aeg: Lautsprecherreparatur Teil 1

ID: 175283
Dieser Artikel betrifft das Modell: 68WK (AEG (Radios) Allg.Elektricitäts-Ges.)

aeg: Lautsprecherreparatur Teil 1 
17.Oct.08 21:57
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Albrecht Schwaderer (D)
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Hallo zusammen,

ein Mitglied des RM hat hier um Mithilfe bei einer Lautsprecherreparatur gebeten. Nach der Zusendung des LSP, die Membran mit Schwingspule waren schon demontiert, bin ich folgendermassen vorgegangen:

Die 4 Nieten die den Korb auf dem U-Eisen halten wurden abgebohrt, damit der Korb nicht bei den weiteren Arbeiten beschädigt werden kann, und weil es auch sonst nicht möglich ist das U-Eisen in einen Maschinenschraubstock zu spannen. Ursprünglich wollte ich die Verstemmung abfräsen, aber wegen der offene Konstruktion und der doch recht hohen Kräfte beim Fräsen erschien es mir ratsam auf das Fräsen zu verzichten und statt dessen die Verstemmung abzuschleifen. Abgeschliffen wurde mit einer Topfscheibe. Das Schleifen hat zudem den Vorteil, dass das U-Eisen auf einer Magnetplatte festgehalten wird und nicht gespannt werden muss. Nach dem Abschleifen des Überstandes konnte ich feststellen, dass die Verstemmung das U-Eisen nicht sehr tief verformt hat. Das ist gut sichtbar, denn von den 6 Einprägungen war nach dem Abschleifen von 3/10mm nichts mehr zu sehen und der eingepresste Dorn erschien in dem U-Eisen völlig rund. 

Daher habe ich mich entschlossen den Dorn nicht zu pressen, da man an einer hydraulischen Presse doch auch wenig Gefühl für das "zuviel" hat, sondern mit einem Gleithammer den Dorn zu ziehen. Das Bild entstand schon nach dem Ziehen des Dornes.

Hier sieht man, den Gleithammer. Glücklicherweise hat der Dorn schon ein Gewinde (M5), sonst könnte der Gleithammer nicht zur Anwendung kommen. Beim Ausziehen kann das U-Eisen am Schenkel mit der Passung mit der Hand gehalten werden, die Masse und die Geschwindigkeit sind hier entscheidend. Den Impuls hält man gut per Hand.


Hier sieht man die Einzelteile. Rechts der ausgezogene Dorn und die abgesetzte blanke Passfläche.

Nun kann die Spule instand gesetzt werden.

Der Zusammenbau kommt dann in einem weiteren Bericht, wenn ich die Spule wieder zurück bekommen habe.

Grüße

Albrecht Schwaderer

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Lautsprecherreparatur Teil 2 
08.Feb.09 00:59

Albrecht Schwaderer (D)
Beiträge: 134
Anzahl Danke: 3

Vorbereitung:

Zuerst wurden die abgebohrten Nieten, die den Korb hielten, aus dem U-Eisen ausgetrieben. Da die Nietköpfe die Feldspule leicht klemmen wurde noch die Höhe des Nietköpfe gemessen, damit die Spule danach auch wieder richtig platziert werden kann. Bei genauerem Betrachten des U-Eisens wurde optisch ein Verzug des U-Eisens festgestellt, so das Zweifel aufkamen, ob nach dem Zusammenpressen der Ringspalt wirklich konzentrisch und winklig wird. Es galt daher zu prüfen, ob die Bohrung der Passung sowie der Sitz des Dorns in der einen Seite des Schenkels und die Bohrung des Außendurchmessers des Ringspaltes in der anderen Seite des Schenkels exakt fluchten. Daher wurde ein Lehrdorn gedreht (-0,02mm), mit dessen langer Seite die Flucht und die Winkeltreue der Bohrungen ermittelt werden konnte.

Es war nichts verzogen, die Bohrungen fluchteten einwandfrei. Das U Eisen ist zwar geschränkt, aber das ist unerheblich, weil die Bohrungen demnach wohl mit einem Werkzeug und in einem Arbeitsgang gesetzt wurden.

Da keine passenden Nieten vorhanden sind wurden M5 Gewinde in die 4 Nietlöcher geschnitten. Die Sechskantschrauben wurden dann noch so bearbeitet, dass bei angeschraubtem Korb die Gewinde noch genau 2mm auf der anderen Seite herausstehen. Auch die Schraubenköpfe mussten abgedreht werden, so dass, wie bei den Nieten, der Kopf nur 2mm Höhe aufweist. Sonst ist der Freigang der Membran nicht gewährleistet. Am Korb wurden die Nietlöcher um 0,5 mm aufgebohrt, damit die Schrauben gut durchgehen. Der einzupressende Dorn bekam auf der Passungsseite eine kleine Fase angedreht, damit dieser besser in den Sitz findet. Danach wurden alle Teile gründlich gereinigt.

 

Zusammenbau

Dorn in die Spule einsetzen, die Anschlüsse weisen zum Korb. Die Passflächen des Dornes und der Bohrung mit etwas Loctite Buchsenfest benetzen und den Dorn einpressen. Dann kann der Korb aufgeschraubt werden. Hier ist zu sehen, dass die Schrauben die Spule an den Schenkel des U Eisens drücken.

Das kurze Drehteil, das auf den eingepressten Dorn aufgeschraubt wird bildet nun wieder den Innendurchmesser des Ringspaltes. Nun wird das hohlgebohrte Zentrierwerkzeug in den Ringspalt eingebracht. Durch die Bohrung kann mit einem Schraubendreher das Drehteil festgezogen werden.

Auch hier hat das Zentrierwerkzeug nur 0,02 mm Spiel. Wenn alles richtig fluchtet muss sich das Zentrierwerkzeug leicht herausnehmen lassen. Dies war hier der Fall. Damit war mein Teil der Arbeit beendet. Das Bild zeigt das festgeschraubte Drehteil und den einwandfreien Ringspalt. Zur weiteren Montage wurde das LSP Chassis wieder an den Eigentümer zurückgesandt.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.