Dip-Meter Versuchsaufbau

ID: 181690
Dip-Meter Versuchsaufbau 
18.Jan.09 11:25
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Dietrich Grötzer (A)
Redakteur
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Dietrich Grötzer

Hallo Sammlerkollegen,

habe eine Frage an die erfahrenen Praktiker unter den Sammlerkollegen, wie zweckmäßig ist ein Dipmeter.

Ich habe einen Versuchsaufbau eines DIP-Meters mit FET gebaut. Die Empfindlichkeit ist ausreichend sowohl im passiven wie im aktiven Betrieb. Die Resonanzanzeige erfolgt über Drehspulinstrument und die Frequenzanzeige über einen externen Frequenzzähler. Allerding ist die Frequenzstabilität, nach meiner Ansicht, unzureichend. Bei aktiven Betrieb (Oszillator eingeschaltet) und bei passivem Betrieb (Absorbtion) verändert sich die angezeigte Frequenz am Zähler, je nach Annäherung, um bis zu 50kHz bei einer Sollfrequenz von etwa 1,5MHz. Um eine deutliche Resonanzanzeige zu erhalten ist eben eine gewisse Annäherung an den zu prüfenden Resonanzkreis erforderlich. Somit beeinflussen sich beide Resonanzkreise wie bei einem Bandfilter.

Ist ein DIP-Meter überhaupt als Messgerät in der Radiotechnik zweckmäßig? Oft ist ja auch die Zugänglichkeit in manchen Geräten zum Prüfling gar nicht oder nur schwer gegeben. Ihre Meinung würde mich interessieren.

Mit herzlichen Grüßen Dietrich Grötzer

 

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Grid-Dip-Meter 
18.Jan.09 13:43

Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
Beiträge: 582
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Herr Grötzer, Sie sollten nicht den Fehler machen, die Frequenz digital anzeigen zu wollen. Das ist für ein Grid-Dip-Meter ungeeignet. Eine Frequenzverwerfung von 50 kHz bei einer Messfrequenz von 1,5 MHz ist ganz normal (3 %). Wenn Sie statt dessen eine geeichte Skala benutzen, die ja bei so einem handlichen Gerät nur relativ klein ausfallen kann, fällt dieser Fehler nicht mehr ins Gewicht. Ein Präzisionsinstrument kann das GDM auf Grund seiner Funktion und seines Aufbaus ohnehin nicht sein. Es taugt nur zur orientierenden Messung.

Nun aber zur Zweckmäßigkeit so eines Gerätes.

Anwendung fand das GDM hauptsächlich bei selbstbauenden Praktikern (z.B. Funkamateure) in einer Zeit in der es noch keine Frequenzzähler gab und ein guter Messsender unerschwinglich war. Mal eben beim Gerätebau die Resonanzfrequenz eines Schwingkreises überprüfen zu können ist schon eine gute Sache und kann viel Arbeit ersparen.

In der Radioreparaturpraxis hat sich das GDM nicht so sehr durchgesetzt, obwohl Grundig zwei Geräte (Resonanzmeter 1 und 2) im Programm hatte. Ein Grund ist sicherlich die nicht immer gut zugänglichen Schwingkreise in einem Radio, bei den früheren Röhrengeräten traf das aber noch nicht so zu (bis auf die Bandfilter). Der Hauptgrund ist aber wahrscheinlich der des relativ seltenen Einsatzes im Radio-Reparatur-Handwerks. Selbstbau von Schwingkreisen kommt dort kaum vor. Außerdem kommt noch der Faktor Gewöhnung dazu. Man passt sich automatisch an vorhandene Möglichkeiten an.

Ich habe als Schüler bzw Lehrling Ende der 50'er Jahre mit Amateurfunk angefangen. Das wichtigste Gerät war damals neben einem Vielfachmessgerät das GDM. Nicht umsonst gab es vom DARC das GDM als Standardgerät Nr.1 (Post 4). Der Selbstbau war obligatorisch. Ich benutze es noch heute, obwohl ich mittlerweile auch die beiden Grundiggeräte besitze. Für UKW habe ich dann noch ein zweites Gerät mit Nuvistor (Post 7) gebaut.

Über Verwendung des GDM ist in der Literatur schon viel geschrieben worden. Über Umwege kann man damit nicht nur Freqenzen sondern auch Kapazitäten und Induktivitäten messen. Das wird aber auch mittlerweile zu erschwinglichen Preisen eleganter gemacht, so dass das kein Anwendungsfall für das GDM mehr ist. Gute Dienste tut das GDM bei mir noch heute, wenn bei einem Radio der Oszillator nicht schwingt (Einkoppeln der Oszi-Frequenz) oder auch Schwingkreise (durch Verbasteln oder Bauteilefehler) total verstimmt sind.

PS: Ich schreibe hier immer vom Grid-Dip-Meter. Das Gesagte gilt natürlich auch für Dip-Meter die mit Transistoren bestückt sind.

 

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Dip-Meter 
19.Jan.09 00:20

Bernhard Nagel (D)
Ratsmitglied
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Bernhard Nagel

Um auf den letzten Absatz des Eingangsposts zurückzukommen: Ist ein Dipmeter überhaupt als Messgerät in der Radiotechnik zweckmäßig?

Die Möglichkeiten und Grenzen dieses Test- oder Prüfgerätes (den Ausdruck Messgerät würde ich nur für exakt arbeitende Meßsender, Frequenzzähler usw. verwenden wollen) sollte man natürlich bei der Anwendung berücksichtigen. Und trotzdem schätze ich den Praxisnutzen, wenn Resonanzfrequenzen überschlägig bestimmt werden müssen, ein HF-Verstärker oder eine Mischstufe auf Funktion geprüft werden kann. Hier fallen 3% Ablesefehler nicht ins Gewicht, dafür erfahre ich schnell, wo die Abweichungen liegen. Erst kürzlich hatte ich einen Einsatz des Dipmeters anlässlich der Reparatur eines UKW-Mischteils. Da bereits früher an den Abgleichtrimmern wahllos gedreht wurde, war ein Grundabgleich mit dem Dipper in diesem Fall das Nächstliegende. Sicherlich sind nicht überall die Induktivitäten so gut zugänglich wie bei dieser Reparatur, doch sollte mit den recht kleinen Steckspulen des Leader- oder baugleichen Monacor-Modells in den meisten Fällen eine Ankopplung möglich sein. Eine kleine Einschränkung ist bei diesem Typ die untere Frequenzgrenze von 1,5 MHz.

Bernhard Nagel

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Dip-Meter in der Reparaturpraxis 
19.Jan.09 06:31

Johannes Bernhauser (A)
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Johannes Bernhauser

Guten Tag, Herr Grötzer!

Ich besitze ein (natürlich in früher Jugend selbstgebautes) Grid-Dip - Meter von Heathkit. Damals (vor Jahrzehnten) war es mein einziger zuverlässiger Oszillator ...

Heute dient es mir fallweise zur groben Kontrolle, wenn ich den Verdacht habe, daß ein Schwingkreis arg verstimmt ist (was zum Glück selten vorkommt, es sei denn, es hat jemand unbedarft herumgebastelt). Eine weiter mögliche Anwendung ist das Einkoppeln der Oszoillatorfrequenz, wenn der Verdacht besteht, daß der Oszillator nicht schwingt - in diesem Fall nehme ich aber meist gleich das Oszilloskop, weil ich - falls er doch schwingt, gleich Kurvenform, Amplitude und (recht genau) die Frequenz geliefert bekomme.

Genaues Messen ist - zumindest mit meinem Gerät - nicht möglich.

Mit freundlichen Grüßen, Johannes Bernhauser

 

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DIP-Meter 
19.Jan.09 07:43

Dietrich Grötzer (A)
Redakteur
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Dietrich Grötzer

Besten Dank an alle Kollegen für die ausführlichen und informativen Antworten.

Die Frequenzverwerfungen liegen somit nicht an meinem Versuchsaufbau sondern in der Sache selbst. Bis jetzt bin ich ohne GDM, mit Oszi u. Frequenzgenerator bzw. Zähler recht gut über die Runden gekommen.

Zugegeben habe ich mir etwas mehr vom GDM erwartet, ohne allerdings dessen Zweckmäßigkeit in Frage zu stellen. Werde mir überlegen ob ich dieses Projekt weiter verfolge und ob es den Aufwand lohnt für die fallweise hobbymäßige Instandsetzung von Radios.

Nochmals vielen Dank.

Mit Sammlergruß Dietrich Grötzer

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