Tipps zur Plattenwechsler-Reparatur

ID: 369908
Tipps zur Plattenwechsler-Reparatur 
01.Feb.15 19:06
3384

Uwe Ronneberger (D)
Redakteur
Beiträge: 478
Anzahl Danke: 6
Uwe Ronneberger

Ratschläge für den Plattenwechsler-Service


Der Service von Plattenwechslern ist wesentlich schwieriger als die Reparatur
von einfachen Plattenspielern, da die Bewegungsvorgänge verhältnismäßig kompliziert
sind. Es ist daher notwendig, daß sich der Reparaturtechniker vor Beginn des
Service über die grundsätzliche Funktion des Wechslers genau unterrichtet.
In den folgenden Ausführungen sollen Ratschläge für die Fehlerbeseitigung von
Plattenwechslern gegeben werden, die nach dem Prinzip des Geschwindigkeitsabschalters
funktionieren. Die Fehler können am Plattenwechsler und auch an den
Platten liegen. Am häufigsten hat man es mit folgenden Fehlergruppen zu tun:
1. Tonarm setzt falsch auf
2. Nadel springt aus der Rille
3. Plattenteller läuft falsch
4. Wechselvorgang fehlerhaft
5. Wiederholung defekt
6. Fehlerhafte Abschaltung
7. Platte wechselt nicht
8. Nebengeräusche während des Abspielens
9. Fehlerhafte Wiedergabe
Setzt der Tonarm bei 17-cm-Platten nicht richtig auf, so kann die Tasthebelfeder
gebrochen oder zu schwach sein. Sie muß dann ausgewechselt werden. Ist der Tonarm
nicht richtig eingestellt, muß evtl. die Mutter auf der Tonarmachse angezogen
werden, wenn sie sich gelockert hat. Ferner kann die Schraube des Tasthebels lose
sein, die dann anzuziehen ist. Wenn der Tasthebel hängen bleibt oder verbogen ist,
müssen wir die Hemmung beseitigen. Eine Klemmung tritt auf, wenn der Tasthebel
nicht in den Ausschnitt des Zahnrades fällt. Sind Gegenlager oder Finger verbogen,
müssen diese Teile ausgewechselt werden (1).
Bei 25-cm-Platten setzt gelegentlich gleichfalls der Tonarm nicht auf. Andererseits
rutscht u. U. der Tonarm vom Rand der 17-cm-Platte. Ursache ist in diesem
Falle die Abrundung der Plattenränder bei zurückliegenden Plattenpressungen. Abhilfe
bietet das Neujustieren des Aufsetzpunktes. Wenn der Tonarm beim Wechseln
wieder auf die Tonarmstütze gleitet, ist das Gegenlager am Spritzgußsteg verklemmt
oder der Ausschalthebel gibt das Gegenlager nicht frei. In beiden Fällen muß das
Verklemmen beseitigt werden (1).
Beim Springen der Nadel aus der Rille kann der Tonarm-Auflagedruck zu gering
sein und ist durch die Tonarmstellschraube neu zu justieren. Falls die seitliche Auslenkkraft
zu hoch sein sollte, ist die Leichtgängigkeit der Rutschkupplung auf dem
Zahnrad und des Starthebels zu prüfen. Die seitliche Auslenkkraft soll in Höhe des
Saphirs max. 2 g sein. Häufig ist der Saphir abgenutzt oder stark verschmutzt. Er
wird gereinigt oder ausgewechselt. Ferner löst sich der Finger nicht vom Gegenlager
am Ende des Wechselvorganges. Hier ist nach Service-Anleitung zu verfahren.
Wenn sich der Tonarm zu schwer dreht, so ist zunächst die Beweglichkeit des Tonarmlagers
zu prüfen. Dabei muß man darauf achten, daß sich das Gegenlager nicht
mit dem Finger verhakt. Der Hebestift soll sich mit der Kugelfläche auf dem abgeschrägten
Ende des Gleiters drehen und der Lagerwinkel des Tonarms federnd nach
unten drücken lassen.
Vielfach wird auch übersehen, daß der Wechsler nicht waagerecht steht. Die Wechslergrundplatte
soll völlig horizontal liegen. Gelegentlich sind die Zuleitungsdrähte
zum Tonarm zu kurz. Die am hinteren Ende des Tonarms herausgeführten Zuleitungen
müssen genügend frei beweglich sein, sonst werden die Bewegungen des Tonarmes
behindert. Schließlich können beide Saphirnadeln aufliegen. Es ist dann der
Saphirträger verbogen und die Kappe auszuwechseln oder die Wippe nachzurichten
(vordere Anschlaglappen nachbiegen), wenn sie verbogen sein sollte. Andererseits
kann die Kapselumschaltung klemmen. Die Klemmung läßt sich in den meisten
Fällen leicht abstellen (2).
Dreht sich der Plattenwechsler nicht, obwohl der Motor eingeschaltet ist, steht
der Tourenschalter auf Null oder der Motor hat keine Spannung. Im letzteren Falle
ist zu prüfen, ob an der Steckdose und an den Motoranschlüssen Netzspannung
liegt. Im Zusammenhang damit empfiehlt es sich, Lötstellen und Verdrahtung des
Plattenwechslers zu kontrollieren. Besteht Verdacht auf Motordefekt, nimmt man
den Plattenteller ab und prüft den Motor. Dreht sich die Welle nicht, obwohl Spannung
am Motor liegt, ist er schadhaft. Läuft dagegen der Motor und der Teller
steht, muß man untersuchen, ob sich die Reibrollen frei bewegen und sie die Antriebwelle
des Motors oder den Plattenteller berühren. Es ist ferner zu prüfen, ob
sich auf den Gummilaufflächen Staub oder öl befindet. Verschmierte Stellen sind
mit Spiritus zu reinigen.
Wenn der Plattenteller zu langsam läuft (noch zulässig sind 76 U/m, 44 U/m und
32,4 U/m), ist nicht selten das Lager verharzt. Es muß mit Benzin gesäubert und
dann vorsichtig geölt werden. Andererseits kann die ausgetauschte Reibrolle zu
groß sein. Sie muß dann gegen eine kleinere ersetzt werden. Sollte dagegen die
Geschwindigkeit zu hoch sein, empfiehlt es sich, die Drahtspirale (Motor) gegen einen
Typ kleineren Durchmessers auszuwechseln. Außerdem kann die Netzspannung und
die Betriebstemperatur zu niedrig sein (z. B. unter 10° C).

 

Quelle : Das junge Elektro-Handwerk, Heft5/1957

 

Nachtrag

Herr Schäfer aus Celle bat mich um folgende Ergänzung bzw. Korrektur :

Der Durchmesser des Reibrades spielt für die Geschwindigkeit keine Rolle. Maßgebend ist die Umfangsgeschwindigkeit, nicht der Durchmesser des Reibrads. Hierfür sind nur der Motorwellendurchmesser und der Tellerdurchmesser, an dem das Reibrad anliegt, maßgebend.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.