AD1 (AD1) regenerieren

ID: 185647
Dieser Artikel betrifft das Bauteil: Zur Röhre/Halbleiter

AD1 (AD1) regenerieren 
13.Mar.09 18:39
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Wolfgang Holtmann (NL)
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Wolfgang Holtmann

 

Wer eine AD1 mit nur geringer Emission (durch Verschleiß) besitzt, dem kann eine Regenerierung angeraten werden. Ich stütze mich auf die Ausführungen von Ing. Hans Köppen „Die elektrische Wiederauffrischung (Regenerierung)“ Funkschau-Verlag, 1944. Diese sind auch teilweise im Buch „Radios von Gestern“ E. Erb, ab Seite 247 und hier zu finden.
 
Ganz wichtig
  --  Dieser Pferdekur sollten nur Röhren mit weniger als 70% Emission unterzogen werden.
  --  Aus meiner Erfahrung ist nur bei den Aufdampftypen mit einem einigermaßen dauerhaften Erfolg zu rechnen.
 
 
 
Was sind denn überhaupt „Aufdampftypen“ ?
Damit sind jene direkt geheizten Röhren gemeint, wo eine Bariumverbindung am Anodenblech in einer Tasche verwahrt wird. Vielleicht ein TELEFUNKEN Patent? Siehe obige Abbildung.

Nach der Evakuierung wird durch HF-Wirbelstromerhitzung das System zum Glühen gebracht, worauf die Bariumverbindung durch ein Loch entweicht und sich auf die Elektroden niederschlägt. Der Wolfram-Heizfaden wird auf diese Weise mit einer Bariumschicht überzogen und dessen Emissionsfähigkeit enorm gesteigert. Gleichzeitig schlägt sich ein Teil des Bariums an der Kolbeninnenseite nieder und dient als Getter zur Bindung von Gasen. Man nennt dieses Vorgehen auch „Destillationsverfahren“.
 
 
 
Der Vollständigkeit halber sollte man noch erwähnen, dass einige Röhrenhersteller die Bariumverbindung generell unterhalb des Anodenbleches -in einer Vertiefung- angebracht haben. Oder, wie bei Philips Röhren oftmals zu sehen, die Substanz auf ein Metallnetz an der Innenseite der Anode preparierten. Allerdings zeigen diese Ausführungen schlechte Regenerierergebnisse, weil ganz einfach zu wenig, bzw. so gut wie nichts mehr übrig geblieben ist.    
 
 
AD1 ist nicht AD1
Im Laufe der Zeit sind viele verschiedene Ausführungen der AD1 auf den Markt gekommen, wobei -unter Beibehaltung der Kenndaten- die Heizfäden nach dem moderneren Verfahren mit einer weißlichen Bariumpaste behaftet sind. Eine Getterpille ist gesondert am System angebracht. Siehe Bild unterhalb. Diese Sorte hat keinen Bariumvorrat am Anodenblech und ist deshalb nicht nach untenstehenden Ausführungen zu regenerieren !! Nach meiner Erfahrung ist eine erfolgreiche Regenerierung dabei äußerst schwierig. Sollte jemand andere Erfahrungen gemacht haben, so lasse ich mich gerne belehren.
 
 
 
 
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Regenerierungsvorgang
Wichtig ist eine Hochspannungsquelle, welche den geforderten Strom von über 200 mA bei 250 bis 300 Volt aufbringen kann. Damit scheiden die meisten RPGs aus. Der Strom braucht nicht gut gesiebt zu sein, aber kein Wechselstrom, weil sonst eventuell die glühende Anode zur Katode wird und ein umgekehrter Strom zum Heizfaden fließt! Ich benutze einen Stelltrafo (mit Netztrennung) mit einem Brückengleichrichter und Ladekondensator (100 µF).
Die Heizspannung soll variabel und der Spannungswert möglichst gut (großes Instrument) ablesbar sein.
 
 
 
Es geht darum, die meist noch vorhandenen Bariumreste am Anodenblech zu aktivieren. Dazu muss das Blech zum Glühen gebracht werden, was durch gezielte Überlastung erreicht wird. Hierzu wird die Heizfadenspannung anfangs auf 6V erhöht. Das hat nach kurzer Zeit einen Anstieg des Ie zur Folge. Sollte die Röhre sehr stark verschlissen sein, kann man die Uf auf 7V erhöhen.

Es möge deutlich sein, in dieser Periode wird der Heizfaden sehr beansprucht und deshalb ist ein schneller Anstieg des Ie lebenswichtig! Aus diesem Grund darf die Anodenspannung nicht unter 250V sinken.
Wir beobachten im Halbdunkeln die Röhre (mit einer Schutzbrille) und reduzieren die Heizspannung in Stufen, sobald das Barium im System grünlich zu Leuchten beginnt.
Dieser Bariumaustausch sollte während des gesamten Regenerierungsvorganges nicht unterbrochen werden!  Abbildung zeigt ein Beispiel bei einer kleineren Röhre.
 
 
 
Die oben angegebenen Zeitintervalle sind nur eine grobe Indikation. Nach meinen Erfahrungen geht das meist viel schneller, manchmal selbst zu schnell! Daher die Schutzlampe (Kaltleiter) zur Strombegrenzung.
Immer den maximal zulässigen Anodenstrom im Auge behalten. Eine Hand am Heizspannungsregler, die andere am Hauptschalter. Und, nicht übertreiben!  Sobald der Strom nicht mehr steigt, sofort den Regenerierungsablauf abbrechen, bevor der Bariumvorrat gänzlich aufgebraucht ist. 
 
Ist der Vorgang abgeschlossen, kann man (nach Abkühlung) auf dem RPG das Ergebnis betrachten. Hat die Röhre nun 80% Emission erreicht, sollte man zufrieden sein und nicht die Prozedur wiederholen um eventuell noch 100% zu erzielen. Den Fehler habe ich zu Anfang gemacht.
 
 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.