telefunken: UKW4C; Super-Vorsatzgerät Umbau der UKW Vorsatzstufe Warum?

ID: 333936
? telefunken: UKW4C; Super-Vorsatzgerät Umbau der UKW Vorsatzstufe Warum? 
09.Nov.13 17:59
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Wolfram Zylka (D)
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Wolfram Zylka

Umbau der UKW Vorsatzstufe UKW 4C  Warum?

 

Eine Frage an die UKW Experten aus den 50er Jahren.

Was genau fehlte an dieser aufwendigen Konstruktion gegen Störstrahlung?

Am 02. Mai 1956 brachte Telefunken  die Umbau Empfehlung heraus, um störstrahlsicheren Empfang mit Telefunken Geräten sicher zu stellen.

Aus der Saison  1949 /50 wurde der UKW 4C und 6A genannt.

Freue mich auf den genauen Hinweis

Herzlichen Dank

Wolfram Zylka

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Störstrahlung im UKW- und Fernseh-Band III (VHF) 
12.Nov.13 16:25
172 from 2266

Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel

Für das Jahr 1949/50 mag der Telefunken Einbausuper UKW4C (als Heimempfänger auch in UKW5B und UKW6A enthalten) wohl aufwändig gebaut worden sein. Das Konzept der Schaltung und des offenen Aufbaus war aber nach 2 Jahren technisch überholt und erwies sich mit zunehmend dichter belegtem UKW-Band und des Fernsehstarts im Dezember 1952 sogar als problematisch.
Die allgemeine Folgerung: Eine Begrenzung der Störausstrahlung von UKW-Empfängern ist unbedingt erforderlich!

Warum ist das Konzept des Telefunken UKW4C problematisch?

Die Anwendung der Triode-Hexode ECH11 als Mischstufe ohne vorgeschaltete HF-Vorstufe bringt eine erhebliche Oszillatorspannung über Verkopplung des Trioden- mit dem Hexodenteil an den Antenennanschluss und wird abgestrahlt.
Die Oszillator-Grundwelle 96,7 ... 110,7 MHz fällt in den UKW-Empfangsbereich, die erste
Oberwelle 193,4 ... 221,4 MHz betrifft zum Teil das FS-Band III (Kanal 8 bis 12).

Fig.1 Mischschaltung des Telefunken UKW4C (aus FS-Schaltungssammlung)

Die Abstrahlung erfolgt auch über den Stahlkolben der ECH11 und über die offene Variometerspule nebst Verdrahtung des Oszillators. Das Chassis des UKW4C hat keine HF-dichte Abschirmung.

In den Griff bekam man dieses Problem erst mit der Einführung der gekapselten UKW-Box und verbesserter Schaltungstechnik. Bei Telefunken wurde die variometerabgestimmte Box mit Doppeltriode ECC81 erst für die Empfängersaison 1953/54 eingeführt, ab 1954 bis in die 1960er Jahre dann mit ECC85 bestückt.

Daher bezieht sich die Telefunken-Umbauanleitung aus dem Jahr 1956 auf die eigenen Empfänger-Jahrgänge 1949-1952 mit dem Ziel, die Störausstrahlung des UKW-Oszillators zu begrenzen. Es kam immer das neue Mischteil-Kästchen mit ECC85 zum Einsatz.

Die Konkurrenz (Beispiel Saba) brachte ihre UKW-Box mit Vorstufe bereits Juli 1951 heraus. Erst mit 2x EF42 (oder EF80), dann ab 1952 mit EF80 und EC92.

Fig.2 UKW-Box aus Saba Konstanz W, Juli 1951

Beiden gemeinsam ist die trennende Vorstufe und die Ankopplung der vorverstärkten HF über eine (mit Pos. 23 abgleichbare) Brückenschaltung an die selbstschwingende Mischstufe. Da der Vorkreis mit abgestimmt ist, wird die Restamplitude des Oszillators am Antennenanschluss noch weiter abgesenkt.

Fazit: Die erhebliche Störabstrahlung des UKW4C in den UKW- und FS- Bereich III beruht auf dem Schaltungs- und Aufbaukonzept. Sie liess sich nur mit dem Ersatz der alten Misch- und Oszillatorstufe durch eine geschirmte UKW-Box unter die zulässigen Grenzwerte der deutschen Bundespost bringen.

Siehe hierfür auch Umbau des Telefunken T5000. Verwandtes und Wichtiges findet sich auch hier Uranus 53 (insbesonders Post #6 von Hans Knoll) und dort UKW-Spulensatz ... Saba.

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Danke für die ausführliche Erklärung 
12.Nov.13 17:07
182 from 2266

Wolfram Zylka (D)
Redakteur
Beiträge: 605
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Wolfram Zylka

Herzlichen Dank Herr Nagel,

für die detaillierte Antwort. Ich habe mir das Chassis des UKW 4C Bausteines, gemäß Ihren Aussagen, noch einmal angesehen und verstehe nun viel mehr von der Thematik.

Nochmals Danke für Ihre Mühe

Freundliche Grüße

Wolfram Zylka

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