Videorecorder

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ID: 392319
Videorecorder 
02.Feb.16 12:15
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Rudolf Drabek (A)
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Rudolf Drabek

Der erste in Europa entwickelte SW-Videorecorder in der Unterhaltungselektronik, ein Spulengerät war so um 1967/68 im Markt verfügbar. Aber unter Videorecorder allg. stellte man sich ein Gerät vor, das mit einer Videokassette ausgestattet war. Damit war die Bequemlichkeit der Anwendung, so wie mit der Audio-CompactCassette gegeben.

Philips und Grundig waren  die einzigen europäischen Hersteller solcher Geräte. Man kannte sich. Die Geräte waren sehr schwer, so um die 20 kG. Man konnte sagen 1 kG kostet 1000 österr. Schilling  oder heute 72 Euro/kG. Das Preis/Gewichtverhältnis stimmt in etwa für einfache Geräte jetzt auch noch, am Ende des Produktzyklus.

Gerätefolge: N1500   1h Aufzeicnung, Zeitschaltuhr mechanisch

               N1502    1h, Zeitschaltuhr elektronisch zur Programmierung von Aufnahmen

               N1700    2h Aufzeichnung, Programmierung wie N1502

               V2000    8h Wendekassette, umfangreiche Programmiermöglichkeiten,

Die ersten drei Geräte hatten eine koaxiale Lage der Bandwickel, Ab V2000 und VHS waren die Wickel koplanar. Obwohl technisch progressiver als VHS, setzte sich VHS mit besserem Marketing durch. Philips und Grundig wechselten das System. Viel SOftware auf Kassette etc.

               VHS      4h einseitige Aufzeichnung. Bildstörungen bei schnellem Vorlauf,

In meinen Unterlagen habe ich einige Fotos gefunden, die ein, mit einer magnetischen Flüssigkeit "entwickeltes" Band samt Spuren zeigen. Es handelt sich um V2000 Bilder. Wichtig ist noch, dass eine Frequenzverdoppelung auftritt, da es ja für die Flüssigkeit egal ist ob es sich um einen Nord- oder Südpol am Band handelt. Die Frequenz des Synchronimpulses ist im Bild deshalb ROT für den Weisswert des Videosignals ist es GRÜN. Es wird jeweils nur eine Spur der Videoköpfe  dargestellt.

Mit lambda = v / f   kann man mit v = 5,08 meter/sec die Wellenlänge am Band ermitteln.

Man sieht einen Ausschnitt aus einem Halbbild, Die sekrechen roten Linien sind die Syncimpulse.Unten sind die 5 Haupttrabanten jedes Vollbildes gut zu sehen (nur jedes 2 Halbbild s.o. dargestellt). Der Bildinhalt ist das Standardtestbild, das sehr in die Höhe "gezogen" ist.

Ein Ausschnitt aus dem oberen Bild. Gelb ist der Schwarzpegel des Videosignales. Deutlich zu erkennen ist die Neigung des Signales um 6° gegen die Scanrichtung. Der andere Videokopf hat den Spalt in die andere Richtung geneigt. Mit diesem Trick ist es möglich "dicht an dicht" zu schreiben ohne Störung durch das Spurübersprechen für das Luminanzsigal. Für das Farbsignal, das in AM mit 562,5 kHz aufgezeichnet wurde ist diese Spaltneigung nicht wirksam und man musste andere Methoden anwenden um das Chromübersprechen zu eliminieren.

Zum Schluss mein Favorit, Das erste Bild mit einer Zylinderlinse verzerrt ergibt dann das Falschfarbentestbild. Man sieht sozusagen eine "unverschlüsselte" Aufnahme.

Die Bildbreite ist eine Zeile auf Band mit etwa 0,3 mm. Die Bildhöhe eben die sichtbaren Zeilen eines Videosignals.

Die Aufzeichnugsparameter sind verfügbar.  Mein HP67, den ich repariert habe, siehe mein Profil, funktioniert noch wie am ersten Tag, das Programm auf der Magnetkarte auch und so ist jedes Videoformat berechenbar. Z.B. auch Betamax mit 75 mm Scannerdurchmesser. Sony hatte damit eine sehr gute Bildqualität realisiert. Ich schreibe dies, da bald kein europ. Entwickler mehr darüber, aus eigener Erfahrung,  berichten kann. Die V2000 Introduktion fand 1979 anläßlich der Funkausstellung statt. Die Lebensdauer des Systems war nur 5 Jahre. Einige untechnische Anekdoten werde ich noch später,  siehe Profil, hinzufügen.

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Faszinierend! 
02.Feb.16 21:35
112 from 4256

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
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Zwar habe ich schon Bilder gesehen, auf denen die Magnetisierung eines Audio-Tonbandes sichtbar gemacht worden ist, aber das, was Sie da zeigen, ist eine ganze Nummer spektakulärer. Ich bin wirklich fasziniert!

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V2000 longplay mit Audiospur 
04.Feb.16 21:55
328 from 4256

Rudolf Drabek (A)
Beiträge: 272
Anzahl Danke: 7
Rudolf Drabek

Anbei ein Bild das beide Halbbilder zeigt und auf Grund dessen die Auflösung nicht mehr so bunt ist.

Die Audiospur ist bei diesem Bild nicht in Ordnung. Das Band/Kopfkontakt am unteren Rand ist mangelhaft.

 

Noch ein Nachsatz zu den anderen Bildern: Die Synchronimpulse sind genau untereinander und weisen keine Phasenverschiebung zwischen den Halbbildern auf. Das ist natürlich mit Absicht so gewählt, da ansonst der Farbkanal nicht funktionieren würde. Weiter in die Tiefe der wichtigen und kritischen Parameter aller Videorecorder soll aber nicht vorgedrungen werden. Dieser Parameter der dies ermöglicht heisst Zeilenkriterium, das bei V2000 1,5 Zeilen beträgt. Dieser Parameter bestimmt dann die Bandgeschwindigkeit zwangsweise.

Das erste Bild des ersten Beitrages zeigt zwischen 2 Spuren einen Abstand von genau 3 Zeilen, d.h. 1,5 Zeilen je Halbbild. Ist am oberen Bildrand gut zu sehen.

Man sieht auch wie schnell der Bandkontakt am Spurbeginn ausreichend ist und in etwa 1/5 einer Zeile mit 64 µs beträgt und hier dementsprechend auf Band  60 mikron.

Übrigens hat mein Freund Ir. Wolfgang Steinkopf in Eindhoven immer von einem mechanischen Videosignal gesprochen, was wiederum Komplikationen mit der Bandbreite der Regelschleife der hor. Synchronisation der TV Geräte zur Folge hatte. Das Videosignal ist ja in einzelne Halbbilder zerlegt und am Bildschirm zeigen sich ev., wenn das Band zwischen Aufnahme und Wiedergabe gedehnt wird, Phasenstösse, wenn die Regelschleife zu langsam ist. Aber das wird ein eigener Beitrag werden. Wolfgang war oft mit Herrn Prof. Bruch bei der Vorstellung von PAL auf der ganzen Welt unterwegs. Ich hoffe dass der letzte Absatz auch interessant für sie ist. Na ja, im Videorecorder sind viele Technologien zur Anwendung gekommen und man könnte endlos berichten. Aber so fleissig wie Hr. Scheida bin ich nicht.

 

Anlagen:

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Beeindruckend 
08.Feb.16 20:55
554 from 4256

Marc Goeritz (D)
Redakteur
Beiträge: 192
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Diese Bilder sind wirklich faszinierend! Ein wirklich toller Beitrag Herr Drabeg.

Ich kannte bisher nur die zum Schneiden sichtbar gemachten Spuren der 2" Querspurgeräte (AMPEX Quadruplex). In den Anfängen wurden Mazaufnahmen tatsächtlich mechanisch unter einem Mikroskop geschnitten und geklebt, ähnich wie Filmmaterial! Um genau zwischen zwei Spuren schneiden zu können, wurden diese chemisch sichtbar gemacht.

Interessant wäre im Vergleich zu Video 2000 ein Bild von den Spuren eines Standart VCR Bandes (kein Longplay). Mich würde dort der Spurabstand, der sogenannte "Rasen" interessieren.

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Kein Rasen da 
08.Feb.16 22:37
576 from 4256

Rudolf Drabek (A)
Beiträge: 272
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Rudolf Drabek

Die Schreibbreite war jedenfalls mehr als 22,6 my. Ich weiss es nicht mehr, aber es war etwa 30 my. Das Modell N1502 war das letzte Gerät mit nicht 100% Bandausnutzung, d.h. mit Rasen.

Jedenfalls hat V2000 auch im LP mode durch das Tracksensing perfekt funktioniert. Was bei VHS LP sicher nur bei Eigenwiedergabe störungsfrei möglich war. Bei V2000 war die Aussteuerbarkeit der Videokoepfe etwa 5 Spurbreiten.

Nach dem Umstieg von V2000 auf VHS hatte ich Gelegenheit bei Matsushita in Kita Kadoma in der Produktion alles im Detail zu studieren.

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Erklärung für "Rasen" 
09.Feb.16 11:00
638 from 4256

Rudolf Drabek (A)
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Rudolf Drabek

@ Hr. Goeritz: Eine Umfrage bei meinen ehemaligen Kollegen hat noch eine weitere Erklärung für den Rasen geliefert:

Herr DI H. Melw.: Der Rasen war einfach der Raum zwischen den Spuren den man möglichst nicht betreten sollte, wie einen "Rasen".

Recorderformate wie LDL1000, N1500 und N1502 mit Rasen hatten übrigens natürlich keinen zur Spur geneigten Videokopfspalt. Bei "still picture" wurde nur ein Halbbild 2x wiedeholt. Was ja bei "tilted gap" Formaten, aus nachvollziehbaren Gründen, nicht der Fall war, da jeder Kopf nur seine eigene Spur lesen konnte.

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