AM-Abgleich für Radios leicht gemacht - Teil 1

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AM-Abgleich für Radios leicht gemacht - Teil 1 
28.Feb.04 17:40
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Olaf Antpöhler (D)
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Olaf Antpöhler

AM-Abgleich leicht gemacht.

 

Ich bin immer wieder von Sammlerkollegen gefragt worden, wie denn wohl der Abgleich zu bewerkstelligen wäre, denn auch nachdem man ein altes Stück wieder ans laufen gebracht hätte, wäre immer noch der Empfang schlecht. Das hat mich bewogen den Versuch zu starten, die Zusammenhänge noch einmal  zusammenzutragen. Die Erklärungen beziehen sich nur auf den Super. Ich werde auch versuchen nicht zu sehr in die theoretische Tiefe zu gehen, sondern für den Laien die Sache nachvollziehbar zu halten.  

 

In dem Zusammenhange ist aber auch der Auszug aus dem Buch von Herrn Erb >Radios von gestern, Krönung mit dem Empfang< als Referenz zu sehen. Hier der Link!

www.radiomuseum.org/dsp_forum_post.cfm?thread_id=17881

 

Ausgangspunkt ist also die fertiggestellte Reparatur nur das Radio möchte nicht so recht empfangen. Das liegt oft daran, dass nach vielen Jahren sich die Bauteile in ihren Werten verändern und somit außerhalb der Toleranz liegen. Somit liegt z.B. ein Bandfilter nicht mehr auf der gewünschten Zwischenfrequenz sondern weit daneben. Das hat zur Folge, dass der Sender der empfangen werden soll stark gedämpft wird. Das Ergebnis ist entweder überhaupt kein Empfang oder sehr leise im Hintergrund. Wenn man nun also die Bandfilter wieder auf die richtige Zwischenfrequenz abgleicht, hat man letztlich wieder ein Radio mit exzellenten Empfang. Außerdem, wenn man sich erst einmal an diese Arbeit herangetraut hat, macht sie auch extrem viel Spaß, weil man direkt ein Erfolg als positive Rückmeldung erhält.

 

Jetzt geht's los.

Es gibt zwei verschiedene Methoden um Bandfilter abzugleichen. Einmal die statische Methode und die dynamische Methode. Dieser Beitrag wird sich vornehmlich mit der statischen Methode befassen, da diese Methode normalerweise sehr gute Ergebnisse bringt.

 

1. Statische Methode:

 

 

 

Man bezeichnet diese Methode auch als Punkt zu Punkt Methode. Es wird ein Signal mit dem Prüfsender eingespeist und hinter dem Messobjekt, in unserem Fall parallel über dem Lautsprecher ausgewertet.   

 

Nur zur Vervollständigung hier auch die schematische Darstellung der dynamischen Methode

 

Bei der dynamischen Methode wird also auf dem Oszilloskop direkt die Durchlasskurve des Bandfilters dargestellt und jegliche Änderungen an den Bandfiltern werden sofort auf dem Schirm sichtbar. Aber das ist eher die Fortgeschrittenendisziplin und bedarf eines höheren Messgeräteaufwands, wie Wobbler und Oscar und ist auch, wie schon erwähnt, nicht unbedingt nötig.

 

Also zurück zur statischen Methode. Wie schon erwähnt wird das Objekt Punkt für Punkt geprüft und eingestellt. Also von der NF Endstufe rückwärts über Demodulatorstufe, ZF Stufe, bis man am Eingang der Schaltung ist. Dazwischen liegen unsere beiden wichtigen Bandfilter, nämlich einmal Bandfilter vor der ZF Verstärkung und einmal nach der ZF Verstärkung. Aber jetzt erst mal Schritt für Schritt der AM Abgleich.

 

Vorbereitung:

Es wird also das Outputmeter (Ausgangsspannungsmesser) und ein Dummy- Lautsprecher an dem normalen Lautsprecherausgang des Radios angeschlossen.

 

Der Dummy Lautsprecher ist nichts anders als ein Widerstand (Achtung auf die Leistung achten, wobei 16 W Typ meistens ausreicht) der anstelle des normalen Lautsprechers angeschaltet wird. Dann wird einfach, wie im Bild gezeigt, das Outputmeter angeschlossen.

 

Als nächster Schritt wird nun mittels des Testsenders, z.B. am Gitter 1 der ZF Verstärkerröhre z.B. EF89, über einen Kondensator 10 nF die gewünschte ZF Frequenz eingespeist.  Die ZF bei AM liegt normal bei 470Khz wobei aber auch 468 Khz oder 460 Khz Verwendung gefunden haben. Ich glaube es gab auch noch einige andere Frequenzen, jeweils abhängig auf welchen Sender man zu welcher Zeit Rücksicht nehmen musste. Wenn keine Unterlagen vorliegen, welche ZF in der jeweiligen Schaltung verwendet wurde, möchte ich auch hier noch mal auf den Buchauszug von Herrn Erb als Referenz hinweisen.

 

In der Zeichnung wird deutlich wo und wie hier angeschlossen wird. Auch wenn in meinen Bildchen Transistoren zu finden sind, ergibt sich eigentlich kaum ein Unterschied zu Röhrenschaltung. Wir befinden uns auch hier am Eingang der ZF Stufe mit unserem Einspeisepunkt. Die Basis der NPN Transistors kann auch das Gitter 1 einer z.B. EF89 sein. Das verhalten ist in beiden Modellen gleich.

 

Noch mal zur Erinnerung hinten am Lautsprecherausgang ist immer noch unser Outputmeter angeschaltet!

 

 

Jetzt kommen wir noch zu einem sehr wichtigen Punkt beim Bandfilterabgleich. Es handelt sich um die gegenseitige Bedämpfung bei überkritischer Kopplung. Die überkritische Kopplung ist sehr häufig der Fall und in den Abgleichanweisungen der Hersteller wird auch immer darauf hingewiesen. Aber wie geht das nun praktisch??

 

Wenn wir uns oben das Bildchen betrachten, sehen wir über den 2.Kreis im Bandfilter einen Widerstand parallel zum Kondensator geschaltet. Dies ist die Bedämpfung des einen Kreises, während sich der Andere gerade im Abgleich befindet. Ist der erste Kreis auf Maximum abgeglichen, wird die Bedämpfung auf diese Seite geklemmt und der zweite Kreis wird ebenfalls auf Maximum abgeglichen.

 

Das Dämpfungsglied kann entweder ein 10K Ohm Widerstand sein oder eine Kombination aus Kondensator und Widerstand in Reihe. Dies wird oft in der Abgleichanweisung des Herstellers beschrieben. Ist keine Abgleichanweisung vorhanden, sollte ein 10K Ohm Widerstand okay sein.

 

So nun haben wir den generellen Messaufbau der statischen Methode aufgebaut. Alles ist somit vorbereit, der Abgleich kann beginnen. Wie gesagt, an den verschiedenen Punkten, gemäß Abgleichanleitung von hinten nach vorne arbeiten. Ich beschreibe den Vorgang stellvertretend für ein Bandfilter, es geht aber überall gleich. Beim ZF Sperrkreis wird jedoch auf Minimum abgeglichen und nicht auf Maximum, aber auch das steht in der Abgleichanweisung.

 

ZF-Bandfilter:

-         HF Ausgang des Testsenders über Kondensator an z.B. Gitter 1 der EF 89 anschließen

-         Frequenz des Messsenders auf ZF einstellen (470 Khz)

-         Ausgangsspannung angemessen groß wählen (Abgleichanweisung)

-         Drehkondensator des Radios auf kurzwelliges Ende drehen (Mittelwelle linker Anschlag)

-         Radio auf Mittelwelle schalten (Drucktasten)

-         Bei vorhandener Ferritantenne die Mittelwellenspule dieser Antenne kurzschließen (ist evtl. nicht unbedingt nötig, da der Testsender eh alles überspielt)

-         Die gegenseitige Bedämpfung laut Bild einsetzen (Abgleichanweisung)

-         Die interne AM Modulation des Messsenders einschalten (meistens 1Khz)

-         Jetzt den Kreis eins auf Maximum am Outputmeter einstellen.

-         Dämpfung auf die zweite Seite klemmen und Kreis zwei auf Maximum abgleichen.

-         Evtl. muss man den Vorgang wechselseitig wiederholen, bis es optimal eingestellt ist. ( nicht immer nötig)

-         Nach optimaler Einstellung des Bandfilters, mit Messsender die ZF verlassen und Outputmeter beobachten ob nun tatsächlich kein anderes Maximum mehr vorhanden ist! Dadurch wird sichergestellt, dass Abgleich optimal ist (Abgleichvorschriften beachten)  

 

ZF Saugkreise:

-         Vorbereitungen wie oben beschrieben

-         HF Ausgang Des Testsenders über künstliche Antenne mit AM Eingang des Radios verbinden.

-         Saugkreis auf minimalen Ausschlag Outputmeter einstellen  

 

 Oszillatorkreise:

-         HF Ausgang Messsender über künstliche Antenne mit Antenneneingang Radio verbinden

-         Radio auf  auszugleichenden Bereich schalten (in unseren Beispiel Mittelwelle)

-         Radio und Messsender auf die abzugleichende Frequenz einstellen.

-         Zu Beginn stellt man das Radio und den Messsender auf die unterste zu empfangende Frequenz ein (Eckfrequenz) . Messsender wir wieder mit 1 Khz moduliert. Die Ausgangsspannung wird wieder mit Outputmeter kontrolliert.

-         Auf der unteren Eckfrequenz werden dann die Spulen auf maximalen Ausschlag gebracht.

-         Auf der oberen Eckfrequenz des Radios werden dann die Trimmer auf das Maximum gebracht.

-         Dieser Vorgang ist mehrmals wechselseitig zu  wiederholen, bis das Ergebnis optimal ist.

-         Zusätzlich kann in dieser Beschaltung auch noch die Vorstufenfilter abgeglichen werden. Dazu Vorstufenfilter auf Maximum bringen.  

 

Das war eigentlich schon der ganze AM Abgleich. Wichtig zu erwähnen ist noch die Tatsache, dass werkseitig die Filter immer verklebt sind. Vorsicht hier kann man viel kaputt machen. Zuerst müssen die Kerne gangbar gemacht werden. Ich erwärme die Filter immer erst mit einem Föhn und kratze dann alles Wachs und Klebstoff aus dem Spulenkern heraus. Dann setze ich evtl. noch ein wenig Alkohol ein um letzte Klebstoffe zu lös

Hier geht es zum Teil 2 http://www.radiomuseum.org/dsp_forum_post.cfm?thread_id=22057

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.