stern-roch: 9E91: ein oder zwei Lautsprecher?

ID: 577839
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21.Jun.22 16:57
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Manfred Rathgeb (D)
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Obwohl nach der Änderungsgeschichte unter Hinweis auf die Bilder und den Plan zwei Mal angemerkt wurde, das Gerät habe nur einen Lautsprecher, ist dieses mit zwei Lautsprechern angelegt. Auch mein Gerät hat - wie der aufgeklebte Stromlaufplan vom 2.8.1952 - nur einen Lautsprecher, und zwar einen L2950GG von Funkwerk (ein L2950GGB ist für etwa 1955 angelegt). Ein Anonym hat hier nun Bilder (und wohl ebenso der Plan) eines Geräts mit zwei Lautsprechern und dem mag. Auge in der Mitte vorgestellt, man könnte fast meinen, es sei das Gnom-Gerät (Trafo mittig) oder ist eines der Geräte gar das Standmodell von 1953, das ja das gleiche Gewicht wie das Tischmodell hat? Leider sind die Begriffe Standmodell, Standgerät usw. problematisch, jedenfalls werden sie auch bei RMorg nicht einheitlich verwendet. Ich bitte um eventuelle Klarstellung/Berichtigung (ein Chassis und mehrere Systeme usw.), damit ich meine Sammlungs- Bilder beim richtigen Gerät hochladen kann.

Anlagen:

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stern-roch: 9E91: ein oder zwei Lautsprecher? 
21.Jun.22 19:01
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Archiv GFGF (D)
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Der 9 E 91 wurde tatsächlich in zwei unterschiedlichen Versionen produziert. Die erste Version (so auch Werbeblatt vom Stern Radio mit Gnomröhren und später ohne) hatte das magische Auge in der Mitte, einen 8W Tieftöner und einen 2 W Hochtöner. Die spätere Version mit magischen Auge an der (von vorn) rechten Seite besitzt nur einen Breitbandlautsprecher. Bedingt durch den hohen Preis wurden die Geräte nach Erscheinen häufig umgebaut - u.a. mit anderem UKW Tuner - und damit erfolgten durch die Umbauer auch Änderungen am Chassis. Ich kenne 9 E 91 mit Netztrafo an der Schallwand, Übertrager mittig an der Schallwand usw. usw. Es war ein teures und hochwertiges Gerät, welches entsprechend dem Zeitgeist für ein weiteres Leben ertüchtigt wurde- und an uns Sammler wurde sicherlich nicht gedacht.

DIe andere Seite sind die Fehler im Datensatz bei rm.org, angefangen von der Nennung zweiter identischer Lautsprecher, für die das Gerät keinen Platz hatte (sicher Verwechslung mit 7 E 81...) und Röhrenbestückungen.

Das Gerät mit den Gnomröhren existiert nicht, im Rochlitzer Labor war ein Muster gebaut und in Erprobung, als die Gnomröhrengeschichte beendet wurde. Es ist in der DDR häufiger passiert, dass ein Schaltbild oder Werkstattbuch schon gedruckt war, obwohl das Gerät noch gar nicht als Seriengerät existierte (siehe auch GCS 8000 bei Elektronik Gera).

Viele Grüße aus dem GFGF Archiv

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stern-roch: 9E91: ein oder zwei Lautsprecher? 
21.Jun.22 20:34
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Manfred Rathgeb (D)
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Herzlichen Dank für Ihre Informationen, die so sind , wie ich es vermutet hatte. Ich warte jetzt ab, ob eventuelle Änderungen vorgenommen werden, möchte aber abschließend noch drei Dinge anmerken:

Da Sie kein Bildmaterial beifügen oder weitere Literaturstellen nicht benennen, gehe ich davon aus , daß die Varianten in den damaligen Medien  gar nicht erfasst wurden, was angesichts der Produktionszahl, den Lieferschwierigkeiten usw. nicht unüblich wäre.

Das als Standmodell bezeichnete , also wohl direkt auf den Fußboden gestellte Gerät, das merkwürdigerweise ebenfalls 26 kg wiegen soll, scheint reine Planung gewesen zu sein, die RMorg  ohne nähere Darlegung oder Beweisführung als existent übernommen hat. Die im Datenblatt ohne Bild genannten beiden Quellen aus der DDR kenne ich allerdings nicht.

Das Gerät ist für die Nachkriegszeit tatsächlich vom Material und der Verarbeitung her  qualitativ hochwertig, den westdeutschen Produkten  ebenbürdig und bei der Aufarbeitung sagte ich mir immer wieder, das kann doch nur für das ZK oder die Funktionäre bestimmt gewesen sein. Nur an einer Stelle verbarg das Radio seine politische Herkunft nicht: Auf dem Lautsprecher ist ein Aufkleber mit der bekannten Friedenstaube und einem Aufruf angebracht, was ich dann zu meinen Bildern geben werde.

Editierung: Aus Fieden machte ich Frieden!

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stern-roch: 9E91: ein oder zwei Lautsprecher? 
26.Jun.22 10:51
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Wolfgang Eckardt (D)
Ratsmitglied
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Wolfgang Eckardt

Ich denke, bei diesen 9E91-Modellen besteht noch Klärungsbedarf. Die Faktenlage und die zur Verfügung stehenden Dokumente sind doch recht mager. Eine eindeutige Zuordnung, wann das Magische Auge von der Mitte nach rechts wanderte und statt der zwei Lautsprecher (getrennte Tiefton- und Hochton-Systeme) nur noch ein Breitbandsystem eingebaut wurde, ist kaum möglich mit den vorhandenen Unterlagen.
Eindeutig ist das Erstmodell, das mit Gnomröhren entwickelt wurde und 2 Lautsprecher besaß (ID=16687). Die FUNK-TECHNIK 7/1951 erwähnt den "Großsuper 9E91" so im Messebericht. Mit dieser Röhrenbestückung ist er mit Sicherheit nicht in Serie gegangen, da bereits 1952 die Serienfertigung der Gnomröhren fraglich war, die weitere Entwicklung gestoppt und 1953 die gesamte Produktion dieser Röhren eingestellt wurde.  (Siehe hier im Forum Post 4.)
Von 1951 und 1952 stammmende Datenblätter enthalten noch die Gnomröhren, auch der Messebericht im Herbst 1952 (DEUTSCHE FUNK-TECHNIK 4/1952) erwähnt noch die Gnomröhren und 2 Lautsprecher ebenso die FUNKSCHAU 18/1952, doch muss man davon ausgehen, dass diese Datenblätter für die Fach-Journalisten nicht immer dem neuesten Stand entsprachen, da sie oft lange vorher in den Druck gingen. Diese Problem des so frühzeitigen Druckens der Datenblätter und Werkstattbücher noch vor der Fertigung der Geräte erwähnte ja Herr Pötschke schon in Post 2.

Ein Serviceheft aus 1952 bringt bei den Daten zur Röhrenbestückung aber schon beide Möglichkeiten, Gnomröhren und als Ausweich die OSW- und Stahl-Röhren (mit Glaskolben), aber noch zwei  Lautsprecher. Zur Verwirrung trägt noch das Archivblatt 52SRR01H aus dem Archivverlag bei: Keine Gnomröhren mehr und "Ein 2-Watt-Hochtonsystem und ein 8-Watt-Tieftonsystem bilden die Breitbandlautsprecherkombination." - aber eine Abbildung des Inneren mit einem e-dynamischen Lautsprecher und dem Magischen Auge rechts! Baujahr 1952.
Es kann also davon ausgegangen werden, dass das Modell 1952 mit zwei Lautsprechern, dem Magischen Auge in der Mitte und mit OSW- und Stahlröhren auf den Markt kam und Ende 1952/1953 eine Umstellung auf einen Breitband-Lautsprecher erfolgte, denn eine Aufstellung in der FUNK-TECHNIK 18/1953 (Beilage III) führt nur noch einen Lautsprecher auf. Damit dürfte auch gleichzeitig das Magische Auge nach rechts gewandert sein, denn in der Mitte wäre nun kein Platz mehr.
Die DDR-Presse (DEUTSCHE FUNK-TECHNIK und "Das Elektrohandwerk") erwähnt ihn im Herbst-Messebericht 1953 Heft 9 bzw. Heft 10 gar nicht mehr.

Mit der Modellanlage im Radiomuseum möchte ich folgende Änderungen vorschlagen und bitte Administratoren um ihre Meinung:

1. Der Stern 9E91 [Gnomröhren] (ID=16687) bleibt unverändert.

2. Der Stern 9E91 [1952]  (ID=16690) wird bearbeitet als Modell mit der OSW- und Stahlröhrenbestückung, zwei Lautsprechern (e-dynamisch oder perm.-dynamisch sind möglich), Mag. Auge in der Mitte. Baujahr 1952-1953.

3. Das bisherige Standmodell 9E91 [1953] (ID=16689) ist bisher in keiner Quelle nachweisbar, existiert wahrscheinlich nicht mit der Bezeichnung "Standgerät", aber 1953 als Baujahr. Ich schlage eine Korrektur vor als Modell Stern 9E91 [1953 ein Lautsprecher] (ohne Zusatz Standmodell) mit  dem Magischen Auge rechts. Baujahr 1953-1954
Nach entsprechender Umstellung müssten dann einige Bilder vom 1952er Modell auf das 1953er verschoben werden, da die meisten Bilder vom Modell 1952 nur einen Lautsprecher zeigen.

Wolfgang Eckardt

 

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26.Jun.22 15:59
275 from 869

Archiv GFGF (D)
Redakteur
Beiträge: 88
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Ich würde mich Wolfgangs Vorschlag in dieser Frage anschließen, das dürfte so wie vorgeschlagen, den historischen Tatsachen ziemlich nah kommen. Anzumerken zum Typ 1 wäre noch, dass der Breitband LS immer gleich ist, der 2 W Hochtöner jedoch immer unterschiedlich war. Gesehen habe ich bestimmt 10-15 9 E 91. Der Hochtöner wurde wohl von Rochlitz entsprechend des Bedarfes zugekauft. Manche Geräte haben einen Stoffschutz um die LS, andere nicht. 

EIn Schreiben des Stern Radio Rochlitz an das Ministerium für Maschinenbau vom 10.11.1955 gibt als Produktionszahlen für den 9 E 91 an:  keine Geräte 1951, 2300 Geräte 1952, 11600 Geräte 1953.

Ingo Pötschke

 

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28.Jun.22 20:47
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Manfred Rathgeb (D)
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Eigentlich wollte ich nach den vorgenommenen Änderungen mich in dieser Sache nicht mehr äußern und meine Bilder kommentarlos beim Modell mit einem Lautsprecher hochladen. Das wäre aber nach den Kriterien von RMorg wohl unerwünscht, weshalb ich angesichts der doch recht hohen Produktionszahlen mich nochmals zu Wort melde. 

Beim Stromlaufplan vom 2.8.1952 steht hinter den Zahlen der Zeichnungsnummer "Sp-B" und darunter "Ausgabe I". Wenn es ein B und eine Ausgabe I gibt, dann gibt es meist auch noch irgendwelche andere Ausgaben. Auf dieses B und die Beziehung zum mag. Auge wurde bereits vor Jahren bei der Diskussion unter den Administratoren hingewiesen, ohne daß dies Eingang bei RMorg gefunden hätte. Ebensowenig wurde das Einteilungssystem  der Rochlitzer übernommen, in den Datenblättern nicht einmal angedeutet.

Auf dem auf die Unterseite geklebten Stromlaufplan meines 9E91 steht Ausgabe III, als mag. Auge ist eine 6E5 eingezeichnet. Auf der Rückwand steht (mit einem Strich auf das Chassis deutend) Ausführung B und die Bezeichnung des mag. Auges ist mit einem Aufkleber 6E5 überklebt. 

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