Australien, Neuseeland und Kanada
Australien, Neuseeland und Kanada
Die folgenden Informationen stammen z.T. aus Gesprächen mit Sammlern in den drei Ländern und aus den unten erwähnten schriftlichen Informationen. Zuerst einige Gemeinsamkeiten: Die Rundfunkbewegung startete jeweils sehr frühzeitig. Rasch - und oft von England aus induziert - entstanden auch eigene Industrien. Was man in Kanada erwartet, gilt aber auch für die beiden anderen Länder: Vor allem ab den 30er Jahren dominieren beim nationalen Bau US-Röhren und US-Technik - dies auch bei späteren Uebernahmen durch englische Firmen. Andrerseits kommen Importe fertiger Apparate meistens aus England, was mit den Vereinbarungen des Commonwealth zu tun hat. Man trifft vor allem in Neuseeland auch Geräte von Telefunken und Loewe, doch ist erstaunlich wie rasch Philips in allen diesen Ländern eigene Produktionsstätten erworben hat und z.T. unter dem alten Markennamen weiterleben liess. Von diesen Firmen gibt es viele Entwicklungen - auch unter dem Philips-Markenzeichen -, die man in Europa nicht kennt.
Was ich im Buch «Radios von gestern» erwähnte, trifft auch auf diese Länder zu: Wo die Rundfunkbewegung früh begann, ist heute ein grosser Sammlerkreis vorhanden (Holland z.B. mit ca. 950 Mitgliedern im NVHR, USA -zig von grossen Clubs). Mich überraschte die Herzlichkeit des Empfangs. In Auckland (Neuseeland) bat mich z.B. John Stokes, Sammler und Buchautor, um einen Vortrag vor dem NZVRS. Diese «Vintage Radio Society» umfasst 1990 ca. 300 Personen, was für ein Land mit nur um die 3 Millionen Einwohnern erstaunlich ist. Im Unterschied zum (reicheren) Australien findet man dort dennoch öfters Geräte zu moderaten Preisen - also zwischen 40 - 150 DM - in den zahlreichen Trödler- oder Antiqueläden. Allerdings stammen die Empfänger nicht aus den 20er Jahren, sind jedoch wegen den vielfältigen Formen optisch interessant. Vor allem findet man Radios aus Bakelit oder Kunststoff. Es handelt sich jedoch nicht um die speziell in den USA so hoch (1000 - 2000 USD) gehandelten Art Déco-, Glas- (Spiegel) oder farbigen Catalin-Geräte.
In « Guide to old Radios»; Johnson, David & Betty; Wallace-Homestead Book Company, Radnor, Pennsilvania , finden sich übrigens 80 Seiten (ca. 3200 Geräte) mit 1988/89 erzielten Preisen für US-Geräte. Heute (2001) gibt es einige Bücher mit der Erwähnung von kürzlicher erzielten Preisen für US-Geräte. Es ist erstaunlich, wie günstig in den USA Geräte aus den 20er- und 30er Jahren zu haben sind. Die meisten Radios, gebaut um 1925, lösen Preise von 60 - 150 USD, was auch für Kathedralen gilt. Lediglich spezielle Geräte - z.B. Breadboard 5 von Atwater Kent - lösen teilweise mehr als 1000 Dollar (10C z.B. 250-350). Einige (europäische) Händler nützen denn auch den Preisunterschied zu Europa aus, bringen regelmässig containerweise Geräte und verkaufen sie hier zum 5- bis 10fachen Preis... Das monatliche Heft «Antique Radio Classified» (siehe auch Artikel von Herrn Prof. Bosch im Heft 70 der «Funkgeschichte», GFGF) bringt mehr als 60 Seiten Kleininserate und vergleicht die Preise statistisch, wie auch das «Sammlerverhalten». Adresse: Antique Radio Classified, P.O.Box 2, Carlisle, MA 01741 USA. Jahresabo für Europa 30 USD (langsame Post) oder 60 $.
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Die NZVRS in Neuseeland gibt es seit 1979 und es erscheint quartalsweise eine ähnliche Publikation («Bulletin» mit 20-24 Seiten) wie die Funkgeschichte. Adresse für Anmeldungen: Bryan Marsh, 20 Rimu Road, Mangere Bridge, Auckland (Tel. 09-667-712). Jahresbeitrag für Uebersee NZ$ 23.50. Man trifft sich jeden 3. Montag des Monats in Auckland, wobei vier mal im Jahr (Feb, Mai, Aug, Nov) eine Auktion unter den Mitgliedern von Geräten etc. stattfindet. In Wellington trifft man sich jeden ersten Sonntag des Monats (Tel. 366-661). Gegen eine Gebühr vermittelt man Schaltpläne an Mitglieder.
Während in Neuseeland der offizielle Rundfunk 1922 startete und im selben Jahr einige Stationen entstanden, die mit dem 15-Watt De Forest-Sender Rundfunk zur Belebung des Radioverkaufs betrieben, hat in Kanada die Rundfunkbewegung 1919 mit dem Sender CGCG in Montreal begonnen. Dort habe ich das Buch «The birth of Radio in Canada, SIGNING ON» erworben, das aber leider nur auf 300 Seiten (ca. A4) Geschichtchen von verschiedensten Personen über die Radiobewegung bringt. Wohl kommen auch einige interessante Bilder vor, aber mir scheint das Buch "zu mager".
In Australien (ca. 17 Mio Einwohner) existiert zumindest ein Club mit Mitgliedern im ganzen, unerhört grossen Land mit wenigen grossen Städten (Sydney 3,5 Mio; Melbourne 3 Mio; Perth, Adelaide und Canberra je knapp über 1 Mio) und vielen kleineren Siedlungen entlang der südlicheren Küstenregionen. Die am 17.4.82 gegründete «Historical Radio Society of Australia» (HRSA) umfasst etwas mehr als 400 Mitglieder und veröffentlicht eine Quartalszeitschrift im Format zwischen A5 und A4 mit ca. 20 Seiten Umfang. Man nennt sie «H.R.S.A. Newsletter». Treffen finden statt in Melbourne (dritter Sonntag, ungerade Monate und dritter Donnerstag jeden geraden Monat ausser Dezember) und unregelmässig in Sydney und Brisbane. Die Mitgliedschaft kostet (1990, im Inland) 15.-- A$. Bestelladresse: J.R. Wales, P.O.Box 283, Mt. Waverly 3149, Australien.
Im Heft beschreibt man u.a. australische Geräte im Detail, und wegen den vielen Importen kommt auch die Besprechung von US-Geräten vor. Zum Teil waren auch US-Tochterfirmen wie Stromberg Carlson in Australien tätig, doch stimmen die Geräte nicht mit den amerikanischen überein. Beispielsweise findet man im Modell 837 von 1936/37 eine Gegentakt-Endstufe mit zwei EL2 und eine EBF1 als Verstärker und Gleichrichter für die automatische Schwundregelung. Diese Röhren sind bei späteren Modellen allerdings durch die 42 und 6B7 ersetzt, doch verbleibt die EZ3. In Australien war und ist Funk wegen der grossen Distanzen sehr wichtig und frühzeitig hat man die Rundfunkorganisation ABC (Australian Broadcasting Corporation) nach dem Muster der britischen BBC geschaffen, wobei letztere (als immer noch weltbester Rundfunkdienst) auch heute noch Programmbeiträge beisteuert.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.