korting: Die Signalwege im Audax 53W

ID: 547772
Dieser Artikel betrifft das Modell: Audax 53W (Körting-Radio; Leipzig, später Grassau)

korting: Die Signalwege im Audax 53W 
13.Dec.20 19:18
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Der Körting Audax 53W ist (bis auf die ECH81 und die EM11) durchweg mit Rimlock-Röhren bestückt. Als relativ frühes Gerät mit UKW, also noch ohne "Gebiß-Tasten", wird für die NF eine Reflex-Verstärkung in der zweiten ZF-Stufe (EF41) angewendet. Diese ZF-Stufe wird nur für die FM-ZF benutzt, nicht jedoch für die AM-ZF.

Im Schaltbild sind die Signal-Wege farbig hervorgehoben.

Die Signal-Wege sind für

  • FM-Zweig: HF & ZF violett
  • AM-Zweig: HF & ZF magenta
  • FM demoduliert: violett gestrichelt; hier wird die EM11 zur NF Verstärkung mit benutzt.
  • AM demoduliert: magenta gestrichelt
  • NF Reflex-Pfad: grün; hier wird die EF41 zur NF Verstärkung mit benutzt.

Da es für die 40er Rimlock-Röhren keine Type wie die spätere EABC80 gab, war man wohl auf eine Reflex-Schaltung angewiesen, um den Aufwand an Röhren zu begrenzen.

MfG DR

Ergänzung 15.12.20

Hans Knoll bat noch um den Hinweis, daß der UKW-Mischer mit dem Trioden-System der ECH81 einen "Tropadyne-Mischer" darstellt.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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korting: Die FM Oszillator-Frequenz im Audax 53W 
15.Feb.21 17:42
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Wie aus dem Schaltbild zu entnehmen ist, wird bei der Abstimmung für den UKW Bereich nur der Oszillator-Schwingkreis über eine "L-Abstimmung" (L2) verändert, während alle UKW Eingangs-Kreise nicht abgestimmt werden. Die UKW Eingangskreise sind entsprechend breitbandig.
Der UKW Abstimmbereich geht gemäß Skala von 87 MHz - 103 MHz.

Bei späteren UKW Radios liegt der Bereich für die Frequenz des Oszillators stets um die ZF-Frequenz (10,7 MHz) oberhalb des Empfangs-Bereichs. (Man würde daher Oszillator-Frequenzen zwischen 97,7 MHz - 113,7 MHz erwarten.)

Die hier gemessenen Frequenzen des Oszillators liegen jedoch zwischen 76,3 MHz bis 92,3 MHz. Sie liegen also um 10,7 MHz unterhalb der Empfangs-Frequenz.

Als UKW Mischer/Oszillator dient das "C"-System der ECH81 in der bei praktisch allen UKW Empfängern üblichen "Tropadyne" Schaltung. (Diese Schaltung aus den 1920er Jahren wurde für FM erneut "erfunden".)

Man stellt sich die Frage:

  • Weshalb verwendet Körting in diesem Gerät für den UKW-Oszillator die um die ZF Frequenz tiefer liegende Frequenz und nicht die (zumindest später) übliche höher liegende Oszillator-Frequenz?

Der Audax 53W wurde in den Jahren 1952 - 1954 vermarktet. In diesem Zeitraum startete allerdings auch das (damals) "analoge" Fernsehen.

Von Störungen durch die Oberschwingungen von Oszillatoren früher UKW Radios betroffen waren die TV Kanäle K5 (175,25 MHz ; 180,75 MHz) bis K11 (217,25 MHz; 222,75 MHz).

  • Schwingt der UKW-Oszillator um 10,7 MHz unterhalb des Empfangsbereichs, so geht der Bereich der 1. Oberschwingung des UKW-Oszillators von 152,4 MHz bis 184,6 MHz.
    Betroffen sind dann K5 und in K6 das Bild-Spektrum zu einem Teil.
     
  • Schwingt der UKW-Oszillator um 10,7 MHz oberhalb des Empfangsbereichs, so geht der Bereich der 1. Oberschwingung des UKW-Oszilltors von 195,4 MHz bis 227,4 MHz.
    Betroffen sind dann die TV-Kanäle K8, K9, K10, K11.

Daraus ist zu erkennen, daß die Wahl der Oszillator-Frequenz unterhalb des UKW-Empfangs-Bereichs zu geringeren Störungen führt.

Für frühe UKW-Radios war das deshalb wichtig, weil es zu dieser Zeit noch keine abgeschirmten UKW-Tuner Boxen gab, sondern die Eingangs- und Mischstufen für UKW mehr oder weniger "offen" auf dem Chassis aufgebaut waren. Dadurch konnten die noch richtig "strahlen", was vor dem Beginn des Fernsehens auch kaum jemand gestört hatte.


Telefunken hat für seine frühen UKW-Empfänger eine Umbau-Anleitung herausgegeben. Danach konnten die "frei strahlenden" UKW Vor- und Misch-Stufen mit Hilfe einer UKW Tuner-Box auf "stöstrahlungs-frei" umgebaut werden.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.