auf der Rückseite dokumentiert.

Als Exportradio ist die Beschriftung auf der Rückseite in Deutsch, Dänisch, Holländisch, Französisch und Englisch.

Der Chassisaufbau und die Bauteile sind noch sehr solide, vom später im Krieg zu beobachtendem Sparzwang ist noch nichts zu erkennen. Kondensatoren und Widerstände entsprechen den vom Konsortium AEG, Siemens und Telefunken bekannten und sind deutscher Herkunft. Zunächst wurde mit dem Ohmmeter der Heizkreis gemessen, dieser war in Ordnung. Alle Röhren zeigten im Röhrenprüfer gute Werte, Skalenlampe und Sicherung waren ok. Es waren zwei Siebelkos französischer Herkunft nachgerüstet worden, beide reichen noch für einen brummfreien Betrieb aus.

Also wurde das Gerät mit ausgebautem, hochkant stehenden Chassis vorsichtig am Trenntrafo in Betrieb genommen. Augenblicklich verabschiedete sich die Skalenlampe mit einem hellen Aufblitzen. Ja, man sollte vorher mal genauer in die Schaltung schauen..... Der 054GWK (und auch der praktisch schaltungsgleiche Nachfolger 154GWK) haben eine pfiffige Schaltung zum Schonen der Skalenbirne. Diese funktioniert aber nur bei normaler, horizontaler Lage des Chassis! Beim Einschalten wird zunächst die Skalenbirne (12V, 0,1A) kurzgeschlossen. Dann wirkt die Netzdrossel als Relais. Wenn nach der Anheizphase der Röhren Strom durch die Drossel fließt, so wird durch die Magnetisierung ein Eisenblech angezogen und die Überbrückung der Skalenbirne aufgehoben. Es macht "klack" und die Beleuchtung geht an. Sehr ungewohnt, so etwas war mir bis dato noch nicht untergekommen. Das Bild zeigt die Drossel von unten. Beim senkrecht stehenden Chassis öffnet der Kontakt und der Einschaltstrom zerstört die Birne.

Zu meinem großen Erstaunen zeigte das Gerät sofort Empfang auf allen Wellenbereichen, allerdings mit Einschränkungen. Nach kurzer Zeit wurde der Empfang leiser, bei Aufdrehen des Lautstärkestellers fing die NF an zu kreischen. Dies war der "übliche Verdächtige", nämlich der Kopplungskondensator an der Anode des Triodensystems. Er hatte einen Feinschluß, der mit zunehmender Betriebsdauer stärker wurde. Durch die halbautomatische Gittervorspannungserzeugung bei der UCL11 äußert sich dieser Effekt etwas anders als bei den Endröhren mit Katodenwiderstand.

Beim Durchdrehen des Drehkos zeigte jede empfangene Station ein Pfeifen, das fast wie beim Einstellen eines Rückkopplungsaudions klang. Auch dieser Fehler ist ein bekannter: Die Anodenspannungen der Mischhexode UCH11 und der ZF-Röhre UBF11 werden mit einem gemeinsamen Vorwiderstand von 25KOhm erzeugt, es gibt auch nur einen gemeinsamen Abblockkondensator von 0,1uF. Nach Austausch desselben war der Empfang einwandfrei und die Rückkopplungserscheinungen weg.

Auch der dritte zu beobachtende Fehler ist typisch: Auf Mittelwelle lagen die Sender am langwelligen Ende fast richtig auf der Skala, aber am kürzerwelligen Ende aber stark zusammengedrängt und Sender von 1500KHz bei ca. 1100KHz. Ursache ist der keramische Trimmer, der dem Oszillatorkreis parallelgeschaltet ist und absoluten Kapazitätsverlust hatte. Durch Sulfidierung ist der Silberbelag restlos unwirksam geworden. Die Schaltung weist aus, daß der Vorkreis auf MW keinen Abgleichtrimmer hat, hier ist dem Drehko nur ein keramischer Rohrkondensator von 9pF parallel geschaltet. Leider kommt man an die originalen Trimmer zum Ausbau nicht problemlos heran, sie befinden sich zwischen Spulenplatte und Chassisblech. Also wurde geschätzt, daß ein Keramiktrimmer von 7-35pF (von denen ich etliche neue auf Vorrat habe) einen korrekten Oszillatorabgleich durch Parallelschalten ermöglichen sollte. Erst danach habe ich den Post hier zum Gerät gelesen (auch da sollte man sich vorher informieren....), die 35pF waren also offensichtlich genau richtig und der Empfang und die Skaleneichung einwandfrei. Der ebenfalls kapazitätslose KW-Oszillatortrimmer wurde so belassen, die leicht verschobene Skaleneichung auf KW wird in Kauf genommen.

Fazit: Ohne Nachgleichen der 3 ZF-Kreise sehr guter Empfang an einer 36m langen Hochantenne auf allen drei Bereichen KW, MW und LW. Selbst der Klang des recht kleinen permanentdynamischen Lautsprechers kann sich hören lassen.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.